Metabolisches Syndrom

Beim Metabolischen Syndrom, welches auch als Wohlstands-Syndrom bezeichnet wird, handelt es sich nicht um eine einzelne Krankheit, sondern mit dem Begriff werden mehrere Faktoren zusammengefasst, welche oft zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Diese Krankheiten sind:

  • Adipositas (Übergewicht)
  • Bluthochdruck
  • Ein gestörter Fett- und Cholesterinhaushalt
  • Ein krankhaft erhöhter Blutzuckerspiegel

Diese Risikofaktoren sind typisch für den Lebensstil der westlichen Welt. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung diverser Gefäßerkrankungen. Ein gängiger Begriff für diese Teilerkrankungen ist „deadly quartet“, also „tödliches Quartett“. Laut Statistiken erkrankt in Deutschland jeder vierte Mensch an einem Metabolischen Syndrom. Es wird angenommen, dass sich durch das Syndrom das Risiko, an einem Schlaganfall oder an einem Herzinfarkt zu sterben, verdoppelt. Zudem steigt mit dem Metabolischen Syndrom die Wahrscheinlichkeit für eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2) um das Fünffache an, wenn nicht aktiv gegen die Risikofaktoren vorgegangen wird.

Wie bereits angedeutet, stellt das Metabolische Syndrom vor allem in der westlichen Welt ein Problem dar. Die Sterblichkeitsrate des Metabolischen Syndroms ist, ebenso wie die Erkrankungsrate, höher als beispielsweise die von AIDS/ HIV.

Das Syndrom an sich löst keine Beschwerden aus

Das Metabolische Syndrom verursacht selbst weder Schmerzen noch andere Beschwerden. Aus diesem Grund bleibt es nicht selten unentdeckt oder es wird zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung festgestellt.

Menschen, die am Metabolischen Syndrom erkrankt sind, sind deutlich übergewichtig. Dabei sind Menschen mit dem „Apfeltyp“ – hier lagert sich das Fett vor allem am Bauch an – stärker von der Erkrankung gefährdet als Personen mit dem „Birnentyp“ – bei diesem lagert sich das Fett überwiegend an den Oberschenkeln und der Hüfte an. Übergewicht gilt als wichtigster Teil des Metabolischen Syndroms. Neben Übergewicht und den anderen bereits erwähnten Teilerkrankungen weisen Betroffene häufig einen niedrigen Wert des „guten“ HDL-Cholesterins sowie eine Resistenz gegenüber Insulin auf.

All diese Symptome sind auf den westlichen Lebensstil zurückzuführen. Dieser ist von einer falschen Ernährung und von Bewegungsmangel geprägt.

Der hohe Blutdruck im Rahmen des Metabolischen Syndroms kann häufige Schwindelgefühle, Kopfschmerzen und Nasenbluten bedingen.

Das Körpergewicht als wichtiger Faktor für die Entstehung der Krankheit

Die Erkrankung am Metabolischen Syndrom kann verschiedene Ursachen haben, wobei dem Körpergewicht, wie bereits erwähnt, eine maßgebliche Rolle zukommt. Der Grund: all die anderen Merkmale der Erkrankung sind eng mit dem Übergewicht verknüpft. Übergewicht wird begünstigt, wenn ein Bewegungsmangel herrscht und, wenn eine fettreiche Ernährung zum Alltag gehört. Nimmt eine Person über einen längeren Zeitraum mehr Kalorien auf als sie verbrennt, wird von einer positiven Energiebilanz gesprochen. Die überschüssige Energie wird in Form von Fett eingelagert – Übergewicht entsteht.

Mit dem Übergewicht treten Veränderungen des Stoffwechsels ein: Der Körper hat Probleme bei der Schleusung des Zuckers aus dem Blut in die Zellen – die Konzentration an Blutzucker steigt und es entwickelt sich eine Insulinresistenz. Zu viel Zucker im Blut schadet den Gefäßen und begünstigt auf lange Sicht Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Des Weiteren kommt es durch die Stoffwechselstörungen zu erhöhten Blutfettwerten.

Ein weiterer Bestandteil des Metabolischen Syndroms ist die Hypertonie (Bluthochdruck). Hierbei gilt: je mehr ein Mensch wiegt, desto höher ist der Blutdruck. Ein zu hohes Körpergewicht ist also auch für hohe Blutdruckwerte verantwortlich. In diesem Zusammenhang muss man allerdings darauf hinweisen, dass es auch schwere Personen gibt, deren hohes Gewicht nicht auf eine große Fettmasse, sondern auf viel Muskelmasse zurückzuführen ist. Die Erläuterungen können nicht auf diese Personen bezogen werden.

Erbliche Faktoren

Auch erbliche Faktoren können eine Rolle bei der Entwicklung des Metabolischen Syndroms spielen: Eltern, die an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt sind, vererben diese Krankheit häufig an ihre Kinder, sodass auch diese im Verlauf ihres Lebens mit erhöhten Blutzuckerwerten, Übergewicht etc. zu kämpfen haben.

Die Diagnose

Um die Diagnose „Metabolisches Syndrom“ stellen zu können, misst der Mediziner unterschiedliche Parameter wie den Blutdruck, den Taillenumfang und das Gewicht. Außerdem werden verschiedene Blutuntersuchungen durchgeführt. Dabei richten sich die Ärzte nach den Kriterien des National Cholesterol Education Programm 2002 (NCEP). Diese Kriterien besagen, dass dann ein Metabolisches Syndrom vorliegt, wenn drei oder mehr der folgenden Risikofaktoren vorhanden sind.

Übergewicht

In Bezug auf das Übergewicht gilt ein BMI (Bodymass-Index) von 25 und mehr als ein das Metabolische Syndrom begünstigender Faktor.

Der Taillenumfang

Laut den Kriterien muss zusätzlich zu dem BMI von 25 oder höher mindestens ein Taillenumfang von 88 Zentimetern bei Frauen bzw. von 104 Zentimetern bei Männern bestehen, um vom Metabolischen Syndrom sprechen zu können. Der Taillenumfang wird als Marker für den inneren Bauchfett-Anteil (viszerales Fettgewebe) verwendet. Diese Art von Fettgewebe gibt leichter Fettmoleküle ab, die zuvor gespeichert wurden, als das Fett an anderen Stellen des Körpers. Somit begünstigt das Bauchfett hohe Blutfettwerte. Die tatsächliche Masse an viszeralem Fettgewebe lässt sich nur durch ein MRT oder ein anderes bildgebendes Verfahren bestimmen.

Der Blutzucker

Als Grenzwert für eine Insulinresistenz gilt ein erhöhter Nüchternblutzucker von mindestens 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter). Wird dieser Wert überschritten, muss aber längst noch keine Diabetes-Erkrankung vorliegen.

Der Blutdruck

Der Blutdruck gilt wiederum als erhöht, sobald der Grenzwert von 130/85 mmHg überschritten wird. Die Einmalmessung reicht für die Diagnose von Bluthochdruck nicht aus. Vielmehr muss eine Langzeitblutdruckmessung im Alltag erfolgen.

Blutfette

Der Grenzwert für Blutfette liegt bei einem überschrittenen Nüchternzustand von 150 mg/dl bzw. bei einem unterschrittenen Wert von 50 mg/dl an HDL-Cholesterin.

Weiterführende Informationen

Es muss erwähnt werden, dass verschiedene Gesundheitsorganisationen unterschiedliche Definitionen des Metabolischen Syndroms festgelegt haben. Dabei haben die einzelnen Kriterien einen unterschiedlichen Stellenwert: Während in der WHO-Definition aus dem Jahr 1998 die Glukose-Stoffwechsel-Störung im Zentrum der Erkrankung steht, wird bei den neueren Kriterien wie denen des NCEP oder der International Diabetes Foundation 2005 (IDF) der Körperfettverteilung im Rahmen von Adipositas eine hohe Bedeutung zugeschrieben. Die meisten Ärzte richten sich aktuell nach der oben aufgeführten NCEP-Definition.

Zusätzliche Untersuchungen

Weitere Untersuchungen dienen dazu, mögliche Folgeerkrankungen sowie Kontraindikatoren für eine bestimmte Behandlung zu diagnostizieren. Mögliche Untersuchungen sind u.a. ein EKG des Herzens und ein Ultraschall der Nieren.

Die Therapie des Metabolischen Syndroms

Wurde ein Metabolisches Syndrom diagnostiziert, liegt das oberste Ziel der Therapie in der Reduzierung des Risikos für Folgeschäden. Hierzu entwickelt der Arzt in enger Absprache mit dem Patienten einen individuellen Behandlungs- und Ernährungsplan. Nicht-medikamentöse Ansätze der Behandlung bestehen vor allem in der Veränderung der Lebensweise, d.h. der Patient wird dazu angehalten, mehr Sport zu treiben und sich fettarm und ausgewogen zu ernähren. In diesem Zusammenhang spricht man häufig von einem sogenannten Lifestyle-Change.

Der Wechsel der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten erzielt die besten Ergebnisse, da er allen Aspekten des Metabolischen Syndroms entgegenwirkt. Bereits Teilerfolge können das Risiko schwerer Folgeerkrankungen verringern. In vielen Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen werden Schulungen angeboten, durch die die Patienten ein Verständnis für den Zusammenhang zwischen der Lebensweise und der Erkrankung entwickeln.

Ein übergeordnetes Ziel des Lifestyle-Change besteht in der Gewichtsreduktion. Diese sollte im ersten Jahr etwa zehn bis 15 Prozent betragen. Es wird eine besonders fettarme und zugleich sehr kohlenhydratreiche Ernährung angestrebt. Um den Bluthochdruck zu regulieren, sollten Patienten außerdem die Salzzufuhr verringern.

Die Behandlung durch Ausdauertraining

Ein regelmäßiges und an das Fitnesslevel des Patienten angepasstes Ausdauertraining dient der Fettverbrennung und macht die Muskelzellen empfindlicher für Insulin. Der Effekt des Ausdauertrainings kann zusätzlich verstärkt werden, indem zwischendurch sogenannte Maximalbelastungen ausgeführt werden. Solche Maximalbelastungen können beispielsweise kurze Sprints sein. Darüber hinaus sollten sich die Betroffenen auch im Alltag mehr bewegen: Ein erster Schritt besteht beispielswiese darin, nicht mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad oder zu Fuß einzukaufen.

Die medikamentöse Therapie

Bei Personen, die bereits an einem entgleisten Stoffwechsel leiden, reichen diese Maßnahmen nicht mehr aus, d.h. eine gleichzeitige Medikamenten-Therapie ist erforderlich. Um erhöhten Cholesterin- und Blutfettwerten entgegenzuwirken, eignen sich vor allem Statine und Fabrine. Diese senken das LDL und erhöhen den Anteil des „guten“ HDL. Gegen einen erhöhten Blutdruck wirken wiederum ATr-Blocker und ACE-Hemmer. Diese Mittel senken die Wandspannung der Arterien. Hierdurch muss das Herz weniger Widerstand überwinden, sodass der Blutdruck sinkt. Derweil steigern Medikamente wie Acarbose oder Metformin die Ausschüttung von Insulin bzw. sie verbessern die Hormon-Wirkung an den Zellen. So wird dazu beigetragen, dass Zucker besser aus dem Blut gefiltert und in die Zellen geschleust wird.

Ein gesunder Lebensstil als beste Prophylaxe

Dem Metabolischen Syndrom kann man gut vorbeugen: Wer ein gesundes Leben mit ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung führt, läuft deutlich weniger Gefahr, an den verschiedenen Teilerkrankungen zu leiden. Wer kein Übergewicht aufweist, schaltet den wichtigsten Faktor für die Entstehung der Krankheit aus. Man sollte regelmäßig seinen Blutdruck kontrollieren (lassen). Bei Bedarf kann auch der Blutzuckerwert regelmäßig bestimmt werden.

Wer dem Metabolischen Syndrom vorbeugen möchte, sollte zudem die folgenden Tipps berücksichtigen:

Die Ernährung sollte aus viel Obst und Gemüse und aus möglichst wenig Fleisch bestehen. Wenn man nicht auf Fleisch verzichten möchte, dann sollte mageres Fleisch (z.B. Hühnchen) gewählt werden. Einmal in der Woche sollte man Fisch verzehren, da dieser über viele Omega-3-Fettsäuren verfügt. Man sollte sich mehrmals in der Woche sportlich betätigen oder zumindest Spaziergänge machen – schon ein Spaziergang tut dem Kreislauf gut. Darüber hinaus gilt es, Stress zu vermeiden. Da das nicht immer möglich ist, sollte man sich Techniken suchen, um Stress abzubauen. Neben Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelrelaxation und das Autogene Training helfen auch ein Hobby sowie die Freizeitgestaltung mit Dingen, die einem guttun. Welche diese Dinge sind, ist von Person zu Person unterschiedlich.

Des Weiteren sollte auf den übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden und das Rauchen sollte unterlassen bzw. eingestellt werden. Viele Menschen unterschätzen zudem die Wichtigkeit von genügend Schlaf: Wer erholsam und vor allem regelmäßig schläft, beugt dem Metabolischen Syndrom ein Stück weit vor.

Aktualisiert am 16. Februar 2021