Schwitzen

Beim Schwitzen handelt es sich um einen natürlichen Regulationsmechanismus des menschlichen Körpers: Durch das Schwitzen wird übermäßige Körperwärme abgegeben. Schwitzen kann aber auch durch andere Faktoren wie Emotionen hervorgerufen werden. „Normales“ Schwitzen wird wie folgt unterteilt:

Thermoregulatorisches Schwitzen: Körperliche Aktivität oder große Hitze von außen führen zu einer erhöhten Körpertemperatur. Diese wird durch das Schwitzen nach unten reguliert.

Emotionales (auch: emotionelles) Schwitzen: Eine nervöse Erregung wie Lampenfieber oder Prüfungsangst bringt eine Person zum Schwitzen und zwar vor allem unter den Achseln, an der Stirn, an den Handflächen und an den Fußsohlen.

Gustatorisches Schwitzen: Hierbei handelt es sich um Schweiß, der durch scharfe Speisen und Alkoholgenuss entsteht. Der Schweiß tritt vor allem im Gesicht auf. Diese Form des Schwitzens wird auch als Geschmacksschwitzen bezeichnet.

Formen des pathologischen Schwitzens

Neben dem physiologischen, völlig natürlichen Schwitzen gibt es auch das sogenannte pathologische bzw. krankhafte Schwitzen. Die Übergänge zwischen beiden Formen sind fließend – die Schweißproduktion und –Abgabe ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Das krankhafte Schwitzen wird in verschiedene Formen unterteilt: die Anhidrose, die Hypohidrose und die Hyperhidrose. Bei der Anhidrose ist die Schweißsekretion der Betroffenen unterbunden, d.h. diese Personen schwitzen überhaupt nicht. Bei der Hypohidrose ist die Sekretion von Schweiß vermindert – die Betroffenen schwitzen weniger als gesunde Menschen. Im Falle einer Hyperhidrose ist die Schweißsekretion hingegen deutlich gesteigert. Hieraus lässt sich aber nicht ableiten, dass jede Person, die viel schwitzt, auch an einer Hyperhidrose leidet – der Begriff definiert nicht die Menge des abgesonderten Schweißes, sondern eine Fehlfunktion des Schwitzens.

Eine deutlich gesteigerte Schweißproduktion – die Hyperhidrose

Je nach der Ursache für die vermehrte Schweißsekretion, wird die Hyperhidrose in zwei Arten unterteilt: Bei der primären Hyperhidrose (auch: idiopathische oder essenzielle Hyperhidrose) kann keine äußere Ursache bzw. keine Grunderkrankung für das vermehrte Schwitzen gefunden werden. Bei dieser Form handelt es sich um die deutlich häufigere Hyperhidrose. Meist entwickelt sie sich in der Jugend und hält ein Leben lang an.

Gegenüber der primären Hyperhidrose stellt das vermehrte Schwitzen bei der sekundären Hyperhidrose ein Symptom einer Erkrankung dar. Sowohl Infektionen (Malaria, Grippe, …) als auch Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus), hormonelle Störungen (z.B. Wechseljahre) und neurologische Krankheiten wie Morbus Parkinson können das starke Schwitzen bedingen. Ebenso kommen Tumore als Auslöser infrage. Anders als bei der primären Hyperhidrose kommt es bei der sekundären Form oft auch zu Nachtschweiß.

Die generalisierte und die fokale Hyperhidrose

Darüber hinaus kann die Hyperhidrose danach eingeteilt werden, welche Körperregionen vermehrt schwitzen: Der Begriff „generalisierte Hyperhidrose“ beschreibt ein verstärktes Schwitzen am gesamten Körper. Das ist vor allem bei einer sekundären Hyperhidrose der Fall. Im Rahmen der fokalen Hyperhidrose schwitzen die Betroffenen nur an bestimmten Körperstellen verstärkt. Das ist wiederum überwiegend bei der primären Hyperhidrose der Fall.

Schwitzkrankheit und Bromhidrose

Wird das übermäßige Schwitzen von Krankheitssymptomen wie Schmerzen oder einer Hautrötung samt Hitzegefühl (sog. Flush) begleitet, ist die Rede von der Schwitzkrankheit. Geht mit dem starken Schwitzen ein unangenehmer ranziger, muffiger oder käsiger Geruch einher, handelt es sich um eine sogenannte Bromhidrose.

Die häufigsten Ursachen der sekundären Hyperhidrose

Wie bereits erwähnt, lässt sich bei der primären Hyperhidrose keine Ursache finden. Zu den häufigsten Auslösern der sekundären Hyperhidrose zählen die folgenden:

Schweißausbrüche und ständiges Schwitzen können in Verbindung mit Kopfschmerzen und Herzklopfen auftreten. Dann liegt die Ursache ggf. in einer Angsterkrankung bzw. in wiederkehrenden Panikattacken. Außerdem kann Fieber zu einer starken Schweißproduktion führen. Fieber kann beispielsweise auch als Symptom einer Infektionskrankheit wie die Grippe auftreten. Ebenso wie akute Infektionen können chronische Infektionskrankheiten wie Aids zu Fieber und zu vermehrtem Schwitzen führen.

Eine weitere mögliche Ursache für die sekundäre Hyperhidrose liegt in den hormonellen Schwankungen im Rahmen einer Schwangerschaft oder während den Wechseljahren. Außerdem kann starkes Übergewicht zu übermäßigem Schwitzen in Verbindung mit Kurzatmigkeit und Gelenkproblemen führen. Bei Übergewicht entsteht das vermehrte Schwitzen aufgrund der durch das überschüssige Unterfettgewebe gestörten Wärmeregulation. Des Weiteren kann übermäßiges Schwitzen in Kombination mit einer auffallenden Wärmeempfindlichkeit auf eine Hyperthyreose, also auf eine Überfunktion der Schilddrüse, hinweisen. Dann kommt es außerdem zu einem Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit und zu Händezittern sowie zu einer gesteigerten Nervosität.

Leiden Diabetiker an Schweißausbrüchen und Unruhe, deutet das auf eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) hin. Die Schweißausbrüche werden von Heißhunger, Zittern und Herzklopfen begleitet. Zu einer Unterzuckerung kann es durch eine ausgefallene Mahlzeit, durch Alkoholgenuss und durch einen erhöhten Glukosebedarf aufgrund einer körperlichen Anstrengung kommen.

Weitere Auslöser

Neben den bereits erläuterten Auslösern kommen auch die folgenden Erkrankungen und Störungen als Ursache für eine sekundäre Hyperhidrose infrage:

  • Morbus Parkinson
  • vasovagale Synkope (Ohnmacht)
  • Schock
  • Herzinsuffizienz
  • Herzrhythmusstörungen
  • orthostatische Dysregulation (Blutdruckabfall bei Lagewechsel)
  • Anämie (Blutarmut)
  • rheumatische Erkrankungen
  • Tumorerkrankungen
  • Mangelernährung (z.B. bei Magersucht)
  • Entzugssyndrom (Drogensucht)

Darüber hinaus gibt es einige Medikamente, die übermäßiges Schwitzen als Nebenwirkung haben. Zu diesen Medikamenten zählen u.a. Kortisonpräparate, Antidepressiva und Betablocker.

Die Diagnose

Häufig handelt es sich bei vermehrtem Schwitzen um ein kurzfristiges Symptom mit einer offensichtlichen Ursache. Dann ist kein Arztbesuch notwendig. Bleibt die vermehrte Schweißproduktion hingegen über einen längeren Zeitraum bestehen bzw. ist die Schweißsekretion sehr stark, sollte ein Arzt aufgesucht werden, damit dieser die Ursache abklären kann.

Es gibt keinen allgemeingültigen Mess- oder Laborwert, der ein krankhaftes Schwitzen definiert. Aus diesem Grund nimmt die ausführliche Befragung des Patienten durch den Mediziner eine entscheidende Rolle im Rahmen der Diagnosestellung ein. Im Anamnesegespräch erkundigt sich der Arzt u.a. danach, in welchem Alter die Symptome das erste Mal auftraten und, ob die Schweißausbrüche unvorhersehbar sind, also, ob sie z.B. unabhängig von der Außentemperatur auftreten. Auch die Beeinträchtigung des Patienten in seinem Alltag spielt eine wichtige Rolle. Ebenso erkundigt sich der Mediziner nach der Einnahme von bestimmten Medikamenten und danach, ob eine Erkrankung vorliegt, die mit der vermehrten Schweißproduktion in Verbindung stehen könnte.

Je nachdem, welche Ursache der Arzt für die Hyperhidrose vermutet, folgen weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung, eine Biopsie und eine Blutuntersuchung. Außerdem kann anhand verschiedener Tests das Ausmaß des Schwitzens bestimmt werden. Mithilfe des Jod-Stärke-Tests kann der Mediziner den von den Schweißausbrüchen betroffenen Bereich klar von anderen Körperregionen abgrenzen. Wiederum dient die Gravimetrie dazu, die gebildete Schweißmenge pro Zeiteinheit zu bestimmen.

Das können Betroffene unternehmen

Betroffene können diverse Eigenmaßnahmen ergreifen, um die Schweißproduktion zu verringern bzw., um das vermehrte Schwitzen aushaltbar zu gestalten:

Um die Schweißproduktion zu verringern, kommen z.B. Antitranspirants infrage. Diese sind als Lösungen, als Cremes und als Puder erhältlich. Diese Mittel sorgen dafür, dass sich die Schweißdrüsen zusammenziehen – die Schweißproduktion wird gemindert. Allerdings gelten aluminiumhaltige Antitranspirants als gesundheitlich bedenklich – in den Medien wird immer wieder über eine Brustkrebs-fördernde Eigenschaft der Mittel diskutiert. Das liegt daran, dass der Körper das Aluminium aufnimmt und dieses nicht verwerten kann. Womöglich wird auch das Alzheimer-Risiko gesteigert. Wissenschaftlich belegt sind derartige Zusammenhänge jedoch nicht.

Wer stark schwitzt und aufgrund der gesundheitlichen Bedenken keinen Antitranspirant verwenden möchte, sollte eine angemessene Körperpflege betreiben. Zusätzlich lohnt sich die Verwendung von desinfizierenden Seifen. Diese bekämpfen Bakterien und sorgen so dafür, dass kein unangenehmer Geruch entsteht. Zudem wird Salbei eine die Schweißdrüsen zusammenziehende Wirkung nachgesagt. Mit diesem Hausmittel (z.B. in Form von Salbeitee) können die Schweißausbrüche also ebenfalls reduziert werden bzw. ist es zumindest einen Versuch wert.

Synthetik meiden, Ernährung anpassen und entspannen!

Damit man als Betroffener die Schweißausbrüche nicht zusätzlich fördert, sollte man auf das Tragen von synthetischer Kleidung verzichten. Stattdessen sollte auf atmungsaktive Naturfasern zurückgegriffen werden. Schuhe sollten keine Sohlen aus Kunststoff, Holz oder Gummi aufweisen. Besser geeignet sind Lederschuhe und Sandalen.

Empfehlenswert ist auch eine Anpassung der Ernährung – auf scharfe Speisen, auf übermäßigen Kaffeekonsum und auf Alkohol sollte verzichtet werden. Gleichzeitig sollte viel Wasser getrunken werden. Entgegen der weitverbreiteten Annahme, dass man dieses „nur wieder ausschwitzt“ ersetzt es die über den Schweiß verloren gegangene Flüssigkeit.

Sollten die Schweißausbrüche von nervöser Natur sein, können Yoga und andere Entspannungstechniken Abhilfe schaffen.

Die Behandlung durch den Mediziner

Sollten all diese Maßnahmen keine Besserung der Schweißausbrüche bewirken und sollte der Patient stark unter diesen leiden, kann ein Arzt zurate gezogen werden. Welche Empfehlungen dieser gibt, hängt maßgeblich davon ab, was die Ursache für die Ausbrüche ist und, welche Körperstellen von der übermäßigen Schweißproduktion betroffen sind. Es bestehen sowohl operative als auch konservative, also nicht-operative, Behandlungsmöglichkeiten.

Die operative Therapie bei einer vermehrten Schweißsekretion kann aus der Entfernung (Exzision) der Schweißdrüsen, aus der Absaugung (Saugkürettage) der Schweißdrüsen oder aus der Blockade der das Schwitzen auslösenden Nerven (Sympathektomie) bestehen. Die konservativen Therapiemöglichkeiten umfassen hingegen die Blockade der Nervenleitung zu den Schweißdrüsen durch Botulinumtoxin-Spritzen und die sogenannte Iontophorese. Letztere stellt eine Gleichstromanwendung dar, mithilfe derer die Aktivität der Schweißdrüsen vermindert wird.

In den Fällen, in denen dem vermehrten Schwitzen eine Erkrankung wie Parkinson oder Diabetes mellitus zugrunde liegt, besteht die Therapie vor allem darin, die Grunderkrankung zu behandeln.

Grundregeln, um die Schweißproduktion zu mindern

Es gibt keine Maßnahmen, mit denen man Schwitzen sicher vorbeugen kann. Es sind aber einige Grundregeln bekannt, die eine übermäßige Schweißbildung nachweislich positiv beeinflussen. So sollte beispielsweise auf das Tragen von synthetischer Kleidung verzichtet werden. Sandalen und Lederschuhe sind Schuhen mit Gummi-, Kunststoff- und Holzsohlen vorzuziehen. Alkohol, Kaffee, scharfe Speisen und scharfe Gewürze fördern die Schweißproduktion und sollten ebenfalls gemieden werden. Zudem ist es ratsam, geruchsentfernende saure Seifen oder Syndets zu verwenden.

Aktualisiert am 18. Februar 2021