Lebermetastasen

So wie bei allen Metastasen handelt es sich bei Lebermetastasen um Absiedlungen eines bösartigen Tumors an einer Stelle, bei der es sich nicht um die primäre Stelle des Tumors handelt. Das Metastasieren, d.h. die Fähigkeit eines Tumors, sich an anderen Orten im Körper auszubreiten, ist ein Kennzeichen für die Bösartigkeit der Erkrankung.

Der Leberkrebs wird nach der primären und der sekundären Neubildung von Krebszellen in dem Organ unterschieden. Bei primären Leberkarzinomen handelt es sich um Krebszellen, welche in der Leber entstehen. Beispiele für solche Leberkarzinome sind ein cholangiozelluläres Karzinom und ein hepatozelluläres Karzinom. Sekundäre Lebertumore, sprich Lebermetastasen, entstehen wiederum aufgrund eines bösartigen Tumors, welcher in die Leber gestreut hat, d.h. der Tumor ist ursprünglich an einer anderen Stelle entstanden. So ist die Leber beispielsweise häufig von Metastasen betroffen, die bei Darmkrebspatienten metastiert haben.

Je nach der Art des ursprünglichen Tumors können sich Lebermetastasen sowohl kurz nach der Bildung des Primärtumors als auch einige Jahre nach der Erkrankung bilden. In dem Fall, dass sie bereits bestehen, wenn der Krebs diagnostiziert wird, spricht man in der Medizin von sogenannten synchronen Lebermetastasen. Metachrone Lebermetastasen entwickeln sich hingegen erst im Nachhinein, d.h. im Verlauf der Krankheit oder nachdem der Primärtumor bereits entfernt wurde. Bei Patienten mit Darmkrebs liegt der Anteil der synchronen Lebermetastasen bei etwa 20 Prozent, metachrone Metastasen treten wiederum in 20 bis 50 Prozent der Darmkrebs-Fälle auf.

Die Symptome treten meist sehr spät auf

Auch, wenn sich Lebermetastasen synchron zum Primärtumor entwickeln, machen sie sich i.d.R. erst spät bemerkbar. Zudem trägt die Tatsache, dass es sich bei den Frühsymptomen um unspezifische Symptome handelt, dazu bei, dass Lebermetastasen häufig erst spät entdeckt werden. Zu den typischen Beschwerden, die mit Lebermetastasen einhergehen, gehören eine Appetitlosigkeit und eine damit einhergehende, nicht gewollte Gewichtsabnahme, Übelkeit und starkes nächtliches Schwitzen. Außerdem können Druckschmerzen im mittleren oder rechten Oberbauch entstehen. Magen-Darm-Beschwerden sind ebenfalls möglich und häufig färbt sich die Haut gelb (Gelbsucht).

Lebermetastasen werden hauptsächlich über das Blut „transportiert“

Das Metastasieren der Krebszellen eines Tumors kann auf zwei Weisen geschehen: Im Rahmen der hämatogenen Metastasierung lösen sich die entarteten Zellen vom Primärtumor ab und gelangen in das Blut. Über dieses erreichen sie andere Körperteile wie eben die Leber. Hier können sie sich festsetzen und weiterwachsen. Bei der lymphogenen Metastasierung werden die Zellen wiederum von einem Lymphknoten zum nächsten übertragen. Bei Lebermetastasen ist dieser Weg der Verbreitung allerdings eher selten.

In vielen Fällen von Lebermetastasen sitzt der Primärtumor im Verdauungstrakt – Lebermetastasen werden vor allem bei Darmkrebs, bei Speiseröhrenkrebs und bei Magenkrebs gebildet. Aber auch bei einer Krebserkrankung der Gallenwege oder bei Bauchspeicheldrüsenkrebs können Lebermetastasen entstehen. Bei Brust-, Schilddrüsen- und Lungenkrebs ist das eher selten der Fall.

Die Diagnose von Lebermetastasen

Werden Lebermetastasen bei einem Krebspatienten festgestellt, kann das ein Zeichen für einen weiten Fortschritt der Erkrankung sein und die Patienten befinden sich zu diesem Zeitpunkt häufig bereits in onkologischer Behandlung. Wer an einem bösartigen Tumor erkrankt ist, muss regelmäßig zur Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchung. Nur so können die Lebermetastasen rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Auch nachdem der Krebs besiegt wurde, sollten sich die Patienten im Rahmen von regelmäßigen Nachsorgenuntersuchungen untersuchen lassen. Besteht der Verdacht auf Lebermetastasen, kommen gezielte Untersuchungen zum Einsatz, mit denen die Diagnose gesichert werden kann. Zu diesen Untersuchungen zählen die Kernspintomographie, die Sonographie (Ultraschalluntersuchung), die Computertomographie sowie diverse Untersuchungen des Bluts.

In dem Fall, dass der Ort, an dem der Ursprungstumor sitzt, nicht bekannt ist, werden verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um den Primärtumor zu lokalisieren. Zu diesen Maßnahmen gehört beispielsweise eine Darmspiegelung, Koloskopie genannt. Diese kommt bei Lebermetastasen meist als erstes zum Einsatz, da Darmkrebs eine äußerst häufige Ursache für die Bildung der Geschwulste ist. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass der Arzt eine Gewebeprobe aus dem Lebertumor entnimmt. Die Untersuchung der Probe kann Aufschluss über den Ort des Primärtumors geben.

Ein CUP-Syndrom besteht, wenn der Primärtumor nicht gefunden werden kann

Es besteht die Möglichkeit, dass der den Lebermetastasen zugrundeliegende Tumor nicht gefunden wird. In diesem Fall spricht man in der Medizin vom sogenannten CUP-Syndrom. Hierbei steht das Kürzel CUP für „cancer of unknown  primary“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Krebserkrankung mit unbekanntem Primärtumor“. In etwa zwei bis vier Prozent aller Krebserkrankungen handelt es sich um ein CUP-Syndrom. Dessen Symptome als auch der Verlauf und die Therapie sind u.a. von der Verteilung der Metastasen abhängig. Dabei steht das CUP-Syndrom nicht nur in Verbindung zu Lebermetastasen – das CUP-Syndrom kann auch bei Metastasen in der Lunge, in den Lymphknoten und in weiteren Organen bestehen.

Verschiedene Maßnahmen der Therapie

Für die Behandlung von Lebermetastasen gibt es verschiedene Maßnahmen. Welche Maßnahme zum Einsatz kommt, ist dabei u.a. von der Anzahl der Absiedlungen abhängig. Die kurative Behandlung zielt z.B. darauf ab, die Erkrankung zu heilen. Sollte das nicht mehr möglich bzw. die Chancen darauf aussichtlos sein, zieht man eine palliative Behandlung in Betracht. Innerhalb dieser Therapie wird versucht, dem Patienten ein großes Leiden zu ersparen und die Lebensqualität wird erhöht.

In dem Fall, dass sich lediglich einzelne Metastasen gebildet haben, können diese chirurgisch entfernt werden. Hierbei kann auch die Entfernung von einzelnen Leberteilen notwendig sein. Darüber hinaus können, falls nur wenige Tumorherde in der Leber bestehen, sogenannte lokale Therapieverfahren eingesetzt werden und zwar sowohl als alternative Behandlung als auch als Ergänzung zur Operation. Durch diese Verfahren wird eine gezielte Bekämpfung des bösartigen Gewebes ermöglicht. Ein Vorteil dieser Methode besteht darin, dass das umliegende gesunde Gewebe geschont wird. Einzelne Methoden der lokalen Therapiemaßnahmen sind die interstitielle Laserkoagulation, die Radio-Frequenz-Ablation und die Kryotherapie. Des Weiteren kann eine Chemotherapie im Falle von Lebermetastasen lebensverlängernd wirken.

Die Heilungschancen sind von verschiedenen Faktoren abhängig

Können die Lebermetastasen vollständig entfernt werden, ist die Chance auf eine Heilung gut: Ist noch ausreichend gesundes Lebergewebe vorhanden, geht man von einer 50-prozentigen Überlebenschance aus. Wie gut diese Heilungschance im individuellen Fall ist, hängt u.a. vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten sowie von der Ausbreitung und der Größe der Lebermetastasen als auch des Primärtumors ab.

Einen gesunden Lebensstil pflegen, um Krebserkrankungen vorzubeugen

Man kann Lebermetastasen nicht unmittelbar vorbeugen. Es bestehen jedoch einige Maßnahmen, mit denen man Krebserkrankungen im Allgemeinen vorbeugen kann. Zu diesen Maßnahmen zählt eine gesunde Lebensweise mit einer vielseitigen und fettarmen Ernährung. Darüber hinaus sollte auf den übermäßigen Konsum von Alkohol sowie auf das Rauchen verzichtet werden. Regelmäßige sportliche Aktivitäten stärken das Immunsystem und verringern somit das Risiko, an Lebermetastasen zu erkranken.

Aktualisiert am 16. Februar 2021