Gallenschmerzen

Vor allem nach fettem Essen klagen Menschen mitunter, dass sie es „an der Galle haben“. Gallenschmerzen äußern sich meist als leichter Druckschmerz im rechten Oberbauch. Weitere Symptome wie Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit und Durchfall hängen ebenfalls mit der Verdauung zusammen. Bei Gallensteinen können außerdem Schweißausbrüche und Fieber auftreten. Im Volksmund wird die Galle meist mit negativen Emotionen wie Wut, Zorn, Aggression oder Bitterkeit in Verbindung gebracht. Verschiedene Redensarten und Begriffe halten sich bis heute: Jemand spuckt Gift und Galle oder jemandem kommt die Galle hoch. Das ungezügelte, reizbare Temperament von Cholerikern geht ebenfalls auf die Galle zurück, bedeutet doch das griechische „Chole“ Galle. Was vielen jedoch nicht bekannt ist: Gallenschmerzen sind in der Regel keine Folge von zu viel des in der Leber produzierten Verdauungssekrets, sondern treten meist in Folge eines Mangels an Gallensäuren auf.

Täglich werden in der Leber bis zu 800 Milliliter Gallenflüssigkeit gebildet. Die enthaltenen Gallensäuren sind unentbehrlich für die Verwertung von Nahrungsfetten und zur Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen. Das Kauen der Nahrung bringt den Verdauungsprozess in Gang. So wird auch das Verdauungssekret aus der Leber in die feinen, verzweigten Gallengänge in den Zwölffingerdarm weitergeleitet. Dort zerlegen die Gallensäuren Nahrungsfette in feine Tröpfchen, die von fettspaltenden Enzymen der Bauchspeicheldrüse erkannt und verarbeitet werden. Zwischen Mahlzeiten füllt sich die Gallenblase. Bis zu 50 Milliliter Gallenflüssigkeit kann das Organ speichern. Wenn das Sekret gerade nicht gebraucht wird, dickt es ein. Gallenschmerzen haben meist zwei Ursachen: Entweder es wird nicht ausreichend Gallenflüssigkeit in der Leber gebildet oder der Gallenabfluss in den Darm wird durch ein Hindernis gehemmt, etwa durch Verhärtungen des Sekrets – Gallensteine. Im Folgenden werden weitere Ursachen für Gallenschmerzen näher beleuchtet.

Was sind Gallenschmerzen?

Gallenschmerzen bezeichnen lediglich eine ungefähre Lokalität der Schmerzen. Der Begriff gibt jedoch keine Auskunft über die Ursache des Schmerzes. Manche Gallenleiden verlaufen symptomlos. Vor allem bei Gallensteinen, die keine Beschwerden hervorrufen, ist von einer Operation abzuraten. Treten jedoch Schmerzen oder Koliken auf, ist ein Arzt zurate zu ziehen, der weitere Untersuchungen einleiten wird, um eine konkrete Diagnose stellen zu können. Erst dann können Ihre Beschwerden gezielt behandelt werden.

Diagnose

Vor allem nach üppigen Speisen sind mitunter Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl oder Durchfall zu beobachten. Treten jedoch zusätzlich Schmerzen nach dem Essen auf bzw. wenn Sie häufiger unter Verdauungsbeschwerden leiden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Der Arzt wird im Zuge der Anamnese zunächst Ihre Krankengeschichte mit Ihnen besprechen. Darüber hinaus sind wahrscheinlich folgende Fragen vom Arzt zu erwarten:

  • Seit wann bestehen die Schmerzen?
  • Wann bzw. wie oft treten die Schmerzen auf (z.B. nach dem Essen, etc.)?
  • Wo genau verspüren Sie den Schmerz?
  • Wie äußert sich der Schmerz (stechend, ziehend, drückend, etc.)?
  • Welche Essgewohnheiten haben Sie?
  • Wie sieht Ihr Stuhlgang aus?
  • Leiden Sie unter einer chronischen Krankheit? Wurden Sie kürzlich operiert, etc.?

Anschließend wird der Arzt den Bauch genauer untersuchen. Dabei achtet er zunächst auf sichtbare Veränderungen wie Schwellungen oder einen aufgeblähten Bauch und wird dann den Bauch abtasten.

Mithilfe von bildgebender Diagnostik bekommt der Arzt einen Einblick in das Innere des Bauches. Mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) wird er daher Beschwerden im Bauch auf den Grund gehen. Jedoch sind Gallengangsteine auf dem Ultraschallbild nicht immer erkennbar. Genauer ist die Untersuchung mittels Endosonografie. Der Ultraschallkopf wird dabei nicht äußerlich aufgesetzt, sondern über den Mund und die Speiseröhre bis in den Magen und Dünndarm eingeführt. So lassen sich die Gallengänge und benachbarte Organe gezielt untersuchen. Ein weiteres diagnostisches Mittel ist die endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP) – eine spezielle Röntgenuntersuchung zum Nachweis von Gallensteinen, bei der sich kleinere Verhärtungen bereits gleichzeitig mit der Untersuchung entfernen lassen. Außerdem können die Galle und die dazugehörigen Gallenwege mittels Magnetresonanz-Cholangiografie (MRCP) abgebildet werden.

Darüber hinaus geben bestimmte Blutwerte Auskunft über den Gesundheitszustand von Galle und Leber. Gallensteine sind auskristallisierte, verhärtete Gebilde aus der Gallenflüssigkeit. Cholesterin, Bilirubin und andere Bestandteile des Sekrets sorgen als Verhärtung für die oft schmerzhaften Gallensteine. Folgende Blutwerte sind bei Gallensteinen meist erhöht:

  • Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)
  • alkalische Phosphatase (AP)
  • Bilirubin

Bei Verdacht auf eine Gallenentzündung (Cholezystitis) werden in der Regel folgende Blutwerte vom Labor gefordert, um zu prüfen, ob sie erhöht sind. Neben den typischen „Gallen-Werten“ werden außerdem einige Entzündungsmarker analysiert.

  • weiße Blutkörperchen/Leukozyten
  • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
  • Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP)
  • Bilirubin
  • alkalische Phosphatase (AP)
  • Leberwerte (ALAT, ASAT, Gamma-GT)

Ursachen

Nach eingehender Untersuchung kann der Arzt eine Diagnose stellen. Folgende Ursachen kommen bei Gallenschmerzen häufig als Erklärung in Frage:

  • Gallensteine (Cholelithiasis)
  • Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis)
  • Entzündung der Gallengänge
  • Krebserkrankung
  • Gallengangs-Atresie (angeborene Fehlbildung)
  • Gelbsucht
  • Fistel zwischen Gallenblase und Dickdarm

Risikofaktoren für Gallenschmerzen

Der Hauptrisikofaktor für Gallenschmerzen sind ein ungesunder Lebensstil inklusive einer ungesund fettreichen Ernährung. Übergewichtige Menschen und Menschen, die starken Belastungen im Berufs- oder Privatleben ausgesetzt sind, leiden häufiger an Gallenschmerzen als normalgewichtige Personen mit einem geregelten Tagesablauf. Der unregelmäßige Konsum von Speisen trägt ebenfalls zum Risiko für Gallenerkrankungen bei. Daher gehören auch Menschen mit Essstörungen wie Bulimie und Magersucht zur Risikogruppe.

Therapie

Im Fall von Gallensteinen wird der Arzt beispielsweise krampflösende Medikamente verschreiben. Liegt neben Gallensteinen auch eine bakterielle Entzündung vor, werden meist auch Antibiotika verordnet. Bei größeren Gallensteinen muss eventuell operiert werden. Ob in Ihrem Fall eine Operation notwendig ist, besprechen Sie mit Ihrem Arzt. Oft können Gallensteine mit Medikamenten aufgelöst oder durch Schallwellen zerstört werden. Eine operativer Eingriff ist dann nicht nötig.

Vorbeugen

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist die beste Vorsorgemaßnahme gegen Gallenbeschwerden. Achten Sie auf ballaststoffreiche Kost und verwenden Sie gesunde Fette zum Kochen und Braten, jedoch in Maßen. Der regelmäßige Konsum von Obst und Gemüse wirkt sich nicht nur positiv auf die Gallenblase aus, sondern trägt allgemein zu einem gesunden Wohlbefinden bei. Verzichten Sie auf üppige Mahlzeiten. Teilen Sie sich stattdessen die Speisen über den Tag verteilt ein. Fünf kleine Mahlzeiten am Tag sind besser für die Verdauung und die Gallenblase.

Aktualisiert am 15. Februar 2021