Dumping-Syndrom

Beim Dumping-Syndrom handelt es sich um eine krankhaft beschleunigte Entleerung des Magens. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einer Sturzentleerung. Diese kann zu verschiedensten Beschwerden führen. Die Symptome können den Verdauungstrakt sowie andere Körperregionen betreffen. Je nachdem, wie schnell die Beschwerden auftreten, wird das Syndrom in das frühe und das späte Dumping-Syndrom unterteilt.

Das Risiko für die Entstehung des Syndroms steigt mit bestimmten operativen Eingriffen: Zwischen fünf und zehn Prozent aller Patienten, die sich einer Magenoperation unterziehen mussten, weisen das Syndrom auf. Bei einer Magenbypass-OP ist das Risiko sogar noch höher. Hier sind es etwa 75 Prozent der Patienten, die im Anschluss an den Eingriff ein Dumping-Syndrom aufweisen.

Die Beschwerden treten nach der Nahrungsaufnahme auf

Bei der frühen Form des Syndroms, auch Frühdumping genannt, treten die Symptome innerhalb der ersten Stunde nach der Aufnahme von Nahrung auf. Mögliche Beschwerden sind:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Magenknurren
  • starke Ermüdbarkeit
  • Ohnmacht
  • Herzrasen
  • Blässe
  • Schwitzen
  • Kopfschmerzen

Beim späten Dumping-Syndrom (auch: Spätdumping) kommt es nach etwa einer bis drei Stunden nach der Nahrungsaufnahme zu Beschwerden. Diese Form des Syndroms tritt deutlich seltener auf. Mögliche Symptome sind:

  • Schwäche
  • Schwitzen
  • Konzentrationsstörungen
  • Zittern
  • Bewusstseinstrübung
  • Heißhunger

Hauptursache: Magenoperation

Die mit Abstand häufigste Ursache für die Entstehung des Dumping-Syndroms ist eine Magenoperation.

So entstehen die Symptome des frühen Dumping-Syndroms

Wenn ein Teil des Magens samt dem Magenpförtner entfernt wurde, gelangt der unverdünnte Speisebrei zu schnell vom Magen zum Dünndarm: Man könnte sagen, der Speisebrei „stürzt“ unkontrolliert in diesen hinab. Durch diesen sturzartigen Transport dehnt sich der Dünndarm plötzlich aus.

Außerdem können Speisen mit einem hohen osmotischen Druck (Milch, Süßspeisen, …) ein starkes Konzentrationsgefälle zwischen Darminhalt und den Blutgefäßen der Darmwand bewirken. Um dieses Gefälle auszugleichen, wird übermäßig viel Flüssigkeit aus den Gefäßen ins Darm-Innere abgegeben. Als Folge sinken das Plasmavolumen innerhalb der Gefäße und der Blutdruck deutlich. Des Weiteren werden diverse Substanzen aus der Darmwand freigesetzt. Eine dieser Substanzen ist das Neurotensin-Hormon. Dieses ist u.a. für die Stimulation der Darmkontraktion verantwortlich.

All diese Faktoren führen gemeinsam zur Entstehung der typischen Symptome des frühen Dumping-Syndroms (siehe oben).

Ursachen für das späte Dumping-Syndrom

Bei der späten Form des Syndroms führt die schnelle Magenentleerung zu einer hohen Kohlenhydrat- und Zucker-Konzentration im Darm. Dadurch werden die Substanzen überaus schnell in den Blutkreislauf aufgenommen – der Blutzuckerspiegel schießt in die Höhe und es kommt zu einer Überzuckerung, Hyperglykämie genannt. Um dieser Überzuckerung entgegenzuwirken, schüttet der Körper vermehrt Insulin aus. Dieses bewirkt wiederum eine schnelle Aufnahme des Blutzuckers in die Körperzellen. Da das Hormon für längere Zeit im Blut bestehen bleibt, kann eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) die Folge sein. Aus diesen Prozessen ergeben sich die oben erläuterten Symptome des späten Dumping-Syndroms.

Die Diagnose des Dumping-Syndroms

Um eine Diagnose stellen zu können, führt der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Er erkundigt sich nach den auftretenden Beschwerden sowie nach möglichen Vorerkrankungen und Operationen. Dabei liefern die Symptome meist schon einen deutlichen Hinweis auf das Dumping-Syndrom.

Um die Diagnose zu sichern, wird ein sogenannter Provokationstest durchgeführt. Hierbei werden 50 Gramm Glukose oral eingenommen. Dann werden die Auswirkungen auf die Körperfunktionen gemessen. Die Diagnose „Dumping-Syndrom“ gilt als sicher, wenn…

… der Hämatokrit-Wert um mehr als drei Prozent sinkt (der Hämatokrit-Wert stellt den prozentualen Anteil der Blutzellen am Blutvolumen dar).
… die Wasserstoffausscheidung über die Atmung stark zunimmt.
… die Herzfrequenz um zehn oder mehr Schläge pro Minute zunimmt.
… der Blutzucker schnell ansteigt und anschließend unter das Ausgangsniveau absinkt.

Weitere Untersuchungen

Auch eine Magenspiegelung kann die Diagnose stützen. Mit dieser können andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen werden. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Röntgenuntersuchung des Magens und des Dünndarms durchzuführen.

Die Therapie: Ernährungsumstellung, Medikamente oder Operation

Das A und O im Rahmen der Behandlung ist, dass sich die Patienten an die vom Arzt verordneten Ernährungsregeln halten. Nur so kann eine Besserung des Syndroms bewirkt werden. Die Ernährungsregeln besagen zum einen, dass die tägliche Zufuhr von Kohlenhydraten reduziert werden muss. Außerdem müssen anstelle von einfachen Kohlenhydraten (Zucker, Mehl, Honig, …) komplexe Kohlenhydrate (Gemüse, Kartoffeln, Vollkornprodukte, …) gegessen werden. Des Weiteren muss der Milchkonsum gesenkt werden und anstelle von drei Hauptmahlzeiten sollten über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten zugenommen werden. Der Patient darf weder während noch kurz nach der Mahlzeit Flüssigkeit zuführen.

Sollte die Therapie durch die Ernährungsumstellung keine Besserung der Beschwerden bewirken, können Medikamente eingesetzt werden. Mittel, die zur Behandlung des Dumping-Syndroms infrage kommen, sind Acarbose und Octreotid.

Sollte auch die medikamentöse Therapie keine Heilung bewirken, kann ein operativer Eingriff notwendig sein: Nach einer sogenannten Billroth-II-Resektion des Magens folgt eine chirurgische Korrektur. Im Rahmen der Billroth-II-Resektion wird der untere Abschnitt des Magens samt dem Magenpförtner entfernt. Den übrigen Magenstumpf verknüpft der Arzt direkt mit dem Leerdarm. Darüber hinaus umfasst die Billroth-II-Resektion die Verschließung des Zwölffingerdarms. Bei der Korrektur der Resektion werden der Magenstumpf und der Zwölffingerdarm unmittelbar miteinander verbunden.

Vorbeugung durch die Umstellung der Ernährung

Um die Entstehung des Dumping-Syndroms nach einer Magenoperation zu verhindern, muss die Ernährung wie oben erläutert umgestellt werden. Hierzu kann der Patient eine professionelle Ernährungsberatung in Anspruch nehmen.

Aktualisiert am 14. Februar 2021