Diabetes mellitus

Diabetes mellitus ist eine Zuckerkrankheit, mit der eine krankhafte Störung des Zuckerstoffwechsels einhergeht. Die Erkrankung kann Auswirkungen auf den gesamten Körper (Herz, Nieren, …) haben. Deshalb sind eine frühe Diagnose und eine rechtzeitige Behandlung wichtig. Es gibt verschiedene Formen von Diabetes mellitus. Die beiden Hauptformen sind Diabetes mellitus Typ I und Diabetes mellitus Typ II. Etwa fünf Prozent aller Diabetiker sind Typ-I-Diabetiker, d.h. der Typ II tritt weitaus häufiger auf. Gemeinsam ist allen Formen, dass der Blutzuckerspiegel krankhaft erhöht ist. Die Formen unterscheiden sich u.a. in Bezug auf ihre Ursachen.

Die Symptome von Diabetes mellitus

Akute Symptome

Die akuten Symptome bei Diabetes treten vor allem aufgrund der extrem hohen Blutzuckerkonzentration auf, wodurch der Stoffwechsel entgleist. Es kommt zu einer Verschiebung des Mineral- und Wasserhaushalts. Diese Unausgeglichenheit bewirkt einen Energiemangel im Zentralnervensystem und in den Körperzellen. Die Folge sind eine starke Leistungsschwäche, Müdigkeit, eine Konzentrationsschwäche und Bewusstseinsstörungen, die bis zum Koma führen können.

Im Falle eines dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegels kommt es zu einer vermehrten Ausscheidung von Zucker (Glukose) über den Urin. Das nennt man Glukosurie. Die Betroffenen müssen selbst nachts große Mengen Wasser lassen (Polyurie). In diesem Fall ist der Urin nur gering gelb oder gar nicht gefärbt. Durch das vermehrte Wasserlassen versucht der Organismus den Flüssigkeitsverlust auszugleichen – es kommt zu teilweise quälenden Durstgefühlen.

Der erhöhte Flüssigkeitsverlust kann eine Austrocknung der Haut und einen starken Juckreiz bewirken. Das trifft in ca. 30 Prozent der Diabetes mellitus Fälle zu.

Wird Diabetes mellitus nicht ausreichend behandelt, kann der Blutzuckerspiegel nicht nur stark erhöht sein, sondern auch starken Schwankungen unterliegen. Durch diese Schwankungen kann es zu einem Aufquellen der Linse im Auge kommen. Hierdurch kann die Sehschärfe beeinflusst werden. Diese Sehstörungen klingen meist nach einigen Stunden ab, treten jedoch immer wieder auf.

Aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels kann es außerdem zu einer Immunschwäche kommen. Aus diesem Grund sind Diabetiker häufiger und länger von einer Bronchitis, Lungenentzündungen und Hautentzündungen betroffen.

Langfristige Symptome

Die langfristigen Symptome bei Diabetes mellitus entstehen hauptsächlich durch die Tatsache, dass die Blutzuckerwerte nicht optimal eingestellt sind. Die Folge können unumkehrbare Schäden an den Nerven und Blutgefäßen sein. Diese Schäden haben gravierende Auswirkungen auf diverse Körperfunktionen und Organsysteme. So können sich die Nervenschäden z.B. sowohl auf die motorischen als auch auf die sensiblen und die vegetativen Nervenbahnen beziehen. Aus diesem Grund leiden Patienten mit Diabetes häufig an einer verschlechterten Muskelkoordination und sie nehmen Verletzungen der Haut nicht als Schmerz wahr.

Des Weiteren kann es zu Schäden an den kleinen und an den großen Blutgefäßen kommen. So laufen die kleinen Blutgefäße bei Diabetes, Gefahr zu verstopfen – Durchblutungsstörungen der Haut, des Herzmuskels, des Gehirns und Schäden an den Nieren sind nur einige der möglichen Folgen.

Schäden an den mittleren und großen Blutgefäßen machen sich wiederum vor allem am Herzen bemerkbar (koronare Herzkrankheit). Zudem können sich die Arterien der Arme und der Beine sowie die Hirngefäße verschließen – das Risiko für ein Absterben der Extremitäten und für einen Schlaganfall ist deutlich erhöht.

Viele männliche Diabetiker leiden an einer erektilen Dysfunktion (Erektionsstörungen). Der Grund liegt darin, dass eine Schädigung der Blutgefäße an den Schwellkörpern des Penis den für die Erektion nötigen Blutfluss stören kann. Auch das autonome Nervensystem und die sensiblen Nervenbahnen, welche wichtig für die Erektion sind, können durch die Zuckerkrankheit geschädigt sein. Auch diese Schädigung kann zu einer Impotenz beitragen.

Die beiden Hauptformen von Diabetes mellitus haben unterschiedliche Ursachen

Ursachen für Diabetes mellitus Typ I

Es wird davon ausgegangen, dass Diabetes mellitus Typ I eine Autoimmunerkrankung ist. Diese wird durch bestimmte Virusinfektionen und Erbfaktoren begünstigt. Zudem wird in der Wissenschaft häufig über die Rolle von Giftstoffen und Chemikalien, welche eine Autoimmunerkrankung auslösen können, diskutiert. In Bezug auf die Virusinfektionen sind es vor allem die Röteln- und die Mumpsviren, die zu einem Entstehen von Diabetes mellitus Typ I beitragen können. Bei einer Autoimmunerkrankung bildet der Organismus Antikörper gegen körpereigenes Gewebe – im Falle von Diabetes mellitus Typ I gegen die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse. Dabei werden die insulinbildenden Zellen nach und nach zerstört. Das führt zu dem echten bzw. absoluten Insulinmangel, der typisch für Diabetes mellitus Typ I ist.

In Bezug auf die Erbfaktoren lässt sich sagen, dass nahezu alle Personen, die an Diabetes mellitus Typ I erkrankt sind, spezielle Merkmale auf den weißen Blutkörperchen aufweisen. In diesem Zusammenhang wird von den HLA-Merkmalen DR 3 und DR 4 gesprochen. Hierin liegt der Grund, dass man davon ausgeht, dass genetische Faktoren eine Rolle für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ I spielen. Es muss jedoch auch erwähnt werden, dass viele Menschen mit diesen Erbinformationen ausgestattet sind und nicht an der Zuckerkrankheit erkranken.

Der Typ I von Diabetes mellitus wird mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 2,5 und 5 Prozent vom Vater oder der Mutter auf die nachfolgende Generation vererbt. Im Falle, dass beide Elternteile an Diabetes mellitus Typ I erkrankt sind, erhöht sich das Risiko der Vererbung auf etwa 20 Prozent.

Ursachen für Diabetes mellitus Typ II

Das Risiko, an Diabetes mellitus Typ II zu erkranken, ist zum einen von genetischen Faktoren und zum anderen vom Lebensstil abhängig. Menschen mit Bewegungsmangel und einer falschen Ernährung weisen ein erhöhtes Risiko für die Zuckerkrankheit auf. So sind nahezu alle Typ-II-Diabetiker übergewichtig. In Bezug auf den Lebensstil spielt auch das hohe Lebensalter eine Rolle. Mit diesem geht i.d.R. ein zunehmender Bewegungsmangel einher und die Folgen eines langjährig ungesunden Lebensstils kommen zum Tragen. Einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung der Zuckerkrankheit hat das sogenannte metabolische Syndrom. Mit diesem Begriff bezeichnet man die Kombination aus Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und einem gestörten Glukose-Stoffwechsel. Es ist aber nicht so, dass nicht auch Kinder und Jugendliche an Diabetes mellitus Typ II erkranken können.

Weitere Ursachen für die Erkrankung

Neben den erläuterten Ursachen können auch eine Schwangerschaft, bestimmte Medikamente und diverse Krankheiten die Entstehung von Diabetes mellitus begünstigen. Zudem erhöht bei Frauen ein hoher Harnsäurespiegel das Diabetes-Risiko. Bei Männern sind es wiederum das Rauchen und der Alkoholkonsum, die das Risiko, an Diabetes zu erkranken, erhöhen.

Die Diagnose von Diabetes mellitus

Um Diabetes mellitus diagnostizieren zu können, wird zunächst eine Blutzuckermessung durchgeführt. Diese Messung kann entweder im Vollblut oder im venösen Blutplasma erfolgen. Die folgenden Angaben beziehen sich auf eine Messung im venösen Blutplasma.

Bei der Erkrankung handelt es sich eindeutig um Diabetes mellitus, wenn der Nüchtern-Blutzucker im Rahmen einer zweimaligen Messung mindestens 7,0 mmol/l (126 mg/dl) beträgt. Außerdem weist ein Gelegenheitszucker von mindestens 11,1 mmol/l (200 mg/dl) auf Diabetes mellitus hin. Um eine Nüchternuntersuchung durchführen zu können, sollte der Patient im Voraus acht Stunden lang nichts gegessen haben. Bei der Messung des Gelegenheits-Blutzuckers muss der Patient nicht nüchtern sein. In beiden Fällen sollte die Bestimmung unbedingt wiederholt werden, um die Diagnose abzusichern.

Der Orale Glukosetoleranztest (OGTT)

Eine weitere Möglichkeit zur Diagnose von Diabetes mellitus ist der Orale Glukosetoleranztest. Hierfür muss der Patient seit mindestens zehn Stunden nüchtern sein. Zuvor sollte die Ernährung drei Tage lang auf Kohlenhydrate spezialisiert gewesen sein. Sowohl vor als auch während des Tests muss das Rauchen unterlassen werden. Der Test wird im Liegen oder im Sitzen durchgeführt. Dem Patienten wird eine Trinklösung mit 75 Gramm Glukose gegeben. Sowohl zu Beginn als auch nach 120 Minuten wird dem Patienten Blut abgenommen, um den Blutzucker zu bestimmen. Im Rahmen dieses Tests ist die Diagnose von Diabetes mellitus eindeutig, wenn der 120-Minuten-Wert mindestens 11,1 mmol/l beträgt. Die Funktionalität des Tests kann gestört werden, wenn bestimmte Medikamente eingenommen werden oder wenn bestimmte körperliche Faktoren wie fieberhafte Infekte, eine längere Bettruhe oder eine Diät vorliegen.

Der Antikörpertest

Bei Personen mit hohem Risiko für Diabetes mellitus Typ I kann ein simpler Bluttest Aufschluss über eine mögliche Erkrankung geben. Das Blut wird auf diverse Antikörper (Insulinautoantikörper, Inselzellantikörper, IA1- und GAD-Antikörper) hin untersucht. Interessant ist dieser Test vor allem für die Diagnose bei Kindern. Zudem eignet er sich für die Diagnose bei Geschwistern von Typ-I-Diabetikern. Er kann außerdem Aufschluss über die Art der Erkrankung geben, also, ob es sich um Diabetes mellitus Typ I oder Diabetes mellitus Typ II handelt. Des Weiteren eignet sich der Test besonders, um die Diagnose von Diabetes mellitus Typ I bei älteren Menschen (im Alter zwischen 50 und 70 Jahren) zu ermöglichen. Im Rahmen der Diagnose in diesen Altersgruppen spricht man auch von LADA-Diabetes: „Latent Autoimmune Diabetes in the Adult“.

Die Behandlung von Diabetes mellitus

Im Mittelpunkt der Behandlung von Diabetes mellitus steht eine gute Blutzuckereinstellung. So können akute Beschwerden und Spätfolgen vermieden werden. Um einen gesunden Blutzuckerwert zu erreichen, werden bestimmte Medikamente eingesetzt, die Ernährung wird umgestellt und der Patient wird dazu angehalten, sich ausreichend zu bewegen. Dabei ist es enorm wichtig, dass der Patient alle Maßnahmen, die vom Arzt empfohlen werden, umsetzt und einhält. Nur dann ist eine wirksame Therapie möglich. Die Behandlung von Diabetes mellitus wird in drei grundlegende Behandlungsformen unterteilt:

Die Basistherapie besteht aus der Umstellung der Ernährung und aus einer regelmäßigen körperlichen Aktivität. Der Patient erhält Beratungen und Schulungen, wie er mehr Bewegung in seinen Alltag integriert und wie er seine Ernährung effektiv umstellen kann.

Eine Behandlung mit Medikamenten kommt nur für Diabetes mellitus Typ II in Frage. Der Grund ist der, dass die Bauchspeicheldrüse bei diesem Typ, im Gegensatz zum Typ I, noch Insulin produziert. Die Tabletten sollen entweder die Insulinabgabe der Bauchspeicheldrüse ins Blut erhöhen oder die Aufnahme von Glukose im Darm verhindern.

Die letzte grundlegende Therapieform ist die Insulintherapie. Hierbei wird der Insulinbedarf, welcher nicht mehr selbst vom Körper kontrolliert werden kann, per Gabe von Insulin über Pumpen, Pens oder Spritzen ausgeglichen.

Es gilt, bestimmte Zielwerte zu erreichen

Neben den erläuterten Maßnahmen sollten der Patient und der Arzt gemeinsam bestimmte Werte festlegen, die im Rahmen der Behandlung erreicht bzw. eingehalten werden sollen. Zu diesen Werten zählt der Blutzuckerwert im nüchternen Zustand und nach dem Essen. Außerdem sollten der HbA1c-Wert und die Blutfettwerte (LDL, HDL, Serum Cholesterin, Triglyceride) bestimmte Merkmale aufweisen. Es gilt, das Körpergewicht in einem bestimmten Maß zu halten und bestimmte Blutdruckwerte dürfen nicht überschritten werden.

Die Ziele der Behandlung

Die Ziele einer Therapie von Diabetes mellitus sind sowohl von der Form der Erkrankung als auch vom Alter des Patienten und von den möglichen Begleiterkrankungen abhängig. Im Allgemeinen soll die Kompetenz des Patienten im Umgang mit der Krankheit gesteigert werden. Hierbei spricht man vom sogenannten Empowerment. Darüber hinaus soll die Lebensqualität des Betroffenen erhalten bleiben bzw. wiederhergestellt werden. Es sollen schwere Stoffwechselentgleisungen und diabetesbedingte Spätfolgen vermieden werden. Die diabetesbedingten Beschwerden werden behandelt. Sollten diese nicht bestehen, gilt es, den Beschwerden vorzubeugen. Des Weiteren sollen mögliche Nebenwirkungen der Therapie geringgehalten werden. So wird die körperliche und mentale Belastung des Patienten in einem möglichst geringen Maß gehalten.

Man kann lediglich Diabetes mellitus Typ II vorbeugen

In der Medizin geht man zurzeit davon aus, dass die Zahl der Typ-II-Diabetiker in naher Zukunft ansteigen wird. Gründe hierfür sind vor allem die falsche Ernährung, der Mangel an Bewegung und das resultierende Übergewicht, welche typisch für den heutigen Lebensstil sein können. Außerdem wird beobachtet, dass immer mehr junge Menschen an Diabetes mellitus Typ II erkranken.

Um dem Typ II vorzubeugen, muss eine gesunde Ernährung verfolgt und dem Bewegungsmangel entgegengewirkt werden. Die Ernährung sollte fettarm und reich an Kohlenhydraten sowie an Ballaststoffen sein. In vielen Fällen ist eine Gewichtsabnahme notwendig. Interessant ist die Tatsache, dass es in Deutschland nach dem Ende des 2. Weltkriegs, sprich in den 1950er Jahren, kaum Fälle von Diabetes mellitus Typ II gab. Schon damals wurde beobachtet, dass die Fälle mit zunehmendem Wohlstand anstiegen. Anhand dieser Tatsache wird die Rolle der Ernährung für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ II mehr als deutlich.

Anders als für Diabetes mellitus Typ II gibt es für den Typ I keine bekannten Maßnahmen der Vorbeugung. Angehörige von Typ-I-Diabetikern haben lediglich die Möglichkeit, Früherkennungsuntersuchungen wahrzunehmen. Diese werden an diversen Diabeteszentren angeboten.

Aktualisiert am 14. Februar 2021