Menorrhagie

Von einer Menorrhagie ist die Rede, wenn die Regelblutung der Frau sehr stark ist und zudem lange andauert. Es handelt sich nicht um einen gefährlichen oder lebensbedrohlichen Zustand, eine Menorrhagie kann den Alltag der Frau jedoch stark beeinträchtigen. Per Definition ist die Menorrhagie eine Regelblutung, die länger als sieben Tage andauert oder bei der die Frau mehr als 80 Milliliter Blut verliert. Die Ursachen für eine derartige abnorme Menstruation sind sehr vielfältig. Häufig liegt die Ursache in einer Veränderung der Geschlechtsorgane.

Müdigkeit, eine starke Reizbarkeit und weitere Begleitsymptome

Typische Beschwerden, die mit der Menorrhagie einhergehen, sind eine starke Müdigkeit und eine Erschöpfung bis hin zur Abgeschlagenheit. Außerdem können die betroffenen Frauen sehr reizbar sein und sie klagen häufig über Konzentrationsstörungen.

Wenn die Frau deutlich häufiger als sonst die Binde oder den Tampon wechseln muss, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Regelblutung nicht im normalen Rahmen liegt. Bei einer Menorrhagie benötigt die Frau im Durchschnitt bis zu fünf Binden oder Tampons am Tag, um die Blutmengen kontrollieren zu können.

Weitere mögliche Begleitsymptome

Aufgrund des erhöhten Blutverlustes kann es neben den bereits erwähnten Symptomen auch zu einer Blutarmut und zu Kreislaufproblemen kommen. Je nach der Intensität der Beschwerden, kann auch eine Eisenmangelanämie entstehen. Ebenso können mit der Menorrhagie starke Schmerzen im Unterleib einhergehen.

Ursachen für eine Menorrhagie

In den mit Abstand meisten Fällen ist die starke Regelblutung auf eine Veränderung im Bereich der Geschlechtsorgane zurückzuführen – derartige Veränderungen sind in 80 Prozent der Fälle der Auslöser für die Menorrhagie. Aber auch andere Faktoren wie Stress, Bluthochdruck und Herz-, Leber- und Nierenerkrankungen können der starken Regelblutung zugrunde liegen. Ebenso können Blutgerinnungsstörungen und die Einnahme von Gerinnungshemmern der Auslöser sein.

Störungen des Hormonhaushalts

Es wird angenommen, dass die Menorrhagie in etwa zehn Prozent der Fälle auf ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt zurückzuführen ist.

Endometriose

Bei der Endometriose handelt es sich um eine gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut. Die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ist üblicherweise nur in der Gebärmutterhöhle auffindbar. Bei einer Endometriose wächst sie jedoch auch an anderen Stellen im weiblichen Körper, also außerhalb der Gebärmutter. Häufig wächst sie im Bindegewebe der Gebärmutter, an deren äußerer Wand, an den Eierstöcken oder auf dem Bauchfell. Mit der Endometriose können neben einer langanhaltenden, starken Regelblutung auch heftige Schmerzen einhergehen.

Gutartige Muskelgeschwulste in der Gebärmutter

Bilden sich gutartige Muskelgeschwulste in der Gebärmutter, ist die Rede von Uterusmyomen. Diese können sich ausdehnen, sodass sie in den Bauchraum oder in das Innere der Gebärmutter hineinreichen. Solche Myome kommen recht häufig vor: Laut Statistiken findet man derartige Muskelgeschwulste bei zehn bis 20 Prozent der über 30-jährigen Frauen. Noch häufiger sind Frauen im Alter zwischen 35 und 55 betroffen. Auch mit den Gebärmuttermyomen geht eine Regelblutung einher, die sowohl länger als auch stärker ist als üblich.

Uterus- und Zervixpolypen

Polypen sind gutartige Wucherungen der Schleimhaut. Sie können sich sowohl in der Gebärmutter (Uteruspolyp) als auch am Gebärmutterhals (Zervixpolyp) bilden. Anders als die übrige Gebärmutterschleimhaut werden Polypen während der Menstruation nicht abgestoßen.

Endometritis

Bei der Endometritis ist die Schleimhautauskleidung der Gebärmutter entzündet. Sie wird auch als Gebärmutterschleimhautentzündung bezeichnet. Die Ursache liegt in einer Infektion mit Chlamydien oder anderen Bakterien. Diese gelangen über die Scheide zum Gebärmutterhals, sodass sie in die Gebärmutter eindringen können. Neben den starken Blutungen kann es zu Zwischenblutungen und zu sehr schmerzhaften Blutungen kommen.

Eine Entzündung der Eileiter

Eine Entzündung der Eileiter wird in der Medizin als Salpingitis bezeichnet. Auch in diesem Fall steigen Bakterien von der Scheide zum Gebärmutterhals auf, von wo aus sie die Gebärmutter befallen und anschließend zu den Eileitern gelangen.

Intrauterinpessar

Das Intrauterinpessar ist ein Kupferdraht und besser als „Spirale“ bekannt. Es handelt sich um ein Mittel zur Empfängnisverhütung. Die „Spirale“ kann den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und somit zu einer starken, verlängerten Regelblutung führen.

Uteruskarzinom

Ein Uteruskarzinom stellt eine bösartige Veränderung der Gebärmutter dar. Es kommt zu Blutungen aus der Gebärmutter. Das Blut sucht sich seinen Weg über die Scheide nach draußen. Deshalb wird diese Art der Blutung häufig mit einer Menstruation verwechselt. Besonders auffällig sind vaginale Blutungen, die nach den Wechseljahren auftreten, also, wenn die Frau bereits keine Regelblutung mehr hat.

Die Diagnose der Menorrhagie

Häufig kann der Gynäkologe bereits anhand der Krankengeschichte der Patientin erste Rückschlüsse über die möglichen Ursachen für die Menorrhagie ziehen. Im Anamnesegespräch erkundigt er sich außerdem nach begleitenden Symptomen sowie nach der Dauer der Blutung und danach, ob Zwischenblutungen bestehen. Eventuell rät er der Patientin dazu, die Regelblutung über einige Monate zu beobachten und die Dauer, die Stärke und andere Auffälligkeiten zu notieren. Auf der Grundlage dieser Informationen wird das weitere Vorgehen besprochen.

Außerdem findet eine gynäkologische Untersuchung statt. Der Mediziner tastet die Vagina ab und führt eine Urinuntersuchung durch. Außerdem kann ein Ultraschall in Betracht gezogen werden. Auch eine Blutuntersuchung kann nützliche Hinweise auf die Ursache liefern. Das Blut wird z.B. auf eine Blutarmut und auf einen Eisenmangel hin untersucht.

Des Weiteren kann der Gynäkologe eine Gebärmutterspiegelung durchführen. Im Rahmen der sogenannten Hysteroskopie können organische Veränderungen festgestellt und kleinere Polypen entfernt werden. Auch ein obligatorischer Krebsabstrich ist sinnvoll. In bestimmten Fällen ordnet der Arzt zudem eine Computertomographie an.

Die Ursache bestimmt die Therapiemaßnahmen

Die Therapie bei einer Menorrhagie ist maßgeblich von der Ursache abhängig. In den meisten Fällen versucht der Arzt die Blutung zunächst durch die Gabe bestimmter Medikamente zum Versiegen zu bringen. Sollte der Verdacht auf Zysten oder eine Tumorerkrankung bestehen, wird er auch direkt eine Gewebeprobe entnehmen und diese anschließend im Labor untersuchen lassen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, werden die Zysten bzw. der Tumor chirurgisch entfernt. Im Anschluss an die Krebsgeschwür-Entfernung kann eine Strahlen- oder eine Chemotherapie notwendig sein. So werden übriggebliebene Krebszellen zerstört, sodass sich der Tumor nicht ausbreiten bzw. sodass er keine Metastasen bilden kann.

Ist die Menorrhagie auf Hormonstörungen zurückzuführen, verschreibt der Arzt Hormonpräparate. Auch die Antibabypille kann verwendet werden, um die Monatsblutungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Bei Frauen, die mehrere Kinder geboren oder mehrere Aborte erlitten haben, kommt eine Ausschabung der Gebärmutter infrage. Im Rahmen dieses Eingriffs wird überschüssiges Gewebe entfernt. So wird ein totaler Neuaufbau der Schleimhaut ermöglicht. Da sich Narben in der Gebärmutter bilden können, welche die Regelblutung zusätzlich verstärken, kommt diese Methode jedoch nur selten zum Einsatz.

Ist eine infektiöse Erkrankung der Geschlechtsorgane die Ursache für die Menorrhagie, verabreicht der Gynäkologe passende lokale oder orale Medikamente. In solch einem Fall wird der Sexualpartner i.d.R. mitbehandelt.

Den Verlauf durch eine gesunde Lebensweise positiv beeinflussen

Die Frau kann der Menorrhagie nicht unmittelbar vorbeugen. Es gibt jedoch einige Maßnahmen, mit denen sich der Verlauf positiv beeinflussen lässt. Hierzu gehört eine gesunde Lebensweise mit einer abwechslungsreichen Ernährung, ausreichend Bewegung und genügend Ruhephasen. Genügend Schlaf und Stressabbau fördern das Wohlbefinden. Um Stress abzubauen, kommen Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelrelaxation und das Autogene Training infrage. Des Weiteren sollte die Frau nicht rauchen und Alkohol nur in Maßen genießen. Auch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig mit der Behandlung beginnen zu können. Das trifft vor allem auf Krebserkrankungen zu.

Aktualisiert am 16. Februar 2021