Schlafapnoe

Im höheren Alter nimmt das nächtliche Schnarchen auf natürliche Weise immer mehr zu – ein Atemstillstand bleibt dabei aber aus. Bei der Schlafapnoe handelt es sich um eine schlafbezogene Atmungsstörung (kurz: SBAS). Der Begriff „Apnoe“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie „ohne Atem“. Aufgrund einer Schlafapnoe wird der Schlaf des oder der Betroffenen derart gestört, dass die Person am nächsten Morgen nicht erholt aufwacht. Dies gilt ebenso für die Bettnachbarn. Diese fühlen sich durch das zum Teil sehr laute und unregelmäßige Schnarchen in ihrem Schlafrhythmus gestört. Gefährlich wird es, wenn die Schlafapnoe derartige Ausmaße annimmt, dass die Atemstillstände länger andauern.

Auch, wenn man die genaue Zahl der Personen mit Schlafapnoe nicht kennt, wird davon ausgegangen, dass etwa zwei bis vier Prozent der Gesamtbevölkerung (Erwachsene) im Alter zwischen 30 und 60 Jahren betroffen sind. Besonders betroffen sind Übergewichtige: Etwa 80 Prozent aller Schlafapnoe-Patienten sind übergewichtig.

Die obstruktive Schlafapnoe (OSAS)

Das Schlafapnoe-Syndrom wird in zwei Formen unterteilt. Eine dieser Formen ist die obstruktive Schlafapnoe (kurz: OSAS). Diese stellt die deutlich häufigere Form der Schlafstörung dar. Während des Schlafs kommt es zu einer Erschlaffung der Muskeln des weichen Gaumens. Dieser befindet sich hinter dem Gaumenzäpfchen. Durch die Erschlaffung der Muskeln fällt die Zunge zurück, sodass sich die Luftwege teilweise oder sogar ganz verschließen. Die Folge: der oder die Schlafende bekommt keine oder zu wenig Luft.

Aufgrund der ausbleibenden Atmung kommt es zu einem Abfall des Sauerstoffgehalts im Blut (Hypoxämie) und das Gewebe wird mangelnd versorgt. Durch diese Merkmale wird der Körper in eine Art Alarmzustand versetzt – es kommt zu einer „Weckreaktion“. Dabei werden die Atemmuskeln des Brustkorbs und des Zwerchfells abrupt aktiviert. Zudem steigt die Leistung des Herzens und somit auch der Blutdruck. Häufig wachen die Betroffenen auf. In diesem Zusammenhang wird von einem sogenannten Arousal gesprochen.

Setzt die Atmung wieder ein, erfolgen einige tiefe Atemzüge und am nächsten Morgen kann sich der oder die Betroffene nicht daran erinnern, dass er in der Nacht aufgrund von Sauerstoffmangel aufgewacht ist. Die Atemstillstände im Rahmen der obstruktiven Schlafapnoe können zwischen zehn Sekunden und zwei Minuten andauern. Pro Nacht kann es bis zu 100-mal zu einem solchen Atemstillstand kommen.

Die zentrale Schlafapnoe

Die zweite Form der SBAS wird als zentrale Schlafapnoe bezeichnet. Der Auslöser für diese Form der „Schlafkrankheit“ ist eine Fehlfunktion des Zentralen Nervensystems. Die oberen Atemwege bleiben zwar geöffnet, doch die Atemmuskeln von Zwerchfell und Brust bewegen sich nicht ausreichend. Von dieser Form der Schlafapnoe sind vor allem ältere Menschen betroffen. Es handelt sich um eine harmlose SBAS. Tritt die zentrale Schlafapnoe in Kombination mit Nervenstörungen oder einer Herzschwäche auf, sollte jedoch unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Atemaussetzer und weitere Symptome

Es gibt zwei charakteristische Merkmale der Schlafapnoe:

  1. Bei der obstruktiven Schlafapnoe entsteht ein lautes und unregelmäßiges Schnarchen. Dieses Schnarchen wird als Rhonchopathie bezeichnet.
  2. Beiden Formen gemeinsam ist, dass die Betroffenen aufgrund des wenig erholsamen Schlafs zu einer Tagesmüdigkeit neigen. Mit dieser gehen eine Neigung zum Einschlafen und teilweise ein Sekundenschlaf einher.

Typisch für beide Formen der Schlafapnoe ist auch, dass sich die Atemaussetzer mit Phasen einer beschleunigten und tieferen Atmung abwechseln. In diesem Zusammenhang spricht man von einer Hyperventilation. Mit einem Schlafapnoe-Syndrom können weitere Symptome einhergehen: Morgendliche Kopfschmerzen und eine Abgeschlagenheit sind ebenso typisch für die Schlafapnoe wie Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen. Außerdem beklagen die Betroffenen beim Aufwachen oft eine Mundtrockenheit und es kann zu Potenzstörungen und zu Depressionen kommen.

Eine Einteilung der Schlafapnoe nach dem Schweregrad der Symptome

Je nach dem Schweregrad der Symptome wird die Schlafapnoe in verschiedene Stufen eingeteilt:

  • Latente Schlafapnoe: die Symptome treten nur vereinzelt auf und zwar vor allem, wenn vor der Nachtruhe Alkohol getrunken oder ein Schlafmittel eingenommen wurde. Ebenso kann eine erschwerte Atmung, wie es beispielsweise bei einem Schnupfen der Fall ist, die Symptome hervorrufen.
  • Leichte Schlafapnoe: es gibt Fälle, in denen die Betroffenen ungewollt einnicken, wenn sie sich anspruchslosen Tätigkeiten wie dem Lesen oder dem Fernsehen widmen.
  • Mittelschwere Schlafapnoe: die Patienten schlafen tagsüber ein und zwar selbst bei Tätigkeiten, die ihre Aufmerksamkeit erfordern. Die Leistungsfähigkeit der Betroffenen ist deutlich eingeschränkt.
  • Schwere Schlafapnoe: die Betroffenen sind extrem schläfrig und ständig benommen. Sie schlafen sogar bei Tätigkeiten ein, die ihre volle Konzentration erfordern (beispielsweise beim Autofahren). Kennzeichnend für diesen Schweregrad ist auch eine chronische Ateminsuffizienz. Bei dieser sind die Blutgaswerte für Kohlendioxid ständig erhöht und die Sauerstoff-Werte sind niedrig. Die hohen Kohlendioxid-Werte sind ein Faktor, der die Einschlafneigung und die Benommenheit der Betroffenen bedingt.

Weitere Merkmale der schweren Schlafapnoe

Im Rahmen einer schweren Schlafapnoe kann es außerdem zu einer dauerhaften Schwächung des rechten Herzens kommen. Dies ist auf einen erhöhten Widerstand in den Lungenarterien zurückzuführen. Ebenso kann sich das rechte Herz hierdurch vergrößern. Eine schwere Schlafapnoe kann aufgrund der krankhaften Vermehrung der roten Blutkörperchen zu einer Verdickung des Bluts führen und der Blutdruck kann erhöht sein. Im letzten Fall spricht man von einer arteriellen Hypertonie.

Ist eine Person, die an einer schweren Schlafapnoe leidet, zudem fettleibig, handelt es sich um das sogenannte Pickwick-Syndrom. Dieses Syndrom wurde nach der Figur Little Joe im Roman „Die Pickwickier“ benannt.

Verschiedene Formen – verschiedene Ursachen

Ursachen für die obstruktive Schlafapnoe

Die Ursache für eine obstruktive Schlafapnoe liegt in der Blockierung bzw. Obstruktion der Atemwege: dadurch, dass die Schlundmuskulatur im Schlaf erschlafft, entsteht beim Einatmen ein die Atemwege verengender Unterdruck. Außerdem erschlafft die Muskulatur des weichen Gaumens, sodass die Zunge zurückfällt und die Atemwege zusätzlich blockiert. Die obstruktive Schlafapnoe kann durch die folgenden Faktoren begünstigt werden:

  • Adipositas
  • Diabetes mellitus
  • Eine vergrößerte Zunge
  • Vergrößerte Rachenmandeln
  • Nasenpolypen
  • Rauchen
  • Alkohol
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel
  • Schlafen in Rückenlage
  • Herzinsuffizienz
  • Metabolisches Syndrom

Auslöser der zentralen Schlafapnoe

Die zentrale Schlafapnoe entsteht wiederum durch ein gestörtes Zentrales Nervensystem: die Atmungsregulation ist gestört, sodass der Atemantrieb immer wieder aussetzt. Die genaue Ursache liegt in einer Störung des Atemzentrums im Gehirn. Ist keine Grunderkrankung feststellbar, die die Störung des Atemantriebs bewirkt, wird von einer sogenannten primären zentralen Schlafapnoe gesprochen.

Die zentrale Schlafapnoe wird häufig durch die Cheyne-Stokes-Atmung bewirkt. Bei dieser handelt es sich um eine spezielle Form der periodischen Atmung. Die Betroffenen atmen abwechselnd tiefer und schneller und im nächsten Moment wieder flacher und langsamer und zwar bis es zu den Atemaussetzern kommt. Männer sind deutlich häufiger von der zentralen Schlafapnoe betroffen als Frauen. Als Ursachen für diese Form der SBAS gelten:

  • Die Hemmung des Atemzentrums aufgrund von Drogen, Medikamenten und anderen Substanzen
  • Herzerkrankungen, welche mit einer verlangsamten Blutzirkulation einhergehen
  • Ein geschädigtes Atemzentrum aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn oder infolge einer Entzündung

50 Prozent aller Menschen mit einer systolischen Herzinsuffizienz weisen eine zentrale Schlafapnoe samt Cheyne-Stokes-Atmung auf. Diese Kombination tritt auch bei 26 Prozent der Menschen, die vor kurzem einen Schlaganfall erlitten haben, auf. Es sei darauf hingewiesen, dass auch ein gesunder Mensch an einer zentralen Schlafapnoe mit Cheyne-Stokes-Atmung erkranken kann. Eine mögliche Ursache besteht in einem Aufstieg in große Höhen in sehr kurzer Zeit. Dann wird von einer höhenbedingten periodischen Atmung gesprochen.

So stellt der Arzt die Diagnose

Besteht der Verdacht auf eine Schlafapnoe, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, denn, wenn die Schlafstörung unbehandelt bleibt, kann sie sich negativ auf die allgemeine Gesundheit auswirken.

In einem ersten Schritt führt der Arzt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Er fragt diesen nach den auftretenden Symptomen sowie nach seiner persönlichen Krankheitsgeschichte. Dabei gilt zu beachten, dass die Betroffenen die nächtlichen Atemaussetzer oft gar nicht selber bemerken – in vielen Fällen ist es der Partner, der die Symptome am besten beschreiben kann. Es folgen eine körperliche Untersuchung und eine orientierende Untersuchung des Schlafs. Hierzu bekommt der Patient ein Messgerät. Dessen Messsonden müssen vor dem Zubettgehen nach Anleitung angebracht werden. Diese Messsonden ermitteln während der Nachtruhe die Atembewegungen in Brust und Bauch, den Atemluftstrom und den Puls. Außerdem wird die Sauerstoffsättigung des Bluts gemessen und das Gerät registriert die Körperlage sowie die Schlafgeräusche des Patienten.

Untersuchungen im Schlaflabor

Sollten die Ergebnisse dieses Verfahrens nicht ausreichen, um sicher eine Diagnose stellen zu können, wird der Arzt den Patienten an ein Schlaflabor überweisen. Dort verbringt der oder die Betroffene eine oder zwei Nächte. Während der Patient schläft, erfolgen Messungen der Hirnströme (EEG), des Sauerstoffgehalts im Blut (Pulsoxymetrie) und des Herzrhythmus (EKG). Ebenso kann der Atemfluss in Nase und Mund gemessen werden und der Patient trägt einen sogenannten Dehnungsgürtel. So werden Atembewegungen registriert. Im Schlaflabor werden außerdem Schnarchgeräusche und die Körperlage registriert. Die Muskelspannung (EMG) und der Blutdruck werden gemessen und mit einem EOG der Augenbewegungen lassen sich die einzelnen Schlafphasen voneinander abgrenzen. Im Schlaflabor wird der Schlaf des Patienten also genauestens untersucht.

Weitere Untersuchungen bei verschiedenen Fachärzten

Wird im Rahmen dieser Untersuchungen eine Schlafapnoe diagnostiziert, sind weitere Untersuchungen sinnvoll. Oft wird der Patient an einen HNO-Arzt, an einen Neurologen oder an einen Kieferchirurgen überwiesen. Diese führen jeweils spezifische Untersuchungen durch.

Die Bestimmung des Schweregrads

Um die Stärke der Schlafapnoe bewerten zu können, werden die Dauer und die Anzahl der Atempausen in Relation zur Schlafdauer gesetzt. Um das Maß der Schlafapnoe zu beschreiben, wird der sogenannte Apnoe-Index (AI) verwendet. Dieser gibt an, wie viele Atempausen à 10 Sekunden in einer Stunde Schlaf auftreten. Dabei gilt: je höher der Wert, desto schwerer die Schlafapnoe.

Die Behandlung der Schlafapnoe

Besteht eine leichte Schlafapnoe, reichen oft simple Maßnahmen aus, um die Anzahl der Atemaussetzer zu verringern. So sollte beispielsweise ein bestehendes Übergewicht reduziert werden und es sollte auf das Rauchen und auf den Alkoholkonsum verzichtet werden. Ebenso wirken sich Schlaftabletten günstig auf eine Schlafapnoe aus. Des Weiteren können Hilfsmittel, die eine Rückenlage in der Schlafphase vermeiden, hilfreich sein. Schon das Einnähen eines Tennisballs in die Rückseite des Pyjamas kann Wunder wirken. Es gibt aber auch spezielle Geräte, die „Alarm schlagen“, wenn eine Rückenlage eingenommen wird.

Das nächtliche Tragen einer Atemmaske

In einigen Fällen rät der Arzt zu einer Atemmasken-Behandlung: der Patient legt die Maske vor dem Zubettgehen an. Die Maske ist an ein spezielles Gerät angeschlossen, welches Raumluft in den Mund und in die Nase bläst. So werden ein Zusammenfallen der Atemwege und eine Unterbrechung der Luftzufuhr vermieden. Das Tragen der Maske ist zwar zunächst ungewohnt, doch Patienten gewöhnen sich i.d.R. schnell an die Atemhilfe, sodass sie sich bereits innerhalb von wenigen Tagen ausgeruhter und leistungsfähiger fühlen.

Da das Tragen einer solchen Maske sehr ungewohnt sein kann, werden verschiedene Atemmasken angeboten. Welche am besten zum Patienten passt, bespricht dieser mit dem behandelnden Arzt. Zudem bestehen verschiedene Funktionsweisen der Masken. So gibt es beispielsweise Masken, die mit unterschiedlichem Beatmungsdruck arbeiten und es gibt Masken, die die Luft entweder mit zusätzlichem Sauerstoff oder mit Wasser anreichern.

In manchen Fällen kann eine Operation sinnvoll sein

Eine Operation ist dann sinnvoll, wenn Nasenpolypen oder vergrößerte Rachenmandeln der Auslöser für die Schlafapnoe sind. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Atemwege per Operation zu weiten. Es bestehen verschiedene Verfahren für die Operation – einige sind minimalinvasiv und erfolgen unter Teilnarkose, andere erfolgen unter Vollnarkose und sind recht belastend für den Patienten.

Ob ein operativer Eingriff im individuellen Fall sinnvoll ist, wird in einem Gespräch mit dem Arzt erörtert. In diesem Gespräch wird auch die individuell passende OP-Methode besprochen. Ausschlaggebende Faktoren für die Entscheidung sind u.a. die Ursache und die Stärke der Schlafapnoe. Auch mögliche Risiken müssen bedacht werden.

Der Schlafapnoe vorbeugen: Risikofaktoren vermeiden

Eine Vorbeugung der Schlafapnoe besteht in sämtlichen Maßnahmen, die das Risiko für ein Aussetzen der Atmung im Schlaf verringern. Als Haupt-Risikofaktor gilt starkes Übergewicht, d.h. die wichtigste Präventionsmaßnahme liegt in der Vermeidung bzw. in der Reduktion von Übergewicht. Hierzu sollte man sich ausgewogen ernähren und es muss regelmäßig Sport getrieben werden.

Weitere Möglichkeiten, um der Schlafapnoe vorzubeugen, bestehen im Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Vor dem Zubettgehen sollte man keine schweren Mahlzeiten mehr einnehmen. Auch ausreichender und vor allem regelmäßiger Schlaf ist wichtig. Beim Schlaf sollte eine Seitenlage bevorzugt werden. So wird die Schlafqualität gesteigert.

Aktualisiert am 17. Februar 2021