Herzinfarkt

Ein Herzinfarkt (auch: Myokardinfarkt, Infarkt, Herzanfall oder Herzschlag) ist eine akute Notfallsituation. Die ersten Minuten nach dem Auftreten der ersten Symptome sind entscheidend für den Verlauf des Infarkts – bei etwa der Hälfte der verstorbenen Patienten trat der Tod innerhalb der ersten 15 Minuten ein. Deshalb sollte bei möglichen Anzeichen auf einen Infarkt umgehend der Notarzt verständigt werden!

Der Begriff Herzinfarkt wird verwendet, um eine akute Durchblutungsstörung des Herzens zu beschreiben. Diese Störung der Durchblutung hält für etwa 20 Minuten an und bedingt das Absterben des Herzmuskelgewebes. Ein Herzschlag ist immer ein einschneidendes Erlebnis für die Betroffenen. Diese überdenken nach dem Infarkt i.d.R. ihre Lebensgewohnheiten. Und diese müssen auch geändert werden, denn die Prognose nach einem Infarkt hängt nicht nur von dem Ausmaß der Schädigung des Herzmuskelgewebes, sondern auch vom Weiterbestehen möglicher Risikofaktoren ab.

Heftige Schmerzen in der Brust und andere typische Symptome

Die Symptome eines Herzinfarkts sind meist sehr deutlich. Zu den typischen Anzeichen zählen heftige Schmerzen oder ein starker Druck im Brustbereich. Diese Beschwerden können in die Arme, in die Schultern und in den Oberbauch ausstrahlen. Die Schmerzen dauern länger als fünf Minuten an und sind von den Schmerzen im Rahmen eines Angina-pectoris-Anfalls abzugrenzen. Diese lassen sich durch die Einnahme von Nitratspray beheben. Betroffene klagen außerdem über ein Unruhegefühl; sie sind völlig aufgewühlt und haben zum Teil Todesangst. Es kann zu Blässe und Schweißausbrüchen kommen. Auch eine Atemnot und Übelkeit sowie Erbrechen zählen zu den typischen Anzeichen eines Herzinfarkts.

Häufig tritt ein Herzanfall in den frühen Morgenstunden auf. Mögliche sogenannte Vorboten für einen Herzinfarkt sind ein Brustenge-Gefühl und Schmerzen im linken Arm und in der linken Schulter. Außerdem können Halsschmerzen entstehen, die bis zum Unterkiefer ausstrahlen. Betroffene fühlen sich häufig unwohl und klagen über Bauchschmerzen. Der Blutdruck kann stark abfallen und es entstehen Gefühle der Schwäche und der Angst.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit eines sogenannten stummen Herzinfarkts. Hierbei handelt es sich um einen Myokardinfarkt, der nicht bemerkt wird. Das kommt immerhin in jedem fünften Fall eines Infarkts vor. Ein stummer Herzinfarkt löst keine Symptome aus und betrifft vor allem Diabetiker sowie ältere Menschen. Frauen sind häufiger von solch einem Infarkt betroffen als Männer.

Die „Vorboten“ können sich lange vor dem Infarkt zeigen

Die sogenannten Vorboten treten nicht selten bereits weit im Voraus des Herzinfarkts auf: Viele Menschen, die einen Myokardinfarkt erleiden, haben bereits vorher Probleme mit dem Herzen und befinden sich in ärztlicher Behandlung. So haben viele Patienten, die einen Herzinfarkt erleiden, bereits Operationen zur Überbrückung eines verschlossenen oder verengten Herzkranzgefäßes durch eine körpereigene Arterie oder Vene hinter sich. Solch eine Operation wird Bypass-Operation genannt. Es sei allerdings betont, dass einem Herzinfarkt nicht zwangsläufig eine Herzkrankheit vorausgeht.

Hauptursache koronare Herzkrankheit

Eine häufige Ursache für einen Herzinfarkt ist eine Koronare Herzkrankheit. Hierbei handelt es sich um eine Arteriosklerose, also eine Gefäßwandverkalkung der Herzkranzgefäße. Zu dieser Verkalkung kommt es durch das Einwirken verschiedener Risikofaktoren. Diese bedingen Fett- und Kalkablagerungen, sogenannte Plaques, an der Gefäßinnenwand. Hierdurch werden die Gefäße verengt.

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass ein Plaques aufreißt und akut ein Gefäß verschließt. Der Grund für diese akute Verschließung liegt in den Thrombozyten, also den Blutplättchen. Diese verschließen die aufgebrochenen Plaques wie eine Wunde auf der Haut: Sie decken die Oberfläche mit einem Blutgerinnsel ab. In dem Fall, dass das Gerinnsel zu groß ist, verstopft es das Herzkranzgefäß. Hierdurch wird die Durchblutung von Teilen des Herzmuskels unterbrochen – es kommt zu einer mangelnden Nährstoff- und Sauerstoffzufuhr. Das Herzmuskelgewebe stirbt ab. Wird nicht sofort gehandelt, droht der Tod.

Die Größe des verschlossenen Gefäßes ist ausschlaggebend dafür, wieviel Herzmuskelgewebe vom Absterben bedroht ist. Das abgestorbene Gewebe wird durch Narbengewebe ersetzt. Sollten größere Bereiche des Herzmuskels narbig verändert sein, wird die Funktion des Herzens deutlich eingeschränkt. Eine Herzschwäche (auch: Herzinsuffizienz) kann die Folge sein. Mit dieser gehen gefährliche Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus einher.

Als häufigste Ursache für einen Herzinfarkt gilt eine eingerissene arteriosklerotische Plaque, welche einen Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel bedingt. Seltener führen ein Gefäßverschluss durch eine Koronararterienembolie, durch einen Gefäßkrampf oder durch einen Stentverschluss zu einem Infarkt. Dieser kann auch in Folge von Komplikationen bei der Behandlung von verschlossenen Herzkranzgefäßen mit einem Herzkatheter entstehen.

Risikofaktoren, die einen Myokardinfarkt begünstigen können

Zu den wichtigsten Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts erhöhen können, gehören erhöhte Blutfettwerte (vor allem LDL-Cholesterin), Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Außerdem ist das Rauchen ein risikoerhöhender Faktor. Eine ungesunde Ernährungsweise, Übergewicht, Stress und Bewegungsmangel können ebenfalls eine koronare Herzkrankheit begünstigen und somit die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt erhöhen.

Von diesen beeinflussbaren Faktoren sind nicht beeinflussbare Faktoren abzugrenzen. Zu diesen gehören u.a. eine erbliche Vorbelastung, das hohe Alter und das Geschlecht – Männer sind häufiger von einem Herzschlag betroffen. Im Gegensatz zum weiblichen Geschlecht nimmt der Herzinfarkt als Todesursache bei Männern jedoch kontinuierlich ab.

Verschiedene Verfahren zur Absicherung der Diagnose

Die Symptome eines Herzinfarkts sind nicht immer eindeutig, sodass verschiedene Verfahren eingesetzt werden, um die Diagnose abzusichern bzw. um andere Erkrankungen auszuschließen. Zu diesen Untersuchungen zählt z.B. das Elektrokardiogramm (kurz: EKG). Dieses gilt als das wichtigste Untersuchungsverfahren, wenn der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht. Im Rahmen des EKG werden spezielle Elektroden am Brustkorb des Patienten angebracht. Diese Elektroden geben Aufschluss darüber, ob das Herz regelmäßig schlägt und wie die elektrische Erregung im Herzmuskel aussieht. Demnach kann ein EKG Herzrhythmusstörungen aufdecken. Außerdem dient das EKG dazu, einen akuten Herzinfarkt von einem länger zurückliegenden Myokardinfarkt zu unterscheiden. Besondere Relevanz hat das EKG, da manche Herzinfarkte keine Symptome aufweisen (stummer Herzinfarkt). Außerdem sind nicht alle (akuten) Infarkte direkt im EKG sichtbar, sodass EKG-Untersuchungen oft mit einigen Stunden Abstand zueinander durchgeführt werden.

Sterben Herzmuskelzellen im Rahmen eines Herzinfarkts ab, setzen diese bestimmte Eiweiße, Enzyme genannt, frei. Zu diesen Enzymen gehören u.a. das Myoglobin, das Troponin T und das Troponin I. Durch die vermehrte Ausschüttung der Enzyme steigt deren Konzentration im Blut an, sodass das Blutbild Aufschluss über einen möglichen vorliegenden Herzinfarkt geben kann. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Konzentration der Eiweiße frühestens drei Stunden nach dem Infarkt ansteigt.

Eine weitere Möglichkeit der Diagnose besteht in einem Herz-Ultraschall, Echokardiographie genannt. Diese kann Wandbewegungsstörungen des Herzmuskels erkennbar machen – in dem Fall, dass die Durchblutung aufgrund eines Infarkts unterbrochen ist, weist der betroffene Herzabschnitt eine unnormale Bewegung auf.

Ein Herzkatheter kann zum Einsatz kommen, um zu bestimmen, welches Herzkranzgefäß verschlossen ist bzw. um zu untersuchen, ob weitere Gefäße verengt sind. Zudem kann der Arzt so die Funktionen der Herzklappen und des Herzmuskels beurteilen. Der Katheter wird in die Beinarterie eingeführt und von dort aus bis zum Herz vorgeschoben. Über den Kunststoffschlauch wird ein Kontrastmittel gespritzt, wodurch die Herzkranzgefäße im Röntgenbild sichtbar werden. So kann der Arzt das verschlossene Gefäß ausfindig machen. Darüber hinaus besteht im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung die Möglichkeit, das verschlossene Gefäß wieder zu öffnen. Hierzu wird ein kleiner Ballon über den Katheter in das Gefäß befördert und anschließend aufgedehnt. Damit sich das Gefäß nicht wieder verschließt, wird oft ein sogenannter Stent eingesetzt. Hierbei handelt es sich um eine Art Metallgerüst, welches den Innenraum des Gefäßes stützt.

Eine umgehende Behandlung ist entscheidend für den Therapieerfolg

Wie bereits erwähnt, sind die ersten Minuten nach den auftretenden Symptomen entscheidend für den Therapieerfolg eines Herzinfarkts. In diesem Zusammenhang wird auch von der „goldenen ersten Stunde“ gesprochen – in der ersten Stunde nach dem Auftreten der Beschwerden kann der durch den Infarkt verursachten Sauerstoff- und Nährstoffmangel am ehesten wieder ausgeglichen werden. Sechs Stunden nach den ersten Beschwerden können die Folgen der gestörten Durchblutung kaum noch behoben werden. Um die Durchblutung des Herzens schnellstmöglich wiederherzustellen, müssen bei einem Herzanfall die folgenden Erstmaßnahmen ergriffen werden:

  • Alarmierung des Notarztes
  • Ruhelagerung samt erhöhter Lagerung des Oberkörpers
  • Beengende Kleidung sollte entfernt werden
  • Der oder die Betroffene muss beruhigt werden (durch gutes Zureden)
  • Einnahme von Acetylsalicylsäure (führt zu einer Verkleinerung eines möglichen Blutgerinnsels in den Koronararterien)
  • Bei einem Herzkammerflattern (Herz pumpt unregelmäßig): Durchführen einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (Herzdruckmassage und Atemspende)

Anschließend wird der Patient auf der Intensivstation behandelt. Es bestehen diverse Mittel und Medikamente, um verschlossene Herzkranzarterien wieder zu öffnen. Die mechanischen Verfahren umfassen wiederum u.a. das Legen eines Herzkatheters. Mit diesem wird ein Ballon in das Gefäß eingeführt. Dieser Ballon dient der Aufdehnung des Gefäßes. So kann das Blut wieder zum Herzen gelangen und dieses mit ausreichend Sauerstoff versorgen. Häufig wird ein Stent eingesetzt, um die Herzkranzarterie zu stabilisieren.

Die medikamentöse Verbesserung der gesundheitlichen Situation nach einem Herzinfarkt

Nachdem eine Person einen Herzinfarkt erlitten hat, muss sie oder er bestimmte Medikamente einnehmen, die die gesundheitliche Situation verbessern. Zu diesen Medikamenten gehören Thrombozytenaggregationshemmer wie die Acetylsalicylsäure. Diese verhindern das Verklumpen der Blutplättchen. Darüber hinaus werden dem Patienten Betablocker, ein Hemmstoff des sogenannten Renin-Angiotensin-Systems und sein Statin verschrieben. In manchen Fällen ist es zudem notwendig, die Gefahr eines erneuten Blutgerinnsels, welches einen Gefäßverschluss bewirken kann, zu reduzieren. Hierfür kommen Antikoagulantien zum Einsatz. Diese setzen die Blutgerinnung herab.

Ein gesunder Lebensstil als beste Präventionsmaßnahme

Die beste Vorbeugung gegen einen Herzinfarkt besteht in der Schonung des Herzens sowie in der Reduzierung der Risikofaktoren für eine Arteriosklerose. Um dies zu erreichen, sollte eine ausgewogene Ernährung verfolgt werden und man sollte sich regelmäßig sportlich betätigen. Zudem sollte das Rauchen unterlassen werden und es gilt, stressige Situationen zu vermeiden bzw. geeignete Stressbewältigungsstrategien zu erlernen und anzuwenden. Darüber hinaus sollte man sein Gewicht kontrollieren und täglich mindestens 1,5 bis zwei Liter Wasser trinken. Diese Flüssigkeitszufuhr sorgt u.a. für bessere Fließeigenschaften des Bluts. Wer an Diabetes mellitus oder Bluthochdruck leidet, sollte stets auf eine optimale Behandlung achten.

In Bezug auf die Ernährung lässt sich ergänzend sagen, dass diese wenig Zucker und möglichst wenig tierisches Fett beinhalten sollte. Stattdessen sollte zu Obst und Gemüse gegriffen werden.

Wer ein erhöhtes Risiko für einen Myokardinfarkt aufweist (z.B. aufgrund von erblichen Faktoren, durch Übergewicht oder durch Bluthochdruck), sollte sich regelmäßig vom Arzt des Vertrauens untersuchen lassen. Auch nach einem überstandenen Infarkt nehmen all diese Maßnahmen eine entscheidende Rolle ein, um einem weiteren Herzinfarkt vorzubeugen.

Aktualisiert am 15. Februar 2021