Sehnenriss

Eine Muskelsehne reißt i.d.R. nur, wenn sie bereits vorgeschädigt ist. Zu einer solchen Vorschädigung kann es beispielsweise durch eine große Abnutzung im Rahmen von einer übermäßigen Beanspruchung kommen. Wird die Sehne dann einer großen Belastung ausgesetzt (beispielsweise beim Sport), kann sie reißen. Man unterscheidet zwischen einem Teilriss und einem Komplettriss der Muskelsehne. Von kompletten Rissen sind vor allem Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren betroffen.

Muskelsehnen bestehen aus einem derben, zugstabilen Gewebe, das wenig elastisch ist. Im Sehnenmaterial findet man die sogenannten Tendinozyten – bestimmte Zellen, die in geringem Maße vorhanden sind. Diese Zellen sind für die Erneuerung bzw. die Reparatur von Gewebe zuständig. Solch eine Reparatur der Sehne dauert i.d.R. recht lange. Die Aufgabe der Muskelsehnen besteht in der Übertragung der Muskelkraft auf die Knochen. So wird eine Bewegung bzw. zumindest eine Vorspannung erreicht.

Eine Ruptur der Bizepssehne

Bei einer Bizpessehnenruptur handelt es sich um einen Riss einer Sehne des Armbeugemuskels bzw. einer Sehne, die diesen am Unterarm oder an der Schulter befestigt. Der Bizeps ist mit drei Sehnen ausgestattet: zwei Sehnen (kurze und lange Bizepssehne) verbinden den Muskel mit der Schulter, eine, die untere Bizepssehne, verbindet den Muskel mit der Speiche am Unterarm. Während die lange Bizepssehne sehr anfällig für Verletzungen ist, reißen die kurze und die untere Bizepssehne eher selten.

Der Strecksehnenriss

Eine Verletzung der Stecksehnen besteht, wenn eine der Strecksehnen zwischen der Muskulatur des Unterarms und der Finger reißt. Damit eine dieser Sehnen reißt, müssen große Kräfte auf den Sehnenapparat einwirken. Am Endglied der Finger reichen jedoch bereits kleinere Kräfte aus, um zu einem Strecksehnenriss zu führen. Ist eine dieser Sehnen betroffen, spricht man in der Medizin von einem gedeckten Strecksehnenriss.

Verletzungen der Finger-Beugesehnen

Jeder Finger ist mit zwei Beugesehnen ausgestattet. Eine dieser Sehnen ist tiefer liegend, die andere verläuft oberflächlich. Sie verbinden den Finger mit den Unterarm-Beugemuskeln. Aufgrund der speziellen anatomischen Verhältnisse in diesem Bereich ist eine Beugesehnenverletzung an der Hand meist schwerwiegend.

Eine Ruptur der Quadrizeps-Sehne/ die Patellarsehnenruptur

Die Quadrizeps-Sehne verbindet den Quadrizeps, also den Oberschenkelstrecker, mit der Kniescheibe (Patella). Bei einer Quadrizeps-Sehnen-Ruptur ist dieses Band gerissen. Im Rahmen einer Patellarsehnenruptur ist wiederum jenes Band gerissen, welches die Kniescheibe mit dem Unterschenkel verbindet. Beide Sehnen sind für die Kraftübertragung zwischen Ober- und Unterschenkel verantwortlich.

Der Riss der stärksten Sehne des menschlichen Körpers

Statistisch reißt die Achillessehne bei Männern häufiger als bei Frauen. Etwa zehn von 100.000 Menschen erleiden pro Jahr eine Achillessehnenruptur. Meist tritt diese Verletzung im Alter zwischen 20 und 50 Jahren auf. Die Sehne reißt häufig im mittleren Bereich. Diese Region ist schlechter durchblutet als die anderen Abschnitte. Selten reißt die Sehne am Knochen- bzw. am Muskelansatz.

Die Achillessehne verbindet den Wadenmuskel mit dem Fersenbein. Dank dieser Verbindung sind wir dazu in der Lage, die Fußspitze abzusenken wie es etwa beim Drücken des Gaspedals während des Autofahrens notwendig ist. Die Achillessehne ist zwischen zehn und 12 Zentimeter lang. Sie stellt die stärkste Sehne des menschlichen Körpers dar. So hält sie in Maximalsituationen bis zu dem Zehnfachen des Körpergewichts aus.

Ein Sehnenriss in der Schulter

Ein Sehnenriss in der Schulter ist eine häufige Ursache für Schulterschmerzen. Diese Art von Ruptur gehört zu den häufigsten Sehnenverletzungen aufgrund von Abnutzungen. Die Schulter wird von einer Vielzahl an Muskeln, Sehnen und Bändern stabilisiert. Diese können bei hoher Belastung reißen. Besonders anfällig für Verletzungen ist die sogenannten Rotatorenmanschette. Diese stellt einen Ring aus vier Muskeln dar.

Die Symptome eines Sehnenrisses

Die Symptome eines Sehnenrisses treten i.d.R. unmittelbar nach der Verletzung auf. Dabei kommt es nicht immer zu starken Schmerzen. Ist eine Sehne bereits vorgeschädigt, kann ein Riss sogar zu einer Verminderung der Schmerzen führen. Im Vordergrund stehen vielmehr funktionale Verluste, die durch den Riss bedingt werden. Ist beispielsweise die Quadrizeps-Sehne gerissen, kommt es zu einem deutlichen Kraftverlust bei der Kniestreckung.

Neben dem Funktionsverlust und den Schmerzen können außerdem Schwellungen und Blutergüsse entstehen. Ebenso können die benachbarten Gefäße und Nerven verletzt werden. Nicht selten macht sich ein Sehnenriss in Form eines lauten Knalls bemerkbar.

Die Symptome der Bizepssehnenruptur

Reißt die Bizepssehne, verrutscht der Muskelbauch des Bizepses sichtbar: Während der Riss der oberen Bizepssehne den Muskelbauch nach unten verlagert, führt ein Riss der unteren Bizepssehne zu einer Verschiebung des Bizepsmuskels nach oben. Außerdem kommt es zu Funktionsstörungen wie etwa beim Anheben des Unterarms.

Die Beschwerden bei einer Strecksehnenverletzung

Wenn eine Strecksehne der Hand gerissen ist, kann der betroffene Finger nicht mehr kraftvoll gestreckt werden. Sofern die Strecksehne am Endglied betroffen ist, hängt darüber hinaus das Fingerglied herab. In diesem Fall wird von einem sogenannten Hammer-Finger gesprochen. Diese Verletzung kommt recht häufig vor: sie macht rund ein Drittel aller Strecksehnenverletzungen aus.

Die Symptome einer Beugesehnenverletzung

Ist die tiefe Beugesehne der Hand vom Sehnenriss betroffen, kann das Endglied des jeweiligen Fingers nicht mehr gebeugt werden. Sind beide Beugesehnen gerissen, kann der gesamte Finger nicht mehr gebeugt werden. Außerdem können Blutergüsse und Schwellungen entstehen.

So äußerst sich eine Quadrizeps-Sehnen-Ruptur bzw. eine Patellarsehnenruptur

Ist die Quadrizeps-Sehne gerissen, kann eine Delle oberhalb der Kniescheibe ertastet werden. So kann der Riss lokalisiert werden. Außerdem liegt die Kniescheibe deutlich tiefer als normalerweise. Diese veränderte Lage wird als Patellatiefstand bezeichnet. Ist wiederum die Patellarsehne gerissen, findet sich die Delle unterhalb der Kniescheibe. Zudem ist diese höher liegend als üblicherweise (Patellahochstand). Sowohl bei dem Riss der Quadrizeps-Sehne als auch bei einer Patellarsehnenruptur kann das Knie nicht mehr aktiv gestreckt werden. Ebenso ist das Stehvermögen auf dem betroffenen Bein eingeschränkt.

Mögliche Ursachen für einen Sehnenriss

Es gibt viele verschiedene Ursachen für einen Sehnenriss. In der Medizin werden Sehnenrisse aufgrund ihrer Ursachen folgendermaßen eingeteilt:

Überbeanspruchung

Wird eine Sehne lange Zeit übermäßig belastet, kann sie früher oder später reißen. Ein Beispiel hierfür liefert der Kraftsport: viele und vor allem unerfahrene Kraftsportler wollen in möglichst kurzer Zeit schnell und viel Muskulatur aufbauen. Die Muskulatur passt sich schneller an die steigenden Belastungen an als das Sehnengewebe. Somit kommt es zu einer Überlastung der Sehnen und ein Riss droht. Und auch eine Dauerbeanspruchung kann zu einem Sehnenriss führen. Ein Beispiel hierfür sind Langläufer, die dauerhaft zu intensiv trainieren.

Traumatischer Sehnenriss

Zu einem traumatischen Sehnenriss kommt es durch äußere Krafteinwirkungen. Beispiele hierfür sind Unfälle und Sportverletzungen. Durch eine plötzlich auftretende und zu große Zugbelastung des Sehnengewebes kommt es zu einer Überforderung der Kollagenfasern. Diese können der Kraft nicht mehr standhalten, sodass sie teilweise oder vollständig reißen. Auch kann es zu einem sogenannten Sehnenausriss kommen. Hierbei wird die Fixierung der Sehne am Knochen ausgerissen. Reißt eine Sehne aufgrund von einer übergroßen Zugbelastung, wird von einer indirekten Gewalteinwirkung gesprochen.

In selteneren Fällen ist ein Sehnenriss die Folge einer direkten Gewalteinwirkung. Zu dieser kann es beispielsweise kommen, wenn ein Fußballer von hinten gegen die Achillessehne getreten wird, während er auf dem getroffenen Bein steht und sich aktiv vom Boden abdrücken möchte. In dieser Situation steht die Achillessehne unter starker Spannung, sodass ein Tritt ausreicht, um sie direkt zu verletzen. Ein weiteres Beispiel für eine direkte Gewalteinwirkung ist der Fall durch eine Glasscheibe, durch den die Achillessehne eine Schnittverletzung erleidet und durchtrennt wird.

Ein schleichender traumatischer Sehnenriss

Von einem schleichenden traumatischen Sehnenriss ist die Rede, wenn eine zuvor aufgetretene Verletzung zeitverzögert zu einem Sehnenriss führt. Zu solch einem Riss kann es beispielsweise kommen, wenn ein ungünstig verheilter Bruch im „Zugweg“ einer Sehne liegt. So wird die Sehne dauerhaft gereizt bzw. geschädigt. Erreicht diese Reizung der Sehne einen gewissen Grad, kann ein Riss die Folge sein.

Der degenerative / spontane Sehnenriss

Auch Bindegewebserkrankungen, rheumatische Erkrankungen und eine verminderte Rissfestigkeit aufgrund von altersbedingten Veränderungen können einen Sehnenriss begünstigen. Dabei kann bereits das Treppenstiegen ausreichen, um die Achillessehne reißen zu lassen.

So stellt der Arzt die Diagnose

Schildert der Patient Symptome wie einen peitschenartigen Knall und stechende Schmerzen, die plötzlich und nach einer mechanischen Krafteinwirkung (ein Tritt, ein Schlag, eine Überdehnung, …) aufgetreten sind, kann der Arzt bereits den Verdacht auf eine Sehnenruptur hegen. Durch eine Palpation versucht der Mediziner, seine Vermutung zu bestätigen. Bei der Palpation handelt es sich um die Abtastung des betroffenen Gebiets. Je nachdem, wo der Riss bzw. der Abriss liegt, kann eine Lücke im Verlauf der Sehne gespürt werden. Außerdem kann der Patient die betroffene Gliedmaße nicht mehr in eine Richtung bewegen – entweder ist die Streckung oder die Beugung gehemmt. Außerdem weist ein Bluterguss, Hämatom genannt, auf eine Sehnenruptur hin. Deutliche Zeichen für einen Sehnenriss sind außerdem eine Schwellung und Schmerzen.

Da die Sehnenruptur nicht immer vollständig ist, sind die Symptome nicht in allen Fällen eindeutig: Vor allem bei einem Teilabriss der Sehne müssen bildgebende Verfahren angewandt werden, um die Diagnose stellen zu können. Eine Ultraschalluntersuchung kann den teilweisen Sehnenabriss sichtbar machen. Außerdem können eine Röntgenaufnahme und eine Magnetresonanztomographie wichtige Einzelheiten der Verletzung bildlich darstellen.

Die Therapie bei einem Sehnenriss

Im Vordergrund der Behandlung steht zunächst die Linderung der Schwellungen und der Schmerzen. Diese wird durch eine Hochlagerung und eine Kühlung der Gliedmaße eingeleitet. Außerdem muss die betroffene Stelle ruhiggestellt werden.

Im Fall, dass die Sehnenenden nah genug beieinanderliegen, ist ein optimales Zusammenwachsen ohne Operation möglich. Dann wird eine konservative Therapie durchgeführt.

Liegen die Sehnenenden jedoch zu weit auseinander, um von selbst wieder zusammen zu wachsen, werden die Enden im Rahmen einer Operation zusammengenäht. Darüber hinaus wird in einigen Fällen Haut aus der benachbarten Muskulatur entnommen, um die Naht mit dieser Haut zu verstärken. Die operierte Stelle wird anschließend mit einer Spezialschiene fixiert. Um die Achillessehne nach einer Operation zu entlasten, werden über mehrere Wochen Spezialschuhe getragen. In den nächsten Monaten gilt es, die betroffene Stelle zu schonen und anschließend ein gezieltes Aufbautraining zu absolvieren. Ist die Sehne lediglich angerissen, reicht meist eine Ruhigstellung mit Gips oder Stützverband aus.

Verschiedene Möglichkeiten zur Vorbeugung

Da ein Sehnenriss meist im Rahmen von Sportübungen oder von Unfällen sowie durch Alterserscheinungen entsteht, kann man ihm nicht unmittelbar vorbeugen. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, das Risiko für einen Sehnenriss zu verringern. So sollte darauf geachtet werden, die Sehnen nicht zu überlasten: vor allem Sportler müssen langfristig denken und (zu) schnelle Kraft- und Trainingszuwächse vermeiden. Auch gilt es, die Sehnen keiner permanenten Überbeanspruchung auszusetzen.

Besteht ein generell erhöhtes Risiko für eine Sehnenverletzung (wie beim Basketball für die Beugesehnen der Finger), kann einer Verletzung durch gezieltes Tapen vorgebeugt werden.

Des Weiteren gibt es für einige Berufe eine bestimmte Schutzkleidung, mit der man einer Sehnenverletzung vorbeugen kann. Ein Bauarbeiter sollte beispielweise Sicherheitsschuhe tragen, um Schnittverletzungen der Achillessehne zu vermeiden.

Bestehen bestimmte Erkrankungen des Bindegewebes bzw. rheumatische Erkrankungen, die die Sehnenfestigkeit verringern, sollte die Erkrankung frühzeitig behandelt werden.

Nach einem Sehnenriss kann man eine erneute Ruptur vermeiden, indem man die Belastungen nach und nach steigert und eine Überbeanspruchung vermeidet.

Aktualisiert am 19. Februar 2021