Spielsucht

Spielsucht

Viele Menschen versuchen, ihr Geld durch Teilnahme am Glücksspiel zu vermehren. Die meisten Menschen können das Verhalten kontrollieren und unterliegen keiner Sucht.

Die Spielsucht zählt zu den psychischen Krankheiten und ähnelt anderen Suchtkrankheiten, beispielsweise der Drogensucht. Erkrankte können dem Drang nach dem Spiel nicht mehr widerstehen und spielen mit der Zeit immer häufiger und mit immer größeren Summen.

Falls die Betroffenen nicht spielen können, werden sie unruhig und rastlos. Sie brauchen das Spiel um ruhig zu bleiben. Häufig leiden sie neben der Spielsucht unter weiteren psychischen Krankheiten.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland gab im Jahr 2015 mehr als dreiviertel der Bevölkerung zwischen 16 und 70 Jahren an, dass sie schon einmal um Geld gespielt hätten. Die Quote der Suchtkranken in dieser Bevölkerungsgruppe liegt bei etwa 0,31 Prozent. Das entspricht in etwa 180.000 Personen in Deutschland.

Im Detail sind rund 0,68 Prozent der männlichen und 0,07 Prozent der weiblichen Bevölkerung betroffen. Außerdem liegt bei 0,56 Prozent der Deutschen ein problematisches Spielverhalten vor. Die Betroffenen weisen zwar keine Merkmale einer Sucht auf, aber sie haben Schwierigkeiten ihr Spielverhalten zu kontrollieren.

Grundsätzlich gibt es zwei Faktoren, welche den Mensch zur Teilnahme am Glücksspiel veranlassen. Die Spieler verspüren einen Nervenkitzel und die Chance auf das große Geld ist da.

Eine Aufklärung der Süchtigen schlägt oft fehl. Grundsätzlich liegt die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes langfristig höher als die Gewinnchance, denn der Anbieter möchte etwas verdienen. Irgendjemand gewinnt natürlich und die Spieler sind fest davon überzeugt, dass sie als Nächstes an der Reihe sind.

Viele Argumente, die eigentlich einleuchtend sind, werden von den Erkrankten nicht wahrgenommen. Sie gehen davon aus, dass sie bald gewinnen und spielen dementsprechend weiter, auch um das verlorene Geld zurückzuholen. Auf lange Sicht werden die Verluste sich jedoch weiter anhäufen.

In Deutschland spielen eher sozial schwache Personen, insbesondere an den Glücksspielautomaten. Sie versuchen so, ein höheres Einkommen zu generieren und in eine höhere gesellschaftliche Schicht aufzusteigen.

Sind Sie ebenfalls betroffen?

Eine Sucht, beispielsweise die Spielsucht, ist durch verschiedene Merkmale und Verhaltensweisen gekennzeichnet. Falls sie mehrere der nachfolgenden Fragen mit „Ja“ beantworten können, liegt möglicherweise eine Sucht oder zumindest eine Gefährdung vor.

  • Nehmen Sie sich Auszeiten im Beruf oder in der Familie, damit Sie spielen können?
  • Spielen Sie im Geheimen und sprechen nicht über ihr Spielverhalten?
  • Ärgern Sie sich nach dem Spielen und möchten damit aufhören? Schaffen Sie es nicht, langfristig mit dem Spielen aufzuhören?
  • Spielen Sie eher spontan, anstatt es vorher zu planen?
  • Spielen Sie am liebsten, bis das Geld alle ist?
  • Setzen Sie beim Glücksspiel Geld ein, mit dem Sie eigentlich Ihre Rechnungen, die Miete und andere wichtige Dinge bezahlen müssten?
  • Spielen Sie nach Verlusten weiter, um diese wieder reinzuholen? Spielen Sie nach Gewinnen weiter, weil Sie noch mehr gewinnen wollen? Träumen Sie vom Jackpot, weil Sie sich alles kaufen möchten?
  • Spielen Sie zur Aufmunterung, wenn Sie traurig sind? Spielen Sie, wenn es Ihnen gut geht, weil Sie feiern möchten?

Die möglichen Ursachen der Spielsucht

Manche Personen erkranken schneller an der Sucht als andere. Männer im Alter von 21 bis 25 Jahren sind sehr häufig betroffen, ebenfalls Menschen mit niedrigem Bildungsstand und solche, die Spielsüchtige in ihrem Umfeld haben. Menschen, die relativ früh mit dem Glücksspiel begonnen haben, erkranken ebenfalls schneller an der Sucht.

Manche Formen des Glücksspiels führen offenbar schneller in die Sucht als andere. Es gibt mit Spielautomaten, Bingo, Lotto, Oddset, Spielcasinos etc. viele verschiedene Formen des Glücksspiels.

Ein schneller Gewinn führt oft dazu, dass ein Spieler süchtig wird, weil er mehr will. Ein Verlust kann jedoch ebenfalls dazu beitragen, weil der Spieler das Geld wiederhaben möchte.

Das Gehirn verändert sich, wenn ein Mensch an der Spielsucht erkrankt. Die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen funktioniert bei Süchtigen anders, weil verschiedene Botenstoffe sich verändern.

Die Konzentration von Opioiden, Dopamin und Serotonin steigen. Diese Botenstoffe lösen den Nervenkitzel und die Glücksgefühle im Körper des Süchtigen aus.

Bestimmte Hirnregionen funktionieren bei süchtigen Menschen anders als bei Nichtsüchtigen. Das Gefühlsleben wird intensiver und die Impulskontrolle verringert sich, deshalb kann der Spieltrieb nicht mehr ohne weiteres unterdrückt werden. Das Risikoverhalten wird ebenfalls gesteigert und die Süchtigen sind bereit, immer höhere Risiken einzugehen.

Bei Menschen ohne Sucht wird Dopamin freigesetzt, wenn sie eine tolle Leistung erbracht haben und Lob erhalten. Süchtige brauchen in der Regel immer höhere Reize, damit das Dopamin freigesetzt wird.

Die Sucht verhält sich ähnlich wie eine Sucht nach Drogen oder Medikamenten. Drogensüchtige müssen mit der Zeit die Dosis immer weiter steigern und Spielsüchtige müssen immer mehr Geld setzen, damit sie den Kick spüren. Sie werden nervös und unruhig, wenn sie nicht spielen können und bringen ihren Job und ihre Beziehungen in Gefahr.

Die psychosozialen Faktoren spielen in der Regel ebenfalls eine Rolle. Viele Spieler handeln eher Impulsiv und Freund und Bekannte spielen ebenfalls gern. Die Bindung zur Familie ist eher gering, damit die Sucht verheimlicht werden kann.

Die Erkrankten sehen in dem Spiel eine Chance sich abzureagieren und mögen den Nervenkitzel. Andere hingegen möchten vor der Realität flüchten und betreiben das Glücksspiel, damit sie sich von Angst und Anspannung lösen können. Jugendliche mit einem Zugang zum Glücksspiel werden als Erwachsene in der Regel eher süchtig als andere Menschen.

Für eine Spielsucht müssen laut der amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft mindestens fünf der folgenden Bedingungen erfüllt sein, damit ein Spielverhalten als Sucht gilt:

  1. Sie denken sehr viel über Glücksspiel nach.
  2. Sie spielen immer wieder mit noch höheren Einsätzen, damit die Spannung steigt.
  3. Sie haben bereits versucht mit dem Spielen aufzuhören, aber es nicht geschafft.
  4. Sie sind leicht reizbar und werden unruhig, wenn Sie nicht mehr spielen.
  5. Sie spielen nach Verlusten weiter, damit Sie das verlorene Geld wieder reinholen können.
  6. Sie belügen Ihre Mitmenschen, damit niemand die Höhe Ihrer Einsätze herausfindet.
  7. Sie haben bereits illegale Aktivitäten wie Diebstahl, Betrug, Unterschlagung oder Urkundenfälschung begangen, damit Sie Ihre Sucht finanzieren können.
  8. Sie haben Beziehungen zu Ihren Mitmenschen oder Ihre Arbeit vernachlässigt, damit Sie spielen können.
  9. Sie haben andere Menschen um Geld gefragt, damit Sie einem finanziellen Engpass entkommen konnten.

Viele Spielsüchtige leiden an weiteren psychischen Krankheiten, beispielsweise einer Sucht nach Drogen, Alkohol oder Medikamenten, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Depressionen.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

Die folgenden Risikosignale zeigen an, dass Sie die Kontrolle über ihr Glücksspiel verlieren:

  • Das Glücksspiel beeinflusst Ihre Beziehungen zu anderen Personen, Ihren Geldbeutel oder Ihren Job.
  • Sie investieren immer mehr Zeit und Energie in das Glücksspiel.
  • Sie schaffen es nicht, Ihr Spielverhalten zu reduzieren oder ganz aufzuhören.
  • Sie greifen zu illegalen Aktivitäten, damit Sie ihre Sucht finanzieren können.

Diese Fakten zeigen, dass Sie ein Problem haben und sich schnellstmöglich Hilfe suchen sollten. Je früher Sie sich Hilfe suchen, desto weniger Schaden kann die Sucht anrichten und desto schneller können Sie den Weg aus der Abhängigkeit finden.

Alle Süchtigen verleugnen ihre Sucht und geben an, dass sie alles im Griff hätten. In vielen Fällen schaffen die Betroffenen es nicht, sich selbst Hilfe zu suchen. Sie benötigen die Unterstützung von Freunden oder der Familie.

Die Behandlung der Sucht

Bei einer Gesprächstherapie soll dem Erkrankten aufgezeigt werden, dass seine Vorstellungen über die Gewinnchancen nicht plausibel sind. Die Vorstellungen sollen wieder in ein rationales Verhältnis gerückt werden.

In einer Gruppentherapie können Betroffene sich mit anderen Spielsüchtigen austauschen und so gemeinsam von der Sucht loskommen. In manchen Fällen kann eine Familientherapie ebenfalls zielführend sein.

Bestimmte Medikamente, die bereits im Kampf gegen Depressionen Erfolg zeigten, können ebenfalls eingesetzt werden. Aktuell ist jedoch kein Medikament offiziell zugelassen.

Sich selbst schützen durch Selbstsperre

Eine Selbstsperre für das staatlich organisierte Glücksspiel gilt bundesweit und ist unbefristet, mindestens aber ein Jahr gültig. Der Antrag kann bei jeder Lotto-Annahmestelle, der Lotto-Zentrale eines Bundeslandes oder der Rezeption einer Spielbank gestellt werden.

Seriöse Online Casinos geben einem auch die Möglichkeit, sich jederzeit vorübergehend oder dauerhaft sperren zu lassen. In Spielotheken existiert ein übergreifendes Sperrsystem bislang nur in Hessen. In anderen Bundesländern wird derzeit daran gearbeitet.

Die Folgen der Spielsucht

Die finanziellen und persönlichen Verluste des Betroffenen steigen immer weiter. Angehörige leiden ebenfalls unter der Sucht und der Erkrankte begeht im schlimmsten Fall Suizid.

Eine Therapie muss möglichst schnell begonnen werden. Alternativ können Gruppen zur Selbsthilfe sehr hilfreich sein, damit die Betroffenen in ein normales Leben zurückkehren können.

Aktualisiert am 19. Februar 2021