Anaphylaktischer Schock

Unter einer Anaphylaxie wird generell eine akute allergische Reaktion verstanden, die Symptome in verschiedenen Körperbereichen hervorruft. Zu diesen Körperbereichen zählen die Haut, die Atemwege, der Magen-Darm-Trakt sowie das Herz-Kreislauf-System.

Bei dem anaphylaktischen Schock handelt es sich um die Maximalreaktion im Rahmen einer allergischen Reaktion. Er stellt eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems dar. Diese bezieht sich auf eine bestimmte Substanz und ist akut lebensbedrohlich.

Eine Möglichkeit der Einteilung des anaphylaktischen Schocks besteht in dem folgenden Schema:

  • Anaphylaktischer Schock durch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit
  • Anaphylaktischer Schock, der nicht weiter bezeichnet wird oder werden kann
  • Ein anaphylaktischer Schock durch Serum, wobei es sich um die wässrige Komponente von Körperflüssigkeiten handelt
  • Anaphylaktischer Schock, der durch eine Nebenwirkung eines Arzneimittels oder einer Droge bei ordnungsgemäßer Verabreichung entsteht

In einem Prozent der Fälle führt der anaphylaktische Schock zum Tode.

Die typischen Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks

Die typischen Symptome des anaphylaktischen Schocks entstehen dadurch, dass sich das Wasser im Gewebe einlagert, dass sich die Blutgefäße erweitern und weil der Blutdruck abfällt. Zudem flacht der Puls ab und die Organe werden schlechter durchblutet. Die Betroffenen verlieren häufig das Bewusstsein.

Die Symptome einer anaphylaktischen Reaktion werden in unterschiedliche Schweregrade unterteilt:

  1. Der anaphylaktische Schock betrifft nur die Haut. Es kommt zu Hautrötungen und -Schwellungen, zu Juckreiz und es bilden sich kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Blasen (Quaddeln).
  2. Sowohl die Haut als auch die Schleimhäute (z.B. des Magen-Darm-Trakts oder der Atemwege) sind betroffen. Es kommt zum Erbrechen, die Nase läuft, der Betroffene klagt über Bauchkrämpfe und es kann Atemnot entstehen.
  3. Eine Schockreaktion mit Symptomen wie Schwindel, Stuhlabgang, Kreislaufkollaps und Bewusstlosigkeit.
  4. Atem- oder Kreislaufstillstand – Lebensgefahr!

Hauptursachen Typ-I- und Typ-II-Allergie

Die häufigsten Ursachen für einen anaphylaktischen Schock sind die Typ-I- und die Typ-II-Allergie. Der Betroffene kann einen anaphylaktischen Schock entwickeln, wenn er mit dem Allergen in Kontakt kommt. Die Substanzen, die am häufigsten zu einem derartigen Schock führen, sind die folgenden:

  • Insektenstiche wie ein Wespenstich, am häufigsten bei Erwachsenen
  • Nahrungsmittel wie Erdnüsse, meistens bei Kindern
  • Latex
  • Medikamente (besonders Antibiotika)

Zudem können Medikamente, die mit der Spritze verabreicht werden (z.B. Betäubungs- oder Schmerzmittel) sowie Kontrastmittel im Rahmen einer Röntgenuntersuchung ein Auslöser für einen anaphylaktischen Schock sein. In diesen Fällen ist jedoch meistens nicht eine allergische Reaktion im eigentlichen Sinn der Auslöser, sondern ein sogenannter pseudoallergischer Mechanismus. Hierbei handelt es sich um eine pathologische Reaktion auf eine Noxe, d.h. auf eine Substanz, die dem Organismus schadet. Auch, wenn die Ursache hier eine andere ist, muss der anaphylaktische Schock sofort behandelt werden.

Ein anaphylaktischer Schock kann „harmlose“ Ursachen haben

Ein allergischer Schock kann bereits durch scheinbar „harmlose“ Ursachen wie eine Erdnuss hervorgerufen werden. Oft wissen die Betroffenen bereits im Voraus, dass sie auf ein bestimmtes Nahrungsmittel oder ein Medikament allergisch reagieren. Es kann aber auch passieren, dass die Allergie dem oder der Betroffenen zuvor nicht bekannt ist. Und genau hier liegt die Tücke des anaphylaktischen Schocks – er kann theoretisch jeden zu jeder Zeit treffen.

Die Gefahr besteht darin, dass, überspitzt gesagt, alles ein Allergen für das Individuum sein kann, mit dem die Person nicht alltäglich, sondern nur in Ausnahmesituationen in Kontakt kommt. Diese Substanzen können z.B. bestimmte Medikamente oder Insektengifte sein. Hierin liegt die Begründung dafür, dass selbst kleinste Hinweise auf eine mögliche allergische Reaktion wie bei der Behandlung mit Penicillin sehr ernst genommen werden sollten.

Die Diagnose eines anaphylaktischen Schocks

Ein anaphylaktischer Schock lässt sich in erster Linie daran erkennen, dass nach einem auslösenden Ereignis innerhalb von wenigen Augenblicken die typischen Symptome wie Juckreiz, Übelkeit und Erbrechen auftreten (siehe „Die typischen Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks“). Anhand dieser typischen Anzeichen stellt der Arzt die Diagnose. Er misst den Blutdruck und den Puls und beginnt mit der Behandlung. Im Krankenhaus können weitere Untersuchungen wie ein EKG oder eine Blutuntersuchung folgen.

Sofortmaßnahmen zur Behandlung

Erleidet eine Person einen anaphylaktischen Schock, muss umgehend gehandelt werden. Die Sofortmaßnahmen umfassen die folgenden Schritte:

  • Die Allergenzufuhr muss im Falle einer weiteren Verabreichung (z.B. bei der Infusion eines Medikaments) schnellstens abgebrochen werden.
  • Sofern keine Atemprobleme bestehen, sollte man den Patienten in die sogenannte Schocklage bringen. Diese besteht in einem tiefen Oberkörper und hochgelagerten Beinen.
  • Auf diese Weise wird ein „Versacken“ des Bluts in den Beinen verhindert und das Blut kann zur Versorgung der lebenswichtigen Organe „genutzt“ werden.
  • Bestehen hingegen Atemprobleme, gilt es, den Oberkörper hoch zu lagern (möglichst aufrecht).

Weitere Schritte zur Behandlung

  • Nachdem die erste Hilfe durchgeführt wurde, muss der Notarzt verständigt werden.
  • Es gilt, den Betroffenen zu beruhigen.
  • Die Atmung, der Puls und der Blutdruck sollten überwacht werden.
  • Im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands muss der Betroffene reanimiert (wiederbelebt) werden.
  • Kommt es zum Atemstillstand, ist eine Atemspende notwendig.
  • Viele Allergiker haben immer ein Notfallset dabei. Die enthaltenen Medikamente müssen so schnell wie möglich verabreicht werden.

Die Behandlung mit dem Notfallset

Ein Notfallset kann aus den folgenden Medikamenten bestehen:

  • Adrenalin zur Injektion
  • Ein Beta-Sympathomimetikum in Sprayform, welches die Bronchien erweitert
  • Ein Antihistaminikum zur Bekämpfung der allergischen Reaktion
  • Bei Spätreaktionen: Kortison zur Vorbeugung

Auch bei der Anwendung eines Notfallsets gilt es in jedem Fall, den Arzt zu alarmieren!

Die Behandlung durch den Arzt

Sofern dieser Schritt nicht bereits durch Umstehende erfolgt ist, wird der Arzt als aller erstes die Zufuhr des Allergens stoppen. Er bringt den Betroffenen in die Schocklage und verabreicht die notwendigen Medikamente (z.B. Adrenalin), um die Schocksymptome zu mildern. Zudem wird der Arzt dem Patienten Sauerstoff zuführen und ihn mit einer Volumenersatzlösung versorgen, um den niedrigen Blutdruck wieder in den Normalzustand zu bringen.

Im Falle einer Atemnot durch Kehlkopfschwellung wird der Arzt ein Beatmungsrohr in die Luftröhre des Patienten schieben. Dieser Vorgang wird als Intubation bezeichnet. Die letzte Maßnahme bei einer Atemnot durch Kehlkopfschwellung ist der Luftröhrenschnitt (Notfallkoniotomie). Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand wird der Betroffene reanimiert.

Wie man einem anaphylaktischen Schock vorbeugen kann

Hat man einen allergischen Schock erlebt, sollte man beim Hausarzt eine Allergietestung durchführen. So kann die Ursache für den Schock bestimmt werden, sofern nicht bereits geschehen. Im Falle einer Insektengiftallergie sollte eine Impfkur gemacht werden. So lassen sich neuerliche Schockereignisse verhindern. Ist der Betroffene wiederum gegen ein Medikament oder gegen ein Nahrungsmittel allergisch, ist die Meidung dieser die logischste und effektivste Prophylaxe.

Patienten mit einer Insektengiftallergie, die sich gegen eine Impfung aussprechen, können, ebenso wie Patienten mit einer Allergie gegen Nahrungsmittel, mit Medikamenten und sogenannten Auto-Injektionsapparaten ausgestattet werden. So können sich die Allergiker im Notfall selbst behandeln.

Aktualisiert am 13. Februar 2021