Pylorusstenose

Die Pylorusstenose ist eine Kinderkrankheit und wird auch als Magenpförtnerkrampf oder als Magenpförtnerverengung bezeichnet. Im Rahmen der Erkrankung ist der Pylorus (Magenausgang) aufgrund einer verdickten Muskulatur verengt. Durch diese Verengung kann die aufgenommene Nahrung nicht zum Zwölffingerdarm transportiert werden. Das führt dazu, dass die Kinder im Anschluss an die Nahrungsaufnahme schwallartig erbrechen.

Jungen sind etwa viermal häufiger betroffen als Mädchen. Von 1.000 Neugeborenen erkranken etwa drei an der Pylorusstenose. Die Krankheit muss schnell behandelt werden, da es sonst zu einer unzureichenden Nahrungsaufnahme mit schweren Stoffwechselstörungen kommen kann. Um die Pylorusstenose zu therapieren, wird i.d.R. ein kleiner operativer Eingriff vorgenommen. Dieser dient dazu, die Engstelle zu lösen.

Das Leitsymptom: Erbrechen in kurzen zeitlichen Abständen

Das für die Pylorusstenose typische schwallartige Erbrechen tritt etwa eine halbe Stunde nach der Nahrungsaufnahme auf. Das Kind erbricht in kurzen zeitlichen Abständen und das Erbrochene riecht sauer. Außerdem kann es, wenn der Magen stark gereizt ist, Blutfäden enthalten. Im rechten Oberbauch des Kindes lässt sich der verdickte Magenausgang als olivenförmige Struktur ertasten und zwar besonders dann, wenn das Kind kurz zuvor erbrochen hat und der Magen somit leer ist. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass ausgeprägte Bewegungen der Magenmuskulatur in Form einer wellenförmigen Bewegung im Oberbauch beobachtbar sind. Diese Bewegungen werden als Magenperistaltik bezeichnet.

Aufgrund der Magenentleerungsstörung kommt es innerhalb von wenigen Stunden zu einem sehr starken Flüssigkeits- und Nahrungsverlust – ein Mangel entsteht. Solch ein Mangel lässt sich daran erkennen, dass die betroffenen Kinder unruhig sind und auffallend gierig trinken. Durch das Erbrechen von Magensäure kommt es zu einer Verschiebung des pH-Werts im Blut in Richtung einer metabolischen Alkalose bzw. in Richtung des basischen Bereichs. Aufgrund der Pylorusstenose verlieren die Kinder schnell an Gewicht.

Darüber hinaus führt eine Pylorusstenose zu einer verminderten Urin-Produktion und eine Austrocknung, Exsikkose genannt, kann entstehen. Hinweise auf eine solche Austrocknung sind eine eingesunkene Fontanelle, Falten im Gesicht sowie tiefe Augenringe. Es bilden sich Falten, die als stehende Hautfalten bezeichnet werden: Greift man die Haut mit zwei Fingern, bleibt diese in Form dieser Hautfalten stehen. Bei den stehenden Hautfalten handelt es sich um ein Anzeichen für eine bereits sehr fortgeschrittene Austrocknung (Dehydratation). Sie muss umgehend behandelt werden. Auch die Schleimhäute des Kindes trocknen aus.

Weitere Symptome der Pylorusstenose

Durch das wiederholte Erbrechen haben die Kinder starke Schmerzen im Oberbauch. Ein Hinweis auf solche starken Schmerzen sind eine gerunzelte Stirn und ein gequälter Gesichtsausdruck. Außerdem kann eine Gelbsucht entstehen – die Haut des Kindes färbt sich gelb. Das Nachlassen des Erbrechens sollte keinesfalls als Besserung verstanden werden! Vielmehr handelt es sich um ein Zeichen der Austrocknung und der Erschöpfung.

Nicht selten treten angeborene Anomalien wie eine tracheoösophageale Fistel zeitgleich mit der Pylorusstenose auf. Solch eine Fistel stellt eine krankhafte Verbindung zwischen der Speise- und der Luftröhre dar. Die Ursache hierfür ist bis heute unbekannt.

Die genaue Ursache ist noch unklar

Bei dem Magenpförtner handelt es sich um einen ringförmigen Muskel, der zwischen dem Magenausgang und dem Zwölffingerdarm gelegen ist. Er spielt eine bedeutende Rolle für eine kontrollierte Magenentleerung. Im Rahmen der Pylorusstenose kommt es immer wieder zu Spasmen der Ringmuskulatur. Die Gründe für diese Krämpfe sind unbekannt. Die Spasmen bewirken eine Dickenzunahme des Muskels, sodass dieser den Magenausgang verengt. Als Folge kann der Nahrungsbrei den Magenausgang nicht mehr passieren und es kommt zur Magenentleerungsstörung. Je mehr Nahrungsbrei sich anstaut, desto mehr Druck entsteht im Magen. Dieser Druck steigt immer weiter an und führt letztendlich dazu, dass das Kind erbricht.

Als Ursache für die Pylorusstenose werden verschiedene Faktoren diskutiert. Es bestehen Annahmen, dass die Pylorusstenose vererbbar ist – in einigen Familien tritt die Erkrankung vermehrt auf. Außerdem belegen Statistiken, dass Kinder mit den Blutgruppen B und 0 deutlich häufiger von der Pylorusstenose betroffen sind als Kinder mit einer anderen Blutgruppe. Ebenso wird diskutiert, ob eine Fehlinnervation der Pylorusmuskulatur der Auslöser für die Pylorusstenose ist.

Die Diagnose der Pylorusstenose ist einfach

Die Diagnose der Erkrankung erfolgt anhand der typischen Symptome sowie durch eine Ultraschalluntersuchung. Der Ultraschall stellt die Verdickung der Pylorusmuskulatur bildlich dar. So kann die Muskulatur-Dicke gemessen werden: Von einer Pylorusstenose ist die Rede, wenn der Pylorus eine Länge von 16 Millimetern überschreitet und die Wanddicke über vier Millimeter beträgt. Für Neugeborene unter einem Monat sowie für Frühgeborene gelten etwas geringere Maße. Sollte die Diagnosestellung aufgrund der Beschwerden und des Ultraschalls nicht möglich sein, kann eine Röntgen-Kontrastmittel-Untersuchung zum Einsatz kommen.

Krankheiten mit denselben Symptomen wie eine Pylorusstenose

Es gibt einige Erkrankungen, die dieselben bzw. sehr ähnliche Symptome hervorrufen wie die Pylorusstenose. Zu diesen Erkrankungen zählen die Refluxkrankheit, verschiedene Infektionen des Magen-Darm-Trakts, eine fehlerhafte Ernährung sowie Vergiftungen. Auch einige Stoffwechselerkrankungen können zum für die Pylorusstenose typischen Erbrechen führen und müssen somit bei der Diagnose in Betracht gezogen werden.

Die Operation als Therapiemaßnahme

Die Therapie der Pylorusstenose besteht in den meisten Fällen in einer operativen Lösung der Engstelle. Damit dieser Eingriff vorgenommen werden kann, muss der Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt des betroffenen Kindes zuvor wieder ausgeglichen werden. Diese Versorgung erfolgt über Infusionen. Damit während der Operation kein Mageninhalt in die Luftröhre fließen kann, wird der Magen außerdem mit einer Magensonde entleert.

Der Operation der Pylorusstenose dient die sogenannte Pylorotomie. Im Rahmen dieses Eingriffs werden sämtliche Muskelfasern des Magenausgangs mit einem Skalpell durchtrennt. Dabei wird darauf geachtet, die Schleimhaut nicht zu verletzen. Durch diesen Eingriff wird der Magenausgangs-Durchmesser vergrößert – der Nahrungsbrei kann wieder normal hindurch transportiert werden. In den ersten Tagen nach der Operation sollte man das Kind nur mit leicht verdaulichen Mahlzeiten füttern. Ideal ist Mutter- oder Säuglingsmilch.

Es besteht auch die Möglichkeit einer konservativen Behandlung

Aus dem Grund, dass zu Beginn der Pylorusstenose der Allgemeinzustand des Kindes noch gut ist, sollte frühzeitig operiert werden. So kann ein guter Verlauf der Operation gewährleistet werden bzw. wird so das Risiko für Komplikationen deutlich verringert.

Es besteht auch die Möglichkeit, die Pylorusstenose konservativ, also ohne Operation zu behandeln. Bei dieser Methode handelt es sich jedoch um einen sehr langwierigen Prozess, der sowohl die Nerven des Kindes als auch die der Eltern stark strapazieren kann. Im Rahmen der konservativen Behandlung wird das Kind über den Tag verteilt mit vielen kleinen Mahlzeiten gefüttert (zwischen 10 und zwölf Mahlzeiten täglich). Außerdem wird es zum Schlafen in eine Position mit einem um 40 Grad erhöhten Oberkörper gebracht. Medikamente wie Atropin können die Hypertrophie (Dickenwachstum) der Muskulatur rückgängig machen und die Pylorusmuskulatur entspannen. Zu der konservativen Therapie wird i.d.R. nur geraten, wenn eine Operation aus medizinischen Gründen unmöglich ist.

Einer Pylorusstenose kann man nicht vorbeugen

Der Pylorusstenose (auch: Magenpförtnerverengung oder Magenpförtnerkrampf) kann man nicht vorbeugen. Von enormer Wichtigkeit ist es deshalb, bei dem geringsten Verdacht auf eine Pylorusstenose umgehend einen Arzt aufzusuchen. So wird die Heilungschance deutlich erhöht und Komplikationen vorgebeugt.

Aktualisiert am 17. Februar 2021