Bronchiektasen

Als Bronchiektasen bezeichnet man eine permanente Dilatation, also Aufweitung oder Erweiterung, der Bronchien und Bronchiolen. Zu dieser Aufweitung kommt es aufgrund einer Zerstörung des elastischen Bindegewebes sowie der Muskulatur. Der Beginn der Erkrankung besteht meistens in der Einengung des Bronchialbaums. Hierzu kommt es aufgrund einer Infektion, welche bei einer Chronifizierung eine Zerstörung des respiratorischen Epithels verursachen kann. Die Störung des Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien kann zu einer Sekretretention führen, welche weitere Infektionen bedingen kann.

In früheren Zeiten traten Bronchiektasen i.d.R. postinfektiös, d.h. infolge von Masern-, Keuchhusten und anderen Epidemien auf. Heutzutage treten Bronchiektasen dank antibiotischen Therapien und Impfungen nicht mehr postinfektiös, sondern vor allem kongenital, d.h. aufgrund von angeborenen Faktoren, auf – zumindest in den Industrieländern. In Entwicklungsländern ist der postinfektiöse Weg noch immer die häufigste Ursache für die Erkrankung. In Europa sind vor allem Menschen mit einer zystischen Fibrose von der Erkrankung betroffen.

Die häufigsten Symptome bei Bronchiektasen

Die typischen Symptome der Bronchiektasen sind zeitweise auftretende Hustenattacken, mit denen ein eitriger, unangenehm riechender Auswurf einhergeht. Dieser Husten kann auch länger andauern. Außerdem kann der Husten Blut enthalten (Hämoptoe). Dieser spezielle Husten kann lebensbedrohlich sein. Zu den weiteren Symptomen der Bronchiektasen gehören ein Gefühl der andauernden Müdigkeit, eine mangelnde Leistungsfähigkeit, Fieberschübe aufgrund der chronischen Vereiterung der Bronchien sowie Gewichtsverlust.

Darüber hinaus erkranken Patienten mit Bronchiektasen wiederholt an einer Lungenentzündung sowie an Bronchitis. Die Erkrankung kann eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung bedingen. Mit dieser gehen Atemnot sowie eine Vergrößerung des Herzens aufgrund einer Herzschwäche einher.

Klassische Anzeichen für den mit den Bronchiektasen einhergehendem Sauerstoffmangel sind Uhrglasnägel und Trommelschlegelfinger. Bei Uhrglasnägeln handelt es sich um stark gewölbte Finger- und Zehennägel. Bei Trommelschlegelfingern handelt es sich wiederum um eine sehr rundliche Auftreibung der Endglieder der Finger samt Weichteilverdickung.

Eitrige Entzündungen im Rahmen der Bronchiektasen, welche durch Bakterien entstehen und über das Blut in das Gehirn gelangen, können zu Hirnabszessen führen.

Bronchiektasen können angeborene oder erworbene Ursachen haben

Wie bereits angedeutet, unterscheidet man in Bezug auf die Bronchiektasen zwischen erworbenen und angeborenen Ursachen. Die meisten Ursachen führen zu einer Störung der mukoziliären Clearance (Selbstreinigungsfunktion der Bronchien). In diesem Fall können die Flimmerhärchen diverse Fremdkörper und Schleim nicht mehr aus dem Bronchialsystem entfernen, sodass es Krankheitserreger viel einfacher haben, sich an den Bronchien festzusetzen und eine Entzündung hervorzurufen.

Angeborene Ursachen

Eine angeborene Ursache für die Entstehung von Bronchiektasen ist ein Antikörpermangel. In diesem Fall bildet das Immunsystem zu wenige Antikörper zur Abwehr diverser Krankheitserreger. Dieser Mangel führt zu häufigeren Infekten der Atemwege. Diese Infekte können Schäden an den Bronchialwänden verursachen, sodass sich zu einem späteren Zeitpunkt Bronchiektasen ausbilden können.

Eine weitere angeborene Ursache ist die Mukoviszidose. Hierbei handelt es sich um eine Erbkrankheit, in deren Rahmen ein zäher Schleim in der Luftröhre und in den verzweigten Bronchien gebildet wird. Durch diesen Schleim werden die Atemwege verstopft. Die Folge sind wiederholte Infekte, die die Entstehung von Bronchiektasen begünstigen.

Leidet eine Person an einer Alveolären Fehlbildung, sind die Alveolen (Lungenbläschen) bereits ab der Geburt falsch ausgebildet. Der damit einhergehende Sekretstau in den Lungenbläschen bietet einen idealen Nährboden für diverse Infektionen.

Neben diesen Krankheiten ist auch die primäre Ziliendyskinesie eine genetisch bedingte Ursache für Bronchiektasen. Diese seltene Funktionsstörung der Flimmerhärchen führt zu einem verschlechterten Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien. Die im Rahmen des Kartagener-Syndroms auftretende Erkrankung führt somit zu immer wiederkehrenden Infekten.

Erworbene Ursachen

Bei den erworbenen Ursachen sind vor allem wiederholte Infektionen des Bronchialsystems zu nennen. Diese stellen die häufigste Ursache für Bronchiektasen im Kindesalter dar. Auch Keuchhusten, Masern und Lungenentzündungen gehören zu den Hauptursachen von Bronchiektasen im Kindesalter. Nach einer Lungenentzündung können Narben im Bronchialsystem entstehen. Diese behindern den normalen Abfluss des Bronchialsekrets – es herrschen ideale Bedingungen für eine Infektion. Dieser verschlechterte Abfluss des Sekrets kann auch durch Tumore oder Fremdkörper bedingt werden. Diese engen die Bronchien ein und es kommt immer wieder zu Entzündungen.

Die Diagnose von Bronchiektasen

Die genannten typischen Beschwerden weisen auf Bronchiektasen hin. Um eine sichere Diagnose stellen zu können, wird der Arzt eine Anamnese durchführen: Er wird sich nach der Krankenvorgeschichte des Patienten erkunden. Anschließend wird eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt. In deren Rahmen wird die Lunge abgehört und abgeklopft. Hierdurch werden mögliche Pfeif- und Rasselgeräusche in der Lunge hörbar. Darüber hinaus wird der Auswurf untersucht. Zudem soll eine Computertomographie oder eine Röntgenaufnahme der Brustorgane und der Lunge die Diagnose stützen.

Sollten Komplikationen (z.B. chronische Umbauvorgänge in der Lunge) bestehen, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Zu diesen Untersuchungen zählen eine Untersuchung des Blutes sowie eine Bronchoskopie. Im Rahmen dieser Bronchien-Spiegelung wird Bronchial- und Lungengewebe entnommen und untersucht.

Aus dem Grund, dass die Lungenfunktion bei dem Bestehen von Bronchiektasen eingeschränkt ist, kann auch eine Spirometrie, also eine Funktionsüberprüfung der Lunge, durchgeführt werden. So lässt sich der Verlauf der Krankheit kontrollieren.

Die Behandlung muss schnellstmöglich erfolgen

Die Bronchiektasen stellen eine Veränderung der Lunge dar, die unumkehrbar ist. Aus diesem Grund muss die Behandlung schnellstmöglich erfolgen. Als Grundlage für die Therapie gilt die langfristige Einnahme von Antibiotika. Außerdem kommt der Atemphysiotherapie eine wichtige Rolle zu: Durch das regelmäßige Atemtraining wird zu einem besseren Abhusten des Sekrets beigetragen. Inhalationen erweitern die Bronchien und wirken schleimlösend. Der Schleim kann flüssiger gemacht werden, indem die Flüssigkeitszufuhr erhöht wird.

Darüber hinaus können Medikamente zum Einsatz kommen, die entzündungshemmend und bronchienerweiternd wirken. Sollte eine Pilzinfektion bestehen, können entsprechende Mittel verschrieben werden.

Sollte ein sehr schwerer Fall von auf einen Lungenabschnitt begrenzten Bronchiektasen bestehen, können die veränderten Bronchien auch operativ entfernt werden. Als letzte Möglichkeit, die starke Lungenschädigung zu behandeln, kann eine Lungentransplantation in Betracht gezogen werden.

Vorbeugung durch eine gesunde Lebensführung

Der Entstehung von Bronchiektasen kann nicht unmittelbar vorgebeugt werden. Es wird eine gesunde Lebensführung empfohlen. Diese umfasst eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige sportliche Aktivitäten, sodass das Immunsystem gestärkt wird und somit Infektionen der Atemwege verhindert werden. Zudem sollte man vom Rauchen ablassen. Es gibt diverse Impfungen, die Komplikationen bei Bronchiektasen vorbeugen können. Zu diesen Impfungen zählen die Pneukokokken-Impfung und die Grippeschutzimpfung. Die Grippeschutzimpfung sollte jedes Jahr erneuert werden: Die Erreger einer Grippe wechseln jährlich. Bei den Pneumokokken handelt es sich wiederum um weit verbreitete Bakterien, welche eine Lungenentzündung bedingen können. Diese Impfung sollte ebenfalls regelmäßig aufgefrischt werden und zwar alle drei bis fünf Jahre.

Aktualisiert am 14. Februar 2021