Psoriasis

Schuppenflechte oder Psoriasis ist eine chronische, entzündliche, aber nicht ansteckende Hauterkrankung, die auch zu den Autoimmunkrankheiten gerechnet wird. Denn neben der schuppenden Haut können auch andere Organe von den entzündlichen Prozessen betroffen sein. Sind die Hautveränderungen mit schmerzenden Gelenken und Knochen verbunden, spricht man häufig auch von der Psoriasisarthritis, die bis hin zum Morbus Bechterew mit versteiften Gelenken gehen kann. Darüber hinaus geht Schuppenflechte zuweilen mit Entzündungen der Netzhaut einher und erhöht das Risiko eines Schlaganfalls. Schuppenflechte wird häufig mit Neurodermitis verwechselt, ist jedoch eine eigenständige Krankheit. Tatsächlich gibt es aber Parallelen zwischen beiden Hauterkrankungen.

Mögliche Ursachen von Schuppenflechte

Während Kinder meist bereits im Säuglingsalter an Neurodermitis leiden, tritt Psoriasis häufig erst im (jungen) Erwachsenenalter oder ab dem 60. Lebensjahr auf. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland an Schuppenflechte leiden. Damit ist Psoriasis eine der häufigsten Hauterkrankungen. Frauen wie Männer können gleichermaßen betroffen sein. Doch was verursacht Schuppenflechte?

Die genaue Entstehung von Schuppenflechte ist nach wie vor Gegenstand der Forschung. Vieles deutet darauf hin, dass mehrere Faktoren zusammenspielen, damit es zu den typischen silbrig-weißen Hautschüppchen kommt, die sich leicht ablösen lassen und häufig auch jucken. Offenbar spielen die Gene eine Rolle, denn hat ein Elternteil Schuppenflechte, bildet sich die Krankheit häufig auch beim Nachwuchs aus. Ähnlich wie Betroffenen von Neurodermitis häufig eine Genvariante (COL29A1) fehlt, die für die Kollagenbildung in der Epidermis verantwortlich ist, scheint bei Psoriasis-Betroffenen die Keratinsynthese auf Hochtouren zu laufen. Womöglich ist hierfür ebenfalls ein „Gen-Defekt“ bzw. Polymorphismus verantwortlich. Normalerweise erneuern sich die Hautzellen der Epidermis bei Gesunden innerhalb von knapp einem Monat. Bei Psoriasis-Betroffenen geht dieser Prozess viel schneller vonstatten: Innerhalb von drei bis sieben Tage verhornt die Oberhaut, Schuppen bilden sich, die schließlich abgestoßen werden.

Offenbar könnte es sich bei dieser Überproduktion neuer Hautzellen bzw. bei der beschleunigten Verhornung um eine Autoimmunreaktion handelt. Der Körper greift fälschlicherweise eigenes Gewebe an. Diskutiert werden außerdem verschiedene Umwelteinflüsse sowie Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, die schließlich zum Ausbruch der Krankheit führen könnten. Doch insbesondere in Bezug auf die Infektionskrankheiten ist bisher nicht klar, ob die überraschende Häufigkeit von Tuberkulose bei Psoriasis-Betroffenen, die eine italienische Studie aufgedeckt hat, eine Folge der entzündlichen Hauterkrankung und eines gestörten Immunsystems ist (Wirkung) oder die Schuppenflechte selbst bedingt (Ursache).

Auslöser der Schuppenflechte und weitere Faktoren

Schuppenflechte tritt meist schubweise auf, weswegen weitere Auslöser (Trigger) diskutiert werden, welche zu einem neuerlichen Aufflammen bzw. einer Verschlimmerung der Erkrankung beitragen können, darunter:

  • kratzende oder eng anliegende Kleidung (Reibung und Schweiß)
  • Verletzungen wie Verbrennungen, Sonnenbrand, Kratzer
  • stark trockene Haut durch falsche oder zu häufige Hygiene
  • Infekte, Pilzerkrankungen, etc.
  • Hormonschwankungen (Menstruation, Schwangerschaft, Menopause)
  • schwelende Entzündungsherde (chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelintoleranzen, Karies, Blasenentzündung, Mittelohrentzündung, etc.)
  • Alkoholkonsum
  • bestimmte Medikamente, darunter Lithiumsalze, Schmerzmittel, Antibiotika, Anti-Baby-Pille
  • Stress (psychisch oder physisch)
  • Nährstoffmängel, v.a. Vitamin D

Neuere Studien legen einen Bezug zu Mastzellaktivierungserkrankungen nahe. Mastzellen speichern wichtige Entzündungsmediatoren wie Prostaglandin und Histamin, die bei Krankheit und anderen Immunreaktionen ausgeschüttet werden. Mastzellstabilisierende Medikamente sowie entzündungshemmende und mastzellstabilisierend wirkende Lebensmittel könnten daher in Zukunft eine Rolle bei der Behandlung von Psoriasis und anderen entzündlichen Hauterkrankungen spielen.

Diagnose von Schuppenflechte

Bestimmte Symptome lassen an Schuppenflechte denken. Häufig klagen Betroffene über folgende Beschwerden:

  • sehr trockene, rissige Haut
  • leicht reizbare, empfindliche Haut
  • Hautrötungen
  • schuppende Haut, vor allem an Ellenbogen, Kniegelenken und auf dem Kopf
  • selten: Fieber, allgemeines Unwohlsein, Depressionen

Manchmal ist die Abgrenzung zu Neurodermitis schwierig. Der erfahrene Hautarzt erkennt jedoch die typischen Anzeichen von Psoriasis:

  • Kerzenphänomen: leicht abzuschabende silbrig-weiße Hautschuppen, die an abgeschabten Wachs erinnern
  • Phänomen des letzten Häutchens: wird an einer betroffenen Stelle gekratzt, lässt sich zum Schluss ein letztes, dünnes Häutchen ablösen
  • Phänomen des blutigen Taus oder Auspitzphänomen: nach Ablösen des letzten Häutchen kommt es zu punktuellen, kleinen Blutungen.

Neben der geläufigsten Form der Schuppenflechte werden je nach Manifestation und Hauptvorkommen weitere Psoriasis-Arten unterschieden, dazu zählen:

  • Nagel-Psoriasis (Veränderungen des Nagelbetts bzw. der Nagelwachstumszone)
  • eruptiv-exanthematische Psoriasis (häufig bei Kindern und Jugendlichen mit starkem Juckreiz und abseits der typischen Psoriasis-Herde)
  • Psoriasis pustulosa (Pusteln an verschiedenen Stellen, teils auch an den Schleimhäuten, aber ohne nachweisbare Erreger, meist begleitet von Fieber und Abgeschlagenheit)
  • erythrodermatische Form der Psoriasis (mit Fieber, Schwäche und Herzproblemen)
  • Psoriasis-Arthritis (Entzündungen der Gelenke und schmerzende Knochen)

Je nach Schweregrad der Erkrankung bieten sich verschiedene Behandlungsmethoden an. Derzeit ist Schuppenflechte leider nicht heilbar. Daher geht es bisher vor allem um das Krankheitsmanagement. Das Meiden bestimmter Auslöser sowie verschiedene Präparate können die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessern.

Therapie

Um die entzündlichen Vorgänge bei Psoriasis in den Griff zu bekommen, bietet sich eine ganzheitliche Behandlung an. Neben verschiedenen Salben, Cremes und Lotionen, die topisch angewendet werden können, gibt es einige Medikamente, die von innen heraus gegen die Beschwerden helfen können. Daneben sind die Betroffenen aufgefordert, bekannte Trigger zu meiden. So sollten möglichst milde Kosmetikprodukte für die tägliche Hygiene verwendet werden. Zertifizierte Naturkosmetik sowie hypoallergene Hautpflegeprodukte bieten sich an. Auf Lotionen und Gesichtswasser mit Alkohol ist zu verzichten, da der enthaltene Ethanol zusätzlich die Haut austrocknen kann.

Viele Betroffene reagieren zudem sensibel auf dekorative Kosmetik und den Kontakt mit aggressiven Putzmitteln. Ähnliches gilt für Waschmittel. Häufig sind Duftstoffe und künstliche Weichmacher enthalten. Hypoallergene Waschmittel schaffen hier Abhilfe. Wird die Wäsche in den Trockner gegeben, wird sie ebenfalls weich und man kann sich den Weichspüler sparen. Alternativ kann die Wäsche gebügelt werden, um sie weicher zu machen.

Nach dem Baden oder Duschen empfiehlt es sich, die Haut mit speziellen Produkten rückzufetten. In der Apotheke sind Produkte mit entzündungshemmenden und mastzellstabilisierenden Wirkstoffen zur Hautpflege erhältlich, darunter:

  • Hanföl
  • Nachtkerzenöl
  • Borretschöl
  • Schwarzkümmelöl
  • Zink(-Pyrithion) (vor allem in Anti-Schuppen-Shampoos)
  • Immunsuppressiva/Glucocorticoide

Trigger meiden und alternative Therapieansätze

Bei vielen Betroffenen kann ein Vitamin-D-Mangel nachgewiesen werden. Dadurch kann Schuppenflechte ebenfalls mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln sowie mit UV-Lichttherapie behandelt werden. Viele Betroffene empfinden Kuraufenthalte im Hochgebirge oder am Meer als wohltuend.

Da bestehende Allergien, Intoleranzen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ebenfalls zu Entzündungsprozessen beitragen, ist im Einzelfall eine entsprechende Nahrungsumstellung angezeigt. Offenbar gibt es im Speziellen einen Zusammenhang zwischen Zöliakie und Schuppenflechte, weswegen Psoriasis-Betroffene häufig gut auf den Verzicht von glutenhaltigen Nahrungsmitteln ansprechen. Manchmal genügt es bereits, Weizenprodukte vom Speiseplan zu streichen. Mittlerweile werden die im Weizen enthaltene Stoffe wie das Weizenkeimagglutinin (WGA), Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) sowie Gluten/Gliadin als entzündungsfördernde Substanzen diskutiert, die eine Rolle bei Autoimmunkrankheiten spielen könnten.

Einige Öle von Schwarzkümmel-, über Borretsch- und Nachtkerzen-, bis hin zu Hanföl bieten sich nicht nur zur äußerlichen, sondern auch zur innerlichen Behandlung an. Die positiven Effekte sind womöglich auf die mastzellstabiliserende, entzündungshemmende Wirkung zurückzuführen. Eine Studie aus dem Jahr 2013 hat gezeigt, dass Schwarzkümmelöl (äußerlich angewendet) ähnlich effektiv in der Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen ist wie ein bekanntes Kortisonpräparat (Betamethason) – das jedoch ohne unangenehme Nebenwirkungen (Stichwort: Rebound-Phänomen).

Weitere Therapieansätze setzen auf Akupunktur und homöopathische Mittel. Betroffene sollten außerdem auf einen gesunden Schlafrhythmus achten und für ausreichend Entspannung sorgen, um Stress zu vermeiden. So bieten sich Meditation, Yoga, autogenes Training, etc. als behandlungsbegleitende Maßnahmen an.

Quellen:
http://link.springer.com/article/10.1007/BF01262327
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23198836
http://www.uni-muenchen.de/informationen_fuer/presse/presseinformationen/2011/f-30-11.html
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24412367
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21880210?dopt=Abstract
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378874101002161

Aktualisiert am 17. Februar 2021