Appetitlosigkeit

Anders als der Hunger wird der Appetit nicht durch körperliche Faktoren wie einen geringen Blutzuckerspiegel, sondern durch psychische Komponenten beeinflusst. Verschiedene Sinneswahrnehmungen wie die Optik, der Geruch und die Konsistenz eines Lebensmittels können den Appetit maßgeblich beeinflussen: während z.B. breiige Speisen eher als unappetitlich angesehen werden, gelten bunte Speisen in einer ansehnlichen Form als appetitanregend.

Der Appetit wird durch Hormone gesteuert. Er wird nicht wie der Hunger im Hypothalamus erzeugt. Hierin liegt eine Erklärung dafür, warum Appetit und Hunger unabhängig voneinander auftreten können. Appetit hat also nichts mit dem Sättigungsgefühl zu tun.

Appetitlosigkeit – wenn Speisen trotz Hunger nicht mehr schmecken

Psychische Anspannungen, Stress und Sorgen können zu einer Appetitlosigkeit führen. Diese wird auch als Anorexie bezeichnet. Auslöser für die Appetitlosigkeit können dieselben Sinneswahrnehmungen sein, die zuvor den Appetit angeregt haben. Es kann sogar zu einem Ekelgefühl kommen. Trotz Hunger schmecken diverse Speisen nicht mehr – oft stochern die Betroffenen lustlos in ihrem Essen herum. Wenn dieser Zustand länger bestehen bleibt, kann ein Gewichtsverlust eintreten. Häufig beschränkt sich die Nahrungsaufnahme nur noch auf das Nötigste. Außerdem nehmen Betroffene meist nur Nahrung auf, wenn der Hunger bereits plagende Ausmaße angenommen hat.

Zu einem Dauerzustand mit solchen Merkmalen kann es durch verschiedene Krankheiten kommen. Zudem weisen ältere Menschen häufig eine Appetitlosigkeit auf. Sie verlieren die Lust am Trinken und am Essen, sodass sie regelrecht zur Nahrungsaufnahme gezwungen werden müssen. Andernfalls kann die Appetitlosigkeit sogar dazu führen, dass die Betroffenen verhungern. Das ist vor allem bei Magersüchtigen der Fall.

Mit der Appetitlosigkeit können viele verschiedene Begleitsymptome einhergehen

Bei der Appetitlosigkeit handelt es sich um ein Allgemeinsymptom, das im Rahmen diverser Beschwerden und Erkrankungen auftreten kann. Zusätzlich zur Appetitlosigkeit klagen Betroffene häufig über Übelkeit, Erbrechen und einen ungewollten Gewichtsverlust. Diese stehen in einem wechselseitigen Verhältnis zu der Appetitlosigkeit. Besteht eine Herzschwäche oder eine Unterfunktion der Schilddrüse, kann der Mangel an Appetit auch eine Gewichtszunahme begünstigen. Diese Gewichtszunahme beruht nicht auf der Zunahme von Fett, sondern auf der vermehrten Einlagerung von Wasser im Gewebe. Diese Einlagerungen werden vor allem an den Unterschenkeln sicht- und fühlbar. Diese schwellen stark an.

Weitere Symptome, die mit einem mangelnden Appetit einhergehen können, sind Bauchschmerzen und Durchfälle, die denen eines Magen-Darm-Infekts ähneln. Sofern mit der Appetitlosigkeit Übelkeit und Verstopfungen einhergehen und eventuell eine Nierenkolik besteht, kann das auf eine Überfunktion der Nebenschilddrüse hinweisen.

Des Weiteren kann eine Appetitlosigkeit in Kombination mit Halsschmerzen, einem deutlichen Krankheitsgefühl und Kopf- sowie Gelenkschmerzen auftreten. Ebenso beklagen Betroffene häufig eine starke Müdigkeit, Atemnöte, Fieber und auffallende Hautveränderungen. Die möglichen Begleiterscheinungen sind schier unendlich.

Es bestehen unzählige mögliche Auslöser für einen mangelnden Appetit

Ein Symptom, unendlich viele Ursachen – die Ursachenforschung im Rahmen der Appetitlosigkeit steht vor einer großen Herausforderung. Zahlreiche Faktoren kommen als Auslöser für die Appetitlosigkeit infrage. Sie kann sowohl durch Erkrankungen als auch durch Medikamente und durch Mangelzustände verursacht werden. Eine besondere Rolle scheinen psychische Faktoren zu spielen. Im Folgenden sollen einige mögliche Ursachen der Appetitlosigkeit genauer beleuchtet werden.

Beruflicher und privater Stress als Ursache

Vor allem in psychisch belastenden Situationen ist die Appetitlosigkeit keine Seltenheit. Sowohl beruflicher als auch privater Stress können den Genuss am Essen zerstören. Hierzu zählen zeitlicher Druck, Probleme an der Arbeit (z.B. Mobbing), Liebeskummer und vieles mehr.

Außerdem können psychische Erkrankungen wie Depressionen oder eine Magersucht die Lust am Essen hemmen. Bei einer Depression tritt die Appetitlosigkeit häufig in Verbindung mit Konzentrationsproblemen, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen auf. Die Magersucht ist wiederum durch die Kombination eines mangelnden Appetits mit der Angst vor einer Gewichtszunahme und der bewussten Verweigerung der Nahrungsaufnahme geprägt.

Magen-Darm-Erkrankungen, Mangelzustände und Infekte

Auch akute Magen-Darm-Infekte sowie Magen-Darm-Trakt-Erkrankungen können zu Appetitlosigkeit führen. Diese kann ebenfalls mit Stoffwechselstörungen, Vitaminmangel-Zuständen (Vitamin C, Vitamin B) und Nierenkrankheiten einhergehen. Auch ein übermäßiger Konsum von Alkohol und Nikotin können die Ursache sein. Beispiele für Magen-Darm-Erkrankungen, die in Verbindung mit einer Appetitlosigkeit stehen, sind:

  • Magengeschwüre
  • eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Magenkrebs
  • Reizdarm

Darm-Erkrankungen, mit denen ein Mangel an Appetit einhergehen kann, sind wiederum:

  • eine Glutenunverträglichkeit
  • eine Infektion mit Parasiten
  • eine Appendizitis
  • ein Zwölffingerdarmgeschwür

Weitere mögliche Auslöser einer Anorexie

  • Diverse akute und chronische Infekte
  • Altersbedingte Appetitlosigkeit
  • Hepatitis A und B
  • Chronische Niereninsuffizienz
  • Herzinsuffizienz
  • Gallenblasenentzündung
  • Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse
  • Bestimmte Medikamente (z.B. Mittel der Chemotherapie oder Antibiotika)
  • Stoffwechselentgleisungen im Rahmen von Diabetes mellitus

Das macht der Mediziner

Sowohl die Ursachendiagnose als auch der Verlauf der Appetitlosigkeit können sehr unterschiedlich sein. Der Arzt führt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. In diesem Gespräch erkundigt er sich nach bestehenden Vorerkrankungen, nach regelmäßig einzunehmenden Medikamenten und nach einem eventuellen Gewichtsverlust. Außerdem erkundigt er sich, seit wann die Appetitlosigkeit besteht. Ebenso werden mögliche psychische Belastungen thematisiert. Es folgen eine körperliche Untersuchung, eine Urin- und eine Blutuntersuchung. Deuten diese Untersuchungen auf eine Ursache hin, werden entsprechend weitere ärztliche und psychologische Untersuchungen eingeleitet.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass eine vorübergehende Appetitlosigkeit kein Grund ist, um sich Sorgen zu machen: jeder Mensch weist einmal einen Mangel an Appetit auf. Sobald die auslösende Situation vorüber ist, vergeht die Appetitlosigkeit i.d.R. wieder und Betroffene nehmen unbewusst vermehrt Nahrung auf, um den entstandenen Mangelzustand wieder auszugleichen. Besteht der Appetitmangel über einen längeren Zeitraum, sollte man jedoch einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen feststellen zu lassen.

Die Therapiemaßnahmen hängen von der Ursache ab

Die Therapie bei einer Appetitlosigkeit ist maßgeblich von der Ursache abhängig. In Fällen, in denen psychische Faktoren der Auslöser sind, kann eine psychotherapeutische Behandlung hilfreich sein. Im Falle einer Magen-Darm-Erkrankung werden hingegen bestimmte Medikamente eingesetzt. Und auch die Ernährungsumstellung auf ausgewogene und magenschonende Lebensmittel kann wahre Wunder bewirken. Ebenso kann der Verzicht auf Nikotin und Alkohol zur Überwindung der Appetitlosigkeit beitragen.

Besteht die Ursache des mangelnden Appetits in einer Krebserkrankung, werden eine Chemo- oder eine Strahlentherapie als auch eine chirurgische Entfernung des Tumors in Betracht gezogen.

In jedem Fall muss das Essverhalten normalisiert werden: Betroffene sollten sich ausreichend Zeit für die Zubereitung sowie für das Einnehmen der Speisen nehmen. Es kann sinnvoll sein, die Hilfe eines Ernährungsberaters in Anspruch zu nehmen.

Auch einige appetitanregende Medikamente können dem mangelnden Appetit entgegenwirken.

Ein ausgewogener, gesunder Lebensstil als Prophylaxe

Sofern die Anorexie mit einer Erkrankung einhergeht, ist es nahezu unmöglich, dem Appetitmangel vorzubeugen. Im Allgemeinen sollte man eine gesunde, ausgewogene und regelmäßige Ernährung pflegen. Zudem ist die regelmäßige körperliche Betätigung eine effektive Vorsorgemaßnahme. Man sollte zu viel Stress vermeiden und bei psychischen Problemen einen Experten (Psychotherapeuten) zurate ziehen.

Aktualisiert am 13. Februar 2021