Divertikulitis

Bei der Divertikulitis handelt es sich um eine Erkrankung, in deren Rahmen sich Ausstülpungen am Dünn- oder am Dickdarm entzünden. Die Ausstülpungen werden Divertikel genannt. Sind mehrere Divertikel vorhanden, spricht man von einer Divertikulose. Divertikel sind i.d.R. nicht krankhaft und erzeugen auch keine Symptome. In mehr als 90 Prozent der Fälle entwickeln sich Divertikel im absteigenden Ast des Dickdarms, vor allem an der Stelle, an welcher der Darm eine S-Form aufweist. Für den Fall, dass sich die Divertikel entzünden, können Fieber, Verstopfungen, Bauchschmerzen und weitere Symptome auftreten.

Drei verschiedene Stadien der Divertikulitis

Es wird zwischen drei unterschiedlichen Stadien der Divertikulitis unterschieden:

  • In knapp 75 Prozent der Fälle weist die akute Divertikulitis einen unkomplizierten Verlauf auf. Es können zwar Symptome auftreten, doch es kommt zu keinen Schäden an der Darmwand oder zu anderen Komplikationen. In solch einem Fall ist eine konservative Behandlung der Divertikulitis möglich.
  • Das zweite Stadium der Erkrankung beschreibt eine akute Divertikulitis mit kompliziertem Verlauf. Die Entzündung der Ausstülpungen bringt Probleme wie einen Darmverschluss, Abszesse oder ein Loch in der Darmwand mit sich. Um schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu vermeiden, ist eine Operation notwendig.
  • Das dritte Stadium beschreibt eine chronisch-rezidivierende Divertikulitis. Hierbei entzünden sich die Ausstülpungen immer wieder aufs Neue, sodass starke Schäden an der Darmwand entstehen können. In diesem Fall leidet der Patient an Schmerzen und an anderen wiederkehrenden Symptomen.

Des Weiteren wird zwischen einer Peridivertikulitis und einer Perikolitis unterschieden. Bei der Peridivertikulitis sind lediglich einzelne Divertikel entzündet, bei der Perikolitis weitet sich die Entzündung auf größere Abschnitte des Darms aus.

Etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung weist Ausstülpungen an der Darm-Schleimhaut auf. Diese führen in den meisten Fällen aber zu keinen Symptomen bzw. zu keiner Divertikulitis. Hingegen entwickelt jeder fünfte Mensch mit mehreren Ausstülpungen (Divertikulose) eine Divertikulitis.

Bauchschmerzen, Verstopfungen und Verdauungsstörungen als häufigste Symptome

Zu den häufigsten Symptomen der Erkrankung zählen Bauchschmerzen, welche von der Intensität her einer Blinddarmentzündung gleichen. Die Bauchschmerzen können krampfartige Zustände annehmen. Außerdem kann es zu starken Blähungen und zu Verdauungsstörungen mit Verstopfung oder Durchfall kommen. Darüber hinaus entwickelt sich im Rahmen der Divertikulitis nicht selten ein leichtes Fieber.

Schlechte Ernährungsgewohnheiten als Hauptursache

Es wird davon ausgegangen, dass die Entstehung von Divertikeln durch eine ballaststoffarme Ernährung begünstigt wird. Somit sind die Ernährungsgewohnheiten eine maßgebliche Ursache für die Entwicklung einer Divertikulitis. Das lässt sich auch daran nachvollziehen, dass die Anzahl der Menschen mit einer Divertikulitis in den letzten 50 bis 100 Jahren nahezu einen exponentiellen Anstieg aufweist: Der durchschnittliche Bürger der westlichen Welt ernährt sich nicht mehr überwiegend mit ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, sondern mit Pizza, Pommes Frites und weiteren stark behandelten Lebensmitteln.

Eine ballaststoffarme Kost macht den Stuhl fest und hart. Dadurch steigt der Innendruck im Darm. Dieser erhöhte Druck sowie das weniger elastische Bindegewebe, welches zum normalen Alterungsprozess des Organismus gehört, bewirken, dass sich die Darm-Schleimhaut an einigen Stellen nach außen wölbt. Die Konsequenz ist die Bildung von Divertikeln. Bleiben Stuhlreste an diesen Divertikeln zurück, kann es zu einer Entzündung der Ausstülpungen kommen, sodass eine Divertikulitis entsteht.

Verschiedene Verfahren zur Diagnose

Um eine Divertikulitis diagnostizieren zu können, wird der Arzt zunächst eine Anamnese durchführen, im Rahmen derer er den Patienten auch nach dem Bestehen einzelner Divertikel bzw. einer Divertikulose fragt. Der Arzt wird sich nach den exakten Beschwerden erkundigen und fragen, wo die Bauchschmerzen lokalisiert sind und seit wann sie bestehen. Zudem wird er den Patienten fragen, ob die Symptome unabhängig oder in Verbindung mit Mahlzeiten auftreten. Darüber hinaus wird der behandelnde Arzt die folgenden Untersuchungen durchführen:

  • Körperliche Untersuchung (Abhören und Abtasten des Bauchs)
  • Digital-rektale Untersuchung (Austasten des Enddarms mit einem Finger)
  • Ultraschall-Untersuchung (Sonografie)
  • Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) mit Kontrastmitteln
  • Eventuell eine Röntgen-Untersuchung des Bauchraums
  • Blutuntersuchung, die Hinweise auf mögliche erhöhte Entzündungswerte geben soll

Die Art der Behandlung hängt vom Schweregrad der Entzündung ab

Bei einer Divertikulitis besteht sowohl die Möglichkeit einer konservativen als auch einer operativen Behandlung. Dabei ist die Art der Therapie, wie bereits angedeutet, von dem Stadium der Entzündung bzw. von der Stärke der Beschwerden abhängig.

Im Falle einer leichten Divertikulitis besteht die konservative Behandlung aus der Gabe von Antibiotika. Zudem können krampflösende Medikamente die Schmerzen stillen und die Therapie der Entzündung unterstützen. Des Weiteren empfehlen Ärzte in der akuten Phase der Entzündung eine leichtverdauliche, ballaststoffarme Ernährung. Hierdurch soll eine weitere Reizung der entzündeten Divertikel vermieden werden.

Bei einer schweren Divertikulitis kann nicht auf den Aufenthalt in einem Krankenhaus verzichtet werden. Der Patient erhält Antibiotika über eine Vene. So wird das Wirkspektrum der Medikamente erhöht. Der Vorteil eines Aufenthalts im Krankenhaus liegt auch darin, dass bei möglichen Komplikationen sofort reagiert werden kann.

Eine Operation ist unumgänglich, wenn es im Rahmen der Entzündung zu einem Darm-Riss oder zu einer starken Divertikelblutung kommt. Letztere kann auf keinem anderen Weg gestillt werden. Sollten die Blutungen wiederholt auftreten oder sollten Verbindungsgänge zu anderen Organen oder Darmabschnitten (sogenannte Fisteln) entstehen, kann es notwendig sein, den betroffenen Darmbereich zu entfernen.

Eine entscheidende Rolle im Rahmen der Therapie spielt die Ernährung. Wie bereits erwähnt, sollte bei einer akuten Divertikulitis auf Ballaststoffe verzichtet werden. Bei einer Divertikulose ist wiederum eine ballaststoffreiche Ernährung wichtig.

Die beste Prävention: Eine Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten

Die beste Möglichkeit einer Divertikulitis vorzubeugen besteht in der Anpassung der Ernährungsgewohnheiten. So sollten Ballaststoffe täglich auf den Küchentisch kommen. Vor allem Gemüse, Obst und Vollkornprodukte (Nudeln, Brot, …) sind reich an Ballaststoffen. Helle Produkte wie Toast und Brot aus Weißmehl sollten durch Körnerbrot und Vollkornbrötchen ersetzt werden. Auch die Aufnahme von genügend Flüssigkeit ist wichtig für eine geregelte Verdauung: Täglich sollten mindestens zwei Liter Wasser getrunken werden. Und auch die regelmäßige Bewegung spielt eine entscheidende Rolle für die Vorbeugung einer Divertikulitis. Man sollte täglich mindestens eine halbe Stunde spazieren gehen und regelmäßig eine oder mehrere Sportarten ausüben. Hierbei muss es sich nicht um Leistungssport handeln – schon das Walken oder das gemächliche Schwimmen dienen dazu, die Tätigkeit des Darms zu verbessern. „Ganz nebenbei“ stärkt regelmäßiger Sport das Immunsystem. Sollte man an einer chronischen Verstopfung leiden und diese sich nicht mit den erläuterten Maßnahmen in den Griff bekommen lassen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Mit diesem kann man über mögliche Alternativen sprechen.

Aktualisiert am 14. Februar 2021