Erysipel

Das Erysipel ist auch unter dem Namen „Rotlauf“ oder „Wundrose“ bekannt. Es handelt sich um eine durch Bakterien ausgelöste Hauterkrankung. Im Falle eines Erysipels gelangen Bakterien über kleine Wunden auf der Hautoberfläche in die tieferen Hautschichten. Hier vermehren sie sich. Da der Körper versucht, die Bakterien zu bekämpfen, kommt es zu einer Entzündungsreaktion. Mit dieser gehen eine schmerzhafte Schwellung und eine flächige Rötung der Haut einher. Der Name „Wundrose“ basiert auf der Tatsache, dass die Entzündung um die Eintrittsstelle ausbreitende Ausmaße annimmt, was der Form einer Rosenblüte ähnelt.

Im Rahmen eines Erysipels können sich Pusteln und Blasen in den betroffenen Hautbereichen bilden. Diese können umliegende Lymphknoten anschwellen lassen. Es kommt zu Fieber und zu Krankheitsgefühlen.

Prinzipiell kann jeder Hautbereich von einem Rotlauf betroffen sein. In den meisten Fällen tritt die Wundrose jedoch an den Beinen auf. Häufig ist auch das Gesicht betroffen. Da sich das Erysipel schnell auf weitere Bereiche des Körpers ausbreiten und somit eine Blutvergiftung oder eine Herzentzündung verursachen kann, muss es schnellstmöglich behandelt werden.

Selbst nach einer erfolgreichen Behandlung besteht die Möglichkeit, dass das Erysipel nach wenigen Monaten wieder auftritt. In diesem Zusammenhang spricht man von einem Rezidiv. Dieses Wiederauftreten ist typisch für die Wundrose. Der Grund: Menschen mit Hauterkrankungen oder Hautverletzungen bieten Bakterien immer wieder Angriffspunkte. Die Erreger haben es besonders leicht, wenn das Immunsystem der Person geschwächt ist. Aus diesem Grund sind vor allem ältere Menschen von einem Erysipel betroffen.

Entgegen der volkstümlichen Annahme ist ein Rotlauf nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Die Annahme, dass ein Erysipel ansteckend ist, basiert auf der Tatsache, dass es hauptsächlich durch das Bakterium Streptokokkus pyogenes ausgelöst wird – andere Erkrankungen, die durch dieses Bakterium entstehen (z.B. Scharlach) sind hochgradig ansteckend. Es muss allerdings auch erwähnt werden, dass 20 Prozent aller Menschen das Bakterium auf den Schleimhäuten und auf der Haut tragen, ohne eine Krankheit zu erleiden. Das Bakterium ist nur krankheitserregend, wenn es die Hautbarriere durchbricht.

Das Erysipel: ein Krankheitsgefühl, eine glänzende Rötung der Haut und weitere Symptome

In den meisten Fällen tritt ein Erysipel plötzlich auf: Es kommt zu einem schweren Krankheitsgefühl, welches Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen umfassen kann. Es folgen typische Symptome einer Hautentzündung. Zu diesen Symptomen zählen Schmerzen, Rötungen, Schwellungen und eine Überwärmung.

Die typische Rötung im Rahmen der Wundrose ist glänzend. Sie bildet sich innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen. Die Rötung breitet sich flächenhaft aus und ist meistens von einer scharfen Begrenzung geprägt. Mehr oder weniger starke Ansammlungen von Flüssigkeit (Ödeme) führen zu einer Schwellung des betroffenen Hautbereichs. Der Bereich fühlt sich sehr warm an und ist empfindlich gegenüber Druck. Zu sogenannten zungenförmigen Ausläufern kann es kommen, wenn sich die Infektion entlang der Lymphspalten ausbreitet. Diese Ausbreitung führt zu einer Entzündung der Lymphbahnen (Lymphangitis), mit der eben diese Ausläufer einhergehen.

In schlimmen Fällen einer Wundrose schwellen die Lymphknoten an und es entstehen Blasen sowie stecknadelkopfgroße Blutungen unter der Haut (petechiale Blutungen). Darüber hinaus kann ein Erysipel derartige Ausmaße annehmen, dass Gewebeanteile absterben.

Tritt ein Rotlauf erneut auf, haben die Symptome i.d.R. geringere Ausmaße als bei der ersten Infektion.

Hauptursache ist das Bakterium Streptokokkus pyogenes

Eine Wundrose wird durch Bakterien ausgelöst. In den meisten Fällen handelt es sich bei den auslösenden Bakterien um Streptokokken der Gruppe A und besonders um das Bakterium Streptokokkus pyogenes. Gelegentlich können aber auch Streptokokken der Gruppen B, C und G der Auslöser für ein Erysipel sein. Über Schäden in der oberen Hautschicht gelangen die Bakterien in die tieferen Hautschichten. Das Immunsystem versucht die Eindringlinge zu bekämpfen und löst eine Entzündungsreaktion aus, die die entsprechenden Krankheitssymptome hervorruft.

Ein Erysipel benötigt bestimmte Voraussetzungen, um entstehen zu können

Die Haut gilt als wichtigste Barriere gegenüber diversen Krankheitserregern. Kommt es zu Schädigungen der Haut – und sind diese noch so klein –, haben Bakterien die Möglichkeit, in die tiefen Hautschichten einzudringen. Zu Schäden auf der Haut kann es z.B. durch eine Pilzinfektion der Zehenzwischenräume kommen. Diese Infektions-Art wird Interdigitalmykose genannt. Hierbei handelt es sich um eine der häufigsten Infektionskrankheiten und somit auch um eine der häufigsten Eintrittspforten für Bakterien. Zu Schäden auf der oberen Hautschicht kann es außerdem aufgrund einer schlechten Durchblutung und durch eine Mangelversorgung kommen. Zudem können Piercings, Löcher für Ohrringe und Ekzeme sowie akute und chronische Erkrankungen der Haut, mit denen kleine Erosionen einhergehen, die Entwicklung eines Erysipels bedingen. Besonders gefährlich im Alltag: Streptokokken können durch das Kratzen mit Fingernägeln unter die obere Hautschicht gelangen.

Faktoren, die das Risiko erhöhen, an einer Wundrose zu erkranken

Es bestehen weitere Faktoren, die das Risiko einer Erysipel-Erkrankung erhöhen. Zu diesen Faktoren zählen Venenkrankheiten sowie eine chronische Venenschwäche. Ebenso können Diabetes mellitus und Durchblutungsstörungen der Arterien zu der Entstehung einer Wundrose beitragen. Als weiterer risikoerhöhender Faktor muss das hohe Lebensalter gesehen werden: Wie bereits erwähnt, ist das Immunsystem älterer Menschen häufig geschwächt.

Vor allem bei der Erkrankung an Diabetes mellitus sollte eine regelmäßige Untersuchung der Haut auf Schäden durchgeführt werden. Der Grund: Menschen mit Diabetes mellitus weisen häufig eine herabgesetzte Schmerzempfindlichkeit auf. So können kleine Wunden, durch die die Streptokokken unter die obere Hautschicht gelangen, schnell übersehen werden.

Diagnose

Der behandelnde Arzt wird zunächst eine Anamnese durchführen.  In deren Rahmen wird er den Patienten u.a. nach den Beschwerden und nach eventuellen Vorerkrankungen, die die Entstehung eines Erysipels begünstigen können (siehe „Ein Erysipel benötigt bestimmte Voraussetzungen, um entstehen zu können“; „Faktoren, die das Risiko erhöhen, an einer Wundrose zu erkranken“), fragen.

Anschließend wird der Arzt die betroffene Hautpartie untersuchen. Klagt der Patient über Schmerzen auf der Hautpartie und besteht eine flächige, glänzende sowie scharf begrenzte Rötung, ist die Diagnose beinahe sicher. Leidet der Patient dann noch an Fieber, Frösteln oder anderen typischen Symptomen, genügt das dem Mediziner i.d.R., um ein Erysipel diagnostizieren zu können. Die Untersuchung umfasst zudem die Suche nach den Eintrittsorten der Erreger. Diese Eintrittspforten müssen ebenso behandelt werden wie die Ursache für die Hautschäden (z.B. Fußpilz).

Des Weiteren ist es wichtig, den Rotlauf von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Der Grund liegt darin, dass ein Erysipel mit einer Thrombose oder anderen Entzündungsprozessen verwechselt werden kann. Sogar die Verwechslung mit einem Tumor ist möglich. Sollte die Abgrenzung schwerfallen, wird der Arzt Blut abnehmen und dieses im Labor auf zusätzliche Hinweise untersuchen (lassen).

Die Untersuchung des Bluts und weitere Methoden zur Diagnose

Eine Blutuntersuchung ergibt im Falle einer Wundrose sogenannte Entzündungszeichen: Sowohl die Blutsenkungsgeschwindigkeit als auch die Zahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und der CRP-Wert sind erhöht. Zudem können nach einer gewissen Zeit bestimmte Antikörper im Blut nachgewiesen werden. Diese Antikörper wurden vom Organismus gegen die Streptokokken gebildet.

Sollten Zweifel an der Diagnose bestehen, kann der Arzt einen Abstrich von der Hautstelle nehmen. So kann festgestellt werden, welche Krankheitserreger vorhanden sind.

Darüber hinaus wird der Arzt eventuell weitere Diagnosemethoden einsetzen, um Faktoren aufzudecken, die ein Erysipel begünstigen können. So gibt eine Ultraschalluntersuchung z.B. Aufschluss über die Gesundheit der Venen und eine Blutzuckerbestimmung kann einen Diabetes mellitus aufdecken.

Die Behandlung umfasst i.d.R. die Gabe eines Antibiotikums

Die genaue Therapie eines Erysipels kann je nach behandelndem Arzt abweichen. Es gibt jedoch einige grundlegende Ansätze, die bei jeder Behandlung zum Tragen kommen. So besteht die Standard-Therapie aus einer Antibiotikumgabe über einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen. Aus dem Grund, dass eine Wundrose meistens durch Streptokokken verursacht wird, kommt vor allem das Antibiotikum Penicillin zum Einsatz. Nach den ersten paar Tagen der Einnahme gehen die Symptome bereits etwas zurück. Sollte der Patient allergisch auf das Penicillin reagieren, muss zu einem anderen Antibiotikum (z.B. Clindamycin) gewechselt werden. Sollte der Patient sehr unter der Wundrose leiden, besteht zudem die Möglichkeit, das Antibiotikum per Infusion zu verabreichen. So wird der Wirkgrad des Mittels erhöht. Sobald das Medikament anschlägt, kann auf die Tablettenform umgestiegen werden.

Neben der Therapie mit einem Antibiotikum besteht die Behandlung des Erysipels aus weiteren Maßnahmen. Diese umfassen die Bettruhe und das Hochlagern der betroffenen Extremität. So wird der Abfluss der Lymphflüssigkeit verbessert. Als Konsequenz schwillt der Rotlauf schneller ab. Des Weiteren kann eine Antikoagulation, d.h. eine Verdünnung des Bluts sinnvoll sein: Je nach Größe und Lage des Erysipels sowie nach der Zeit der Bettruhe steigt das Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels. Um die Entstehung eines Gerinnsels zu verhindern, können Thrombosespritzen eingesetzt werden. Bei großen Schmerzen wird der Patient zusätzlich mit Schmerzmitteln behandelt. Diese Mittel dienen außerdem der Reduzierung der Entzündung und somit dem Entgegenwirken gegen die Schwellung.

Hat die Schwellung etwas nachgelassen, empfiehlt sich eine Kompressionstherapie: Mithilfe eines Kompressionsverbands oder Stützstrümpfen wird die erneute Einlagerung von Flüssigkeit im Gewebe verhindert. Um weiteren Infektionen vorzubeugen, muss zudem die Ursache für die Entstehung bekämpft werden – der Arzt sollte sicherstellen, dass die Verletzung der Haut schnell abheilt.

Alternative Möglichkeiten der Behandlung

Neben den erläuterten Behandlungsmethoden besteht auch die Möglichkeit, ein Erysipel mit homöopathischen Ansätzen zu behandeln. Homöopathische Salben können den Heilungsprozess unterstützen. Jedoch können sie in keinem Fall die Wirkung eines Antibiotikums ersetzen – bei einem Erysipel handelt es sich um eine ernste Infektion, die entsprechend behandelt werden muss. Außerdem sei gesagt, dass eine Wundrose nicht in Eigentherapie behandelt werden sollte. Um Komplikationen zu vermeiden, sollte man im Falle eines Erysipels stets einen Arzt aufsuchen.

Die Behandlung von wiederholt auftretenden Wundrosen

Manche Menschen leiden häufiger an einer Wundrose. In diesem Fall kann die Langzeitgabe eines Antibiotikums hilfreich sein. Hierdurch wird die Rezidivrate vermindert. Die langfristige Antibiotikumgabe kann in Form von Tabletten oder in Form einer Spritze, die alle paar Monate gegeben wird, erfolgen. Die regelmäßige Gabe eines Antibiotikums beugt der Infektion mit Bakterien vor. Da ein Antibiotikum stets alle Bakterien, also auch die für den Organismus nützlichen abtötet, muss diese Behandlungsmethode jedoch mit Bedacht gewählt werden.

Vorbeugung durch die Pflege der Haut

Eine Wundrose entsteht nur, wenn die Haut eine Stelle aufweist, an der Keime eindringen können –  schon ein kleiner Hauteinriss kann ausreichen. Einem Erysipel kann man also vorbeugen, indem man seine Haut sorgfältig pflegt (u.a. durch regelmäßiges Eincremen). So wird die Haut bestens vor Verletzungen geschützt. Sollte bereits eine Verletzung bestehen, muss diese sauber gehalten werden und es muss darauf geachtet werden, dass sie ordentlich abheilt.

Ist eine Person an einer Hauterkrankung wie Neurodermitis, an einer Durchblutungsstörung oder an Diabetes mellitus erkrankt, reicht das Pflegen der Haut nicht aus, um einer Wundrose vorzubeugen. Die beste Möglichkeit der Prävention besteht in diesen Fällen darin, die Grunderkrankung angemessen behandeln zu lassen.

Aktualisiert am 14. Februar 2021