Bilharziose

Die Bilharziose ist auch unter dem Namen Schistosomiasis bekannt. Es handelt sich um eine tropische Infektionskrankheit, von der sowohl Tiere als auch Menschen betroffen sein können. In Deutschland ist die Erkrankung so gut wie nicht vorhanden – betroffen sind ausschließlich Reiserückkehrer und Einwanderer. Knapp 90 Prozent der Menschen, die in Deutschland an einer Bilharziose leiden, haben sich diese in Afrika eingefangen.

Das Gefühl einer Krankheit entsteht bei der Bilharziose nicht durch den Erreger (Pärchenegel) selbst, sondern durch dessen Eier, die durch das menschliche Gewebe wandern, ehe sie ausgeschieden werden.

Gelangen die Eier des Pärchenegels ins Süßwasser, können sie sich weiterentwickeln, sodass sie zu Larven (Mirazidien) heranwachsen, welche sich in einer speziellen Art von Süßwasserschnecke einnisten. In diesen können Tausende von Zerkarien entstehen, welche zu einem späteren Zeitpunkt zurück in das Süßwasser gelangen. Von diesem aus können sie den Menschen befallen. Badet der Mensch in einem infizierten Gewässer, kann es zu einer Infektion kommen, in deren Rahmen der Kopf der Zerkarien die menschliche Haut durchdringt. Der Schwanz des Parasits wird dabei abgestoßen.

Nach etwa zwei Tagen haben sich die Zerkarien an den Organismus des Menschen angepasst. Sie reisen über das Venensystem zur Lunge und erreichen nach einigen Stadien der Entwicklung als Schistosomen die Blutgefäße der Leber. Hier paaren sie sich.

Etwa eine Woche nach dem Befall haben sich die Pärchenegel ausgebildet. Die Eierproduktion setzt nach sechs bis acht Wochen ein. Damit diese in die Blase oder in den Darm gelangen, eitern sie langsam aber stetig durch die Wand des Organs. Dieser Zeitpunkt ist häufig derjenige, zu dem der Mensch das erste Mal Symptome wie eine heftige Immunreaktion spürt.

Ursache ist ein bis zu zwei Zentimeter langer Wurm

Die Ursache für eine Schistosomiasis sind die Pärchenegel, auch Schistosoma genannt. Diese gehören zu den Parasiten bzw. zu der Gruppe der Saugwürmer. Die Würmer werden bis zu zwei Zentimeter lang. Der Begriff Pärchenegel leitet sich aus der Tatsache ab, dass das Weibchen in einer Rille liegt, die vom Körper des Männchens gebildet wird. Somit bilden die Würmer ein Paar. Die Weibchen können täglich zwischen 300 und 3.000 Eier bilden. Diese sind mit einem Stachel versehen, wodurch sie sich im Gewebe des Menschen oder des Tieres verankern können.

Es wird angenommen, dass die Pärchenegel bis zu zehn Jahre alt werden können. Man unterscheidet drei Arten von Pärchenegeln, welche eine Bilharziose bewirken können:

  • Schistosoma mansoni: Diese Art kommt vor allem in Afrika vor. Außerdem ist der Wurm in Südamerika, in Saudi-Arabien und im Jemen verbreitet.
  • Schistosoma haematobium: Auch diese Art kommt überwiegend in Afrika vor. Außerdem ist sie im Nahen Osten anzutreffen.
  • Schistosoma japonicum: Diese Würmer kommen vor allem in Japan, China und auf den Philippinen vor.

Die Symptome sind sehr vielfältig

Im Rahmen einer Bilharziose treten die Symptome akut auf und zwar innerhalb von Stunden oder Tagen. Sofern die Schistosomiasis zu spät erkannt bzw. behandelt wird, können die Pärchenegel einen großen Schaden im Körper anrichten. In diesem Fall spricht man von einer chronischen Bilharziose.

Die Symptome einer akuten Bilharziose

Die ersten Symptome des Befalls können bereits nach wenigen Stunden auftreten: An den Eintrittsstellen der Pärchenegel kann es zu einer Hautreaktion kommen, die einem allergischen Hautausschlag ähnelt. Diese Reaktion der Haut wird als Zerkariendermatitis bezeichnet. Zu den akuten Symptomen zählt auch eine erhöhte Temperatur. Diese kann sowohl nach einigen Tagen als auch erst nach einigen Wochen auftreten. Dieses, durch die Schistosomiasis bedingte, Fieber nennt man Katayama-Fieber. Es tritt in Kombination mit Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Husten auf, sodass das Fieber einem grippalen Infekt ähnelt. Hierin liegt der Grund, dass die Bilharziose-Infektion oft unbehandelt bleibt.

Sobald die Würmer ihre Eier im Darm oder in der Blase abgelegt haben, kann es zu Symptomen wie einem dünnflüssigen Stuhl oder zu kleinen Blutmengen im Urin kommen.

Die Symptome einer chronischen Bilharziose

Die Würmer können jahrelang in den Bauchgefäßen überleben. Wie bereits erwähnt, sind es aber vor allem die Eier der Schistosomen, die großen Schaden im menschlichen Körper anrichten können. So können die Organe irreparable Schäden davontragen und es kann zu einer Bilharziose des Darms oder zu einer Urogenitalbilharziose (Bilharziose der Blase) kommen.

Bei der Schistosomiasis des Darms legen die Egel ihre Eier in der Darmwand ab. Die Eier durchdringen die Darmwand und werden letztendlich mit dem Stuhl ausgeschieden. Es kann zu stetigem Durchfall, zu Blut im Stuhlgang und zu krampfartigen Bauchschmerzen kommen. Der chronische Blutverlust kann sogar eine Anämie (Blutarmut) bewirken. Des Weiteren können aufgrund der Durchwanderung der Eier Vernarbungen im Darm entstehen, sodass die Schleimhautfunktion verloren gehen kann. Diese Vernarbungen machen den Körper anfälliger für weitere Organismen wie die Salmonellen.

Vor allem die Pärchenegel-Art S. haematobium legt ihre Eier in der Blasenwand ab. Auch hier kann es zu Blutungen und Vernarbungen kommen. Mit diesen Verletzungen der Blasenwand gehen Blutbeimengungen im Urin und zum Teil starke Schmerzen beim Urinieren einher. Häufig ist auch der Genitaltrakt der Patienten betroffen. So kann es bei Frauen zu einer Verklebung der Eileiter kommen, woraus im schlimmsten Fall eine Unfruchtbarkeit entstehen kann. Außerdem kann es dazu kommen, dass sich ein Embryo nicht in der Gebärmutter, sondern in der Bauchhöhle einnistet. In diesem Fall spricht man von einer extrauterinen Schwangerschaft. Aus dem Grund, dass Bakterien die Blasenwand leichter besiedeln können – auch in der Blase führen die offenen Stellen zu einer höheren Anfälligkeit für Infektionen – kommt es im Rahmen der Urogenitalbilharziose häufig zu einer Harnwegsinfektion.

Starker Befall mit Schistosomiasis

Bei einem starken Befall durch Schistosomen können auch die Leber, die Lunge oder das Gehirn von der Infektion betroffen sein. Die damit einhergehenden Symptome sind äußerst vielfältig. In solch einem Fall versucht das Immunsystem die Eier auch an diesen Stellen zu beseitigen – die Organe können schwere Schäden nehmen. So kann der Befall der Lunge letztendlich zu einer Lungenfibrose mit Kurzatmigkeit und Atemnot führen. Darüber hinaus kann die Leberfunktion eingeschränkt werden und sogar vollkommen zum Erliegen kommen (Leberversagen).

Im Rahmen eines starken Befalls kann es auch zu einer Veränderung der Druckverhältnisse in den Organen kommen und die Durchblutung der Organe kann gestört werden. Außerdem kann das Blut durch einen starken Befall häufig nicht über die Leber zurück zum Herzen fließen – es kann zum Abhusten, zu blutigem Erbrechen, zu rotem Stuhlgang und zu weiteren Symptomen kommen. Diese Folgen können lebensbedrohlich sein und sollten schnellstmöglich behandelt werden.

Die Diagnose einer Bilharziose

Sofern man sich in den genannten Regionen aufgehalten hat und dort mit Süßwasser in Kontakt gekommen ist, sollte man auch ohne das Auftreten von Symptomen eine Screening Untersuchung vornehmen lassen.

In der Anfangsphase einer Bilharziose kann eine molekulargenetische Untersuchung vorgenommen werden. Diese weist das Erbgut des Erregers nach. Ist der Befall etwa sechs Wochen her, eignet sich wiederum ein sogenannter Suchtest nach speziellen Abwehrstoffen des Immunsystems gegen die Erreger. Allerdings gibt dieser Test keine Informationen darüber, ob die Würmer noch am Leben sind.

Im Urin und im Stuhl sind die Eier der Schistosomen noch nach bis zu zwölf Wochen nach der Infektion nachweisbar. Zudem kann Gewebe aus der Blase oder aus dem Darm entnommen werden, um eine Bilharziose festzustellen. Hierbei handelt es sich jedoch um eine nicht allzu verlässliche Methode – die Eier werden häufig erst nach der wiederholten Suche gefunden.

Der mögliche Schaden der Organe kann anhand von Ultraschall-Untersuchungen diagnostiziert werden. Weitere Verfahren, die sich für solch eine bildgebende Feststellung eignen, sind die Computertomografie und die Magnetresonanztomografie. Häufig ist auch eine Enddarm- oder eine Blasenspiegelung sinnvoll.

Die einmalige Behandlung reicht in den meisten Fällen aus

Selbst bei den kleinsten Symptomen, die auf eine Bilharziose hinweisen (z.B. Erschöpfungszustände), sollte man den Arzt aufsuchen – bei einer rechtzeitigen Behandlung ist die Schistosomiasis gut therapierbar und es können erst gar keine Schäden an den Organen entstehen.

Bei der Behandlung handelt es sich um ein simples Verfahren –  die einmalige Gabe von Praziquantel reicht in den meisten Fällen aus. Mit diesem Medikament wird der Wurm gelähmt, sodass er nach einer geringen Zeit abstirbt. Somit wird auch die weitere Eierproduktion unterbunden, d.h. der Infektionskreislauf der Schistosomiasis wird unterbrochen.

Das Medikament ist gut verträglich. Es weist kaum Nebenwirkungen auf. Gefahr läuft man mit dieser Behandlungsmethode lediglich, wenn der Patient an einer weiteren parasitären Infektion leidet – bei einer gleichzeitigen Erkrankung an Neurocystizerkose kann das Parziquantel starke Schäden anrichten und bis zum Tod führen.

Klagt der Patient über starke Symptome, kann Kortison eingesetzt werden. Mit diesem wird die Immunreaktion gestoppt, sodass die Organe des Betroffenen nicht gefährdet werden. Kortison und andere Steroide kommen vor allem bei starkem Katayama-Fieber zum Einsatz.

Die persönliche Vorbeugung und Maßnahmen der jeweiligen Regierung

Der aller erste Schritt einer Vorbeugung besteht darin, sich ausreichend über die Infektion, über mögliche Vorsichtsmaßnahmen sowie über die Regionen, in denen der Pärchenegel vorkommt, zu informieren. Hält man sich in einem Risikogebiet auf, sollte man Süßwasser-Gewässer meiden – egal, ob natürlich oder künstlich angelegt. Hier sollte man Aussagen, dass das Gewässer frei von Bilharziose sei, ignorieren.

Eine weitverbreitete Annahme besteht darin, dass das Waschen nach dem Baden im Süßwasser ausreicht, um sich vor einer Infektion zu schützen. Das ist nicht der Fall! Ebenso wenig hilft die nachträgliche Einnahme von Medikamenten. Kommt man nicht um die Durchquerung des Gewässers herum, sollte Schutzkleidung getragen werden.  So oder so sollte man sich nach dem Aufenthalt in einem Risikogebiet einer Kontrolle unterziehen.

Da es sich bei der Schistosomiasis um eine endemische Infektionskrankheit handelt, sind bestimmte Gebiete besonders stark betroffen. Hier kann die Regierung einen erheblichen Anteil zur Vorbeugung der Bilharziose beitragen, indem sie die Bevölkerung aufklärt. Zudem kann eine bessere medizinische Versorgung zur Bekämpfung des Erregers beitragen. Auch die Fäkalien-Verunreinigung der Gewässer ist ein Problem – die Errichtung von Kläranlagen und Toiletten anstelle der Einleitung des Abwassers in die Seen wäre ein großer Schritt im Kampf gegen die Bilharziose. Außerdem könnten die Gewässer von den Wasserschnecken, die den Zerkarien als Wirt dienen, befreit werden.

Aktualisiert am 14. Februar 2021