Tuberkulose

Die Tuberkulose ist auch unter den Namen Morbus Koch, Schwundsucht und Tbc oder einfach nur Tb bekannt. Außerdem wird sie nicht selten als weiße Pest bezeichnet. Die Tuberkulose stellt eine vielschichtige Infektionskrankheit dar. In etwa 80 Prozent aller Fälle ist die Lunge von der Tb betroffen. Dann ist die Rede von einer pulmonalen Tuberkulose. Aber auch andere Organe wie das Rippenfell, die Hirnhäute, die Haut und die Knochen können befallen sein. Dann ist die Rede von einer extrapulmonalen Tuberkulose. Diese entsteht entweder bei einer Erstinfektion oder, wenn sich die Schwundsucht nach dem Befall der Lunge über das Blut im Körper ausbreitet.

Für die Tuberkulose besteht eine namentliche Meldepflicht

Jeder Mensch, der an einer Tbc erkrankt ist, wird dem Gesundheitsamt gemeldet. Dieses speichert die persönlichen Daten des Patienten, im Falle einer Tuberkulose-Erkrankung besteht also eine namentliche Meldepflicht. Diese Meldepflicht besteht auch, wenn eine Person an der Tuberkulose verstorben ist. Auf diese Weise soll eine Ausbreitung auf die Allgemeinheit frühzeitig verhindert werden.

Nur fünf bis zehn Prozent der Infizierten erkranken tatsächlich

Statistiken zeigen, dass etwa ein Drittel aller Menschen auf der Welt mit den die Tuberkulose auslösenden Erregern infiziert ist. Von diesen Personen erkranken allerdings nur zwischen fünf und zehn Prozent an der sogenannten aktiven Schwundsucht. Nahezu alle Erkrankungsfälle und Todesfälle aufgrund der Tuberkulose treten in ärmeren Ländern auf. Vor allem Afrika und Asien sind betroffen.

In Deutschland sind im Jahr 2012, 4227 Bürger an der Tuberkulose erkrankt. Davon starben 127 Menschen. Bei diesen handelte es sich vor allem um Personen in einem Alter von über 69 Jahren.

Die Symptome sind organspezifisch

Die Symptome im Rahmen der Tbc sind äußerst vielfältig. Der Grund für diese vielgestaltigen Symptome ist, dass grundsätzlich jedes Organ von den Bakterien befallen sein kann. Zudem besteht die Möglichkeit, dass mit der Schwundsucht keine Symptome einhergehen. Eine Infektion ohne auftretende Beschwerden wird als latente bzw. schlummernde tuberkulöse Infektion (kurz: LTBI) bezeichnet. Bei etwa fünf Prozent der infizierten Personen treten die Symptome erst deutlich nach der Infektion – und teilweise erst Jahrzehnte später – auf. Dann sind die Erreger sozusagen aus dem Schlummerzustand erwacht.

Je nachdem, ob sich die Tuberkulose direkt aus der Infektion entwickelt oder, ob die Beschwerden erst durch spätere Infektionsherde hervorgerufen werden, wird zwischen einer primären und einer postprimären Tb unterschieden.

Die primäre Tuberkulose

In den meisten Fällen tritt die primäre Tuberkulose als Lungentuberkulose auf. Die mit diesem Lungenbefall einhergehenden Symptome sind meist zunächst wenig kennzeichnend – vor allem bei Kindern bleiben die Beschwerden zum Teil ganz aus. Dann macht sich die Erkrankung dadurch bemerkbar, dass die Entwicklung des Kindes verzögert ist.

Das wichtigste Merkmal einer primären Lungentuberkulose ist ein Husten, mit dem Auswurf einhergehen kann. Dieser Auswurf kann blutig sein. Außerdem kann eine Atemnot bestehen und es können Schmerzen in der Brust auftreten. Ist die Lunge von der primären Tuberkulose betroffen, kann zudem Fieber entstehen und das Allgemeinbefinden des oder der Betroffenen kann sich verschlechtern. Eine Appetitlosigkeit kann einen deutlichen Gewichtsverlust bedingen und Patienten klagen vor allem in der Nacht über vermehrtes Schwitzen. Ebenso können eine starke Müdigkeit und ein allgemeines Schwächegefühl entstehen.

Sind andere Organe wie der Darm oder die Haut betroffen, wird das auch als Organtuberkulose bezeichnet. Die auftretenden Symptome sind ähnlich wie die der Lungentuberkulose. Zusätzlich können organspezifische Beschwerden entstehen. So kann es im Rahmen einer primären Hauttuberkulose beispielsweise zu diversen Veränderungen des Organs kommen. Typisch sind Geschwüre und knötchenartige Verdickungen. Außerdem können sich die Lymphknoten entzünden. Betrifft die primäre Tuberkulose hingegen den Darm, sind Verstopfungen, Bauchschmerzen und Durchfall mögliche Folgen.

Symptome der postprimären Schwundsucht

Von einer postprimären Tuberkulose ist die Rede, wenn die Beschwerden auftreten, nachdem eine Primärtuberkulose überstanden wurde. Die postprimäre Tb wird überwiegend durch reaktivierte Erreger aus einem alten Infektionsherd ausgelöst – bis zur Reaktivierung können mehrere Jahre vergehen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass eine postprimäre Tuberkulose zeitnah zur primären Tuberkulose auftritt. Hierzu kommt es, wenn sich die Erreger unmittelbar über die Lymphabflusswege oder die Blutbahn weiter in der Lunge oder im Körper ausbreiten und dabei neue Herde bilden, welche nicht abheilen. Die Tb-Herde verflüssigen sich und es entsteht das „klassische“ Symptom der postprimären Tuberkulose: eine Höhle, die mit Flüssigkeit gefüllt ist. Diese Höhle wird als Kaverne bezeichnet.

Von den Frühformen der postprimären Tbc sind vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem betroffen. Auch für Kleinkinder und Babys besteht ein erhöhtes Risiko. Mit den Frühformen der postprimären Schwundsucht gehen die folgenden Symptome einher:

  • Pleuritis exusdativa: Wenn sich das Rippenfell im Rahmen der Tbc-Infektion entzündet, kann es aufgrund der Flüssigkeitsansammlung in der Lunge zu Atembeschwerden kommen.
  • Tuberkulöse Meningitis: Zu dieser nicht-eitrigen Hirnhautentzündung kommt es, wenn sich die Erreger über das Blut in der Hirnhaut ausbreiten und dort Tb-Herde bilden.
  • Hiluslymphknoten-Tuberkulose: In diesem Fall haben sich die Erreger über die Lymphbahnen auf weitere diverse Lymphknoten des Brustkorbs ausgebreitet. Es kommt zu Schwellungen, welche die Blutgefäße und die Bronchien abdrücken. Die Folge: Teile der Lunge erhalten zu wenig Sauerstoff.
  • Miliartuberkulose: Nachdem sich die Erreger im gesamten Körper ausgebreitet haben, entstehen in mehreren Organen viele kleine Tuberkulose-Herde. Diese Form der Tb kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen. Sie betrifft meist die Lunge, kann jedoch beispielsweise auch in der Milz oder in der Leber auftreten.

Merkmale der späten postprimären Tuberkulose

Auch die mit der späten postprimären Tuberkulose einhergehenden Symptome können, je nachdem, welches Organ betroffen ist, sehr unterschiedlich ausfallen. Zu einer späten postprimären Tuberkulose kommt es, wenn Tb-Herde reaktiviert werden. Das kann selbst noch nach Jahrzehnten der Fall sein. In den meisten Fällen tritt die späte postprimäre Tbc als Lungentuberkulose auf. Aber auch das Gehirn, die Augen, die Nieren und die Knochen sowie weitere Organe können betroffen sein.

Neben den erläuterten Formen der Tuberkulose stellt die sogenannte offene oder auch ansteckende Tb eine Sonderform dar. Diese kann entstehen, wenn die für die postprimäre Tbc typischen Kavernen eine Verbindung zu einem Kanalsystem wie dem Harnleiter erhalten. In solch einem Fall breiten sich die Erreger entweder erneut im Körper aus oder sie werden über den Urin oder über den Auswurf nach außen abgegeben. Ein mögliches Symptom bei dieser Tuberkulose-Form ist ein blutiger Husten.

Mykobakterien als Auslöser

Als Auslöser für die Tuberkulose gelten die Mykobakterien. Diese stellen eine stäbchenförmige Bakterienart dar. Sie sind mit einer Art Panzer ausgestattet, die sie vor Magensäure und anderen Schadstoffen schützen. Die Mykobakterien sind in über 95 Prozent aller Fälle für eine Tuberkulose verantwortlich. Andere Bakterien, die die Infektionskrankheit auslösen können, sind: M. canetti, M. africanum, M. pinnipedii und M. microti. Alle Bakterien, die eine Schwundsucht auslösen können, werden unter dem Begriff Mycobacterium tuberculosis-Komplex zusammengefasst.

Diese Menschen weisen ein erhöhtes Risiko für eine Schwundsucht auf

Aus dem Grund, dass das Immunsystem bzw. dessen Schwächung eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer Tuberkulose spielt, weisen bestimmte Personengruppen ein besonders hohes Risiko für die Erkrankung auf. Zu diesen Personen gehören:

  • Patienten, die Immunsuppressiva, also das Abwehrsystem unterdrückende Medikamente, einnehmen
  • ältere Menschen
  • Alkoholiker, Raucher und andere Drogenabhängige
  • AIDS-Patienten und HIV-Infizierte
  • Obdachlose
  • Unterernährte
  • Patienten mit Nierenschwäche
  • Diabetiker
  • Kinder unter vier Jahren und Säuglinge
  • Menschen in Ländern mit einer schlechten Hygiene

Die Diagnose kann sich als schwierig erweisen

Aufgrund der unspezifischen bzw. der ausbleibenden Symptome kann sich die Diagnosestellung bei der Schwundsucht als schwierig erweisen. Der Arzt führt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. In diesem Gespräch erkundigt er sich nach den auftretenden Symptomen sowie nach möglichen Risikofaktoren für eine Tuberkulose. Zu diesen Risikofaktoren gehören ein geschwächtes Immunsystem, Tuberkulose-Fälle im Umfeld des Patienten und weitere Faktoren (siehe oben). Besteht nach dem Anamnesegespräch der Verdacht auf eine Schwundsucht, werden mehrere Untersuchungen durchgeführt.

Zu diesen Untersuchungen gehört z.B. die bakteriologische Untersuchung. In deren Rahmen wird das ausgehustete Sekret bzw. das Sekret aus den Bronchien oder der Luftröhre auf Erreger hin untersucht. Um die Erreger nachweisen zu können, müssen die Bakterien vor der mikroskopischen Untersuchung des Sekrets auf einem Nährmedium angezüchtet werden. Dieses Verfahren kann bis zu vier Wochen dauern.

Bei den sogenannten Nukleinsäure-Amplifikations-Techniken handelt es sich um schnellere Verfahren für die Diagnose von Tuberkulose. Dank dieser Verfahren können die Erreger bzw. deren Erbinformation direkt nachgewiesen werden. Allerdings kann so nicht festgestellt werden, ob die Erreger noch lebendig oder bereits abgetötet sind.

Aus diesem Grund wird meist zusätzlich ein bildgebendes Verfahren wie die Computertomographie oder die Röntgenuntersuchung angewandt. Durch diese lassen sich Tuberkulose-Herde in der Lunge bildlich darstellen. Auf diese Weise kann auch das Erkrankungsstadium ermittelt werden.

Weitere Untersuchungen

Der sogenannte Tuberkulin-Hauttest dient der Bestimmung, ob eine Infektion mit den Schwundsucht-Erregern besteht oder bestanden hat. Dieser Test wird vor allem bei kleinen Kindern durchgeführt. Im Rahmen des Tests wird eine geringe Menge an Tuberkulin, ein Bestandteil des Erregers, in den Unterarm gespritzt. Anschließend wartet der Arzt die körperliche Reaktion ab. Anhand dieser Reaktion kann er feststellen, ob der Patient mit den Erregern infiziert ist oder nicht.

Bei Erwachsenen wurde der Tuberkulin-Hauttest sozusagen vom Interferon-Gamma-Test abgelöst. Dieser Test hat den Vorteil, dass er ausschließlich auf das Mycobakterium tuberculosis reagiert. Das ist beim Tuberkulin-Hauttest nicht der Fall. Dieser kann auch positiv ausfallen, wenn die Person bereits mit dem BCG-Impfstoff, die einzige Schutzimpfung gegen die Tuberkulose, geimpft wurde.

Hat der Arzt eine Schwundsucht diagnostiziert, muss er diesen Befund dem Gesundheitsamt melden und zwar auch dann, wenn der endgültige Nachweis durch eine bakteriologische Untersuchung noch nicht vorliegt.

Die Behandlung der Tuberkulose

Wird eine Tuberkulose rechtzeitig behandelt, gilt sie als gut heilbar. Im Falle einer Schwundsucht besteht die Standardtherapie aus einer sechsmonatigen Chemotherapie. Hierbei kommen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. Zu diesen Medikamenten zählen u.a. Rifampicin, Ethambutol und Isoniazid. Nach zweimonatiger Behandlung mit diesen Medikamenten wird überprüft, ob die Erreger empfindlich reagieren. Ist das der Fall, wird die Dosis der Wirkstoffe reduziert und die Therapie wird über vier weitere Monate fortgesetzt. Sind die Erreger nicht empfindlich gegenüber diesen Medikamenten, müssen andere Mittel zum Einsatz kommen.

Therapie bis zum vollständigen Ausheilen

Nach sechs Monaten gilt eine Tuberkulose i.d.R. als geheilt. Kommen jedoch weitere Erkrankungen wie eine HIV-Infektion hinzu oder sind mehrere Organe von der Tuberkulose betroffen, wird die Behandlungsdauer zum Teil deutlich verlängert.

Auch, wenn es den Patienten meist nach einigen Wochen bessergeht, muss die Therapie bis zum vollständigen Ausheilen durchgeführt werden. So wird verhindert, dass es zu einem erneuten Ausbruch der Infektion kommt.

Ein tödlicher Verlauf ist möglich

Wenn die Tuberkulose rechtzeitig erkannt und behandelt wird, bleiben Folgeschäden i.d.R. aus. Bleibt die Infektion jedoch lange Zeit unbehandelt oder ist das körpereigene Abwehrsystem geschwächt, kann es zu schweren Komplikationen in Bezug auf die Lunge oder auf andere Organe kommen. Im schlimmsten Fall tragen die Organe derart schwere Schäden davon, dass die Tuberkulose einen tödlichen Verlauf nimmt.

Allgemeine vorbeugende Maßnahmen

Das A und O im Rahmen der Vorbeugung gegen die Schwundsucht lautet: die Verbreitung des Erregers verhindern. Erkrankte und ansteckende Personen müssen demnach schnell erkannt und behandelt werden. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich andere Menschen mit der Schwundsucht anstecken. Der weltweiten Umsetzung dieses Vorhabens dient die sogenannte DOTS-Strategie. Das übergeordnete Ziel besteht darin, jeden einzelnen Fall von Tuberkulose durch ein hochmodernes Gesundheitsmanagement frühestmöglich zu erkennen und somit zu heilen. Mit der DOTS-Strategie soll auch dazu beigetragen werden, dass die ursächlichen Bakterien keine Resistenzen gegen diverse Medikamente entwickeln.

Darüber hinaus besteht, wie bereits angedeutet, die Möglichkeit, sich gegen die Tuberkulose zu impfen. Allerdings rät die Ständige Impfkommission nur noch in bestimmten Fällen zu einer sogenannten BCG-Impfung. Der Grund hierfür liegt zum einen in der Tatsache, dass mit der Impfung häufig Komplikationen einhergehen. Zum anderen bietet das Impfserum nur einen begrenzt wirksamen Schutz vor der Tuberkulose.

Aktualisiert am 19. Februar 2021