Durchfall

In der Medizin bezeichnet man den Durchfall als Diarrhö oder Diarrhoe. Es handelt sich um eine vermehrte Entleerung von dünnem oder flüssigem Stuhl. Durchfall senkt das Wohlbefinden der Betroffenen. Außerdem führt er zu einem starken Flüssigkeitsverlust und er bringt den Energiehaushalt durcheinander. Besonders wässriger Durchfall, der häufig auftritt, kann den Körper innerhalb von wenigen Stunden stark schwächen.

Von Durchfall ist die Rede, wenn…

Die genaue Definition von Durchfall umfasst die folgenden Merkmale:

  • eine Stuhlentleerung über dreimal am Tag
  • eine vermehrte Stuhlmenge (> 250 Gramm am Tag)
  • eine veränderte Stuhlbeschaffenheit (breiig bis flüssig)

Fünf unterschiedliche Mechanismen, die Durchfall verursachen können

In der Medizin wird zwischen fünf Mechanismen, die für die Flüssigkeit des Stuhls verantwortlich sein können, unterschieden:

Die osmotische Diarrhoe – dünner bis wässriger Stuhl

Wenn der Körper nicht dazu in der Lage ist, bestimmte Nahrungsbestandteile und andere physikalisch wirksame Stoffe wie Medikamente aufzunehmen, strömt in einer umgekehrten Richtung Flüssigkeit in das Innere des Darms. Hier verflüssigt die Flüssigkeit den Inhalt. Diesen Effekt nutzen auch diverse Abführmittel. Der Durchfall ist in diesem Fall dünn bis wässrig. Er wird als osmotische Diarrhoe bezeichnet.

Der sekretorische Durchfall – wässriger Stuhl

Bei dieser Art von Durchfall wird von der Darmschleimhaut aktiv Wasser in das Innere des Darms abgegeben. Hierzu kommt es besonders im Rahmen von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa. Weitere Auslöser können eine Nahrungsmittelvergiftung, Abführmittel und die Giftstoffe bestimmter Bakterien sein. Der Durchfall ist oft wässrig.

Die hypermotile Diarrhoe – dünner oder breiiger Stuhl

Im Rahmen der sogenannten hypermotilen Diarrhoe nimmt die Peristaltik der Darmmuskulatur stark zu. Aufgrund der geringen Verweildauer im Darm kann dieser dem Nahrungsbrei nicht genügend Flüssigkeit entziehen. Die Folge ist ein dünner oder breiiger Stuhl.

Absonderung von Schleim und Blut – die exsudative Diarrhoe

Durch eine Entzündung der Darmschleimhaut (z.B. aufgrund einer Bakterien-Infektion) sondert diese Schleim und ab und zu auch Blut ab. Dadurch können chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie Krebs entstehen. Diese Art von Durchfall wird als exsudative Diarrhoe bezeichnet.

Mit dem Fettstuhl geht eine breiige Konsistenz einher

Eine weitere Art von Durchfall ist der Fettstuhl. Dieser wird auch als Steatorrhoe bezeichnet. Dieser Durchfall entsteht, wenn im Dünndarm nicht ausreichend Gallensäure abgegeben wird. Diese ist für die Aufspaltung von komplexen Fetten zuständig. Die Fette können anschließend von der Darmschleimhaut aufgenommen werden. Beim „Fettstuhl“ ist das nicht der Fall. Die Konsistenz des Stuhls ist oft breiig.

Viren, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und andere Ursachen

Die Ursachen für Durchfall können sehr verschiedener Natur sein. Für etwa ein Drittel aller Fälle sind Viren wie Noroviren oder Adenoviren verantwortlich. Ebenso können Bakterien den Darm befallen und Durchfall hervorrufen. Der berüchtigte Reisedurchfall wird beispielsweise durch Kolibakterien bedingt. Außerdem können Salmonellen und andere Bakterienarten der Auslöser sein. Bestimmte Parasiten können den Darm befallen und die sogenannte Amöben-Ruhr auslösen.

Ebenso kann Durchfall durch eine Nahrungsmittelallergie bedingt sein. In solch einem Fall spielt die Ernährung eine besonders wichtige Rolle, um die Durchfallerkrankung unter Kontrolle zu bekommen.

Wie bereits erwähnt, liegt eine weitere häufige Ursache für Durchfall in diversen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen: Sowohl Colitis ulcerosa als auch Morbus Crohn und das Reizdarmsyndrom können die Darmschleimhaut dauerhaft entzünden, sodass die Wasseraufnahme aus dem Speisebrei beeinträchtig wird. Durchfall ist die Folge.

Einige Medikamente weisen als Nebenwirkung Durchfall auf. Vor allem Antibiotika können Diarrhö verursachen. Der Grund: Antibiotika zerstören nicht nur „böse“ Bakterien, sondern auch die „guten“ Darm-Bakterien. Diese sind wichtig für unser Immunsystem und für die Verdauung. Außerdem können Zytostatika, also Medikamente, die in der Krebs-Therapie zum Einsatz kommen, zu Durchfällen führen. Ebenso verhält es sich mit der übermäßigen Einnahme von Abführmitteln.

Weitere Ursachen für eine Diarrhoe

Eine Durchfallerkrankung kann nicht nur durch Bakterien, sondern auch durch deren Stoffwechselprodukte bedingt sein. Ebenso können Blei, Quecksilber und andere Schwermetalle die Verdauung stören und Durchfall verursachen.

Die Rolle von Stress wird häufig unterschätzt: Stress kann sich auf den gesamten Körper, also auch auf den Magen-Darm-Trakt auswirken. Viele Menschen leiden vor wichtigen Entscheidungen an feuchten Händen, Nervosität und Darmbeschwerden, mit denen Diarrhoe einhergehen kann.

Die Diagnose: Anamnesegespräch

In den allermeisten Fällen verschwindet Durchfall innerhalb von wenigen Tagen von alleine wieder. Dann kann auf einen Arztbesuch verzichtet werden. Dauert die Diarrhoe hingegen länger als einige Tage an, sollte man einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abklären zu lassen.

Um eine Diagnose stellen zu können, fragt der Arzt den Patienten zunächst, seit wann der Durchfall besteht und, ob weitere Beschwerden auftreten. Außerdem erkundigt er sich nach der Regelmäßigkeit der Toilettengänge und er fragt nach der Konsistenz des Stuhls. Auch die Farbe des Stuhls und mögliche Blutbeimengungen sind wichtige Informationen. Des Weiteren wird der Patient gebeten, Angaben zu Vorerkrankungen und zu Reisen, die in letzter Zeit stattgefunden haben, zu machen. Der Arzt erkundigt sich nach regelmäßig einzunehmenden Medikamenten und nach der Ernährungsweise des Patienten.

Die Diagnose: körperliche Untersuchung

Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet den Bauch des Patienten ab und nutzt ein Stethoskop, um mögliche ungewöhnliche Geräusche zu erkennen. Außerdem kann eine rektale Untersuchung sinnvoll sein. Hierbei tastet der Arzt mit dem Finger den Enddarm aus.

Eine Stuhlprobe kann Aufschluss über mögliche Infektionen geben. Außerdem kann der Mediziner Blut abnehmen, um hohe Entzündungswerte feststellen zu können.

Die Diagnose: weitere Untersuchungen

Je nachdem, welche Ursache der Arzt für die Diarrhö vermutet, können weitere Untersuchungen veranlasst werden. Weitere mögliche Untersuchungen sind eine Darmspiegelung, spezielle Tests, die eine Nahrungsmittelunverträglichkeit aufdecken sollen, sowie eine Röntgenaufnahme des Dickdarms. Letztere wird auch als Kolonkontrasteinlauf bezeichnet.

Die Behandlung von akutem Durchfall

Besteht akuter Durchfall, liegt das hauptsächliche Ziel der Therapie darin, die Symptome zu lindern und Folgebeschwerden zu vermeiden. Solche negativen Folgen entstehen besonders aufgrund des starken Flüssigkeits- und Mineralstoffverlusts.

Sollte der Durchfall auch nach einigen Tagen nicht von alleine verschwinden, können die folgenden Behandlungsansätze gegen akuten Durchfall helfen:

  • Ersatz der ausgeschiedenen Mineralstoffe per Elektrolytlösung aus der Apotheke
  • Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes (Wasser und Kräutertees)
  • bei sehr starkem Durchfall und vor allem bei Kindern und älteren Menschen: Verabreichung von Flüssigkeit über eine Infusion
  • bei krampfartigen Schmerzen: Verwendung einer Wärmflasche oder von krampflösenden Medikamenten

Wenn man Medikamente gegen den Durchfall einsetzt, sollte man Vorsicht walten lassen. So z.B. beim Wirkstoff Loperamid. Dieser sollte nicht ohne Absprache mit einem Arzt eingenommen werden, da er die Tätigkeit des Darms reduziert. Außerdem sollte dieser Stoff nicht bei Durchfällen, die durch eine Lebensmittelvergiftung verursacht wurden, angewandt werden. Der Grund: Durch die verminderte Darmaktivität wird der Körper daran gehindert, die Giftstoffe über den Stuhl auszuscheiden.

Nach dem Abklingen des Durchfalls sollte der Darm einige Tage lang geschont werden, indem ausschließlich fettarme und wenig gewürzte Nahrungsmittel aufgenommen werden (siehe unten).

Die Behandlung von chronischem Durchfall

Bei chronischer Diarrhoe richtet sich die Therapie maßgeblich nach der Ursache für den Durchfall. Dabei spielt die Ernährung eine besonders wichtige Rolle. Um der Verdauung Ruhe zu gönnen, sollte zunächst auf feste Nahrung verzichtet werden – zumindest, wenn der oder die Betroffene keinen Appetit hat, was sehr häufig der Fall ist. Dabei darf aber zu keinem Zeitpunkt der Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts vernachlässigt werden! Sobald der Appetit wiedereinsetzt, sollte leicht verdauliche Nahrung aufgenommen werden. Diese überfordert den Darm nicht. Ideal geeignet sind Zwieback, Knäckebrot und Kartoffelpüree (ohne Butter!). Außerdem können die Betroffenen geriebene Äpfel (roh), geriebene Karotten und Karottensuppe essen. Weich gekochte Nudeln und weich gekochter Reis eignen sich ebenso wie eine zerdrückte Banane.

Entgegen der weitverbreiteten Annahme helfen Salzstangen und Cola nicht gegen Diarrhoe! Im Gegenteil: der hohe Zuckergehalt der Cola führt dazu, dass der Körper noch mehr Flüssigkeit ausscheidet. Salzstangen ersetzen zwar das verlorengegangene Salz, nicht jedoch das Kalium, welches bei Durchfall ebenfalls vermehrt abgegeben wird. Kalium findet sich vor allem in Bananen! Somit besteht eine mögliche Ernährung aus Salzstangen und Bananen. Die Cola sollte weggelassen werden. Besser geeignet sind Mineralwasser und Kräutertees.

Vorbeugung durch hygienische Maßnahmen

Man kann akutem Durchfall zu einem gewissen Grad vorbeugen. So sollte man u.a. eine sorgfältige Hygiene betreiben. Diese besteht nicht nur aus dem Waschen, sondern auch aus dem Desinfizieren der Hände. Außerdem sollte man öffentliche Toiletten weitestgehend meiden. Besteht innerhalb der Familie eine Durchfallerkrankung, sollten möglichst verschiedene Toiletten benutzt werden. Ist das nicht möglich, sollte die erkrankte Person die Brille der Toilette reinigen, nachdem sie diese benutzt hat. Hierfür eignen sich desinfizierende Reinigungsmittel.

Eine weitere Möglichkeit der Vorbeugung besteht darin, frische angebrochene Lebensmittel stets gut zu kühlen und nicht zu lange aufzubewahren. Tierische Lebensmittel sollten stets ausreichend (10 Minuten lang bei 70 Grad Celsius) erhitzt werden. Im Ausland sollte man kein Leitungswasser trinken. Ebenso sollte man für das Zähneputzen Wasser aus versiegelten Flaschen nutzen. Eiswürfel sind Tabu, da auch diese i.d.R. aus Leitungswasser hergestellt werden. Auf Fernreisen sollte man außerdem auf ungeschältes Obst und auf ungegarte Speisen verzichten.

Chronischem Durchfall vorbeugen

Chronischer Durchfall stellt meist ein Begleitsymptom einer Grunderkrankung dar. Somit bestehen einige Möglichkeiten, der Diarrhö vorzubeugen und zwar durch eine gesunde Lebensweise. Wer sich fit hält, indem er sich ausreichend viel bewegt und sich ausgewogen ernährt, weist ein geringeres Risiko für sämtliche Erkrankungen und somit auch für die Entstehung einer Diarrhoe auf. Eine ballaststoffreiche Ernährung trägt ebenso zur Risikominderung bei wie eine ausreichende Trinkmenge: Erwachsene sollten täglich mindestens 1,5 Liter Wasser zuführen.

Aktualisiert am 14. Februar 2021