Muskelzerrung: Weiter trainieren oder schonen?

Wer an einer Muskelzerrung leidet, muss nicht gleich auf alles Sportliche verzichten. Bei einer leichten Zerrung ist der Muskel zwar überdehnt, jedoch sind lediglich maximal fünf Prozent der Fasern gerissen. Das bedeutet, dass die Beweglichkeit und die Muskelkraft kaum eingeschränkt sind.

Im Sport gehören Muskelzerrungen, Muskelrisse und Muskelfaserrisse zu den häufigsten Muskelverletzungen. Von einer Muskelzerrung wird gesprochen, wenn ein Muskel einer plötzlichen Dehnung über das Maß hinaus unterliegt und die Muskelstruktur intakt bleibt. Allerdings ist es oftmals schwierig zu unterscheiden, ob es sich um eine Muskelzerrung oder um einen Muskeleinriss handelt, denn nicht selten kommt es bei einer Muskelzerrung auch zu mikroskopisch kleinen Faserrissen. Wenn die Dehnung die verfügbare Muskelkraft übersteigt, kann es zu einem Muskelfaserriss und schlimmstenfalls zu einem Muskelriss kommen. Je nach Ausmaß werden dann Muskelfasern zerrissen oder der Muskel reißt komplett durch.

Eine Muskelzerrung entsteht nicht durch äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Schläge oder Tritte, sondern entwickelt sich allmählich. Es kommt aufgrund einer übermäßigen Dehnung des Muskels zu starken Kontraktionen, die zu einer Muskelverhärtung führt. Infolge dessen treten Schmerzen auf, wobei die Muskelfasern aber nicht geschädigt sind. Sollte ein Sportler trotz der Muskelzerrung sein Trainingsprogramm massiv weiter fortführen, kann es zu einem Muskelfaserriss kommen.

Typische Verletzungsmuster und Symptome

Ob Oberschenkel, Wade, Oberarm oder an einer anderen Körperstelle – eine Muskelzerrung macht sich meist durch krampfartige Beschwerden bemerkbar, die in einigen Fällen sogar mit starken Einschränkungen der Muskelfunktionen einhergehen. Dabei verursacht der sich verhärtende Muskel steigende Schmerzen, die leicht und ziehend beginnen und sich schließlich auch in Krämpfen äußern können.

Eine Muskelzerrung ist von außen nicht sichtbar, da die Fasern im Muskel nicht verletzt werden. Aus diesem Grund kommt es auch nicht zu Blutungen in das umliegende Gewebe, weshalb auch in der Regel keine Blutergüsse erkennbar sind.

Die Ursache einer Muskelzerrung ist in einem gestörten Muskeltonus bzw. Regulation der Muskelfunktion zu finden. Auslöser für solch eine Zerrung ist oftmals ein schneller Belastungswechsel beim Sport, wie zum Beispiel beim Lauftraining, und wenn noch weitere Faktoren hinzukommen, wie zum Beispiel:

  • Laufen trotz schlechtem Gesundheitszustand
  • Laufen trotz Müdigkeit
  • Laufen trotz nicht ausgeschöpfter Regenerationszeiten
  • Fußfehlstellungen
  • schlecht angepasste Laufschuhe
  • kurzes Aufwärmtraining
  • kühle Außentemperaturen
  • Flüssigkeitsmangel
  • Nährstoffmangel (Elektrolytmangel)

Im Übrigen ist das Risiko für das Auftreten einer Muskelzerrung auch bei denjenigen Sportlern erhöht, die leistungssteigernde Medikamente bzw. Anabolika einnehmen.

Diagnose einer Muskelzerrung

Eine dezidierte Diagnose einer Muskelzerrung ist nicht möglich, denn die Zerrung ist nicht von außen sichtbar. Hier muss sich der Arzt auf die Schilderung der Symptome verlassen sowie auch auf die Muskelfunktionsüberprüfung. Dabei ist die Muskelfunktion bei einer Zerrung in unterschiedlich starkem Ausmaß entsprechend eingeschränkt.

Ergänzende Diagnoseverfahren, wie zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung oder eine Kernspintomographie sind im Falle einer Muskelzerrung sinnlos, denn die Muskelzerrung hat keine Veränderung der Muskelfasern zur Folge, weshalb die Zerrung in bildgebenden Verfahren auch nicht sichtbar gemacht werden kann.
Die genaue Diagnose obliegt demnach den Fachkenntnissen des Arztes. Empfehlenswert ist es, hier einen Sportmediziner aufzusuchen.

Behandlung und Vorbeugung

Ziel der Therapie ist es, die durch eine entgleiste Muskelspannung entstandene Fehlsteuerung wieder zu beseitigen, sodass sich der verhärtete Muskel entspannen kann. In der Regel lassen sich die akuten Schmerzen nach der sogenannten PECH-Regel lindern. PECH steht hier für Pausieren, Eisenanwendungen, Compression und Entzündungsreaktion. Ebenso können entzündungshemmende und schmerzlindernde Salben und Tabletten helfen.

Experten raten zunächst zu einer Trainingspause von ca. fünf Tagen. Danach ist es sinnvoll, den gezerrten Muskel durch krankengymnastische Übungen wieder zu kräftigen und auch zu dehnen. Dies erhöht die Regeneration des Muskels. Ebenso hilfreich kann auch Schwimmen und Fahrradfahren sein – allerdings langsam und entspannt.

Bis eine Muskelzerrung vollständig verheilt ist, dauert es je nach Schwere etwa zwei bis drei Wochen. Danach kann der Sportler wieder sein gewohntes Trainingsprogramm aufnehmen.

Um das Risiko für eine Muskelzerrung zu mindern, sind auf folgende Maßnahmen zu achten:

  • Vor allem bei kühlen Temperaturen sollte ein Aufwärmtraining absolviert werden, denn Kälte kann eine Muskelzerrung begünstigen.
  • Bei sportlichen Außenaktivitäten sollte die Muskulatur warm gehalten werden, wie beispielsweise mit spezieller Sportkleidung, damit sie nicht auskühlt.
  • Ein Elektrolytverlust kann Muskelzerrungen begünstigen, weshalb gerade bei warmen Temperaturen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten ist.
  • Beim Vorliegen einer Fußfehlstellung sollten sich Betroffene ausgleichende Sportschuhe anpassen lassen.
  • Durch Krafttraining und Dehnübungen erreicht die Muskulatur einen besseren Trainingszustand, was wiederum das Risiko für Muskelzerrungen vermindern kann.

Titelbild © Maridav – shutterstock.com

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