Nasenbluten

Der medizinische Begriff für Nasenbluten ist „Epistaxis“. Bereits Kleinigkeiten wie ein Stoß oder heftiges Niesen können zu einer blutigen Nase führen. Häufig entsteht bei starkem Nasenbluten ein erschreckendes Bild, doch Epistaxis ist i.d.R. harmlos. In den meisten Fällen hört es nach einigen Minuten wieder auf. Es kann aber auch zu Komplikationen kommen. So z.B. bei bestimmten Krankheitsursachen oder Verletzungen.

Ursachen für Nasenbluten

In vielen Fällen kann die genaue Ursache für das Bluten aus der Nase nicht gefunden werden. Dann wird geschlussfolgert, dass der Patient sehr empfindliche Gefäße in der Nasenschleimhaut hat, sodass bereits trockene Heizungsluft, Schnäuzen oder Niesen zum Platzen von Blutgefäßen führen kann.

Lokale Ursachen

Kann eine Ursache gefunden werden, liegt diese meist in der Nase selbst bzw. in den Nasennebenhöhlen, die mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden sind. Mögliche lokale Ursachen sind:

  • eine geschwollene Nasenschleimhaut (z.B. aufgrund einer Allergie).
  • abschwellende Nasensprays. Diese verschaffen bei einer Schwellung zunächst Linderung, können jedoch die Nasenschleimhaut austrocknen und schädigen. Das kann zu Nasenbluten führen.
  • eine Verletzung der Nasenscheidewand oder des Nasenbeins aufgrund eines Schlags oder eines anderen Unfalls. Die Gefäße platzen und Nasenbluten entsteht.
  • Verletzungen des Schädels (z.B. Schädelbasisbruch).
  • Fehlbildungen der Nasenscheidewand (Knochenleisten, hervorstehende Sporne, …). Diese verletzen die Nasenschleimhaut und lösen Nasenbluten aus.
  • ein Loch in der Nasenschleimhaut, auch Septumperforation genannt. Der Auslöser hierfür kann der Kontakt mit Kokain oder mit bestimmten Chemikalien sein.
  • Nachblutungen im Anschluss an eine Operation im Nasenrachenraum.
  • erhöhter Druck in den Nebenhöhlen (z.B. durch Nasenpolypen). Die Schleimhaut nimmt Schaden und es können Symptome wie Nasenbluten, Kopfschmerzen und ein Druckschmerz im Gesicht entstehen.
  • gutartige und bösartige Nasentumore wie das invertierte Papillom, das Nasenrachenfibrom, das Plattenepithelkarzinom oder das Adenokarzinom. Neben Nasenbluten kann es auch zu Zahnschmerzen und zu einer Beeinträchtigung des Gehörs kommen.

Innere Erkrankungen

In manchen Fällen liegt die Ursache für Epistaxis nicht in der Nase selbst, sondern das Nasenbluten ist das Symptom einer inneren Erkrankung:

Eine Blutgerinnungsstörung als Ursache

Besteht eine Blutgerinnungsstörung, liegt im gesamten Körper eine hämorrhagische Diathese vor, d.h. es besteht eine erhöhte Blutungsneigung. Mit dieser erhöhten Blutungsneigung geht auch eine geminderte Blutgerinnung einher, sodass eine entstandene Wunde nicht so schnell wie üblich geheilt bzw. mit einer „Kruste“ versehen wird. Die Ursachen für eine Störung der Blutgerinnung können sehr unterschiedlich sein:

  • eine reduzierte Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) aufgrund einer geminderten Produktion oder aufgrund eines beschleunigten Abbaus. Die Blutplättchen stellen eine wichtige Komponente für die Blutgerinnung dar. Ihre Anzahl kann durch Virusinfekte, Leukämien oder eine Strahlenbehandlung in der Krebstherapie verringert sein.
  • auch einige Medikamente können die Blutplättchen-Anzahl verringern oder deren Funktion stören (als Nebenwirkung oder absichtlich). Zu diesen Medikamenten gehören Ibuprofen, einige Antibiotika, Psychopharmaka, Clopidogrel und Acetylsalicylsäure.
  • die Thrombozyten benötigen für eine einwandfreie Funktion den sogenannten Willebrand-Faktor. Dieser kann erblich bedingt fehlen. Hieraus ergibt sich eine angeborene Gerinnungsstörung. Diese wird als Willebrand-Syndrom bezeichnet.
  • neben den Blutplättchen ist auch das plasmatische Gerinnungssystem von Bedeutung für die Blutgerinnung. Dieses System umfasst mehrere komplexe Prozesse, die in Kombination miteinander wirken und letztendlich die Blutgerinnung fördern. Es gibt mehrere Erkrankungen und erblich bedingte Störungen (z.B. Hämophilie), die diese Faktoren beeinträchtigen können.
  • einige Faktoren des plasmatischen Gerinnungssystems müssen erst aktiviert werden, ehe sie funktionsfähig sind. Für diese Aktivierung ist das Vitamin K verantwortlich. Ein Mangel an diesem Vitamin kann folglich zu einer beeinträchtigten Blutgerinnung führen. Zu einem Mangel an Vitamin K kann es u.a. bei einer extremen Unterernährung, bei Problemen mit der Gallenblase oder der Leber sowie bei schweren Magen-Darm-Erkrankungen kommen. Die Ursache für einen Mangel liegt jedoch deutlich häufiger in einer absichtlichen Blockierung des Vitamins (z.B. durch bestimmte Medikamente). Diese Blockierung wird z.B. angestrebt, wenn die Entstehung von Thromben (Blutgerinnseln) verhindert werden soll. Das Risiko für eine solche Thrombose ist beispielsweise bei Patienten mit Vorhofflimmern oder mit einem Herzklappenfehler erhöht.

Weitere Erkrankungen, die Epistaxis zugrunde liegen können

Weitere innere Erkrankungen können zu Epistaxis führen. Dabei spielen die Gefäße eine besondere Rolle: Die mit Abstand häufigste Erkrankung der Gefäße ist die arterielle Hypertonie, also Bluthochdruck. Dieser macht sich zunächst kaum bemerkbar, sodass er nicht selten unterschätzt wird. Auf Dauer kann Bluthochdruck jedoch erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen: Sowohl große als auch kleine Gefäße können Schaden nehmen. Als Folge verlieren sie an Elastizität und an Widerstandskraft, sodass sie schneller reißen. Somit ist Nasenbluten ein häufiges Symptom von Bluthochdruck. Oft kommt es zu Blutungen im hinteren Nasenraum.

Zudem gibt es einige Erkrankungen, bei denen das Immunsystem, also das Abwehrsystem des Körpers, die Gefäße angreift. So z.B. bei der Wegener-Granulomatose: Es kommt zu immer wiederkehrenden Entzündungen von mittelgroßen und kleinen Gefäßen. Darüber hinaus bilden sich kleine Knötchen im Bindegewebe. Zunächst betrifft die Erkrankung die Nasenschleimhaut, die Lunge und die Bronchien, später sind auch andere Organe betroffen. Neben Nasenbluten kann es zu einem Gewichtsverlust, zu Fieber und zu weiteren Symptomen kommen.

Bei der Krankheit Morbus Osler erweitern sich die Kapillaren, also die kleinsten Blutgefäße. Außerdem bilden sich bei dieser Erbkrankheit kleine Knötchen am Übergang zwischen venösen und arteriellen Kapillaren. Diese Knötchen platzen besonders in der Nasenschleimhaut schnell auf. Aufgrund des damit verbundenen Nasenblutens kann es sogar zu einer Anämie (Blutarmut) kommen.

Schwangere Frauen klagen vermehrt über Nasenbluten

In der Schwangerschaft kann es vermehrt zu einer verstopften Nase und als Konsequenz auch zu Nasenbluten kommen. Das ist auf den veränderten Hormonhaushalt zurückzuführen: Durch das vermehrte Östrogen wird das Bindegewebe aufgelockert, wodurch sich die Gefäße erweitern und die Durchblutung zunimmt. Das führt in der Nase zu einer Schleimhautschwellung, was letztendlich das Risiko für Nasenbluten erhöht. Darüber hinaus beginnen Schwangere zum Teil nachts zu schnarchen.

Faktoren, die Epistaxis bei Kindern bewirken können

Viele Kinder leiden vermehrt unter Nasenbluten. Dieses Phänomen bezeichnen Mediziner als habituelle Epistaxis. Die Neigung zum Nasenbluten verschwindet i.d.R. mit dem ansteigenden Alter. Die oben erläuterten Auslöser kommen auch für Kinder in Betracht. Jedoch liegt die Ursache für das Nasenbluten in diesem Alter meist in anderen Faktoren.

Zu diesen Faktoren zählt beispielsweise das Wachstum: Vor allem im Rahmen von größeren Wachstumsschüben kommt es vermehrt zu Epistaxis. Das liegt an der größeren Empfindlichkeit der kleinen Gefäße in der Nasenschleimhaut. Diese reißen schneller und sind dann die Ursache für das Nasenbluten.

Es kann auch vorkommen, dass ein kleines Kind sich einen Gegenstand oder einen Finger in die Nase schiebt. Dadurch kann die Nasenschleimhaut verletzt werden, sodass die Nase blutig wird.

Eine Art Sonderfall des Nasenblutens bei Kindern ist die Purpura-Schönlein-Henoch. Im Rahmen dieser Erkrankung sind die kleinen Blutgefäße entzündet. Diese Entzündung ist auf Bestandteile des Immunsystems zurückzuführen, welche eigentlich dafür zuständig sind, Krankheitserreger abzuwehren. Auf einige Auslöser regiert das Immunsystem mit einer übermäßigen Produktion der Antikörper, sodass sich diese in den Blutgefäßen anlagern. Hier führen sie zu Schädigungen, sodass Blutungen entstehen können. Diese Blutungen können sowohl in der Nase als auch an Gelenken und in Organen entstehen.

So sucht der HNO-Arzt nach der Blutungsquelle

In den allermeisten Fällen ist Epistaxis harmlos. Sollte das Nasenbluten jedoch häufiger bzw. stark auftreten, muss ein HNO-Arzt aufgesucht werden, um die Ursache feststellen zu lassen. Um eine Diagnose stellen zu können, führt der Mediziner eine Nasenspiegelung durch. Diese wird auch als Rhinoskopie bezeichnet. Oft reicht bereits die Spiegelung der vorderen Nasenabschnitte aus, um den Auslöser bzw. die Blutungsquelle zu finden: Der Arzt betrachtet die vorderen Nasengänge und die Nasenhöhle mit einem sogenannten Nasenspekulum. Hierbei handelt es sich um ein zangenartiges Gerät, welches mit einer Lichtquelle und einer trichterförmigen Spitze versehen ist. Manche dieser Untersuchungsgeräte sind anstatt mit einer Lichtquelle mit einem reflektierenden Spiegel ausgestattet.

In manchen Fällen erfordert die Diagnosestellung weitere Untersuchungen. Bei einem Schlag auf diese Nase oder einer anderen Verletzung ordnet der HNO-Arzt beispielsweise eine Röntgenaufnahme des Kopfes an. So lassen sich Verletzungen im Kopf- und Nasenbereich erkennen.

Bei häufigem, starkem Nasenbluten können weitere bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie oder die Computertomographie zum Einsatz kommen. So lassen sich die Blutgefäße darstellen.

Sollte der Verdacht auf eine Allgemeinerkrankung wie eine Blutarmut oder Bluthochdruck bestehen, sind zusätzliche Untersuchungen notwendig. Hierfür überweist der HNO-Arzt den Patienten an einen Allgemeinarzt oder an einen Internisten (Facharzt für Innere Medizin).

So kann man die Nasenblutung stillen

In einem ersten Schritt versucht der Mediziner (oder der Patient selbst) die Blutung zu stillen. Hierfür übt er Druck auf den Nasenflügel aus. Auch kann eine Kompresse unter der Oberlippe die Gefäße der Nasenschleimhaut komprimieren. Hierbei muss der Mund fest geschlossen werden. Außerdem muss darauf geachtet werden, kein Blut zu verschlucken.

Ein erkennbar blutendes Gefäß kann, nachdem es örtlich betäubt wurde, im Rahmen einer Elektrokoagulation verödet werden. Auch ein Laser kann der Verödung dienen.

Sollte die Blutung durch die erläuterten Maßnahmen nicht gestillt werden können, liegt die Blutungsquelle wahrscheinlich im hinteren Nasengewölbe. Dann kann eine Tamponade Abhilfe schaffen. Eine Möglichkeit liegt darin, eine sogenannte Ballontamponade in die Nasenhöhle zu legen. Anschließend wird die Manschette mit Luft aufgeblasen. Durch den erhöhten Füllungsdruck werden die Gefäße zusammengepresst. Der Tamponadendruck wird nach einigen Stunden wieder aufgehoben. So sollen Druckschäden vermieden werden.

Die Behandlung im Krankenhaus

Sollte die Blutung nicht gestoppt werden können, kann der Kreislauf des Patienten instabil werden. Dann veranlasst der Arzt die sofortige Einlieferung in ein Krankenhaus. Dies gilt ebenso, wenn eine ernste Ursache der Auslöser für das Nasenbluten ist.

Im Krankenhaus besteht die Möglichkeit, das Gefäß mittels Kathetereingriff zu verschließen. In dem Fall, dass ein größeres Gefäß blutet, kann der Chirurg dieses auch abbinden. Dieses Vorgehen wird „Ligatur“ genannt. Diese erfolgt endoskopisch über einen operativen Zugang oder mit einem Clip.

Sollte ein Loch in der Nasenscheidewand bestehen, kann eine weitere Operation notwendig sein, um das Loch zu verschließen und die Ursache somit endgültig zu beheben.

Vorsichtsmaßnahmen, mit denen man Nasenbluten vorbeugen kann

Es gibt keine allgemeingültigen Maßnahmen, mit denen man Nasenbluten zu 100 Prozent vorbeugen kann. Es gibt aber ein paar grundsätzliche Regeln, mit denen das Risiko für Epistaxis gesenkt werden kann. Zu diesen Vorsichtsmaßnahmen zählt z.B. das mäßige Schnäuzen der Nase. Auch sollte nicht übermäßig in der Nase „gebohrt“ werden. Bei einer trockenen Nasenschleimhaut helfen Nasenöle und –Salben, welche den Wirkstoff Dexpanthenol beinhalten. Die Nasenschleimhaut kann auch mit Nasenspülungen oder mit dem Inhalieren von Kochsalzlösungen befeuchtet werden. Vor allem im Winter sollte ein Wasserbehälter auf der Heizung stehen, sodass die Luftfeuchtigkeit erhöht wird. Auch große Pflanzen befeuchten den Luftraum.

Täglich sollten mindestens 1,5 Liter Wasser getrunken werden. Darüber hinaus ist eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung wichtig: In grünem Gemüse wie Spinat oder Broccoli ist viel Vitamin K enthalten. Dieses ist essenziell für eine intakte Blutgerinnung.

Aktualisiert am 17. Februar 2021