Schilddrüsenschmerzen

Die Schilddrüse, in der Fachsprache Thyroidea oder Glandula thyroidea ist eine Hormondrüse, die unterhalb des Kehlkopfs sitzt und die Luftröhre halbkreisförmig von vorne umgreift. Das kleine Organ ist lebenswichtig. Schließlich steuern die produzierten Schilddrüsenhormone einige Vorgänge im Körper. Sie beeinflussen den Zucker-, Fett- und Proteinhaushalt, helfen den Wärmehaushalt und die Körpertemperatur zu regulieren, beeinflussen Herz, Magen, Darm, sowie das Nervensystem und Muskeln. Dadurch wirken sich die Hormone auf die Gemütsverfassung und allgemein auf den Kreislauf aus. Durch die Produktion von Calcitonin greift die Schilddrüse auch in den Calciumhaushalt ein. Das Hormon Calcitonin senkt den Calciumspiegel im Blut, während das von den Nebenschilddrüsen produzierte Parathormon den Calciumspiegel im Blut erhöht. Zum Ausschütten von Hormonen benötigt die Schilddrüse Jod, welches mit der Nahrung aufgenommen wird. Die Funktion der Schilddrüse wird von der Hirnanhangdrüse gesteuert. Vor allem Entzündungen der Schilddrüse und ein ernährungsbedingter Jodmangel können zu Vergrößerungen des Organs beitragen und Schmerzen verursachen.

Jodmangel und Kropf – kein reines Frauenproblem

Grundsätzlich haben Frauen, insbesondere mit Beginn der Wechseljahre, häufiger mit Schilddrüsenproblemen zu kämpfen als Männer. Dennoch gibt es auch Männer mit Schilddrüsenbeschwerden. Ein sogenannter Jodmangelkropf betrifft ebenso viele Frauen wie Männer. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Kropf und auch für Knoten allgemein an. Meist ist eine Jodmangelversorgung die Ursache für die Probleme. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind mehr als 30 Prozent der Bevölkerung betroffen und das obwohl sich in den letzten Jahren die Jodversorgung deutlich verbessert hat. Die DGE empfiehlt ab dem 13. Lebensjahr bis zum 50. Lebensjahr eine tägliche Zufuhr von 200 Mikrogramm Jod mit der Nahrung. Das entspricht etwa einer Menge von fünf Gramm jodiertem Speisesalz. Daneben gelten Meeresfische und Eier als gute Jodlieferanten. Ab dem 51. Lebensjahr wird ein leicht reduzierter Bedarf von 180 Mikrogramm Jod täglich angegeben. Der Jodgehalt von pflanzlichen Produkten schwankt stark in Abhängigkeit zur Bodenqualität. Die meisten deutschen Böden sind jedoch jodarm. Daher zählt man auch Veganer zur Risikogruppe für einen Jodmangel. Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Jodbedarf erhöht, um das ungeborene Kind bzw. den Säugling und die Mutter mit ausreichend Jod zu versorgen. Gegebenenfalls müssen Jodtabletten eingenommen werden.

Schilddrüsenschmerzen durch Schwellung

Schwellungen der Schilddrüse können Schmerzen verursachen, jedoch treten bei einer Vergrößerung der Schilddrüse nicht immer Schmerzen auf. Neben einem Jodmangel können folgende Ursachen für eine Schilddrüsenschwellung (Struma) in Betracht gezogen werden:

  • Rauchen und Zigarettenrauch beim Passivrauchen
  • Zysten, Geschwülste und Krebserkrankung
  • Grunderkrankung wie Akromegalie (Überproduktion von Wachstumshormonen führt zu Organvergrößerungen) oder Sarkoidose (entzündliche Erkrankung mit Knötchenbildung im Gewebe)
  • Medikamente gegen Depressionen (Lithium), bei Herzrhythmusstörungen (Amiodaron), rheumatische Erkrankungen (Phenylbutazon) und Überdosierung von Schilddrüsenblockern (Thyreostatika)
  • erbliche Veranlagung
  • radioaktive Belastung
  • Enzymmangel und andere angeborene Defekte beim Jodeinbau

Schilddrüsenschmerzen durch Entzündung – Thyreoiditis

Schwillt die Schilddrüse an, kann auch eine Entzündung (Thyreoiditis) dafür verantwortlich sein. Grundsätzlich unterscheidet man eine akute, subakute und chronische Entzündung der Schilddrüse. Zur Behandlung einer vergrößerten Schilddrüse nutzt man mitunter die sogenannte Radiojodtherapie. Als Nebenwirkung kann es bei der Strahlenbehandlung mitunter zu vorübergehenden Entzündungen des Organs kommen. Man spricht von der akuten Schilddrüsenentzündung. Ausgesprochen selten ist eine akute, eitrige Schilddrüsenentzündung für die Schilddrüsenschmerzen verantwortlich. Die Erreger können mit dem Blut in die Schilddrüse gelangt sein, aber auch angeborene Fehlbildung wie eine Verbindung von Rachen und Schilddrüse können eine akute Schilddrüsenentzündung begünstigen. Daneben gelten ein bestehender Kropf, sowie eine Immunschwäche als Risikofaktoren.

Viren und Bakterien können jedoch auch eine subakute Schilddrüsenentzündung hervorrufen. Neben einem vorangegangen Infekt der oberen Atemwege spielen genetische Veranlagungen eine Rolle bei der Entwicklung einer subakuten Schilddrüsenentzündung, die mitunter über Monate andauern oder immer wieder aufflackern kann.

Für eine chronische Schilddrüsenentzündung sind meist Autoimmunkrankheiten wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow verantwortlich. Während bei der Hashimoto-Thyreoiditis der Körper mit sogenannten Schilddrüsenautoantikörpern selbst gegen das Organ vorgeht und eine Unterfunktion verursacht, liegt beim Morbus Basedow eine autoimmunologisch bedingte Schilddrüsenüberfunktion vor, die zu Kropf- und Knotenbildung führen kann.

Diagnose

Halsschmerzen, vor allem wenn sie unerklärlicherweise wiederkehren, können auf ein Problem mit der Schilddrüse hindeuten. Ein Kropf der Schilddrüse ist nicht immer sichtbar. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet drei Kropfgrade:

  • Grad 0: Kropf ist nur mithilfe von bildgebender Diagnostik erkennbar (Ultraschall)
  • Grad 1: Kropf kann ertastet werden und wird bei zurückgebeugtem Kopf sichtbar
  • Grad 2: Kropf kann ertastet werden und ist sichtbar

Bei einer Untersuchung mit Verdacht auf Schilddrüsenprobleme wird der Arzt zunächst im Patientengespräch das genaue Beschwerdebild erfragen, sowie Fragen zu einer möglichen familiären Vorbelastung stellen. Im Anschluss werden die Schilddrüse selbst und dann auch die dazugehörigen Lymphknoten, die oberhalb des Schlüsselbeins und am Hals liegen, abgetastet. Außerdem können Mittel der bildgebenden Diagnostik und Blutwerte zur Diagnosefindung herangezogen werden. Neben dem Ultraschall werden seltener auch Röntgenaufnahmen gemacht, sowie CT- und MRT-Bilder angefertigt, jedoch ohne jodhaltiges Kontrastmittel. Bei Verdacht auf einen Knoten wird zudem meist eine Gewebeprobe entnommen, um sie auf gut- und bösartige Zellen zu untersuchen.

Therapie

Die Behandlung bei Schilddrüsenschmerzen richtet sich nach der Ursache für die Beschwerden. Ist ein Jodmangel ursächlich für die Schilddrüsenschmerzen verantwortlich, wird der Arzt Jodtabletten verordnen und gegebenenfalls Hinweise zu einer Ernährungsanpassung geben. Bei Schwellungen der Schilddrüse wird meist ebenfalls Jod verabreicht, manchmal als Radiojodtherapie, um die Schilddrüse zu verkleinern. Vor allem bei Metastasen und Tumorerkrankungen kommt die Radiojodtherapie zum Einsatz. Manchmal hilft nur ein operativer Eingriff, um Gewebeveränderungen der Schilddrüse zu entfernen. Bei einer Überfunktion wie beim Morbus Basedow werden meist Schilddrüsenblocker (Thyreostatika) verabreicht. Liegt eine Schilddrüsenentzündung mit bakterieller Beteiligung vor, kann der Arzt Antibiotika verschreiben.

Vorbeugende und unterstützende Maßnahmen durch den Patienten selbst

Rauchen gilt generell als gesundheitsschädlich. Der Zigarettenrauch wirkt sich jedoch im Speziellen negativ auf die Schilddrüse aus. Um langfristig Probleme zu vermeiden, sollten Sie das Rauchen daher einstellen. Daneben gilt eine ausreichende Jodversorgung bisher als beste Vorsorgemaßnahme, um Schilddrüsenschmerzen, etwa durch Jodmangel, zu vermeiden. Daneben müssen Schwangere, sowie Stillende auf eine erhöhte Zufuhr von 230 bzw. 260 Mikrogramm Jod pro Tag achten. Gegebenenfalls muss Jod supplementiert werden, um den Bedarf zu decken. Auch Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren, müssen mitunter auf jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Menschen, die sich mit einer ausgewogenen Mischkost ernähren, können ihren Jodbedarf in der Regel durch Fischkonsum und jodhaltiges Speisesalz decken. Patienten mit Bluthochdruck, die ihren Salzkonsum einschränken sollen, können auf jodhaltige Kochsalzersatzmittel zurückgreifen.

Aktualisiert am 17. Februar 2021