Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen (auch: Arrhythmien) kommen häufiger vor als man denkt – das Herz eines gesunden Menschen kann hin und wieder zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig schlagen. Das ist aber noch längst kein Grund zur Sorge! Erst, wenn Herzrhythmusstörungen häufiger bzw. über einen langen Zeitraum auftreten, sollte man einen Arzt aufsuchen, da es sich dann um eine Erkrankung des Herzens handeln kann.

Es wird zwischen verschiedenen Formen der (krankhaften) Herzrhythmusstörungen differenziert: Zum einen gibt es Reizbildungsstörungen, d.h. die elektrischen Impulse werden nicht mehr wie gewohnt gebildet und zum anderen kann eine fehlerhafte Weiterleitung der Herzerregung bestehen. In diesem Fall spricht man von Erregungsleitungsstörungen. Eine weitere Unterscheidung besteht in Bezug auf den Entstehungsort der Rhythmusstörungen: Die Störungen können sowohl im Herzvorhof als auch in der Herzkammer entstehen. Außerdem wird zwischen Arrhythmien mit einem zu langsamen Herzschlag und einem zu schnellen Herzschlag unterschieden. Herzschläge, die außerhalb des typischen Herzrhythmus auftreten, werden als Extrasystolen bezeichnet.

Extrasystolen, Vorhofflattern und andere Formen von Herzrhythmusstörungen

Die Extrasystolen können sowohl von der Herzkammer als auch vom Herzvorhof ausgehen. Im ersten Fall werden sie als ventrikuläre, im zweiten Fall als supraventrikuläre Extrasystolen bezeichnet. Allerdings sind solche Extraschläge nicht unbedingt krankhaft – jeder Mensch weist eine geringe Zahl an Extraschlägen auf. Erst, wenn ein bestimmtes Maß überschritten wird und die Extrasystolen zu Beschwerden führen, ist eine Behandlung notwendig.

Eine weitere Form von Herzrhythmusstörungen ist das Vorhofflattern, auch Vorhofflimmern genannt. Im Rahmen dieser Form entsteht eine schnelle, unregelmäßige Erregung im Herzvorhof. Durch diese unregelmäßige Erregung kommt es zu einem unregelmäßigen Puls. Eine mögliche Folge besteht darin, dass der Vorhof sich nicht mehr gleichmäßig zusammenzieht, was den Bluttransport in die Herzkammern als auch die Pumpleistung des Herzens negativ beeinflusst. Aufgrund des stockenden Blutstroms kann es zur Bildung von Blutgerinnseln kommen. Sollten diese über die Schlagader in das Gehirn gelangen, kann ein Schlaganfall ausgelöst werden.

Weitere Formen von Herzrhythmusstörungen sind die supraventrikuläre und die ventrikuläre Tachykardie, das Kammerflattern und der AV-Block. Zudem besteht die Möglichkeit eines sogenannten SA-Blocks, es gibt das WPW-Syndrom und das Sick-Sinus-Syndrom.

Die Symptome können unterschiedliche Ausmaße annehmen

Wenn ein Herz dauerhaft Rhythmusstörungen aufweist, können schwere Schäden bis zu einem kompletten Herzversagen die Folge sein. Ein Problem in Bezug auf die Symptome von Herzrhythmusstörungen ist, dass Patienten diese teilweise kaum wahrnehmen. Andere Patienten fühlen sich wiederum bereits bei kleinen Abweichungen des Herzrhythmus massiv beeinträchtigt. Je nach der Art und nach der Dauer der Störungen können die folgenden Beschwerden hervorgerufen werden:

  • Herzrasen und Herzklopfen
  • Ein unregelmäßiger Pulsschlag
  • Schwindelgefühle
  • Ein Kreislaufkollaps und Ohnmachtsanfälle

Im schlimmsten Fall kann eine Herzrhythmusstörung zum plötzlichen Herztod führen.

Die Symptome beim häufig auftretenden Vorhofflattern

Von einem Vorhofflimmern sind vor allem ältere Menschen sowie Menschen mit einer Herzschwäche betroffen. Hierbei kommt es zu unkoordinierten, schnellen Zuckungen der Herzvorhöfe. Diese Art stellt die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen dar. In einigen Fällen kann auf die Behandlung des Vorhofflatterns verzichtet werden und zwar dann, wenn die Betroffenen eine normale Herzfrequenz aufweisen und über keine Beschwerden klagen. Gefährlich ist in Bezug auf das Vorhofflimmern allerdings, dass sich Blutgerinnsel bilden können, die die Gefäße verstopfen. Im schlimmsten Fall können die Gerinnsel einen Schlaganfall auslösen.

Symptome beim Kammerflimmern

Herzrhythmusstörungen gelten immer als gefährlich, wenn die Pumpleistung beeinträchtigt wird. Hierzu kommt es, wenn der Herzschlag rast und der Herzmuskel somit nicht genügend Zeit hat, sich vollständig zusammenzuziehen. Dabei werden die Herzkammern nicht mehr ausreichend mit Blut gefüllt. Das Kammerflimmern kann so weit reichen, dass das Herz komplett unkoordiniert zuckt. Es können 300 Schläge in der Minute entstehen – der Kreislauf kann nicht annähernd ausreichend mit Blut versorgt werden. Wird nicht schnell gehandelt, kommt es zu einem Herzversagen. An einem solchen sterben in Deutschland jeden Tag etwa 350 Menschen.

Diverse Störungen und Erkrankungen können Herzrhythmusstörungen bedingen

Wie bereits erwähnt, sind Störungen im Herzrhythmus nicht immer krankhaft – in gewissen Maßen kommen sie auch bei gesunden Menschen vor. Sind die Herzrhythmusstörungen krankhaft, kann das auf verschiedene Ursachen wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Schilddrüsenunterfunktion zurückzuführen sein. Außerdem können Herzrhythmusstörungen durch einen gestörten Impulsgeber verursacht werden. Zu den möglichen Auslösern von Herzrhythmusstörungen gehören die folgenden Erkrankungen und Störungen:

  • Herzinfarkt
  • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
  • Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzklappenerkrankung
  • Angeborene Ionenkanalerkrankungen des Herzens (z.B. das Brugada-Syndrom)
  • Angeborene Herzfehler wie das WPW-Syndrom
  • Anämie (Blutarmut)
  • Hypoxie (Sauerstoffmangel im Gewebe)
  • Lungenerkrankungen
  • Störungen im Elektrolythaushalt
  • Fehlregulationen des vegetativen Nervensystems

Des Weiteren können ein übermäßiger Alkoholkonsum und ein Drogenmissbrauch zu Herzrhythmusstörungen führen. Einige Medikamente (z.B. Betablocker) können Nebenwirkungen haben und ebenfalls den Rhythmus des Herzens stören.

Das WPW-Syndrom als Ursache

Das Wolff-Parkinson-White-Syndrom beruht auf einer angeborenen Herzanomalie: Die Reizweiterleitung am Herzen wird durch das sogenannte Kent-Bündel gestört. Dieses Bündel stellt eine überzählige Muskelbrücke dar. Sie befindet sich zwischen dem Vorhof und der Kammer des Herzens. Mit dem WPW-Syndrom gehen tachykarde, also zu schnelle Herzschläge einher. Ein tachykarder Herzschlag kann zudem durch zu viel Koffein, Stress und Aufregung bedingt werden.

Die Diagnose von Herzrhythmusstörungen

Besteht der Verdacht auf Herzrhythmusstörungen, wird der Arzt verschiedene Methoden zur Diagnosestellung einsetzen. Anhand der Untersuchungsergebnisse kann er feststellen, ob es sich bei den Herzrhythmusstörungen um harmlose oder um ernst zu nehmende Störungen des Herzrhythmus handelt.

In einem ersten Schritt wird der Arzt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten führen. Hierbei informiert er sich über die bestehenden Beschwerden und über mögliche Vorerkrankungen. Anschließend wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Diese umfasst das Messen des Pulses sowie das Abhören des Herzens. Ein EKG gibt weitere Informationen über die Herztätigkeit.

Um die Diagnose zu sichern, wird der Arzt weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, Echokardiographie genannt, einleiten. Gegebenenfalls wird er eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs machen und dem Patienten Blut abnehmen. Außerdem besteht die Möglichkeit einer Elektrophysiologischen Untersuchung (kurz: EPU). Im Rahmen dieser wird mithilfe eines Katheters unmittelbar am Herzen der Herzstrom gemessen.

Die verschiedenen Formen von Herzrhythmusstörungen verlangen verschiedene Therapiemaßnahmen

Als Notfallbehandlung bei Kammerflimmern und supraventrikulären sowie ventrikulären Tachykardien kommt die Elektrokardioversion in Frage. Hierbei handelt es sich um die Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus per Defibrillator. Der starke Stromstoß unterbricht zunächst die elektrischen Herzaktivitäten. So wird ein Neubeginn vom sogenannten Sinusknoten ermöglicht. Die Elektrokardioversion kann auch bei Vorhofflimmern zum Einsatz kommen.  Sind die Herzrhythmusstörungen nicht so akut bzw. nicht so stark, kann die Kardioversion auch durch den Einsatz von Medikamenten erfolgen.

Eine weitere Möglichkeit der Behandlung von Herzrhythmusstörungen besteht in der sogenannten Ablation mit Hitze bzw. mit Kälte. Das erste Verfahren wird Hochfrequenzablation, das zweite Kryoablation genannt. Ist das Gewebe der Ausgangspunkt für die Herzrhythmusstörungen, wird dieses verödet, sodass keine Erregung oder Weiterleitung von elektrischen Aktivitäten mehr möglich ist. Diese Verfahren eignen sich u.a. für die Behandlung von Vorhofflattern sowie für die Therapie bei bestimmten Rhythmusstörungen der Herzkammern. Eine Ablation kann auch sinnvollsein, wenn zwischen den Vorhöfen und den Kammern zusätzliche Leitungsbahnen vorhanden sind wie das beispielsweise beim WPW-Syndrom der Fall ist.

Bei einem AV-Block (zu langsamer oder teilweise ganz aussetzender Puls) mit Ohnmacht, Schwindel und Atemnot wird ein Herzschrittmacher benötigt. Bei diesem handelt es sich um ein batteriebetriebenes Gerät, welches den Herzrhythmus normalisiert, indem es elektrische Pulse an das Herz sendet. Ein solches Gerät wird im Rahmen einer Operation unter das Schlüsselbein und ganz in die Nähe des Herzens eingesetzt. Die Impulsübertragung wird durch kleinste Sonden gewährleistet. Diese Sonden werden entweder in die rechte Herzkammer, in den rechten Vorhof oder in die obere Hohlvene eingeführt. Hat ein Patient einen Herzschrittmacher, gilt es, dessen Funktion regelmäßig vom Arzt überprüfen zu lassen.

Eine weitere Gefahr besteht im plötzlichen Herztod durch Kammerflimmern. Hierzu kann es bei einer starken Pumpschwäche der linken Herzkammer kommen (beispielsweise nach einem Herzinfarkt). Den Angehörigen dieser Risikogruppe wird ein Defibrillator eingepflanzt. In dem Fall, dass die Herzaktion aussetzt, erzeugt der Defibrillator einen Stromstoß, der die Aktion wieder anregt.

Abbau von Stress, viel Bewegung und eine gesunde Ernährung als beste Präventionsmaßnahmen

Die beste Methode, um Herzrhythmusstörungen vorzubeugen, besteht in einem gesunden Lebensstil samt einer gesunden und ausgewogenen Ernährungsweise. Es gilt, Stress abzubauen und Aufregung möglichst zu vermeiden. Hierzu sollte man sich regelmäßig ausreichende Ruhephasen gönnen. Einen Ausgleich zum Stressigen Alltag bieten regelmäßige Entspannungsübungen wie die progressive Muskelrelaxation. Auch ein Hobby kann die Funktion des Stressabbaus übernehmen. Ausreichend Bewegung stärkt das Herz und beugt Herzrhythmusstörungen ebenso vor wie der Verzicht auf das Rauchen. Der übermäßige Kaffeegenuss sowie ein hoher Alkoholkonsum gelten ebenfalls als risikoerhöhende Faktoren. Auf diese Stoffe sollte man also verzichten bzw. man sollte den Konsum in einem geringen Maß halten.

Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte den behandelnden Arzt auf mögliche Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen ansprechen. Gegebenenfalls muss ein Wechsel der Medikamente vorgenommen oder die Dosierung geändert werden. Wer einen Herzschrittmacher trägt, sollte die Termine zur Überprüfung des Schrittmachers beim behandelnden Arzt stets einhalten. Außerdem sollte man beim langfristigen Auftreten von Herzrhythmusstörungen unbedingt einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abzuklären.

Aktualisiert am 15. Februar 2021