Herpes

Herpes ist weit verbreitet. Es handelt sich um eine durch Viren verursachte Infektionskrankheit. Hat sich ein Mensch einmal mit den Viren infiziert, „schlummern“ diese ein Leben lang im Körper. Ist zu einem bestimmten Zeitpunkt das Immunsystem des oder der Betroffenen geschwächt, kann das Virus erneut ausbrechen. Die Folge ist die Entstehung der typischen Herpes-Bläschen und anderer Symptome.

Es sind verschiedene Herpes-Viren bekannt, welche völlig unterschiedliche Symptome und Erkrankungen beim Menschen auslösen können. Diese Viren werden als humane Herpes Viren (HHV) bezeichnet. Die humanen Herpes-Viren werden in acht unterschiedliche Virus-Arten unterteilt.

Mit dem Begriff „Herpes“ wird im allgemeinen Sprachgebrauch das typische Beschwerdebild, also die Bläschen und vor allem diejenigen auf der Lippe, bezeichnet. Beim Lippenherpes (Herpes labialis) handelt es sich um die bekannteste und die weitverbreitetste Form von Herpes.

Verschiedene Symptome bei einer Primärinfektion und bei einer Reaktivierung

Die schmerzenden Bläschen treten überwiegend im Gesicht (speziell an den Lippen) und im Genitalbereich auf. Aber auch jede andere Körperstelle kann von Herpes betroffen sein. Die Symptome im Rahmen der Erstinfektion können sich von denen der Reaktivierung unterscheiden. In den allerwenigsten Fällen führt Herpes zu Komplikationen.

Symptome im Rahmen der Primärinfektion

In Rahmen der Primärinfektion kommt es i.d.R. zunächst zu unspezifischen Beschwerden, Prodromalsymptome genannt. Die unspezifischen Symptome umfassen Übelkeit, Kopfschmerzen, ein allgemeines Unwohlsein und Fieber. Diese treten unmittelbar nach Ablauf der Inkubationszeit auf. Bevor die typischen Symptome auf der Haut entstehen, vergehen ca. zwei Tage. Ehe die Bläschen entstehen, kommt es häufig zu einem Kribbeln oder Jucken an der betroffenen Stelle. Auch leichte Schmerzen sind möglich. Im Rahmen des eigentlichen Herpesausbruchs rötet sich die Haut, es kann zu Schwellungen und zu Hautschäden kommen.

Symptome bei der Reaktivierung

Im Vergleich zur Erstinfektion verläuft das Herpes-Anfangsstadium bei der Reaktivierung deutlich milder und kürzer. Es kann auch sein, dass zunächst gar keine Beschwerden bestehen.

Eine Erstinfektion dauert meistens länger als eine Reaktivierung

Die Bläschen, welche mit einer hochansteckenden Flüssigkeit gefüllt sind, heilen nach etwa einer Woche ab. Die vollständige Abheilung kann aber auch zwei bis drei Wochen betragen. Die Dauer der Herpes-Erkrankung ist abhängig vom Krankheitsstadium: Eine Erstinfektion dauert i.d.R. länger als eine Reaktivierung.

In dem Fall, dass die Symptome ungewöhnlich lange bestehen, kann es sich um eine sogenannte Superinfektion handeln. Hierbei ist die Haut nicht nur von den Herpes-Viren, sondern zusätzlich von Bakterien befallen.

Die Ansteckungsgefahr bei Herpes ist am größten, wenn frische Bläschen zu erkennen sind und Viren ausgeschieden werden. Vor allem die Flüssigkeit der Bläschen beinhaltet eine hohe Zahl an Viren. Sobald die Bläschen verkrustet sind bzw. sobald keine neuen Bläschen auftreten, sinkt das Risiko der Ansteckung.

Die Symptome von Lippenherpes

Bei Lippenherpes sind die ersten Symptome bereits spürbar ehe etwas zu sehen ist: Die Haut an der betroffenen Stelle spannt, sie ist gereizt und überempfindlich. Außerdem kann ein Juckreiz bestehen. Im weiteren Verlauf bilden sich an den Schleimhäuten des Lippenbereichs die typischen Herpesbläschen. Diese entzünden sich und haben einen eitrigen, verkrusteten Belag.

Lippenherpes verläuft i.d.R. milde und die Symptome verschwinden von selbst. In dem Fall, dass ich ein Kleinkind bzw. ein Baby mit den Viren infiziert, können die Symptome jedoch schwerwiegende Ausmaße annehmen: Es kann zu einer generalisierten Infektion kommen, sodass Organe wie das Gehirn, die Lunge oder die Leber betroffen sind. In solchen Fällen kann es zum Atemstillstand oder zu einer Gehirnhautentzündung kommen. Darüber hinaus können die Viren bei Babys eine Bindehautentzündung und eine Entzündung der Netzhaut auslösen. Weitere mögliche Beschwerden sind u.a. starkes Fieber und Krampfanfälle.

Herpes auf der Haut

Herpes kann von der Infektionsstelle auf andere Hautareale übertragen werden, beispielsweise durch Kratzen. Somit kann Herpes quasi an jeder Stelle des Körpers auftreten – am Augenlid, am Arm, am Rücken und sogar am Finger. Einen Spezialfall stellt das sogenannte Ekzema herpeticatum dar. Diese großflächige Herpesinfektion ist von rasch aufplatzenden Bläschen geprägt. Von der Infektion sind vor allem Menschen betroffen, die zusätzlich an einer Hauterkrankung wie einer Schuppenflechte oder Neurodermitis leiden. Die Betroffenen klagen i.d.R. über ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl.

Herpes-Enzephalitis – eine seltene Form der Viruserkrankung

Die sogenannte Herpes-Enzephalitis stellt eine Entzündung des Gehirns dar. Die Herpes-Viren im Gehirn lösen Kopfschmerzen, Übelkeit Geruchsstörungen und Zustände der Verwirrtheit aus. Es kann sogar zu epileptischen Anfällen kommen. Wird diese Form von Herpes nicht behandelt, kann der Patient ins Koma fallen. In 70 Prozent der unbehandelten Fälle endet die Herpes-Enzephalitis tödlich.

Generalisierter Herpes simplex – eine Ausbreitung der Viren in die Blutbahn

Eine weitere mögliche Komplikation von Herpes ist die generalisierte Erkrankungsform. Hierbei breiten sich die Viren in die Blutbahn aus, wo sie sich anschließend vermehren. In sehr schweren Fällen entsteht eine Sepsis, also eine Vergiftung des Bluts. Von einer generalisierten Form sind überwiegend Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem betroffen.

Herpes am Auge

Eine gefährliche Form von Herpes ist auch die Erkrankung am Auge. Sowohl die Netzhaut als auch die Hornhaut können betroffen sein. Im ersten Fall spricht man von einer Herpes-simplex-Retinitis, ist die Hornhaut betroffen, nennt man das Herpes-simplex-Keratitis. Eine Infektion der Netzhaut wird durch Reaktivierungen ausgelöst, die Hornhaut kann sowohl von einer Reaktivierung als auch von einer Primärinfektion betroffen sein. Augenherpes kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen: Während die Herpes-simplex-Keratitis als gut behandelbar gilt, kann ein Netzhautbefall im schlimmsten Fall zur Erblindung führen.

Ursachen für Herpes

Herpes wird durch Herpes-simplex-Viren (HSV) ausgelöst. Diese Viren werden u.a. in Typ 1- und Typ 2-Viren unterteilt (HSV1 und HSV2). Die humanen Typen dieser Herpesviren werden wiederum HHV1 und HHV2 genannt. Die Viren des Typ 1 gelten als hauptsächlicher Auslöser von Lippenherpes, die Typ 2-Viren sind vor allem für Genitalherpes verantwortlich. Prinzipiell können aber beide Virustypen beide Körperstellen betreffen. Andere Herpes-Erkrankungen wie Gürtelrose, Windpocken oder das Pfeifferische Drüsenfieber werden von anderen Herpes-simplex-Viren (HHV3, HHV4, …) ausgelöst.

So wird Herpes übertragen

Die erstmalige Ansteckung mit Herpes

Die Übertragung von Herpes erfolgt überwiegend durch eine Schmierinfektion. Dabei gelangt das Virus vom Infektionsort bzw. vom Speichel eines infizierten Menschen an die Schleimhäute eines gesunden Menschen. Zu solch einer Übertragung kann es z.B. beim Geschlechtsverkehr oder beim Küssen kommen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass das Virus indirekt übertragen wird: Kratzt sich eine Person beispielsweise an einer infizierten Stelle, gelangen die Viren an die Hand. Wenn der oder die Betroffene sich mit dieser an einer anderen Stelle oder eine andere Person berührt, kann es zur Infektion kommen.

Wenn sich die Viren an Lippe oder Mund befinden, besteht die Möglichkeit einer Tröpfcheninfektion: Der Speichel der betroffenen Person ist ebenfalls mit Viren infiziert, sodass kleinste Speicheltröpfchen beim Sprechen auf die Schleimhäute anderer Menschen gelangen und auch dort eine Infektion auslösen können.

Zu einer Ansteckung kann es auch über Gegenstände wie eine benutzte Tasse kommen. Als Voraussetzung gilt dabei, dass genügend Feuchtigkeit vorhanden ist: Kommen die Viren nicht mit ausreichend Feuchtigkeit in Kontakt, sterben sie ab.

Die Herpes-Reaktivierung

Nach einer Primärinfektion ruht das Herpes-simplex-Virus inaktiv in den Zellen des menschlichen Körpers und zwar ein Leben lang und ohne Schaden anzurichten. Die Viren siedeln sich vor allem in den sogenannten Nervenganglien an. Bei diesen handelt es sich um Ansammlungen von Nervenzellkörpern.

Kommt es nun zu einer akuten oder dauerhaften Schwächung des Immunsystems, können einzelne Herpes-Viren von den Ganglien und anderen Zellen zurück zu den Epithelzellen wandern, wo sie sich vermehren. Als Folge treten die typischen Symptome von Herpes auf. Zu solch einer Reaktivierung kann es unterschiedlich oft kommen: Während manche Menschen mehrmals im Jahr über Herpes klagen, sind andere nach einer Primärinfektion nur noch einmal oder gar nicht mehr von der Virusinfektion betroffen. Man weiß, dass Genitalherpes, welches vom HSV2 ausgelöst wird, häufiger reaktiviert wird als Lippenherpes, dessen Auslöser im HSV1 liegt.

Die Diagnose von Herpes

In vielen Fällen reicht bereits die Blickdiagnose des Arztes aus, um Herpes feststellen zu können. Neben der Begutachtung der Symptome wird sich der Arzt über die Krankengeschichte des Patienten informieren. Um mögliche Resistenzen der Viren gegenüber bestimmten Medikamenten zu überprüfen und um ähnliche Erkrankungen ausschließen zu können, kann der Arzt zudem eine Antikörperbestimmung durchführen. Im Rahmen dieses Verfahrens, welches auch Serologie genannt wird, wird der Patient auf bestimmte Antikörper, die gegen das Herpes-Virus gebildet wurden, hin untersucht. Allerdings weist dieser Test einige Schwächen auf. Es besteht z.B. die Möglichkeit, dass sich keine Herpes-Antikörper finden lassen und das, obwohl der Patient infiziert ist.

Eine genauere Methode, um Herpes diagnostizieren zu können, falls eine Blickdiagnose nicht ausreicht, ist die Antigenbestimmung. Antigene sind kleinste biologische Bauteile, die das Immunsystem dazu anregen, Antikörper zu bilden. Bei den Antigenen handelt es sich i.d.R. um Bestandteile von Bakterien oder Viren, also um Fremdkörper.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer Aufzucht von Herpes-Viren. Hierbei handelt es sich um das aufwändigste Verfahren zum Nachweis der Viren. Eine Nährflüssigkeit wird mit einer Probe der Viren versehen. Anschließend werden bestimmte Medikamente hinzugegeben und die Reaktion der Viren wird überprüft. Dabei weisen die Herpes-simplex-Viren eine andere Reaktion auf als andere Viren-Arten. Dieses Verfahren ermöglicht auch die Unterscheidung zwischen dem HSV1 und dem HSV2.

Die wohl sicherste Methode, um Herpes nachzuweisen, ist der direkte Nachweis per PCR (Polymerase-Kettenreaktion). Die Viren werden im Labor künstlich vermehrt. Im Rahmen dieser Vermehrung können die Viren so lange vervielfältigt werden bis sie letztendlich nachweisbar sind.

Die Behandlung erfolgt i.d.R. in Eigenregie

Die Behandlung von Lippenherpes kann i.d.R. eigenständig erfolgen – lediglich in schweren Fällen sowie in Fällen von befallenen Genitalien oder bei Herpes am Auge sollte ein Arzt aufgesucht werden. Zudem sollte man auf den Besuch des Arztes nicht verzichten, wenn ein Kleinkind oder ein Baby von Herpes befallen ist, da es zu Komplikationen kommen kann.

Die Behandlung mit Virustatikum Aciclovir

Es gibt eine Menge verschiedener Mittel, die für die Behandlung von Herpes vorgesehen sind. Die Substanzen sind darauf ausgelegt, den Juckreiz und eventuelle Schmerzen zu lindern. Außerdem sollen die Bläschen ausgetrocknet und desinfiziert werden, was letztendlich zu einer Verkürzung der Zeit des Abheilens beiträgt. Viele dieser Mittel sind jedoch nicht wissenschaftlich erforscht. Zudem reagieren Personen unterschiedlich auf die Substanzen – was bei dem einen hilft, kann bei einem anderen zu einer Verschlechterung der Symptome führen.

Chemische Substanzen, die sich im Rahmen der Behandlung von Herpes weitestgehend als wirksam erwiesen haben, sind Aciclovir und Penciclovir. Diese sind rezeptfrei als Salbe und als Creme erhältlich. Die Substanzen hemmen die Vermehrung der Viren und tragen somit zu einem schnelleren Abheilen des Virus bei.

Verschiedene Hausmittel gegen Herpes

Es gibt diverse Hausmittel, die bei einer Herpes-Infektion helfen können. Zu diesen „Mittelchen“ gehören Zahnpasta, Honig, Aloe Vera, Teebaumöl, Zitronensaft und Zwiebeln. Diese werden bereits beim ersten Spannungsgefühl mehrmals täglich auf die betroffene Stelle aufgetragen. Eine Tinktur, die sich in verschiedenen Studien als wirksam erwiesen hat, ist zudem die Zitronenmelisse. Diese hemmt das Eindringen der Viren in die Zelle, sodass sich die Infektion erst gar nicht ausbreiten kann. Diese Tinktur kann man ganz einfach selber herstellen, indem man 50 g der Blätter mit einem halben Liter kochendem Wasser übergießt. Das Ganze muss zehn Minuten lang ziehen, ehe es abgeseiht wird. Anschließend abkühlen lassen und fertig ist die Tinktur.

Hausmittel, die helfen können, wenn sich bereits Bläschen gebildet haben, sind Heilerde, Schwarzer Tee und Zinkpaste. Diese tragen zu einem Austrocknen der Blasen bei. Um das Abheilen der Krusten zu beschleunigen, können Fettsalben verwendet werden.

Es gilt, die Wahrscheinlichkeit der Reaktivierung zu vermindern

Herpes kann man nicht unmittelbar vorbeugen. Es können aber einige Maßnahmen ergriffen werden, die die Wahrscheinlichkeit der Reaktivierung vermindern. Zu diesen Maßnahmen zählen ausreichend Schlaf und eine Vermeidung von zu viel Stress. Eine gesunde Lebensweise und der Schutz vor einer übermäßigen UV-Einstrahlung wirken ebenso vorbeugend. Außerdem sollte das Immunsystem gestärkt werden.

Sollte man dennoch Herpes erleiden, gilt es, möglichen Komplikationen vorzubeugen: Regelmäßiges Händewaschen zählt ebenso zu den sinnvollen Maßnahmen wie eine Berührungsvermeidung der betroffenen Körperstelle. Da Herpes bei kleinen Kindern schwerwiegend verlaufen kann, muss vor allem darauf geachtet werden, dass man den Nachwuchs nicht ansteckt. Im Fall von Lippenherpes sollte ein Mundschutz getragen werden. Außerdem sollte das Kind nicht mit der betroffenen Stelle in Berührung kommen. Je nach dem Alter des Kindes sollte diesem erklärt werden, warum man „Abstand“ zu ihm hält. So versteht es nicht nur den Grund für das Verhalten der Erwachsenen, sondern wird auch gleich für das Thema sensibilisiert, sodass der Entstehung von Herpes langfristig vorgebeugt werden kann.

Aktualisiert am 15. Februar 2021