Keuchhusten

Der Keuchhusten ist auch unter dem Namen Pertussis bekannt. Es handelt sich um eine akute, schwere Erkrankung der Atemwege. Früher galt der Keuchhusten als eine typische Kinderkrankheit. Erwachsene können aber ebenfalls von der Erkrankung betroffen sein. Der Keuchhusten dauert i.d.R. mehrere Wochen, wenn nicht Monate.

Aufgrund des angestrengten Luftholens wird der Pertussis auch als Stickhusten bezeichnet. Infizierte Personen können andere Menschen per Speicheltröpfchen, also beim Sprechen, beim Husten und beim Niesen anstecken. Bei Kindern kann der Keuchhusten gefährliche Ausmaße annehmen. In sehr schweren Fällen kann bei Babys unter einem Alter von sechs Monaten sogar ein Atemstillstand eintreten. Da die meisten Kinder heutzutage früh gegen die Erkrankung geimpft werden, tritt der Pertussis im Vergleich zu früher recht selten auf.

Die meisten Fälle von Pertussis werden im Herbst und im Winter gemeldet. Die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland lag in den letzten Jahren bei ca. 130 Fällen pro 100.000 Einwohner. Dabei hat vor allem die Zahl der Neuerkrankungen bei Erwachsenen stark zugenommen: 90 Prozent aller Keuchhusten-Fälle betreffen erwachsene Personen. Ein Grund hierfür ist, dass viele Kinder gegen den Keuchhusten geimpft sind, im steigenden Alter wird die Impfung jedoch immer seltener aufgefrischt.

Weltweit erkranken jährlich etwa 17 Millionen Menschen an Keuchhusten. Die Erkrankung tritt vor allem in Entwicklungsländern auf. Hier ist auch die Sterblichkeitsrate aufgrund von Pertussis erhöht. Ein Grund für diese hohen Zahlen in Entwicklungsländern ist, dass es hier keine geeigneten Impfungen gibt. Im Jahr 2003 starben weltweit mehr als 280.000 Menschen an Keuchhusten. In Deutschland gilt die Erkrankung seit dem Jahr 2013 als meldepflichtig.

Drei Stadien der Symptome

Die Symptome bei Keuchhusten halten mehrere Wochen bis Monate an und können in drei Stadien unterteilt werden: Das erkältungsartige Stadium (Stadium catarrhale), das Anfallsstadium (Stadium convulsivum) und das Erholungsstadium (Stadium decrementi).

Im erkältungsartigen Stadium treten Beschwerden auf, die denen einer normalen Erkältung stark ähneln. Dieses Stadium dauert etwa eine bis zwei Wochen. Zu den typischen Merkmalen dieses Stadiums zählen ein Schnupfen, Heiserkeit und leichtes Fieber. Außerdem müssen die Betroffenen oft niesen und es kann zu einer Bindehautentzündung kommen. Der leichte Husten geht nach und nach in einen krampfartigen Husten über.

Im sogenannten Anfallsstadium treten die ersten Hustenanfälle auf, die dem Keuchhusten seinen Namen geben: Mit diesen Hustenanfällen, Stakkatohusten genannt, geht ein Keuchen beim Einatmen einher. Außerdem kann es zum Erbrechen des hochgewürgten zähen Auswurfs kommen. Selten entsteht Fieber und nachts nehmen die Beschwerden zu. Das zweite Stadium des Keuchhustens dauert etwa drei bis sechs Wochen.

Je nach dem Alter der oder des Betroffenen können die Symptome in diesem Stadium unterschiedlich ausfallen. Bei Säuglingen kommt es z.B. nicht zu Hustenanfällen, sondern zu gelegentlichen Atemstillständen. Demgegenüber weisen Jugendliche und Erwachsene oft einen langanhaltenden Husten auf und zwar ohne, dass andere Symptome des Anfallsstadiums entstehen.

In der letzten Phase des Keuchhustens, dem Erholungsstadium, gehen die Beschwerden nach und nach zurück. Dieses Stadium wird auch als Rekonvaleszenzstadium bezeichnet – der lateinische Begriff „convalescere“ bedeutet so viel wie „erstarken“ bzw. „kräftig werden“. Das Stadium der Kräftigung dauert zwischen sechs und zehn Wochen.

Übertragung durch eine Tröpfcheninfektion

Der Keuchhusten ist vor allem in der ersten Phase hochansteckend. Als Erreger gilt das Bakterium Bordetella pertussis, welches nach seinem Entdecker benannt wurde. Zu einer Übertragung des Bakteriums von Mensch zu Mensch kommt es durch eine Tröpfcheninfektion, also über die Atemluft, beim Sprechen usw. Die Bakterien setzen sich in den oberen Atemwegen, in den Bronchien und in der Luftröhre fest. Hier vermehren sie sich und sie bilden Gifte, welche die Flimmerhärchen und die Schleimhäute angreifen. Es entstehen entzündliche Vorgänge. Darüber hinaus reizen die Bakterien das Hustenzentrum im Gehirn. So kommt es zu den charakteristischen Hustenanfällen.

Das Risiko, dass sich eine Person, die nicht geimpft ist, bei einer an Pertussis erkrankten Person ansteckt, beträgt zwischen 70 und 80 Prozent. Nachdem eine Person den Keuchhusten überstanden hat, ist sie zehn Jahre lang immun.

Die Diagnose von Keuchhusten

Keuchhusten ist bei Kindern einfacher zu diagnostizieren als bei erwachsenen Personen. Erwachsene merken häufig gar nicht, dass sie an Pertussis erkrankt sind, da der Keuchhusten oft für einen normalen Husten gehalten wird, der lange anhält. Um Pertussis diagnostizieren zu können, führt der Arzt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Dabei wird er dem Patienten nach dem zeitlichen Bestehen des Hustens fragen und er wird die Frage stellen, ob der Husten trocken ist oder, ob Schleim abgehustet wird. Wichtig für die Diagnose ist außerdem die Information, ob nach dem Husten Probleme beim Luftholen auftauchen.

Des Weiteren hört der Arzt die Lunge ab und er wird versuchen, Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder eine Mittelohrentzündung auszuschließen. Sollte sich die Lunge des Patienten nicht gut anhören und dieser über typische Symptome einer Lungenentzündung (Atemnot, bräunlicher Auswurf, …) klagen, wird ein Röntgenbild von der Lunge gemacht. Auf eine Mittelohrentzündung weisen z.B. starke Ohrenschmerzen hin.

Sollte der Pertussis bereits fortgeschritten sein, können bestimmte Antikörper, die der Organismus gegen die Erreger gebildet hat, im Blut nachgewiesen werden. Diese Antikörper sind allerdings erst etwa drei Wochen nach der Infektion nachweisbar.

Wie bereits erwähnt, ist die Diagnose von Keuchhusten bei Kindern i.d.R. leichter: Bei einem Verdacht auf Pertussis wird ein Abstrich aus der Nase des Kindes genommen. Es erfolgt eine sogenannte Polymerase-Ketten-Reaktion. Hierbei wird die Erbinformation der Bakterien vervielfältigt, sodass der Befall mit den Bakterien, die den Keuchhusten auslösen, innerhalb von wenigen Stunden nachgewiesen werden kann.

Die Therapie mit Antibiotika

In den meisten Fällen wird ein Keuchhusten mit Antibiotika behandelt. Diese sollen die Erreger abtöten. Die Antibiotikum-Kur dauert etwa zwei Wochen. Zum Einsatz kommen Clarithromycin, Azithromycin oder Roxithromycin. Weitere Antibiotika, die sehr effektiv gegen Keuchhusten sind, sind Cotrimoxazol und Erythromycin. Diese weisen jedoch stärkere Nebenwirkungen auf als die zuvor genannten. Da der Keuchhusten höchst ansteckend ist, sollten auch Personen, die mit der erkrankten Person in einem Haushalt leben, vorbeugend Antibiotika einnehmen.

In solchen Fällen, in denen der Keuchhusten bereits fortgeschritten ist, können diese Antibiotika die Heftigkeit und die Dauer der Hustenanfälle jedoch nicht wesentlich beeinflussen. In diesen Fällen dienen sie eher dazu, die Ausbreitung der Bakterien zu verhindern, sodass die Krankheitsdauer verkürzt wird.

Weitere Mittel, die der Behandlung von Keuchhusten dienen, sind schleimlösende Medikamente. Hustensaft hilft im Falle eines Keuchhustens nicht. Aus dem Grund, dass Säuglinge den zähen Schleim nicht abhusten können, müssen die Babys im Krankenhaus behandelt werden. Ansonsten kann es zu Atemstillständen kommen. Ratsam ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Dem Keuchhusten kann man effektiv vorbeugen

Dem Keuchhusten kann man effektiv vorbeugen und zwar indem man sich bzw. seine Kinder impfen lässt. Die einmalige Impfung gegen Pertussis reicht allerdings nicht aus, um die Entstehung von Keuchhusten komplett ausschließen zu können. Vielmehr bedarf es einer Grundimmunisierung, welche aus mehreren Impfdurchgängen besteht. Das Impfschema gegen Keuchhusten sieht wie folgt aus:

  • Zweiter, dritter und vierter Lebensmonat: Impfung 1 bis 3
  • Im Alter zwischen 11 und 14 Monaten: Impfung 4
  • Im Alter von fünf bis sechs Jahren: 1. Auffrischung
  • Im Alter von neun bis 17 Jahren: 2. Auffrischung

Da der Schutz gegen Pertussis nicht ein Leben lang hält, sollte man die Impfung auch im Erwachsenenalter auffrischen. Dabei kommt ein sogenannter Kombinationsimpfstoff zum Einsatz, welcher ebenfalls gegen Diphterie und Tetanus immunisiert. Empfehlenswert ist es deshalb auch, im Falle einer anstehenden Impfung gegen Diphterie und Tetanus, den Impfschutz gegen Pertussis prüfen zu lassen und sich ggf. für eine solche kombinierte Impfung zu entscheiden.

Aus dem Grund, dass der Keuchhusten bei Säuglingen sehr schwerwiegend verlaufen kann, sollten sich Frauen im gebärfähigen Alter und vor allem schwangere Frauen gegen Pertussis immunisieren lassen. Auch für die Geschwister, die Großeltern und andere Familienmitglieder bedeutet das, dass diese den Schutz gegen Pertussis prüfen sollten: Haben die einzelnen Familienmitglieder in den letzten zehn Jahren keine Impfung erhalten, ist es sinnvoll, spätestens vier Wochen vor der Geburt eine Impfung vorzunehmen.

Wer nicht gegen Keuchhusten geimpft ist, sollte den Kontakt zu infizierten Personen meiden!

Aktualisiert am 16. Februar 2021