Oberbauchschmerzen

Von Oberbauchschmerzen wird im Allgemeinen gesprochen, wenn die Schmerzen in der Region zwischen dem Bauchnabel und dem Rippenbogen auftreten. Die Intensität der Schmerzen kann nur sehr leicht aber auch unerträglich stark sein. Es bestehen derart viele mögliche Ursachen für Oberbauchschmerzen, dass eine Diagnose nicht leichtfällt. Um eine Diagnose stellen zu können, muss u.a. zwischen akuten und chronischen Schmerzen im Oberbauch unterschieden werden. Ein weiteres wichtiges Diagnosemittel ist die Feststellung, ob der Schmerz vom betroffenen Raum selbst ausgeht oder, ob es sich um einen ausstrahlenden Schmerz aus Nachbarorganen handelt. Ist letzteres der Fall, spricht man von einer sogenannten Schmerzprojektion.

Schmerzen in der mittigen Oberbauchregion

Schmerzen in der mittigen Oberbauchregion kommen recht selten vor, bedürfen aber unbedingt einer ärztlichen Untersuchung. Die häufigste Ursache für diese Schmerzen findet sich in einer Erkrankung des Magens. So kann z.B. die Magenschleimhaut akut entzündet sein. Diese Entzündung der Magenschleimhaut kommt durch einen akuten hohen Alkoholkonsum und durch fettiges Essen zustande. Die Schmerzen im Rahmen einer Magenschleimhautentzündung werden i.d.R. stärker, wenn man Druck auf die Region ausübt oder wenn sich der oder die Betroffene nach vorne beugt. Die Gastritis, wie die Entzündung auch genannt wird, klingt in den meisten Fällen nach zwei bis drei Tagen ab. Ist das nicht der Fall, handelt es sich um eine chronische Gastritis, die unbedingt einer medizinischen Behandlung bedarf. Zur Diagnose einer Magenschleimhautentzündung eignet sich eine Magenspiegelung. Diese bietet ein Echtbild des Magens, welches analysiert werden kann. Rötliche Veränderungen an der Magenschleimhaut sind ein deutliches Zeichen für eine Entzündung. Die Therapie setzt sich aus der Einnahme von hochdosierten Säurehemmern und aus einer Schonkost zusammen.

Schmerzen im mittigen Oberbauch können auch durch eine Pankreatitis, also durch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse hervorgerufen werden. Die Schmerzen können in den Rücken ausstrahlen. Sie können einen ziehenden, brennenden oder sogar schneidenden Charakter annehmen. Die Hauptursache für eine Pankreatitis liegt in einem chronischen Alkoholkonsum. Auch in diesem Fall ist der mittige Bauch empfindlich gegenüber Druck. Zudem können allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber und eine starke Müdigkeit entstehen. Patienten, die an einer starken Bauchspeicheldrüsenentzündung leiden, können oft nicht aufrecht gehen. Der Urin kann sich dunkel färben und der Stuhl kann hell werden. Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse muss schnell diagnostiziert und behandelt werden. Für die Diagnose eignen sich Verfahren wie eine Blut- und eine Ultraschalluntersuchung. Sollte die Diagnose nicht eindeutig sein, kann eine Computertomographie durchgeführt werden. Diese macht verdichtete und nicht klar begrenzte Strukturen sichtbar.  Zur Behandlung einer Bauchspeicheldrüsenentzündung kommen Antibiotika zum Einsatz.

Rechtsseitige Oberbauchschmerzen

Oberbauchschmerzen treten häufig im rechten Oberbauch auf. Als wahrscheinlichste Ursache für die Schmerzen gilt die Gallenblase. Vor allem ein akuter, stechender Schmerz, der gleichbleibend oder zunehmend ist, weist auf eine Erkrankung der Gallenblase hin. Treten die Schmerzen nach der Einnahme einer Mahlzeit auf, ist die Ursache „Gallenblase“ beinahe sicher.

In vielen Fällen weist die Gallenblase Gallensteine auf. Nach einer Mahlzeit zieht sich die Gallenblase zusammen. So soll die in ihr befindliche Gallensäure abgegeben werden. Bei dieser Kontraktion kommt es zu Bewegungen der Gallensteine, welche mit der Gallenblasenwand in Kontakt geraten können. Genau hierdurch entstehen die stechenden Schmerzen im rechten Oberbauch.

In dem Fall, dass die Schmerzen unabhängig von einer Mahlzeit auftreten und im Bereich der Gallenblase lokalisiert werden, kann es sich um eine Entzündung der Gallenblase handeln. Auch hier sind Gallensteine die Hauptursache. Diese lassen die Gallenblase bzw. die Gallenblasenwand entzünden. Es kann auch vorkommen, dass ein Gallenstein die Gallenblase durch deren Kontraktion verlässt und durch die Gallengänge gleitet. Bleibt der Stein an einer verengten Stelle hängen, verursacht dies sehr starke Schmerzen. In solch einem Fall wird von einer Gallenkolik gesprochen.

Um die Ursache für rechtsseitige Oberbauchschmerzen feststellen zu können, wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Mit dieser lassen sich Gallensteine problemlos entdecken. Eine Gallenblasenentzündung wird wiederum durch eine Wandverdickung, die sowohl ungleichmäßig als auch gleichmäßig sein kann, sichtbar. Die Ultraschalluntersuchung kann jedoch keine Gallensteine in den Gallengängen sichtbar machen. Hierfür wird eine Magenspiegelung mit anschließender Röntgenaufnahme durchgeführt: Durch die Verwendung von Kontrastmitteln kann die Gallengangsdurchgängigkeit überprüft werden. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über gallenspezifische Entzündungsparameter.

In den meisten Fällen einer Gallenblasenentzündung wird die Gallenblase samt den Gallensteinen operativ entfernt. Sitzt ein Gallenstein im Gallengang fest, besteht die Möglichkeit einer operativen oder einer endoskopischen Entfernung.

Auch die Leber kann Schmerzen im rechten Oberbauch bedingen. Eine Leberzirrhose, Hepatitiden und Leberkarzinome können ein Anschwellen der Leber und somit starke Schmerzen auslösen. Der Grund ist, dass die derbe Kapsel, die die Leber umgibt, keinen Platz für eine Lebervergrößerung bietet. Somit entsteht bei der Vergrößerung ein hoher Druck auf die Leberkapsel. Dieser Druck löst die typischen Schmerzen aus.

Schmerzen im linken Oberbauch

Als schmerzverursachendes Organ im linken Oberbauch kommt die Milz in Frage. Während Milzentzündungen nur sehr selten auftreten, kommt es im Rahmen von Erkrankungen wie dem Pfeifferischen Drüsenfieber und Leukämien häufig zu einem Anschwellen der Milz. Hierdurch erfährt die Kapsel der Milz, ähnlich wie die der Leber, einen starken Zug, was der Auslöser für die Schmerzen im linken Oberbauch sein kann. Eine weitere Ursache für die Schmerzen können die sogenannten Seitenstiche im Rahmen von sportlichen Belastungen sein. Diese können entstehen, wenn kurz vor der Belastung etwas gegessen wurde. Des Weiteren kann ein Nierenstein entstehen, welcher die Niere verlässt und im Harnleiter stecken bleibt. Auch hiermit gehen starke Schmerzen im linken Oberbauch einher. Ebenso kann eine Harnwegsinfektion die Ursache für die Schmerzen sein.

Um den Auslöser für die Beschwerden im linken Oberbauch feststellen zu können, wird eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Im Rahmen dieser Untersuchung werden die Größe und die Form der Milz gemessen und beurteilt. Sollte die Milz vergrößert sein, gilt es unbedingt, die Ursache zu finden. Hierzu wird das Blut des Patienten untersucht und der Arzt führt eine körperliche Untersuchung durch.

Einige Organe können sowohl mittige als auch rechte und linke Oberbauchschmerzen verursachen

Ein Organ, das sowohl Schmerzen im mittigen als auch im rechten und um linken Oberbauch auslösen kann, ist der Darm. Sowohl der Dünndarm als auch der Dickdarm können Beschwerden hervorrufen, wenn z.B. eine Entzündung oder eine Aussackung entsteht. In den meisten Fällen gehen mit diesen Veränderungen Schmerzen im linksseitigen Unterbauch einher. Doch auch Schmerzen im linken, im mittigen und im rechten Oberbauch können die Folge sein.

Oberbauchschmerzen in der Nähe des Herzens

Häufig strahlen Herzschmerzen in den Oberbauch aus. Aus diesem Grund sollte bei starken Oberbauchschmerzen stets ein Arzt aufgesucht werden – mit einem EKG kann ein möglicher Herzinfarkt ausgeschlossen oder im schlimmsten Fall bestätigt werden. Weitere Verfahren, die sich hierfür eignen, sind eine MRT des Herzens, eine Herzechokardiographie und eine Herzkatheteruntersuchung. Sollte ein Herzinfarkt der Auslöser für die Oberbauchschmerzen sein, sind diese stechend und drückend. Die Schmerzen ziehen in solch einem Fall vom Brustbein bis in den Oberbauch. Sie sind so stark, dass Patienten oft von einem „Vernichtungsschmerz“ sprechen. Vor allem ein Hinterwandinfarkt kann diese starken Schmerzen verursachen.

Eine Angina pectoris (Brustenge) weist ähnliche Symptome wie ein Herzinfarkt auf. Jedoch sind die Beschwerden weniger intensiv. Anders als bei einem Herzinfarkt wird nicht das Gewebe des Herzmuskels zerstört, sondern es kommt zu einer teils temporären Minderperfusion der Herzmuskulatur.

Des Weiteren können Schleimhautschäden im Zwölffingerdarm und im Magen (Ulkuskrankheit) starke Schmerzen im Oberbauch auslösen. Diese Schäden betreffen die Muskelschicht und sind mindestens einen halben Zentimeter groß. Die Schäden werden durch Faktoren bedingt, die das Gleichgewicht der Schleimhaut beeinflussen. Zu den Risikofaktoren, die zu Schäden an der Schleimhaut im Magen und im Zwölffingerdarm führen können, gehören u.a. ein erhöhter Alkoholkonsum, Stress und ungesunde Ernährungsgewohnheiten. Ein Ungleichgewicht zwischen der aggressiven Magensäure und den die Schleimhaut schützenden Faktoren kann zudem durch Medikamente wie Cytostatika und Acetylsalicylsäure bedingt werden.

Ein Magenkarzinom bleibt lange asymptomatisch, kann aber ab einem bestimmen Entwicklungsgrad ebenfalls Schmerzen im Oberbauch verursachen. Als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung eines solchen Karzinoms gilt die Infektion mit Helicobacter plyori.

Oberbauchschmerzen unterscheiden sich auch in Bezug auf das zeitliche Auftreten

Oberbauchschmerzen, die nach dem Essen entstehen

Ein wichtiges Kriterium für die Diagnose der Ursachen für die Oberbauschmerzen ist, wie bereits erwähnt, der Zeitpunkt, wann die Schmerzen auftreten. Eine Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) kann bei Oberbauschmerzen, die nach dem Essen auftreten, z.B. ausgeschlossen werden. Der Grund ist, dass der Magen nach dem Essen weniger sauer ist – bei einer Magenschleimhautentzündung wären die Symptome nach dem Essen weniger ausgeprägt. Vor der Nahrungsaufnahme könnte die Magensäure ungestört die Schleimhaut angreifen, weshalb die Schmerzen vor dem Essen schlimmer wären. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Nüchtern- bzw. einem Hungerschmerz.

Schmerzen nach dem Essen treten meist aufgrund eines Problems beim Transport der Nahrung oder bei der Verarbeitung der Speisen auf. Zudem können die Schmerzen einen mechanischen Ursprung haben. Ein Beispiel für essensbedingte Schmerzen im Oberbauch sind Gallensteine bzw. Probleme mit der Gallenblase (siehe oben).

In den meisten Fällen sind die Oberbauchschmerzen nach der Nahrungsaufnahme allerdings auf harmlose Ursachen wie Blähungen zurückzuführen – einige Lebensmittel werden unterschiedlich gut vertragen, sodass sie bei manchen Personen Probleme verursachen können. Nahrungsmittel, die im Allgemeinen zu Oberbauschmerzen führen können, sind kohlensäurehaltige Getränke, Zwiebeln und sehr fettige Speisen. Zu den Blähungen können ein Völlegefühl sowie Verstopfungen und Bauchkrämpfe hinzukommen. Auch die zu schnelle Aufnahme der Speisen und Stress können Blähungen und andere Beschwerden, mit denen Oberbauchschmerzen einhergehen, hervorrufen.

Treten die Schmerzen regelmäßig nach dem Essen auf und kommt es zudem zu vermehrtem Aufstoßen und zu Sodbrennen, kann die Ursache für die Schmerzen im Oberbauch eine Refluxösophagitis sein. Diese Erkrankung stellt eine Rückflusskrankheit der Speiseröhre dar.

Nächtliche Oberbauchschmerzen

Oberbauschmerzen, die nachts auftreten, sollten in jedem Fall von einem Arzt untersucht werden und zwar vor allem, wenn sich der Bauch gleichzeitig verhärtet und eine Abwehrspannung aufweist. Zu den klassischen Auslösern von nächtlichen Schmerzen im Oberbauch zählen sämtliche Erkrankungen, die einen Nüchternschmerz erzeugen. Dieser Zustand kann vor allem nachts auftreten, da die letzte Nahrungsaufnahme zu dieser Zeit i.d.R. weit zurückliegt. Zu den Erkrankungen, die einen Nüchternschmerz erzeugen können, gehört u.a. ein Zwölffingerdarmgeschwür. Treten nächtliche Oberbauchschmerzen bei Kindern auf, sollte der Nachwuchs auch immer auf Gedeih- und Wachstumsstörungen hin untersucht werden.

Die Behandlung von Oberbauchschmerzen

Die Therapie der Oberbauchschmerzen richtet sich nach der Ursache. Darüber hinaus wird zwischen einer ursächlichen und einer symptomatischen Therapie unterschieden. Zur symptomatischen Behandlung bei leichten Bauchkrämpfen kommen z.B. krampflösende Medikamente zum Einsatz. Diese ermöglichen eine schnelle Besserung der Beschwerden. Der Arzt wird auch immer empfehlen, den Bauch zu wärmen und größere Anstrengungen zu vermeiden. Des Weiteren kann eine gesunde, ausgewogene Ernährung in Form einer Schonkost die Beschwerden verbessern. Im Falle, dass die Oberbauchschmerzen auf psychische Ursachen zurückzuführen sind, können eine Psychotherapie und Stressbewältigungsmethoden hilfreich sein.

Infektionen des Verdauungstraktes erfordern wiederum eine medikamentöse Behandlung (u.a. mit Antibiotika). Die Wirkstoffe können die Beschwerden zwar zunächst verstärken, führen in den meisten Fällen aber schnell zu einer Verbesserung des Zustands.

In den seltensten Fällen gibt es ernste Gründe für die Oberbauchschmerzen, sodass ein operativer Eingriff notwendig ist. Beispiele hierfür sind eine akute Blinddarmentzündung sowie eine Gallenblasenentzündung. Bei dieser wird die Gallenblase samt Gallensteinen entfernt. Diese Eingriffe bergen nur wenige Risiken, sodass sie in den allermeisten Fällen ohne Komplikationen verlaufen. In einigen Fällen wie einem Aortenaneurysma muss jedoch eine schwierige Operation durchgeführt werden, von der sich der Patient meist nur langsam erholt.

Aktualisiert am 17. Februar 2021