Heißhunger

Unter Heißhunger (auch: Heißhungerattacken) wird der unbändige Drang nach Fettigem, Süßem oder Salzigem verstanden. Dieser Drang weist auf einen Mangel an lebensnotwendigen Nährstoffen hin. Heißhunger kann aber auch mit einer körperlichen oder einer psychischen Erkrankung einhergehen. Ebenso kann Heißhunger in einer Schwangerschaft und im Rahmen von anderen hormonellen Veränderungen auftreten.

Der Heißhunger stellt eine besondere Form des Hungers dar. Anders als der normale Hunger ist der Heißhunger kaum aushaltbar bzw. ihm kann so gut wie nicht standgehalten werden. Die Begierde nach Fettigem, Süßem oder Salzigem treibt die Betroffenen quasi automatisch an den Kühlschrank und zwar unabhängig von der Uhrzeit.

Die Symptome hängen von der Ursache für den Heißhunger ab

Die Symptome bei Heißhunger können je nach der Ursache und von Person zu Person variieren. Liegt die Ursache beispielsweise in einer Unterzuckerung, können mit dem Heißhunger Symptome wie ein hoher Puls, Schwindelgefühle, starkes Schwitzen und eine Nervosität einhergehen. Ist eine Essstörung die Ursache für den Heißhunger, wird dieser häufig von einem Gefühl der Anspannung begleitet. Der Grund liegt darin, dass Essstörungen meist psychisch bedingt sind und dass sie häufig im Rahmen von depressiven Verstimmungen auftreten.

Symptome der Binge-Eating-Disorder

Eine häufige Essstörung, die zu Heißhungerattacken führt, ist die Binge-Eating-Disorder. Eine von dieser Störung betroffene Person neigt dazu, innerhalb kürzester Zeit ungewöhnlich große Mengen an vor allem kalorienreichen Nahrungsmitteln zu sich zu nehmen. Dabei weist der oder die Betroffene i.d.R. kein Hungergefühl auf. Um diese großen Mengen zu sich nehmen zu können, ziehen sich die Betroffenen meist zurück, da ihnen die Verzehrmengen gegenüber anderen unangenehm sind. Sollte ein Hungergefühl bestehen, wird über die Sättigung hinaus gegessen und zwar so lange bis ein unangenehmes Völlegefühl entsteht. Im Anschluss an die Nahrungsaufnahme schämen sich die Betroffenen nicht nur vor anderen, sondern auch vor sich selbst. Es kommt zu Schuld- und Ekelgefühlen sowie zu Scham und Selbstverachtung. Weitere Gefühle, die nach dem Verschlingen der Nahrung auftreten können, sind Traurigkeit und Angst. Häufig essen Personen mit der Binge-Eating-Disorder so viel, dass sie sich nach dem Essen übergeben müssen. Dieses Erbrechen ist nicht selbst herbeigeführt. Die Betroffenen verlieren während der Essattacken völlig die Kontrolle. Sie haben weder Einfluss darauf, was sie essen noch darauf, wie viel sie essen.

Es wird angenommen, dass etwa zwei Prozent der Weltbevölkerung an dieser Krankheit leiden. Die Essattacken treten an mindestens zwei Tagen in der Woche auf und das über einen Zeitraum von sechs Monaten. Menschen, die an der Binge-Eating-Disorder leiden, sind häufig adipös.

Heißhungerattacken können viele verschiedene Auslöser haben

Heißhungerattacken können auf eine falsche Erziehung bzw. auf falsche Gewohnheiten zurückzuführen sein. So sind es viele Menschen gewohnt, nach einer Hauptmahlzeit einen süßen Nachtisch zu sich zu nehmen. Bleibt dieser Nachtisch aus, entwickelt sich ein Heißhunger sozusagen wie von alleine.

Auch körperliche Erkrankungen können die Ursache für Heißhunger sein. Im Rahmen von Diabetes mellitus kommt es z.B. gelegentlich zu einer Unterzuckerung. Hier entwickelt sich der Heißhunger zusammen mit anderen typischen Symptomen (z.B. ein erhöhter Herzschlag oder starkes Schwitzen). Gesunde Menschen können im Anschluss an eine körperliche Anstrengung eine Unterzuckerung entwickeln. Auch mit dieser geht ein Heißhunger einher.

Heißhungerattacken können auch mit hormonellen Störungen oder Veränderungen einhergehen. So z.B. in der Schwangerschaft oder bei einer Schilddrüsenüberfunktion, bei der der Stoffwechsel gesteigert wird.

Vor allem das Gespräch zwischen Patient und Arzt dient der Diagnosestellung

Eine wichtige Rolle bei der Diagnosestellung nimmt das vertrauensvolle Gespräch zwischen dem Patienten und dem Arzt ein. Der Mediziner wird den Patienten nach seiner momentanen Lebenssituation und nach seinem Alkoholkonsum fragen. Er wird die Ernährungsgewohnheiten analysieren und fragen, ob in letzter Zeit ein Gewichtsverlust bzw. eine Gewichtszunahme vorkam. Zudem wird er den Patienten nach weiteren Symptomen wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und einer vermehrten Schweißproduktion fragen. Ebenso wichtig ist die Information über eine mögliche Medikamenteneinnahme.

Im weiteren Verlauf der Untersuchung wird der Arzt eine körperliche Untersuchung samt Bluttest durchführen. Dieser soll Aufschluss über eine mögliche Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und über eine mögliche Schilddrüsenstörung geben. Des Weiteren können der Stuhl und der Urin untersucht werden.

Sollte der Patient an Diabetes mellitus erkrankt sein, wird der behandelnde Arzt dem Grund für die häufigen Unterzuckerungen nachgehen. Hierzu verschreibt er dem Patienten eine Insulintherapie und er gibt ihm einen Ernährungsplan an die Hand, welcher u.a. die Menge und die Verteilung der Kohlenhydrate bestimmt. Zudem kann der Arzt den Patienten an einen Facharzt für Diabetes überweisen, um weitere Untersuchungen einzuleiten.

In dem Fall, dass eine Essstörung bzw. psychische Gründe für die Heißhungerattacken verantwortlich sind, wird der Arzt den Patienten an einen Psychotherapeuten oder an einen Psychiater überweisen. Diese übernehmen die genaue Diagnosestellung sowie die anschließende Behandlung.

Die Behandlungsmaßnahmen hängen von den Ursachen für den Heißhunger ab

Die Art der Therapie ist abhängig von der Ursache für den Heißhunger. Eine Schilddrüsenüberfunktion wird beispielsweise mit Medikamenten behandelt, die die Verdauung und die Verwertung der Nahrungsbestandteile normalisieren. In den allermeisten Fällen klingen damit die Symptome des Heißhungers ab. Bei Diabetes muss wiederum der Blutzucker gut eingestellt werden, um eine Unterzuckerung und somit Heißhungerattacken zu vermeiden. Auf diese Weise können auch Folgeerkrankungen wie Nieren- und Nervenschäden verhindert werden. Menschen, die eine Essstörung aufweisen, erhalten Hilfe in spezialisierten Therapieeinrichtungen. Die psychotherapeutischen Maßnahmen und die Gabe bestimmter Medikamente sind i.d.R. äußerst erfolgsversprechend.

Apropos Medikamente: Manche Medikamente können der Auslöser für Heißhungerattacken sein. In diesem Fall wird der Arzt zusammen mit dem Patienten nach einem alternativen Medikament suchen oder er wird die Dosis ändern. Eine Absetzung oder ein Wechsel von Medikamenten darf niemals ohne ärztliche Betreuung erfolgen! Andernfalls drohen gefährliche Körperreaktionen.

Die Ernährung umstellen und Stress abbauen

Auch eine Ernährungsumstellung und ein angepasstes Bewegungsprogramm können dazu beitragen, die Hungerattacken in den Griff zu bekommen. Eine professionelle Ernährungsberatung sowie verhaltenstherapeutische Programme sind ideal geeignet, um dem Patienten Sicherheit in Bezug auf das Einhalten einer bestimmten Ernährung zu geben.

Darüber hinaus sollten Entspannungstechniken wie Yoga, PMR oder Autogenes Training zum Einsatz kommen. Mit Hilfe dieser und mit einem gezielten Stressmanagement können die Hungerprobleme ebenfalls beseitigt werden – Stress ist ein häufiger Auslöser für Essattacken.

Heißhungerattacken kann man unmittelbar vorbeugen

Man kann dem Heißhunger unmittelbar vorbeugen und zwar indem man stressige Situationen meidet. Natürlich ist das nicht immer möglich. Deswegen gilt es, geeignete Strategien der Stressbewältigung zu erlenen. Stress kann zu starken psychischen Belastungen führen, die letztendlich eine Essstörung auslösen können. Wer sich gestresst fühlt, sollte von Anfang an nicht in den Kühlschrank greifen, sondern Sport treiben, ausgehen und andere Bewältigungsstrategien anwenden. Diese sind weitaus erfüllender als die stressbedingte Nahrungsaufnahme. Das merkt der oder die Betroffene schnell selbst. Sport und eine ausgewogene Ernährung können Erkrankungen, mit denen Heißhunger einhergeht, vermeiden und zu einem besseren allgemeinen Wohlbefinden beitragen.

Aktualisiert am 15. Februar 2021