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Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Es gibt eine Reihe von Menstruationsbeschwerden. Zu den bekanntesten zählen sicherlich die Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) und das prämenstruelle Syndrom (PMS). Etwa drei von vier Frauen sind vom PMS betroffen. Etwa vierzehn bis zehn Tage vor dem Einsetzen der Regelblutung beginnen die Beschwerden, die sowohl körperlicher wie auch psychischer Natur sein können. Mit dem Einsetzen der Monatsblutung ebben die Beschwerden meistens langsam wieder ab.

Prämenstruelles Syndrom – was ist das?

Als prämenstruelles Syndrom werden akute körperliche und psychische Beschwerden vor der Regelblutung bezeichnet. Der Schweregrad der Beschwerden variiert von Frau zu Frau. Hinzu kommt, dass nicht in jedem Zyklus Beschwerden auftreten müssen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 80 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter regelmäßig oder gelegentlich vom PMS betroffen sind. Eine besonders schwere Ausprägung des PMS wird auch PMDS genannt. Diese Abkürzung steht für prämenstruelle dysphorische Störung. Manchmal sind die Schmerzen und sonstige Beschwerden so stark, dass sich die Betroffenen krankschreiben lassen müssen. Folgende mögliche körperliche Beschwerden und Schmerzen werden dem PMS zugerechnet:

  • Wasseransammlungen (Ödeme) im Gewebe, v.a. geschwollene Füße und Hände
  • schmerzhafte Spannungen und Schwellungen an den Brüsten, oft mit Berührungsempfindlichkeit (Mastodynie)
  • Hautveränderungen (z.B. unreine Haut und Pickel)
  • Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Müdigkeit und Schlafstörungen
  • Übelkeit, Durchfall und Völlegefühl
  • Kreislaufbeschwerden und Ohnmacht
  • Krämpfe im Unterbauch
  • Migräne und Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen und Verspannungen
  • Heißhunger oder Appetitlosigkeit
  • Lärmempfindichkeit und sonstige Sensibilität auf Reize wie Geruch, Licht und Berührung
  • Reizungen der Schleimhäute, Schmerzen der Geschlechtsorgane und beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
  • Entzündungsneigung

Zu den physischen Beschwerden können folgende psychische Beschwerden hinzukommen:

  • Reizbarkeit, Aggressivität und Stimmungsschwankungen
  • depressive Verstimmungen, manische Stimmungen mit grundlosem Weinen oder Lachen
  • Antriebslosigkeit oder Hyperaktivität bzw. Ruhelosigkeit
  • Angstzustände und Panikattacken
  • gestörtes Selbstwertgefühl
  • gefühlter Kontrollverlust, Stress und Überforderung

Während der Schwangerschaft und mit Einsetzen der Menopause gehen die Beschwerden meist zurück, weswegen davon ausgegangen wird, dass ein hormoneller Zusammenhang zu den Beschwerden des prämenstruellen Syndroms besteht.

Mögliche Ursachen für das prämenstruelle Syndrom

Die genauen Ursachen für das prämenstruelle Syndrom sind bisher jedoch noch unklar. Die Beschwerden treten ausschließlich in der zweiten Zyklushälfte mit der Gelbkörperreifung auf. In dieser Zyklusphase wird das Gelbkörperhormon Progesteron gebildet, während die Östrogenausschüttung abnimmt. Ein möglicher Zusammenhang mit einem Progesteronüberschuss bzw. Östrogenmangel ist naheliegend. Darüber hinaus wird ein Überschuss des milchproduzierenden Hormons Prolaktin ebenfalls als mögliche Ursache diskutiert. Störungen der Schilddrüse, einem der wichtigsten hormonproduzierenden Organe, können ebenfalls zu Menstruationsbeschwerden wie PMS beitragen. Wird der Zyklus durch Medikamente wie die Antibabypille oder andere hormonell wirkende Kontrazeptiva oder durch Operationen verhindert, treten die typischen PMS-Beschwerden nicht auf.

Hingegen können sie durch bestimmte Faktoren – einzeln oder gemeinsam – ausgelöst oder verstärkt werden. Bestimmte Infektionskrankheiten, vor allem Pilzerkrankungen, Umweltgifte und Stress sind hier zu nennen. Nicht außer Acht zu lassen sind außerdem Faktoren wie Bewegungsmangel und ein ungesunder Lebenswandel. Vor allem das in Kaffee, Schwarztee und Energy-Drinks enthaltene Koffein, sowie das im Zigarettenrauch enthaltene Nikotin können die Beschwerden verschlimmern oder womöglich auch auslösen.

Besonderheiten im Hirnstoffwechsel spielen möglicherweise ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung bzw. dem Auftreten von PMS. Geringe Serotoninwerte sowie eine gestörte Dopaminausschüttung werden in diesem Zusammenhang als mögliche Ursachen diskutiert. Eine familiäre Vorbelastung, etwa mit Depressionen, könnte ebenfalls das PMS begünstigen.

Manche Symptome, die dem PMS zugerechnet werden, lassen sich auch durch Nährstoffmängel erklären. Neben den Mineralstoffen Magnesium, Calcium und Eisen, sind vor allem die Vitamine B6 und E relevant.

Bisher noch wenig diskutiert ist die Histaminintoleranz als Ursache für PMS. Bei dieser enzymatischen Abbaustörung wird das biogene Amin Histamin nur schlecht vertragen. Zwei Enzyme sind hauptsächlich für den Histaminabbau verantwortlich. In Bezug auf das PMS ist die Diaminoxidase (DAO) relevant. Ein DAO-Mangel führt bei zu viel mit der Nahrung aufgenommenem Histamin zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, aber auch zu Menstruationsbeschwerden. Während der Schwangerschaft produziert der weibliche Körper mehrere hundertmal so viel DAO wie gewöhnlich, wodurch die Beschwerden in dieser Zeit häufig abnehmen. Hinzu kommt, dass die oben genannten Nährstoffe von besonderer Bedeutung für den Histaminstoffwechsel sind. Ein Mangel kann daher ebenfalls eine Histaminintoleranz begünstigen. Als primäre Behandlung wird eine histaminarme Ernährung empfohlen.

Diagnose

Bei Verdacht auf PMS, ist der Gynäkologe der passende Ansprechpartner. Im Patientengespräch (Anamnese) werden die Krankengeschichte aufgenommen und die Symptome besprochen. Zu den möglichen Fragen gehören beispielsweise:

  • Wann treten die Beschwerden auf?
  • Wie häufig treten die Beschwerden auf (bei jedem Zyklus oder nur gelegentlich)?
  • Um welche Beschwerden handelt es sich?
  • Werden Schmerzen verspürt? Wenn ja, wo?

Neben dem Regelkalender, in dem Auftreten und Intensität der Monatsblutung notiert werden, kann ein Beschwerdetagebuch zum Arzt mitgenommen werden. So kann der Arzt nicht nur nachvollziehen, ob die Monatsblutung regelmäßig ist, sondern auch die Symptome im Zusammenhang zum Zyklus stellen.

Im Anschluss an die Anamnese findet eine körperliche Untersuchung statt. Mittels Tast- und Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter und der umliegenden Organe kann der Gynäkologe ausschließen, dass eine Erkrankung der Organe verantwortlich für die Schmerzen und Beschwerden ist.

Besteht der Verdacht auf eine mögliche organische Ursache, können beispielsweise Bluttests Auskunft über den Hormonstatus und die Nährstoffversorgung geben.

Gegebenenfalls sind weitere Untersuchungen bei anderen Spezialisten notwendig. So kann etwa eine psychische Erkrankung als Ursache ausgeschlossen werden oder eine Funktionsstörung der Schilddrüse als eventueller Grund ausgeräumt werden. Dies ist vor allem dann nötig, wenn die Beschwerden nicht nur in der zweiten Zyklushälfte auftreten.

Therapie

Leider gibt es kein Patentrezept gegen PMS-Beschwerden. Die Behandlung richtet sich individuell nach der Art der Beschwerden. Bei einer relativ leichten Ausprägung der Beschwerden und auch zur Vorbeugung genügen meist schon eine ausgewogene Ernährung,  ausreichend Ruhephasen und Schlaf sowie regelmäßige Bewegung. Patientinnen sollten vor den Tagen insbesondere auf Getränke wie Kaffee, Tee und Cola verzichten. Die Ernährung sollte aus möglichst vielen frischen Zutaten bestehen, um genügend Vitamine und Mineralstoffe sowie Ballaststoffe zuzuführen.

Beschwerden wie Unterleibsschmerzen können mit dem Auflegen einer Wärmflasche, durch warme Bäder oder durch den Genuss warmer Kräutertees gelindert werden. Zuweilen helfen Entspannungstechniken wie autogenes Training und Atemübungen. Besonders empfehlenswert sind darüber hinaus schonende Sportarten wie Yoga, Pilates und Beckenbodentraining. Durch diese Sportarten kann die Muskulatur um Becken und Bauch gestärkt werden, wodurch die willkürliche Muskelentspannung erleichtert wird. Einige Patientinnen haben gute Erfahrungen mit Ausdauersportarten wie Schwimmen oder Radfahren gemacht.

In der Naturheilkunde gelten Nachtkerzen- und Borretschöl als symptomlindernd beim PMS. Diese Öle unterstützen zudem den Histaminabbau. Kräuter wie Johanniskraut (Achtung: Wechselwirkung mit der Antibabypille!), Mönchspfeffer, Gingko und Frauenmantel werden ebenfalls empfohlen.

Liegt ein Nährstoffmangel als Ursache zugrunde, können Nahrungsergänzungsmittel Abhilfe schaffen.

In schweren Fällen können Schmerzen beispielsweise mit Ibuprofen behandelt werden. Schmerzmittel sollten jedoch nur nach ärztlicher Konsultation und lediglich kurzfristig angewendet werden. Kommt es verstärkt zu Wassereinlagerungen (Ödemen) kann der Arzt ausschwemmende Medikamente (Diuretika) verordnen. Zuweilen hilft die Antibabypille, den Zyklus regelmäßiger zu gestalten. Außerdem unterdrückt das hormonell wirkende Kontrazeptivum den Eisprung und kann so die Schmerzen vor den Tagen verhindern.

Aktualisiert am 17. Februar 2021