Prostatitis

Prostatitis ist ein anderer Begriff für die Prostataentzündung. Die Prostata ist eine kastaniengroße Drüse mit einer glatten Oberfläche. Sie befindet sich bei Männern unterhalb der Harnblase und umschließt den oberen Teil der Harnröhre. Das Organ kann sich entzünden, wenn Bakterien oder andere bestimmte Substanzen des Urins in das Prostatagewebe eindringen. Die typischen Symptome einer Prostatitis sind ein häufiger Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen.

Es wird zwischen zwei Gruppen der Prostataentzündung unterschieden: Die bakterielle und die abakterielle Prostatitis.

Die bakterielle Prostatitis

Bei der durch Bakterien verursachten Prostatitis unterscheidet man zwischen einer akuten und einer chronischen Prostataentzündung. In beiden Fällen gelangen Bakterien über die Harnröhre in die Prostata, wo sie eine Infektion auslösen. Eine akute Prostatitis entsteht darum häufig im Rahmen einer Blasen- oder einer Harnröhrenentzündung. Die chronische Form entwickelt sich hingegen meist aus einer akuten Prostatitis und zwar, wenn mit dieser Komplikationen verbunden sind.

Die abakterielle Prostatitis

Sind nicht Bakterien, sondern andere Erreger für die Prostataentzündung verantwortlich, ist die Rede von einer abakteriellen Prostatitis. Diese wird wiederum in das entzündliche und das nicht-entzündliche chronische Schmerzsyndrom des Beckens unterteilt. Da sich im Rahmen des nicht-entzündlichen chronischen Beckenschmerzsyndroms keine Bakterien und auch keine Entzündungszeichen im Blut nachweisen lassen – wie bei der bakteriellen Prostatitis bzw. bei der entzündlichen abakteriellen Prostatitis -, geht man davon aus, dass es sich bei dieser Form um eine psychosomatische Erkrankung handelt.

Die Symptome

Die auftretenden Symptome unterscheiden sich je nachdem welche Form der Prostatitis besteht.

Diese Symptome treten am häufigsten auf

Im Rahmen der Prostatitis kommt es in den meisten Fällen – egal, um welche Form der Entzündung es sich handelt – zu brennenden Schmerzen beim Wasserlassen. Außerdem besteht ein häufiger Harndrang und es können Schmerzen an der Prostata sowie im unteren Beckenbereich (Hoden, Penis, Leistengegend, …) entstehen. Diese Schmerzen treten vor allem während bzw. kurz nach dem Samenerguss auf.

Mit der akuten bakteriellen Prostatitis kann ein sehr hohes Fieber einhergehen

Ein typisches Merkmal der akuten bakteriellen Prostataentzündung ist ein Fieber, das auftritt, wenn Bakterien aus dem entzündeten Organ in den Blutkreislauf gelangen. Das Fieber kann stark ansteigen (über 40 Grad) und die Betroffenen fühlen sich allgemein krank. Außerdem vergrößert sich die Prostata im Rahmen dieser Form.

Eine Eiteransammlung als Komplikation

Weitere Symptome, die im Rahmen der akuten bakteriellen Prostataentzündung auftreten können, sind unangenehme Schmerzen an der Prostata sowie eine Eiterbildung bzw. ein Keimbefall im Harn. Es kann zu Blutbeimengungen im Ejakulat oder im Urin kommen. Besonders gefährlich ist ein sogenannter Prostataabszess, also eine Eiteransammlung in der Prostata. Diese stellt einen medizinischen Notfall dar, welcher umgehend behandelt werden muss.

Die Symptome bei der chronischen bakteriellen Prostatitis

Typische Symptome einer chronischen bakteriellen Prostataentzündung sind wiederkehrende Schmerzen im Becken sowie über drei Monate anhaltende Prostataschmerzen. Außerdem kann eine Blasenentzündung entstehen.

Symptome beim Beckenschmerzsyndrom

Die Symptome des sogenannten Beckenschmerzsyndroms sind uneinheitlich. Die Beschwerden halten lange an und können sich auch auf die Harnröhre sowie auf die Blase beziehen. Häufig – aber längst nicht immer – reagiert die Prostata schmerzhaft auf die ärztliche Tastuntersuchung.

Die asymptomatische Prostatitis ruft keine Beschwerden hervor

Eine Sonderform der Prostatitis stellt die asymptomatische Prostataentzündung dar. Bei dieser kommt es zu keinen Beschwerden, sodass sie meist im Rahmen von anderen Untersuchungen, also zufällig entdeckt wird.

Ursachen für eine Prostatitis

Mögliche Ursachen für die bakterielle Prostatitis

In etwa zehn Prozent der Fälle geht die Prostataentzündung auf eine Infektion mit Bakterien zurück. Die Erreger gelangen entweder von benachbarten Organen wie der Harnröhre oder der Harnblase in die Prostata oder sie suchen sich ihren Weg über das Blut. Im letzten Fall spricht man von einer hämatogenen Infektion.

Der häufigste Auslöser der bakteriellen Prostatitis ist ein Bakterium namens Escherichia Coli. Dieses kommt überwiegend im menschlichen Darm vor. Darüber hinaus können Mykobakterien und Enterokokken eine Prostatitis begünstigen. Und auch sexuell-übertragbare Erkrankungen wie eine Trichomonaden- oder eine Chlamydien-Infektion als auch ein Tripper können zu einer Prostatitis führen.

Im Rahmen der chronischen Prostataentzündung „entkommen“ die Bakterien dem Immunsystem. Wie es dazu kommt, ist bisher nicht vollständig geklärt. Indem die Bakterien dem Abwehrsystem „entkommen“, können sie sich dauerhaft in der Prostata ansiedeln. Außerdem wirken diverse Antibiotika kaum im Gewebe der Prostata – ein weiterer Faktor der dazu beiträgt, dass Bakterien in dem Organ gut überleben.

Anatomische Ursachen

In einigen wenigen Fällen sind anatomische Ursachen der Auslöser einer Prostatitis. Bei diesen anatomischen „Fehlern“ handelt es sich um Verengungen der ableitenden Harnwege, sodass sich der Urin zurückstaut und eine Entzündung hervorruft, sobald er in die Prostata eindringt. Ursachen für eine solche anatomische Veränderung sind u.a. Prostatasteine und Tumore. Darüber hinaus wird angenommen, dass die Entstehung einer Prostataentzündung auf eine Funktionsstörung der Beckenbodenmuskulatur zurückführbar sein kann.

Chronisches Beckenschmerzsyndrom – die genauen Ursachen werden noch diskutiert

Die genauen Ursachen für das sogenannte chronische Beckenschmerzsyndrom sind bis heute unbekannt. Es gibt diverse Theorien, die die Entstehung begründen. Jedoch gilt keine dieser Thesen als vollständig gesichert. Eine dieser Annahmen besagt, dass Mikroorganismen für die Entstehung des Syndroms verantwortlich sind. Diese Annahme fußt auf der Tatsache, dass in einigen Fällen Erbgut bisher unbekannter Mikroorganismen im Becken gefunden wurden.

Eine weitere mögliche Erklärung für das chronische Beckenschmerzsyndrom liegt in Blasenentleerungsstörungen: Durch die Störung des Abflusses weitet sich das Blasenvolumen, sodass diese auf die Prostata drückt. Auf langfristige Sicht schädigt der Druck dem Prostatagewebe und die Folge ist eine Entzündungsreaktion. Eine weitere mögliche Ursache liegt darin, dass sich eine Blasengewebsentzündung auf die Prostata ausweitet.

Darüber hinaus nehmen einige Forscher an, dass Schmerzen in der Prostataregion durch eine Nervenreizung zustande kommen. Die Schmerzen würden fälschlicherweise auf die Prostata zurückgeführt.

Des Weiteren besteht die Annahme, dass die Prostatitis durch eine ungünstige Autoimmun-Reaktion ausgelöst wird: Körpereigene Abwehrkräfte richten sich gegen körpereigenes Gewebe und lösen somit eine Entzündungsreaktion aus.

Mögliche psychische Ursachen

Vor allem in Bezug auf das nicht-entzündliche chronische Beckenschmerzsyndrom wird vermehrt über psychische Ursachen für die Prostatitis diskutiert. Trotz intensiver Forschungsarbeiten sind die genauen Mechanismen aber noch nicht bekannt.

Risikofaktoren, die eine Prostataentzündung begünstigen können

Bei einigen Männern besteht ein erhöhtes Risiko für eine Prostataentzündung. Hierzu gehören beispielsweise Männer, die ein unterdrücktes oder ein gestörtes Immunsystem aufweisen. Diese Störung bzw. die Unterdrückung kann u.a. durch Medikamente, sogenannte Immunsuppressiva, bedingt sein. Ebenso kann der erhöhte Blutzuckerspiegel im Rahmen einer Diabetes-Erkrankung eine Prostatitis begünstigen: Durch die erhöhten Blutzuckerspiegel steigt auch der Zuckerspiegel im Urin an – der reichliche Zucker scheint den Bakterien ideale Wachstumsbedingungen zu bieten. Darüber hinaus ist auch bei Diabetes mellitus das Immunsystem geschwächt.

Auch ein Blasenkatheter erhöht das Risiko für eine Prostatitis. So können bereits während des Einführens des Katheters in die Blase kleinste Einrisse in der Harnröhre sowie Verletzungen an der Prostata entstehen. Zudem kann der Blasenkatheter mit Bakterien infiziert sein, sodass diese beim Einführen die Harnröhre und die Blase befallen und letztendlich eine Prostatitis begünstigen.

Die Diagnose der Prostatitis

Im Falle einer akuten bakteriellen Prostatitis fällt die Diagnose i.d.R. leicht. Sie wird anhand der typischen Symptome sowie per Bakterien- und Tastbefund gestellt. Im Rahmen der Tastuntersuchung ertastet der Arzt bzw. der Urologe die Prostata mit dem Finger. Sollte eine Entzündung bestehen, kann das Organ bei ausgeübtem Druck schmerzen.

Des Weiteren kann eine Untersuchung des Urins sinnvoll sein. Der Urin ist bei einer Prostatitis entzündlich verändert – er enthält Bakterien und Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Eine Ultraschalluntersuchung mit einer besonderen Enddarmsonde gibt Aufschluss darüber, ob sich in der Prostata Eiter angesammelt hat. Ist das der Fall, wird von einem Prostataabszess gesprochen.

Die Diagnosestellung bei einer chronischen Prostatitis gestaltet sich etwas schwieriger. Ein Grund hierfür ist, dass der Tastbefund nur bei einem akuten Schub der Entzündung bzw. nur bei wiederkehrenden Infektionen auffällig ist. Ein Ultraschallbild gibt Aufschluss über mögliche Kalkansammlungen, welche darauf hinweisen, dass Prostatasteine die Entzündung ausgelöst haben. Das Sperma und die Prostataflüssigkeit, welche man gewinnen kann, indem man sie über den Enddarm ausmassiert, können sowohl Entzündungszellen (Leukozyten) als auch Bakterien enthalten und somit auf eine Prostataentzündung hinweisen. Sollte dieser Nachweis von Entzündungszeichen und Erregern nicht möglich sein, bedarf die Diagnose eine sorgfältige organische Abklärung. Die Prostatitis muss von anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome hervorrufen können, abgegrenzt werden. Nur einige der Erkrankungen mit ähnlichen Symptome sind Analfissuren, Hämorrhoiden und Tumore an der Prostata oder an der Harnblase.

Die Therapie

Die Art der Behandlung richtet sich nach der auslösenden Ursache.

Die Behandlung mit Medikamenten

Bei einer akuten bakteriellen Prostatitis kommen i.d.R. Antibiotika zum Einsatz. In mild verlaufenden Fällen reicht die Gabe über einen Zeitraum von etwa zehn Tagen aus. Besteht eine chronische Prostataentzündung, muss das jeweilige Medikament länger verabreicht werden. So können Wirkstoffe wie Azithromycin, Doxyzyklin und Ofloxacin zwischen vier und sechs Wochen eingenommen werden. Auch, wenn die Symptome bereits nachlassen, darf das Medikament keinesfalls abgesetzt oder anders als vom Arzt verordnet eingenommen werden. Nur so lassen sich ein Rückfall verhindern und die Wahrscheinlichkeit einer Wiedererkrankung minimieren.

Auch bei einer asymptomatischen Prostataentzündung kommen Antibiotika zum Einsatz. Liegt hingegen ein nicht-entzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom vor, gelten Antibiotika als wirkungslos. Beim entzündlichen chronischen Beckenschmerzsyndrom können Antibiotika wiederum eine Heilung begünstigen, sodass eine Antibiotikum-Therapie durchaus in Betracht gezogen werden kann.

Bei einer chronischen abakteriellen Prostatitis kommen zudem pflanzliche Arzneimittel (Phytotherapeutika) wie Pollenextrakt und sogenannte 5Alpha-Reduktasehemmer wie Dutasterid zum Einsatz. Sollten diese Mittel keine Besserung bewirken, wird die medikamentöse Behandlung durch eine physikalische Therapie ergänzt. Diese umfasst eine regelmäßige Prostatamassage, Bewegungstherapie sowie Beckenbodengymnastik. Auch eine Wärmetherapie kann die Schmerzen lindern, indem sie das Gewebe zu einer stärkeren Durchblutung anregt.

Die symptomatische Therapie im Rahmen der Prostatitis

Im Rahmen der symptomatischen Therapie werden akute Beschwerden der Prostatitis gelindert. Schmerzstillende Medikamente wirken gegen starke Schmerzen, Wärmflaschen und Wärmekissen auf Unterbauch und Rücken tragen zur Entspannung der Muskulatur bei. Hierdurch können die Schmerzen im Rahmen der Prostataentzündung oft deutlich reduziert werden.

Hilfreich gegen die Beschwerden können auch altbewährte Hausmittel wie das Essen weichschaliger Kürbiskerne oder eine Roggenkur sein. Weitere Tipps, die Ärzte den Prostatitis-Patienten geben, sind der Verzicht auf Fleisch, Bier, Zucker und Fett sowie das Durchführen eines regelmäßigen Trainings der Beckenbodenmuskulatur.

Die Behandlung von möglichen Komplikationen

In Fällen, in denen es zu einer massiven Harnabfluss-Behinderung kommt, kann die Prostataentnahme notwendig sein. Der Grund: Restharn birgt stets ein großes Risiko für Infektionen in den ableitenden Harnwegen. Eine weitere mögliche Komplikation besteht in einem Abszess, der durch die Ansammlung von Eiter in der Prostata entsteht. Dieser Abszess muss durch einen Schnitt entleert werden. Dieser Eingriff erfolgt i.d.R. über den Enddarm.

Das müssen Patienten tun, um einen Rückfall zu vermeiden

Die Rückfallrate im Rahmen der Prostataentzündung ist generell sehr hoch: Über 20 Prozent der Patienten weisen nach der Ersterkrankung mindestens eine weitere Erkrankungsperiode auf. Wiederum 20 Prozent dieser Patienten weisen gar vier oder mehr Krankheitsfälle auf. Um einem Rückfall vorzubeugen, sollten Patienten eine Unterkühlung und das Tragen von nassen Klamotten vermeiden. Zudem sollten sie für einen gewissen Zeitraum auf Kaffee und andere blasenreizende Getränke verzichten. So wird das Risiko einer Blasenentzündung und somit auch das für eine Prostatitis gesenkt.

Verlauf und Prognose für die Prostataentzündung

Die Heilungschancen bei einer akuten Prostatitis gelten als gut und auch der Verlauf ist i.d.R. harmlos. In den allermeisten Fällen klingt die akute Prostataentzündung nach rund zwei Wochen wieder ab. Bei einer möglichen Harnverhaltung (auch: Ischurie) kann der Betroffene die Blase nicht mehr spontan entleeren, sodass ein Katheter gelegt werden muss. Eine weitere mögliche Komplikation ist ein Prostataabszess. Dieser erfordert, wie bereits erwähnt, einen chirurgischen Eingriff, um den Eiter zu entleeren sowie eine Therapie mit hochdosierten Antibiotika.

Die chronische bakterielle Prostatitis entsteht aus einer akuten bakteriellen Prostatitis. Sie kann sehr hartnäckig sein und langwierig verlaufen.

Einer Entzündung der Prostata kann man gut vorbeugen

Eine gute körperliche Hygiene und eine frühzeitige Behandlung von Infekten der Harnwege beugen dem Risiko der Keimverschleppung zur Prostata vor und verhindern somit auch das Entstehen einer Prostatitis. Das Tragen von Kondomen beim Geschlechtsverkehr beugt zudem einer Entzündung der Prostata durch die Erreger von bestimmten Geschlechtskrankheiten (Tripper, Chlamydien-Infektion, …) vor.

Aktualisiert am 17. Februar 2021