Parkinson

Bei der Parkinson-Krankheit sterben bestimmte Gehirnzellen ab. Dieser Prozess ist fortschreitend. Die betroffenen Gehirnzellen produzieren Dopamin. Dieses stellt einen Botenstoff, als einen sogenannten Neurotransmitter dar. Dopamin erfüllt im Gehirn zahlreiche Aufgaben. Eine der wichtigsten ist dabei die Gewährleistung von flüssigen Bewegungsabläufen.

Dadurch, dass bei Parkinson immer mehr der Dopamin-produzierende Zellen absterben, entsteht nach und nach ein Dopaminmangel. Dieser Mangel führt zu den für die Krankheit typischen Symptomen: Es kommt zu einer Bewegungsverlangsamung (Bradykinese), die bis in eine Bewegungsstarre (Akinese) münden kann. Zudem versteifen sich die Muskeln (Rigor) und die Patienten zittern (Tremor).

Parkinson betrifft vor allem ältere Menschen im 50. bis 60. Lebensjahr. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass die Krankheit in jüngeren Jahren auftritt. Männer sind häufiger betroffen als Frauen und in Deutschland sind etwa 260.000 Menschen an Parkinson erkrankt. Nach Morbus Alzheimer stellt Morbus Parkinson, wie die Krankheit auch genannt wird, die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung dar. Es wird angenommen, dass sich die Zahl der Erkrankungen bis zum Jahr 2030 verdoppelt. Das liegt u.a. an der steigenden Lebenserwartung.

Es bestehen verschiedene Parkinson-Syndrome

Die Krankheit ist als eine Erkrankung des Gehirns definiert, die unterschiedliche Störungen bei unbewussten und bewussten Bewegungsabläufen hervorruft. Es wird zwischen verschiedenen Formen der Parkinson-Krankheit unterschieden: das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS), das symptomatische Parkinson-Syndrom und das atypische Parkinson-Syndrom. Es sei darauf hingewiesen, dass es sich bei den beiden letztgenannten Formen lediglich um Syndrome handelt, die dieselben oder zumindest ähnliche Symptome aufweisen wie die Krankheit. Somit stellt das idiopathische Parkinson-Syndrom die „echte“ Parkinson-Krankheit dar.

Das idiopathische Parkinson-Syndrom

Das idiopathische Parkinson-Syndrom wird auch als primäres Parkinson-Syndrom bezeichnet. Der Begriff „idiopathisch“ bedeutet, dass trotz zahlreicher Untersuchungen keine greifbare Ursache gefunden werden kann. Dar Begriff „Syndrom“ deutet wiederum darauf hin, dass mehrere Symptome gleichzeitig vorliegen.

Das symptomatische Parkinson-Syndrom

Das symptomatische Parkinson-Syndrom wird auch als sekundäres Parkinson-Syndrom bezeichnet. Im Gegensatz zum idiopathischen Syndrom werden bei dieser Form auslösende Ursachen gefunden. Zu den möglichen Ursachen zählen:

  • Erbkrankheiten wie Morbus Wilson. Diese kann aufgrund von Schädigungen der Gehirnnervenzellen zu den klassischen Parkinson-Symptomen führen.
  • Vergiftungen mit Kohlenmonoxid oder Mangan führen ebenfalls zu den klassischen Beschwerden.
  • Medikamente, die die Bildung von Dopamin hemmen (z.B. der Wirkstoff Metoclopramid), bewirken die typischen Symptome. Sobald das entsprechende Medikament abgesetzt wird, verschwinden die Symptome wieder.
  • Andere Erkrankungen wie Gehirntumore, kleine Schlaganfälle oder eine Entzündung des Gehirns können die Beschwerden ebenfalls auslösen.

Das atypische Parkinson-Syndrom

Beim atypischen Parkinson-Syndrom treten parkinsonähnliche Beschwerden auf, es bestehen aber Unterschiede zum „echten“ Parkinson. Und zwar bildet sich das atypische Syndrom aus diversen Erkrankungen des Gehirns, in deren Rahmen ebenfalls Gehirnnervenzellen absterben. Neben den typischen Symptomen kommen weitere Beschwerden hinzu. Anders als bei dem idiopathischen Parkinson-Syndrom wirkt das gut wirksame Medikament namens L-Dopa nicht. Des Weiteren ist die Prognose für die Erkrankungen, die ein atypisches Parkinson-Syndrom begünstigen, schlechter als die für das idiopathische Syndrom. Zu den Erkrankungen, die das atypische Parkinson-Syndrom bedingen können, gehören u.a.:

  • Die Multisystematrophie
  • Die Lewy-Body-Demenz
  • Die Kortikobasale Degeneration
  • Die progressive supranukleäre Blickparese

Bewegungsarmut, Zittern und weitere Symptome

Die Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit können sowohl einzeln als auch in Kombination miteinander auftreten. Es kommt zu einer sogenannten Akinese, also zu einer Bewegungsarmut bzw. –Verlangsamung. Diese Reduzierung der Bewegungen äußerst sich beispielsweise dadurch, dass die Betroffenen die Arme beim Gehen nicht mehr „mitnehmen“. Außerdem kann die Gesichtsmuskulatur starr wirken und das Schreiben mit einem Stift kann beeinträchtigt sein. Darüber hinaus bewirkt eine erhöhte Muskelspannung eine Muskelsteifigkeit (Rigor). Diese tritt völlig unwillkürlich auf und macht sich sowohl in den Armen als auch in den Beinen bemerkbar. Die Bewegungen nehmen ruckartige Formen an. In diesem Zusammenhang wird vom sogenannten Zahnradphänomen gesprochen. Die Bewegungen fallen immer schwerer und ein erhöhter Muskeltonus in der Rumpfmuskulatur bewirkt eine Beugung des Rumpfs nach vorne und zwar ohne, dass die Patienten das wollen. Es entwickelt sich ein typisches, nach vorne gebeugtes Gangbild.

Patienten, die an Parkinson leiden, weisen zudem ein sogenanntes Ruhezittern auf. Dieser Ruhetremor stellt häufig das erste Anzeichen der Krankheit dar. In den meisten Fällen sind die Hände und die Füße vom Zittern betroffen. Besteht eine innere Anspannung, verstärkt sich der Tremor. In vielen Fällen kommt es außerdem zu einer posturalen Instabilität. Das bedeutet, dass die Stell- und Haltereflexe beeinträchtigt sind, was das Starten und das Beenden einer Bewegung erschwert. Hieraus ergeben sich im Zusammenspiel mit der Akinese, Gangunsicherheiten und somit auch eine erhöhte Gefahr für Unfälle und Stürze.

Unspezifische Symptome und die sogenannte Parkinson-Demenz

Neben diesen typischen Beschwerden der Parkinson-Krankheit können unspezifische Symptome auftreten. Zu diesen zählen gewisse Schmerzen, Störungen der Blasenfunktion und depressive Verstimmungen. Außerdem kann sich die Talgproduktion verstärken (sog. Salbengesicht), die Temperaturregulation kann beeinträchtigt sein und es kann zu Schluckbeschwerden sowie zu Kreislaufproblemen kommen.

Ist die Krankheit weit fortgeschritten, können sich außerdem Merkmale einer Demenz entwickeln. In diesem Fall spricht man von einer Parkinson-Demenz. Sie betrifft etwa jeden dritten Patienten. Als Mittel gegen die Demenz werden Antidementiva eingesetzt.

Die Symptome entstehen aufgrund eines Dopaminmangels

Die genauen Ursachen für die „echte“ Parkinson-Krankheit sind bis heute unbekannt. Die typischen Symptome im Rahmen von Morbus Parkinson werden durch den Mangel an Dopamin bedingt. Dieser Mangelzustand führt in bestimmten Bereichen dazu, dass Nervenzellen nicht ausreichend erregt werden. Als Folge kommt es zu den typischen Parkinson-Symptomen. Der Mangel entsteht, da immer mehr Dopamin-produzierende Nervenzellen absterben. Dabei konzentriert sich der Verlust der produzierenden Zellen auf die im Hirnstamm gelegenen Kernkomplexe sowie auf die sogenannte Schwarze Substanz. Letztere ist im Mittelhirn gelegen. Die Schwarze Substanz gehört zu den Basalganglien. Diese spielen eine bedeutende Rolle bei der Bewegungskontrolle des Menschen.

Der Mangel an Dopamin im Rahmen von Morbus Parkinson bewirkt auch ein Ungleichgewicht von anderen Botenstoffen wie Glutamat oder Acetylcholin. Zu viel Acetylcholin ist beispielsweise für das Zittern und die Muskelsteifheit bei Parkinson verantwortlich.

Die Diagnose kann sich als schwierig erweisen

Die Diagnose von Parkinson ist nicht einfach. Ein Grund hierfür ist, dass es viele Krankheiten gibt, die ähnliche Symptome aufweisen. Um eine Diagnose stellen zu können, wird der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten führen. Im Rahmen dieses Gesprächs erkundigt sich der Arzt nach dem Zeitpunkt der ersten Beschwerden und er fragt, ob Schmerzen bestehen und wenn ja, seit wann und an welchen Stellen. Außerdem erkundigt er sich, ob Vorerkrankungen bestehen und, ob der Patient Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht beim Gehen hat. Auch wird er fragen, ob der Patient schlecht schläft und, ob sich die Muskulatur extrem angespannt fühlt. Weitere Fragen können sein, ob feinmotorische Tätigkeiten schwerfallen, ob ein Zittern (vor allem der Hände und der Beine) besteht und, ob der Patient regelmäßig Medikamente einnimmt.

Der nächste Schritt besteht in einer umfangreichen medizinischen Untersuchung. Hierzu werden verschiedene Tests durchgeführt, die Aufschluss darüber geben sollen, ob ein Zittern (Tremor), eine Muskelsteifigkeit (Rigor) und eine Akinese, also ein gewisser Grad der Bewegungsunfähigkeit bestehen. Außerdem stellt der Mediziner durch die Untersuchungen fest, ob eine für die Parkinson-Krankheit typische Körperhaltung (nach vorne gebeugt) vorliegt.

Eine weitere Methode zur Diagnosestellung ist der sogenannte Levodopa-Test (auch: L-Dopa-Test). Bei Levodopa handelt es sich um eine Vorstufe des Dopamins. Im Rahmen des Tests werden dem Patienten bestimmte Mengen an Levodopa verabreicht. Wenn sich dadurch die Beschwerden bessern, erhärtet sich der Verdacht auf Morbus Parkinson. Allerdings darf aufgrund dieses Tests noch keine endgültige Diagnose gestellt werden. Stattdessen müssen weitere Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose vorgenommen werden.

Bildgebende Verfahren dienen dem Ausschluss anderer Krankheiten

Zu diesen weiteren Untersuchungen zählen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie und die Computertomographie. Diese dienen überwiegend dazu, andere mögliche Gehirnerkrankungen auszuschließen. Sollten diese bildgebenden Verfahren einen Hinweis auf eine kognitive Störung oder auf Komplikationen geben, können weitere Untersuchungen wie ein EEG oder eine umfangreiche neurophysiologische Untersuchung veranlasst werden.

Besondere bildgebende Verfahren, um das „echte“ Parkinson-Syndrom von den anderen Formen zu unterscheiden

Im Frühstadium kann ein unklares Parkinson-Syndrom durch besondere bildgebende Verfahren bestätigt werden. Diese Methoden zur Untersuchung kommen jedoch eher selten zum Einsatz. Der Grund ist, dass mit ihnen ein hoher technischer Aufwand und hohe Kosten verbunden sind. Somit werden diese Untersuchungen meist nur durchgeführt, um die „echte“ Parkinson-Krankheit von den anderen Parkinson-Syndromen abzugrenzen. Eines der möglichen Verfahren ist die Single Photon Emission Computed Tomography (kurz: SPECT). Mit dieser wird die Stoffwechselaktivität von bestimmten Nervenzellen beurteilt. Außerdem eignen sich die sogenannte FP-CIT-Szintigraphie und das IBZM-SPECT, um unterschiedliche Störungen des Dopaminstoffwechsels innerhalb des Gehirns nachzuweisen.

Sollte eine Person unter 50 Jahren von den Symptomen betroffen sein, wird der Arzt zusätzlich die Augen kontrollieren und die Kupferkonzentration im Urin und im Blut bestimmen. So kann die Krankheit Morbus Wilson, welche dieselben oder sehr ähnliche Symptome aufweist wie Morbus Parkinson, ausgeschlossen werden.

Morbus Parkinson ist nicht heilbar

Die Parkinson-Krankheit gilt als nicht heilbar aber als gut therapierbar. Die Behandlung besteht aus mehreren Bausteinen. Dabei ist die medikamentöse Behandlung der wichtigste Aspekt. Da Morbus Parkinson eine fortschreitende Erkrankung ist, lässt die Wirkung der Anti-Parkinson-Mittel mit der Zeit nach. Aus diesem Grund müssen die Medikamente in gewissen Zeitabständen an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Eine weitere Möglichkeit, um schwankenden Wirkspiegeln vorzubeugen besteht in der Anwendung einer sogenannten Dopamin-Pumpe. Diese gibt den Wirkstoff über eine Sonde kontinuierlich im Dünndarm ab.

Die Therapie mit Medikamenten

Der Einsatz von Levodopa (L-Dopa)

Die Therapie mit Medikamenten zielt darauf ab, das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn wiederherzustellen. Bei Levodopa handelt es sich, wie bereits erwähnt, um eine Vorstufe des Dopamins. Es wirkt sich positiv auf die Muskelsteifigkeit und auf die Beweglichkeit des Patienten aus. Ebenso wird das Zittern durch das Medikament positiv beeinflusst. Eine schwere mögliche Nebenwirkung nach einer gewissen Zeit der Levodopa-Behandlung sind unkontrollierbare und unberechenbare Bewegungen.

Dopaminagonisten verstärken die Wirkung des vorhandenen Dopamins

Auch Dopaminagonisten können als Medikament gegen Parkinson zum Einsatz kommen. Durch diese Medikamente wird das Wirkspektrum des vorhandenen Dopamins verstärkt. Neue Medikamente dieser Art (z.B. retardiertes Pramipexol oder retardiertes Ropinirol) müssen nur noch einmal am Tag eingenommen werden, da sie einen gleichmäßigen Wirkstoffspiegel gewährleisten. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Wirkstoffe über ein spezielles Pflaster zu erhalten. Dieses muss täglich gewechselt werden.

Die Behandlung mit weiteren Medikamenten-Gruppen

Auch Tolcapon, Entacapon und andere Medikamenten-Gruppen können die Wirkungsschwankungen des Dopamins verringern. Selegilin, Rasagilin und MAO-B-Hemmer bremsen wiederum den Abbau des Dopamins. Derweil werden sogenannte Anticholinergika wie Bornaprin gegen das Zittern eingesetzt. Ein Medikament namens Amantadin verbessert die Beweglichkeit und erhöht die Ausschüttung von Dopamin.

Es besteht die Möglichkeit, die verschiedenen Wirkstoffe miteinander zu kombinieren. Da die Wirkung und die Nebenwirkungen ebenso unterschiedlich sein können wie die Symptome von Morbus Parkinson, gilt die medikamentöse Einstellung eines Parkinson-Patienten als sehr anspruchsvoll.

Eine Operation als letzte Alternative

Bevor man sich für eine Operation entscheidet, müssen die Vor- und die Nachteile gut gegeneinander abgewogen werden. Generell gilt, dass der chirurgische Eingriff nur infrage kommt, wenn die Lebensqualität des Patienten deutlich eingeschränkt ist und die Medikamente keine Besserung versprechen.

Im Rahmen der Operation werden an genau berechneten Stellen am Gehirn unter Vollnarkose kleine Elektroden eingesetzt. Diese dienen der elektrischen Reizung bestimmter Hirnareale, sodass diese gehemmt werden. So können die Beschwerden des Patienten gezielt gelindert werden. Der oder die Betroffene hat die Wahl, ob er die Reizung selber vornehmen möchte oder, ob ein programmierter Schrittmacher die Reizung gewährleisten soll.

Zusätzliche Maßnahmen: physikalische und andere Therapien

Damit die Beweglichkeit möglichst lange erhalten bleibt, sind Entspannungsübungen und eine gute physiotherapeutische Betreuung wichtig. Ist das Schluck- und das Sprechvermögen beeinflusst, können logopädische Maßnahmen hilfreich sein. So wird die entsprechende Muskulatur trainiert. Außerdem können die mimische und die gestische Kommunikation gefördert werden. Eine Ergotherapie befähigt den Patienten wiederum dazu, seinen Alltag möglichst lange selbstständig bewältigen zu können. Zudem kann das häusliche Umfeld an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.

Morbus Parkinson kann man nicht vorbeugen

Es bestehen keine Maßnahmen, mit denen man Morbus Parkinson gezielt vorbeugen kann. Deshalb gilt: Je früher das Parkinson-Syndrom erkannt wird, desto besser sind die Chancen, die Lebensqualität des Patienten langfristig zu erhalten. Sollte eine Person länger über Symptome wie Müdigkeit, depressive Verstimmungen und Muskelverspannungen klagen, sollte ein Arzt aufgesucht werden – bei diesen Beschwerden handelt es sich um typische Merkmale des Morbus Parkinson-Frühstadiums.

Aktualisiert am 17. Februar 2021