Tremor

In den meisten Fällen stellt Tremor (auch: Zittern; Muskelzittern) eine natürliche Reaktion des Körpers dar (z.B. auf äußere Kältereize). Mit dem Begriff bezeichnet man eine unwillkürliche, i.d.R. rhythmische Kontraktion der Muskulatur. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Tremor krankhafte Ausmaße annimmt – das Zittern kann so stark sein, dass es die Betroffenen in bestimmten Handlungsabläufen einschränkt. Manche Menschen leiden unter einem derart starken Tremor, dass das Schreiben oder das Essen unmöglich ist.

Ruhetremor, Haltetremor, Intensionstremor und Bewegungstremor

In der Medizin wird zwischen verschiedenen Arten des Tremors unterschieden: Der sogenannte Ruhetremor betrifft eine entspannte Körperpartie. Demgegenüber steht der Aktionstremor. Dieser wird wiederum in den Haltetremor, den Intentionstremor und den Bewegungstremor differenziert.

Haltetremor: Bei dieser Art von Tremor handelt es sich um ein natürliches Phänomen. Der Haltetremor entsteht, wenn die betroffene Person einen Gegenstand (z.B. ein Glas) gegen die Schwerkraft hält. Hierbei müssen ein Agonist und ein Antagonist, also zwei einander entgegenwirkende Muskeln, zusammenarbeiten. Vor allem bei einsetzender Ermüdung kann die Feinabstimmung zwischen den Muskeln mangelhaft sein.

Intentionstremor: Wie der Name bereits verrät, setzt der Intentionstremor ein, wenn eine Person mit ihrer Bewegung ein bestimmtes Ziel verfolgt. Ein Beispiel hierfür ist das Berühren der Nasenspitze mit dem Finger. Je näher sich der Finger der Nase nähert, desto stärker das Zittern.

Bewegungstremor: Dieser Tremor entsteht im Rahmen von nicht zielgerichteten Bewegungen.

Muskelzittern kann also in verschiedenen Situationen auftreten. Ebenso kann der Tremor eine unterschiedliche Intensität sowie eine unterschiedliche Frequenz aufweisen: Es wird zwischen einem niederfrequenten, einem mittelfrequenten und einem hochfrequenten Zittern unterschieden.

Niederfrequentes Zittern: Bei dieser Art von Tremor bestehen weniger als vier „Ausschläge“ in der Sekunde (4 Hz).

Mittelfrequenter Tremor: Hierbei entstehen zwischen vier und sieben „Ausschläge“ in der Sekunde (4 bis 7 Hz).

Hochfrequentes Zittern: Die betroffene Muskulatur kann bis zu 15-mal in der Sekunde ausschlagen (15 Hz). Dieses Zittern wird auch als feines Zittern bezeichnet.

Ursachen für Muskelzittern

Jedem ist das Zittern bei äußerer Kälte bekannt. Durch den Tremor versucht der Körper Wärme zu erzeugen. Auch Angst, Stress und eine körperliche Überanstrengung können Muskelzittern auslösen. Zudem können psychologische Faktoren die Ursache für einen Tremor sein. In diesem Zusammenhang spricht man von einem psychogenen Tremor. Er tritt infolge von massiven seelischen Belastungen auf. In solch einem Fall tritt das Zittern nur zeitweilig auf. Es ist von einer unterschiedlichen Ausprägung gekennzeichnet und lässt nach, wenn Betroffene abgelenkt werden.

Körperliche Ursachen für Tremor

Des Weiteren gibt es einige körperliche Ursachen für Muskelzittern. Hierzu zählen u.a. die folgenden.

Morbus Parkinson: Diese Erkrankung wird auch als Schüttellähmung bezeichnet. Bei den Patienten sind gewisse Schaltstellen im Gehirn geschädigt. Hieraus ergeben sich das Zittern und diverse Bewegungsstörungen. Besonders häufig sind Parkinson-Patienten von einem Ruhetremor betroffen. Bewegung kann die auftretenden Symptome lindern.

Essenzieller Tremor: Diese Form ist die häufigste Tremor-Form. Sie kann in jedem Alter entstehen. Die genauen Ursachen für die Erkrankung sind unbekannt. Man nimmt jedoch an, dass dem essenziellen Tremor genetische Faktoren zugrunde liegen – diese Form des Zitterns kommt in einzelnen Familien vermehrt vor. Das heißt aber keineswegs, dass es nur anlagebedingte Faktoren für diesen Tremor gibt. Vor allem der Kopf und die Hände der Betroffenen zittern. Ebenso kann der Tremor die Stimmbänder betreffen. Der essenzielle Tremor tritt vor allem bei Bewegung auf.

Dystonie: Bei einer Dystonie besteht eine Störung innerhalb der motorischen Zentren im Gehirn. Fehlhaltungen wie ein dystoner Schiefhals können die Folge sein. Eine Dystonie kann sowohl durch einen Tremor angekündigt werden als auch mit diesem einhergehen.

Schilddrüsenüberfunktion: Bei einer Überfunktion der Schilddrüse (med.: Hyperthyreose) werden in dem Organ zu viele Hormone gebildet. Als Folge kommt es zu einer psychomotorischen Unruhe: Die Betroffenen sind nervös und zappelig. In vielen Fällen betrifft der Tremor die Finger.

Basedow-Krankheit: Bei der Basedow-Krankheit handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, welche Auswirkungen auf die Schilddrüse hat. Es kommt zu einer Überfunktion des Organs – Zittern ist die Folge.

Enzephalitis (Gehirnentzündung): Eine Gehirnentzündung kann aufgrund von Röteln, Masern und anderen Infektionskrankheiten entstehen. Hierbei werden Nervenzellen geschädigt, wodurch ein Tremor ausgelöst werden kann.

Multiple Sklerose: Bei einer Multiplen Sklerose entstehen Entzündungsherde im Gehirn. Aufgrund dieser Entzündungsherde kann sich ein Tremor entwickeln.

Morbus Alzheimer: Bei Morbus Alzheimer gehen Nervenzellen zugrunde. Es kommt zu einem Verlust der Gedächtnis- und Denkfähigkeit sowie zu motorischen Störungen und Muskelzittern.

Morbus Wilson: Hierbei kommt es zu einer krankhaften Einlagerung von Kupfer in der Leber, im Gehirn und in den Augen. Hieraus können sich Funktionsstörungen und Muskelzittern ergeben.

Weitere Ursachen

Gaumensegeltremor (Gaumenzittern): Bei einem bestehenden Gaumensegeltremor bewegt sich das Gaumensegel rhythmisch. Diese Art von Tremor kann infolge einer Kleinhirn-Schädigung entstehen. Dann ist die Rede von einem symptomatischen Gaumensegeltremor. Bei einem essentiellen Gaumensegeltremor ist der Auslöser hingegen unbekannt. Häufig gehen Klickgeräusche mit dem Tremor einher.

Urämie (Nierenversagen mit Harnvergiftung): Wenn die Nieren nicht mehr voll funktionsfähig sind, reichern sich Kreatinin, Harnstoff und andere Stoffwechselprodukte an. Das kann in einer Vergiftung enden – neurologische und motorische Ausfälle sowie Muskelzittern können die Folge sein.

Leberversagen: Die Leber stellt das wichtigste Organ zur Entgiftung des Körpers dar. Wenn die Leber versagt, reichern sich diverse giftige Stoffwechselprodukte an. Das kann motorische und neurologische Störungen nach sich ziehen.

Vergiftungen: Vergiftungen durch Blei, Quecksilber, Arsen und andere Stoffe können in Muskelzittern und anderen Beschwerden enden.

Alkoholmissbrauch: Alkohol ist ein Gift, welches sich unmittelbar auf das Gehirn auswirkt. Trinkt eine Person zu viel Alkohol, kann es am nächsten Morgen nicht nur zu Kopfschmerzen, sondern auch zu Händezittern kommen. Bei einem längeren Alkoholmissbrauch stellt das Zittern ein typisches Entzugssymptom dar.

Nebenwirkung von Medikamenten: Bestimmte Medikamente können Muskelzittern als Nebenwirkung haben. Zu diesen Medikamenten gehören u.a. gewisse Antidepressiva und Neuroleptika.

Untersuchungen durch den Arzt

Wenn eine Person an Tremor leidet, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abklären zu lassen. Der Mediziner führt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. In diesem Gespräch erkundigt er sich nach den vom Zittern betroffenen Körperstellen und nach dem zeitlichen Auftreten des Tremors. Auch andere Beschwerden spielen eine Rolle. Zudem fragt der Arzt den Patienten, ob auch andere Familienmitglieder an Tremor leiden und, ob eine Erkrankung wie eine Multiple Sklerose besteht. Auch regelmäßig einzunehmende Medikamente werden thematisiert. Zudem erkundigt sich der Mediziner nach den Konsumgewohnheiten des Patienten in Bezug auf Alkohol und andere Drogen. All diese Fragen ermöglichen bereits eine Eingrenzung der möglichen Ursachen für das Muskelzittern.

Es folgt eine körperliche Untersuchung. Diese besteht aus einer Blutuntersuchung sowie aus einer Elektromyographie und aus einer neurologischen Untersuchung. Der Arzt kontrolliert u.a. die Sinnesorgane, die Nervenfunktionen, die Reflexe und die Koordinationsfähigkeiten.

Je nach der vermuteten Ursache können weitere Untersuchungen wie eine Liquorpunktion oder eine Magnetresonanztomographie notwendig sein.

Die Ursache bestimmt die Therapie

Die Therapie bei Tremor hängt maßgeblich von der Ursache ab. Liegt dem Muskelzittern eine bestimmte Erkrankung zugrunde, können entsprechende Medikamente wie Betablocker hilfreich sein. Zudem gilt es, die Grunderkrankung in ihren Ursachen zu bekämpfen. Bei Nebenwirkungen von Medikamenten als Ursache müssen diese abgesetzt und durch alternative Medikamente ersetzt werden. Die Umstellung auf ein anderes Medikament darf nie ohne Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen!

Bei einem Tremor mit unbekannten Ursachen (essenzieller Tremor) können Betablocker sowie der krampflösende Wirkstoff Primidon Abhilfe schaffen. Ebenso kann der Wirkstoff Gabapentin zum Einsatz kommen. Diese Medikamente dämpfen das Muskelzittern, heilen können sie es allerdings nicht.

In sehr schweren Fällen hat sich die tiefe Stimulation bestimmter Hirnbereiche (Thalamus) als Therapiemaßnahme bewährt.

In bestimmten Fällen eines essenziellen Zitterns sowie bei einem Tremor aufgrund einer starken motorischen Beanspruchung kommt die Behandlung mit Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox, infrage. Hierbei handelt es sich um ein von Bakterien gebildetes Nervengift, welches in die betroffenen Körperteile gespritzt wird. Hier führt das Botox zu Muskellähmungen, sodass der Tremor vorübergehend zurückgeht bzw. verschwindet.

Liegen dem Muskelzittern psychische Ursachen zugrunde, müssen eine Behandlung mit Antidepressiva und eine Psychotherapie in Betracht gezogen werden.

So beugt man Tremor vor

Handelt es sich bei einem Tremor um ein Zittern aufgrund einer körperlichen Befindlichkeit wie Kälte, Stress oder eine Muskelüberlastung, kann man dem Muskelzittern vorbeugen, indem man die auslösenden Reize meidet. Darüber hinaus sollte auf die unnötige Einnahme von Tabletten und auf einen hohen Alkoholkonsum verzichtet werden. Auch der Missbrauch von anderen Drogen kann Tremor bewirken.

Um die Grunderkrankungen, mit denen Tremor einhergehen kann, zu vermeiden, muss ein gesunder Lebensstil gepflegt werden. Hierzu gehören eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung (am besten in Form von Sport) und möglichst wenig Stress. Man sollte sich ausreichend Ruhezeiten und Erholungsphasen gönnen. Auch Yoga, Autogenes Training und andere Entspannungstechniken tragen zum Abbau von Stress bei.

Aktualisiert am 19. Februar 2021