Verbrennung

Eine Verbrennung stellt eine Schädigung der Haut dar, welche durch eine unmittelbare Hitzeeinwirkung verursacht wird. Werden die Hautschädigungen durch Flüssigkeiten verursacht, spricht man von Verbrühungen. Während chemische Substanzen chemische Verbrennungen bzw. Verätzungen nach sich ziehen, können heiße Gegenstände sogenannte Kontaktverbrennungen verursachen. Bei Hautschädigungen durch Elektrizität handelt es sich hingegen um sogenannte Elektroverbrennungen. Außerdem gibt es sogenannte Strahlenverbrennungen. Diese werden durch Röntgenstrahlen oder durch UVA- bzw. UVB-Strahlen bedingt.

Die Hand ist die am häufigsten von Verbrennungen betroffene Stelle

In Deutschland werden jedes Jahr 15.000 Menschen mit Verbrennungen in eine Klinik eingeliefert. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen ist eine intensivmedizinische Versorgung notwendig. Im Jahr 2013 erlagen 372 Menschen ihren Brandverletzungen. Die am häufigsten von den Verbrennungen betroffene Stelle war die Hand.

Die verschiedenen Hautschichten

Die Haut ist durch eine Oberhaut, die sogenannte Epidermis, geschützt. Diese verfügt über eine Hornschicht samt Schutzfilm, welcher aus Schweiß und Talg besteht. So soll vermieden werden, dass Bakterien, Pilze sowie andere Fremdkörper in die Haut gelangen. Eine weitere Aufgabe der Epidermis besteht darin, die Haut vor dem Austrocknen zu schützen. Die Epidermis nutzt sich recht schnell ab, wird durch tieferliegende Zellen jedoch stetig nachgebildet. Leichte Verbrennungen sind i.d.R. auf diese Hautschicht begrenzt.

Direkt unter der Epidermis liegt die sogenannte Lederhaut. An der Grenze der beiden Häute befinden sich die äußersten Abwehrzellen des menschlichen Immunsystems. Die Lederhaut wird auch als Dermis oder Corium bezeichnet. Hier verlaufen extrem feine Blutgefäße, die die Haut versorgen. Ebenso befinden sich hier Nerven und Muskelstränge. Da die oberen Zellen der Dermis aktiver sind als ihre tieferliegenden „Verwandten“, heilen Verbrennungen bzw. jede Art von Verletzungen auf der oberflächlichen Lederhaut schneller und leichter ab als Verletzungen, die tiefer in die Hautschicht eindringen.

Unter der Corium-Schicht liegt noch eine Hautschicht, die Subkutis, auch Unterhaut genannt. Diese besteht aus Fettgewebe und wird von Nerven und größeren Blutgefäßen durchzogen.

Verschiedene Grade der Verbrennung

Wenn sich eine Person verbrennt oder verbrüht, treten manche Symptome erst nach einigen Stunden auf. Welche Symptome genau auftreten, ist maßgeblich von der Schwere der Hautverletzung abhängig. Da eine Verbrennung, genau wie eine Verbrühung, im Verlauf noch weiter voranschreiten kann, kann sich der jeweilige Schweregrad in den Tagen nach dem Unfall verstärken. Diese Verschlimmerung wird in der Medizin als „Nachbrennen“ bezeichnet. Je nach den auftretenden Beschwerden werden Verbrennungen in vier unterschiedliche Grade unterteilt:

Verbrennungen 1. Grades

Bei einer Verbrennung 1. Grades ist die Epidermis beschädigt. Der betroffene Hautabschnitt rötet sich und ist schmerzhaft. Die Rötung kommt zustande, da die Haut an der Stelle vermehrt durchblutet wird. Außerdem kann der Bereich anschwellen. Ein klassisches Beispiel für eine derartige Verbrennung ist ein Sonnenbrand.

Verbrennungen 2. Grades

Bei dieser Form der Verbrennung ist der betroffene Hautabschnitt ebenfalls gerötet und geschwollen. Außerdem schmerzt er. Zusätzlich können Blasen entstehen: die Blutgefäße sind durch die Hitzeeinwirkung beschädigt worden, sodass Flüssigkeit austreten kann. Diese sammelt sich unterhalb der Epidermis an. Diese Ansammlung wird als Blase sichtbar.

Verbrennungen vom Grad 2a und 2b

Je nach der Intensität und der Dauer der Hitzeeinwirkung wird der 2. Verbrennungsgrad in zwei Formen unterteilt und zwar in den Verbrennungsgrad 2a und in den Grad 2b.

Bei einer Verbrennung des Grades 2a bilden sich häufig geschlossene Blasen. Die Blasendecke kann reißen, sodass man einen sogenannten nässenden Wundgrund erkennt. Dieser ist äußerst schmerzempfindlich und gerötet. Die Wundfläche glänzt und ist feucht. Der Wundgrund gilt als sehr empfänglich für die Infektion mit Bakterien und anderen Krankheitserregern. Diese Art von Verbrennung heilt aus, ohne, dass Narben entstehen.

Bei Verbrennungen vom Grad 2b zerreißen die Blasen. Es ist ein weißer Untergrund zu sehen. Ebenso entsteht eine Rötung und es bilden sich leicht raue Wundränder. Die Schmerzen sind geringer als beim zuvor erläuterten Grad. Außerdem glänzt die Wundfläche nicht so stark. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass bei Verbrennungen vom Grad 2b meist Narben zurückbleiben.

Verbrennungen 3. Grades

Im Rahmen einer Verbrennung 3. Grades werden die Epidermis und die Dermis vollständig zerstört. Die Haut reagiert nicht mit Schmerzen auf Berührung. Der Grund ist, dass sämtliche Schmerzsensoren zerstört wurden. Außerdem ist die Haut sehr trocken und lederartig verdickt. Es tritt keine Flüssigkeit aus. Die Haut kann eine weißlich-bräunliche Verfärbung annehmen.

Verbrennungen 4. Grades

Bei dieser Art der Verbrennung sind nicht nur die Hautschichten zerstört, sondern auch die darunter befindlichen Knochen, Gelenke, Sehnen und Muskeln haben Schaden davongetragen. Aufgrund einer Verkohlung nimmt die Haut eine schwarze Farbe an. Da sämtliche Nervenendigungen der Haut zerstört sind, verspürt der oder die Betroffene keinen Schmerz.

Verbrennungen können ab 40 Grad Celsius entstehen

Zu Verbrennungen und Verbrühungen kommt es, wenn der Körper übermäßiger Hitze ausgesetzt wird. Schon ab 44 Grad Celsius kann Gewebe zerstört werden. Dauert die Hitzeeinwirkung länger an, genügen sogar 40 Grad Celsius, um dem Gewebe zu schaden. Demnach ist nicht nur die Temperatur, sondern auch die Dauer der Einwirkung maßgebend für die Stärke der Verbrennung.

Eine Verbrennung bzw. eine Verbrühung kann durch die folgenden Auslöser entstehen:

  • Offenes Feuer, Explosionen (klassische Verbrennung)
  • Heiße Gegenstände aus Metall, Glas etc. (Kontaktverbrennung)
  • Reinigungsmittel und andere chemische Substanzen (chemische Verbrennung)
  • Wasserdampf und andere Flüssigkeiten (Verbrühung)
  • Blitze, elektrischer Strom (Elektroverbrennung)
  • Sonne, Solarium, Röntgenstrahlen (Strahlenverbrennung)

So stirbt das Gewebe ab

Wenn die einwirkende Hitze eine Gerinnung des Zelleiweis in den Körperzellen bewirkt, gehen die Zellen zugrunde, sodass das umliegende Gewebe absterben kann. In der Folge werden Stresshormone sowie entzündungsfördernde Botenstoffe (z.B. Histamin) freigesetzt. Diese machen die Blutgefäßwände durchlässiger. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einer Permeabilitätssteigerung. Aus dem Blutkreislauf strömt Flüssigkeit in das Gewebe. Dieses schwillt an und es entstehen sogenannte Ödeme.

Die Bildung von Ödemen bewirkt im Blutkreislauf eine Hypovolämie bzw. einen Volumenmangel, d.h. die zirkulierende Menge an Blut wird vermindert. Das kann zu einer Unterversorgung der Organe mit Blut führen. Hieraus können ein Nierenversagen und eine Darmunterversorgung entstehen, welche wiederum das Versagen des Herzkreislaufs bewirken können. Es besteht Lebensgefahr!

Die Diagnose

Um eine erste Beurteilung der Verbrennung vornehmen zu können, betrachtet der Arzt die Haut. Außerdem erkundigt er sich danach, wie die Verbrennung entstanden ist bzw., was diese verursacht hat. Der Arzt fragt den Patienten nach auftretenden Schmerzen und, ob der Patient Schwindelgefühle aufweist.

Eine umfassende körperliche Untersuchung

Es folgt eine umfassende körperliche Untersuchung. In schweren Fällen, wie etwa bei einem Kleidungsbrand, wird das Verbrennungsopfer vollständig entkleidet. Der Arzt misst den Blutdruck und den Puls und die Arbeitsleistung des Herzens wird überwacht. Zudem misst der Mediziner die Häufigkeit der Atemzüge und er hört die Lunge ab. Von dieser wird ein Röntgenbild angefertigt. Auch eine Blutabnahme ist sinnvoll.

So werden Verbrennungen 2. und 3. Grades voneinander abgegrenzt

Um Verbrennungen des 2. Grades von Verbrennungen des 3. Grades unterscheiden zu können, sticht der Arzt mit einer kleinen Nadel in die betroffene Stelle. Bei einer drittgradigen Verbrennung führt dieser Stich zu keinen Schmerzen. Bei einer Verbrennung des 2. Grades wird der Patient jedoch Schmerzen empfinden. Die Unterscheidung ist erst 24 Stunden nach der Verbrennung möglich.

Die Untersuchung des Bluts

Eine Untersuchung des Bluts kann Aufschluss über Entzündungen, einen Flüssigkeitsmangel und Blutverluste geben. Außerdem liefern einige Blutwerte Informationen über die Atemfunktion. So findet sich bei einem bestehenden Inhalationstrauma beispielsweise ein hoher Kohlenmonoxid-Anteil im Blut. Das Kohlenmonoxid hemmt vor allem den Sauerstofftransport. Zudem können bei schweren Verbrennungen verschiedene Entzündungsbotenstoffe wie Tumornekrosefaktor alpha im Blut gefunden werden. Bei schweren Verbrennungen ist der Gehalt von Eiweiß im Blut vermindert. Hierzu kommt es, da über die Brandwunde vermehrt Eiweiß verloren geht. Durch die Zellschädigung steigt der Kaliumgehalt. Der Natriumgehalt sinkt hingegen.

Lungenspiegelung

Sollten die Atemwege durch die Verbrennung geschädigt worden sein, führt der Arzt eine Lungenspiegelung durch. Hierfür verwendet er einen dünnen, biegsamen Schlauch. An dessen Ende befindet sich eine Kamera. Mit dieser kann der Arzt tieferliegende Bereiche sichtbar machen. In den Atemwegen können sich beispielsweise Rußspuren und weißlich-graue Stellen angesammelt haben. Wurden Rußpartikel gefunden, kann zudem der Lungenschleim untersucht werden. Dieser wird als Trachealsekret bezeichnet und kann ebenfalls auf eine Verbrennung hindeuten.

Die Bestimmung des Verbrennungsausmaßes

Bei größeren Verbrennungen wird der Arzt den Verlauf genauestens beobachten und einige Untersuchungen erneut durchführen. Um das Ausmaß der Verbrennung zu bestimmen, wendet der Mediziner die sogenannte Neuner-Regel nach Wallace an. Diese Regel besagt, dass die Arme zusammen 18 Prozent der Körperoberfläche einnehmen. Ebenso nehmen beide Beine, der Rücken und der Rumpf 18 Prozent der Oberfläche ein. Der Hals und der Kopf nehmen neun Prozent und der Genitalbereich ein Prozent ein. Nach der sogenannten Handflächenregel nimmt auch jede Handinnenfläche ein Prozent ein. Anhand dieser Kennzahlen kann der Arzt die prozentuale Verbrennung der Körperoberfläche bestimmen. Natürlich stellen die Regeln lediglich grobe Schätzungen dar.

Untersuchungen bei möglichen Begleitverletzungen

Neben diesen Untersuchungen achtet der Arzt außerdem darauf, ob der Patient Begleitverletzungen wie innere Blutungen oder Knochenbrüche erlitten hat. Bei Bedarf können weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung oder eine Computertomographie veranlasst werden. Sollte der Mediziner den Verdacht hegen, dass die Brandwunde mit Bakterien infiziert ist, entnimmt er der Wunde einen Abstrich. So kann der Erreger bestimmt werden.

Die Behandlung einer Verbrennung

Erste Hilfe

Sowohl bei einer Verbrennung als auch bei einer Verbrühung muss eine schnelle und vor allem sachgemäße Erste Hilfe erfolgen. Nachdem die Hitzequelle vom Betroffenen entfernt wurde, muss die Verbrennung unter fließendem Wasser gekühlt werden. So werden die Schmerzen gelindert. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass das Wasser nicht kälter als 20 Grad Celsius ist. So wird eine Unterkühlung vermieden. Auch Eis oder Eiswasser dürfen nicht verwendet werden, da so die Gefahr einer Haut-Erfrierung besteht.

Die betroffene Stelle sollte so lange gekühlt werden, bis die Schmerzen nachlassen bzw. verschwinden. Von einer Kühlung über 20 Minuten sollte jedoch abgesehen werden – auch hierbei kann es zu einer Unterkühlung kommen. Um eine solche zu vermeiden, sollte die andauernde Kühlung nur bei wachen Patienten und bei Verbrennungen, die weniger als fünf Prozent der Körperoberfläche betreffen, erfolgen. Bei Kindern sollte in keinem Fall der Kopf oder der Körper gekühlt werden. Liegen Verbrennungen der Beine oder der Arme vor, sollten diese immer nur abwechselnd gekühlt werden. Der Grund ist, dass Kinder noch anfälliger für Unterkühlungen sind.

Tipps für die Erstbehandlung

Wenn man eine Person mit starken Verbrennungen vorfindet, sollte man…

  • … Ruhe bewahren und den oder die Verletzte beruhigen.
  • … den oder die Betroffene keinesfalls alleine lassen.
  • … die Kleidung an den betroffenen Stellen vorsichtig entfernen.
  • … die betroffenen Stellen kühlen. Jedoch nur bei kleinflächigen Verbrennungen (unter fünf Prozent) und maximal 20 Minuten lang. Bei bewusstlosen Personen muss von der Kühlung abgesehen werden.
  • … den oder die Verletzte in eine Decke einhüllen. Am besten eignet sich eine Rettungsdecke.
  • … den Notarzt verständigen.
  • … dem Betroffenen keine Speisen oder Getränke verabreichen.

Die medizinische Versorgung

Um zu vermeiden, dass die Verbrennungen zu starken Folgeschäden führen, werden Verbrennungen ab dem Grad 2b im Krankenhaus operativ behandelt. Die Ärzte entfernen das abgestorbene Gewebe und transplantieren gesunde Haut. Sollte nicht ausreichend transplantierbares Gewebe zur Verfügung stehen, besteht die Möglichkeit, bestimmte Hautzellen, die Keratinozyten, künstlich im Labor zu vermehren. Diese „künstliche“ Haut kann nach einigen Wochen auf die betroffene Stelle transplantiert werden.

Um den Verlust an Eiweiß und anderen Stoffen über die Wunde auszugleichen, erhält der Patient Infusionen. Der Kreislauf muss stabilisiert und aufrechterhalten werden. Sollte es die Schwere der Verletzung erfordern, kann der Patient in ein künstliches Koma versetzt werden. Dann wird er künstlich beatmet und ernährt. Außerdem erhält der Verunglückte Schmerzmittel.

Da die chirurgische Behandlung bei schwersten Brandverletzungen erst nach einigen Tagen möglich ist, wird die Wunde zunächst mit speziellen Substanzen (Silbernitratlösungen, Jodsalben, …) behandelt und gereinigt. So wird Infektionen vorgebeugt. Außerdem können lokal wirksame Antibiotika zum Einsatz kommen, um Wundkeime abzutöten. In sehr schweren Fällen (z.B., wenn Erreger in den Blutkreislauf gelangen) können auch Antibiotika verabreicht werden, die im gesamten Körper wirken. So soll einer Blutvergiftung und anderen möglichen Schäden vorgebeugt werden.

Vorbeugen durch das Einhalten von Sicherheitsmaßnahmen

Um Verbrennungen jeglicher Art vorzubeugen, sollte in bestimmten Situationen vorsichtig gehandelt werden. An gefährlichen Arbeitsplätzen sollten die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. Zudem sollte das Personal über die Sicherheitsvorkehrungen aufgeklärt werden. Bestimmte Maschinen müssen regelmäßig gewartet werden.

Und auch im Privathaushalt kann Verbrennungen vorgebeugt werden. So sollte man vor elektrischen Arbeiten stets den Strom abstellen und brennbare Stoffe (z.B. Spiritus) müssen sachgemäß verwendet werden. Man sollte das Rauchen im Bett unterlassen. Leben kleine Kinder im Haushalt, sollten brennende Kerzen und heiße Kochtöpfe außer Reichweite abgestellt werden.

Aktualisiert am 20. Februar 2021