Ödem

Bei einem Ödem handelt es sich um eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung im Raum außerhalb der Körperzellen. Mit dieser Ansammlung geht eine Schwellung des betroffenen Bereichs einher. Ödeme entstehen, wenn Flüssigkeit aus den Gefäßen heraustritt und sich in bestimmten Körperräumen oder im Gewebe ansammelt. Im Zusammenhang mit einem Ödem wird auch von der Wassersucht gesprochen. Die Wasseransammlungen können prinzipiell überall im Körper vorkommen. Ist die Bauchhöhle betroffen, spricht man von einer Bauchwassersucht oder auch von einem Aszites. In den meisten Fällen treten Ödeme jedoch in den Extremeitäten, also in den Armen oder in den Beinen auf. Diese Ödeme werden auch als periphere Ödeme bezeichnet.

Symptome von unterschiedlichen Ödemen

Ödeme können sowohl von regionaler als auch von generalisierter Natur sein. Bei einem regionalen Ödem ist die Wasseransammlung auf einen bestimmten Bereich des Körpers begrenzt. Bei der generalisierten Form treten die Ödeme am gesamten Körper auf. Mit Ödemen gehen i.d.R. typische Symptome einher. Eines dieser Symptome ist die sichtbare Schwellung des betroffenen Bereichs.

Neben der Schwellung kann es auch zu tiefen Furchen in der Haut kommen. Häufig ist ein Strumpfbündchen die Ursache. Dieses drückt in den geschwollenen Bereich ein. Sind die Füße von der Schwellung betroffen, bemerken die Betroffenen das häufig dadurch, dass ihre Schuhe plötzlich nicht mehr passen. Bei Schwellungen an den Armen und Händen spannen diese, wenn die Patienten die Hände zur Faust ballen. Auch Ringe passen nicht mehr an die Finger. Bei einer Schwellung im Gesicht schwellen vor allem die Augenlider an. Ein vergrößerter Bauchumfang und ein aufgetriebener Bauch deuten wiederum auf eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle hin. Im Rahmen aller Wassereinlagerungen, also sowohl bei einem Ödem in der Bauchhöhle als auch bei einer Wasseransammlung in den Füßen etc., kommt es zu einer Gewichtszunahme.

Symptome von Hirn-, Lungen- und Kehldeckelödemen

Die Flüssigkeitseinlagerungen können auch die inneren Organe betreffen:

Ein Hirnödem entsteht in der Folge von Entzündungen, Verletzungen oder aufgrund der sogenannten Höhenkrankheit. Es kommt zunächst zu Kopfschmerzen, zu Erbrechen und zu Übelkeit. Im weiteren Verlauf kann das Bewusstsein gestört sein und der oder die Betroffene kann ins Koma fallen.

Bei einem Lungenödem handelt es sich um die Folge einer unbehandelten Herzinsuffizienz. Die Flüssigkeit tritt allmählich in die Lungenbläschen über. Das macht sich in Form von brodelnden oder rasselnden Atemgeräuschen bemerkbar. Schreitet das Ödem in der Lunge weiter fort, hat der Patient immer mehr Probleme beim Atmen. Ein Lungenödem ist eine ernstzunehmende Komplikation, die eine schnelle Behandlung erfordert.

Ein Glottisödem ist ein Ödem am Kehldeckel. Dieses kann durch Infektionen und Allergien verursacht werden. Mit dieser Art von Ödem geht ein Engegefühl beim Atmen einher. Schwillt der Kehldeckel stark an, kann eine lebensbedrohliche Atemnot die Folge sein.

Harmlose und ernstzunehmende Ursachen

Ödeme können sowohl harmloser als auch ernstzunehmender Natur sein. Harmlose Ödeme bilden sich beispielsweise, wenn eine Person zu lange sitzt. Sie verschwinden von selbst wieder. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass ein harmloses Ödem im Rahmen des prämenstruellen Syndroms entsteht. Auch kann es in der Schwangerschaft auftreten. Ist letzteres der Fall, kann auch eine ernstere Erkrankung wie ein hoher Blutdruck die Ursache sein. Auch bestimmte Medikamente wie kortisonhaltige und gefäßerweiternde Mittel können eine Wassersucht als Nebenwirkung haben.

Erkrankungen, mit denen Ödeme einhergehen können

Ein Ödem kann auf die folgenden ernsthaft gesundheitlichen Erkrankungen und Störungen hinweisen:

  • Erkrankungen der Nieren (z.B. Nierenentzündung)
  • Lebererkrankungen wie eine Leberzirrhose nach langjährigem Alkoholmissbrauch
  • Lungenemphysem und andere Lungenerkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie ein Herzklappenfehler, Durchblutungsstörungen oder Krampfadern
  • Allergien
  • Entzündungen
  • Tumore
  • Erkrankungen des Hormonsystems (Cushing-Syndrom, Schilddrüsenunter- oder Überfunktion)
  • Verletzungen

Sonderformen von Wasseranlagerungen

Des Weiteren gibt es, je nach Lage und Ursache, einige Sonderformen von Ödemen: das Lymphödem, das Quincke-Ödem (auch: Angioödem) und das Reinke-Ödem.

Ein Lymphödem entsteht, wenn die Lymphe, also die Lymphbahnen, von dem Wasserstau betroffen sind. Die Ursache kann in einem gestörten Lymphtransport liegen.

Das Quincke-Ödem

Beim Quincke-Ödem kommt es zu Schwellungen der Haut sowie zu Schwellungen der Schleimhäute im Hals- und Kopfbereich. Dieses Ödem kann mehrere Tage andauern und führt in nicht seltenen Fällen zu Schmerzen. Auch ein Spannungsgefühl kann auftreten. Ein Quincke-Ödem tritt meist an den Lippen, an den Augenlidern oder auf der Zunge auf. Ebenso kann der Rachen betroffen sein.

Das Quincke-Ödem wird in zwei Formen unterteilt: das Histamin-vermittelte Angioödem und das Angioödem durch einen Enzymmangel. Beide Formen treten etwa gleichhäufig auf. Das Histamin-vermittelte Quincke-Ödem tritt im Rahmen der Nesselsucht auf. Es handelt sich um eine Art allergische Reaktion. Der für die zweite Form verantwortliche Enzymmangel kann erblich bedingt sein. Es gibt aber auch diverse Medikamente und Erkrankungen, die die Entstehung begünstigen können.

Das Reinke-Ödem – eine Überlastung der Stimme

Beim sogenannten Reinke-Ödem sind meist die Stimmlippen von den Wassereinlagerungen betroffen. In den meisten Fällen tritt das Ödem an beiden Stimmlippen auf. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Es kommt zu Stimmstörungen – die Betroffenen sind heiser bzw. im schlimmsten Fall haben sie gar keine Stimme mehr. Die Ursache liegt häufig in einer Überbelastung der Stimme.

So stellt der Arzt die Diagnose

Sofern ein Ödem nicht innerhalb von einigen Tagen von alleine verschwindet, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abklären zu lassen. Der Arzt führt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Er erkundigt sich nach dem ersten Auftreten der Wassereinlagerungen und danach, ob die Ödeme unter gewissen Umständen stärker sind – es besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass die Beine abends dicker sind als tagsüber. Darüber hinaus erkundigt sich der Mediziner nach möglichen Vorerkrankungen und er fragt den Patienten, ob er regelmäßig Medikamente wie Mittel gegen Bluthochdruck einnimmt.

Es folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt kontrolliert, ob der Patient Venenveränderungen wie Krampfadern aufweist. Auch kann er eine Urin- und eine Blutprobe nehmen. Auf diese Weise kann er Werte der Elektrolyte (z.B. Kalium und Natrium) und der Eiweiße untersuchen.

Je nach der vermuteten Ursache, können weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Zu diesen Untersuchungen gehören u.a. eine Röntgenuntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung. Außerdem können eine Computertomographie und eine Kernspintomographie zum Einsatz kommen. Es besteht die Möglichkeit einer Echokardiographie (Herzuntersuchung), einer Phlebographie und einer Lymphographie. Die letzten beiden stellen eine Röntgenuntersuchung der Venen und der Lymphwege dar.

Die Gabe von Diuretika und die Therapie der Ursache

Im Falle von generalisierten Ödemen werden meist Diuretika wie Furosemid verschrieben. Diese führen dazu, dass das überschüssige Wasser über die Nieren ausgeschieden wird. Bei dieser Therapie wird jedoch nur die Symptomatik und nicht die Ursache behandelt. Deshalb muss zusätzlich die zugrundliegende Erkrankung therapiert werden. Bei einem Hirn- oder Lungenödem bedarf es sogar einer intensivmedizinischen Behandlung. Besteht ein Lymphödem, kommen spezielle Kompressionshandschuhe, -Ärmel und – Strümpfe zum Einsatz. Diese üben Druck auf die Gliedmaßen aus. Auch spezielle Massagen, sogenannte Lymphdrainagen, können wirkungsvoll sein. Zudem werden die betroffenen Glieder hochgelagert.

Vorbeugende Maßnahmen

Da Ödemen keine einheitliche Ursache zugrunde liegt, kann man den Wasseransammlungen nicht unmittelbar vorbeugen. Sollte eine Person an einer Nieren-, Herz- oder Lebererkrankung leiden, müssen die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unbedingt eingehalten werden. So können bestehende Ödeme schnellstmöglich entdeckt und behandelt werden. Darüber hinaus sollten Medikamente stets wie vom Arzt verordnet eingenommen werden. Klagt eine Person über eine Venenschwäche, kann der Entstehung von Wassereinlagerungen durch Gymnastik und Kompressionsstrümpfe vorgebeugt werden.

Auch kann man Ödemen vorbeugen, indem man die Muskelpumpe in den Beinen aktiviert. Das gelingt durch „strammes Gehen“ oder durch das Kreisen der Füße beim Sitzen. Wenn man weiß, dass man zu Wassereinlagerungen in den Beinen neigt, sollte man diese immer mal hochlagern. Schwangere können Ödemen vorbeugen, indem sie langes Sitzen oder Stehen mit einer abgewinkelten Beinhaltung vermeiden.

Aktualisiert am 17. Februar 2021