Milchschorf

Milchschorf entsteht bei Babys meistens im Alter zwischen drei und sechs Monaten. In einigen Fällen kann sich der Ausschlag auch schon früher entwickeln. Meistens handelt es sich dann aber um ein seborrhoisches Ekzem, Kopfgneis genannt. Dieser ähnelt dem Milchschorf sehr. Sollte die Ursache für das Ekzem nicht bekannt sein, spricht man in der Medizin von einem sogenannten Enczema infantum.

Der Begriff „Milchschorf“ ist etwas irreführend, da die Krankheit nichts mit der Einnahme von Milch oder Muttermilch zu tun hat. Stattdessen wird mit dem Begriff das Aussehen des Schorfs beschrieben: die verkrusteten Stellen auf der Kopfhaut sowie im Gesicht erinnern an angebrannte Milch.

Milchschorf kann auf eine spätere Erkrankung an Neurodermitis hinweisen

Mehr als die Hälfte der Kinder, die in ihrem Lebensverlauf an Neurodermitis erkranken, weisen in den frühen Lebensmonaten Milchschorf auf. Die Anzahl der Kinder mit diesen beiden Krankheiten zeigt eine steigende Tendenz und bei einigen reicht die Neurodermitis bis in das Erwachsenenalter hinein (in Deutschland leiden etwa 1,5 bis 5 Prozent der Erwachsenen an einer Neurodermitis-Erkrankung).

Bläschen, Schuppen und weitere Symptome

Ein typisches Merkmal der Erkrankung ist eine Entzündung der Haut, mit der Knötchen und Bläschen sowie fettige, gelblich-bräunliche Schuppen einhergehen. Die Hautbereiche sind rot und können nässen. Außerdem können sich helle Hautkrusten bilden. Der Milchschorf bewirkt meist einen unangenehmen Juckreiz, sodass das Baby schlecht schläft, was zu einer Beeinträchtigung des Allgemeinzustands führen kann. Des Weiteren kann die Schuppenbildung den Haarwuchs verlangsamen und zu einem Ausfall der Haare führen. Die ausgefallenen Haare wachsen jedoch wieder nach, sodass die Eltern keine Folgeschäden befürchten müssen.

Die Erkrankung kann einige Wochen und sogar Monate andauern. Auch kann es sein, dass der Milchschorf bis zu zwei Jahre bestehen bleibt. Er verschwindet i.d.R. von selbst wieder.

Manche Krankheiten weisen ähnliche Symptome auf

Sowohl Kopfgneis (eine seborrhoische Dermatitis der Kopfhaut) als auch Pilzerkrankungen der Haut (Tinea) und Schuppenflechte (Psoriasis) können eine sehr ähnliche Schuppung der Kopfhaut auslösen wie Milchschorf. Vor allem Kopfgneis wird häufig mit der Erkrankung verwechselt: Auch der Kopfgneis führt zu einer Bildung von Schuppen und zu einer Verkrustung der Kopfhaut. Im Gegensatz zu Milchschorf juckt die Haut bei Kopfgneis jedoch nicht. Außerdem geht mit Kopfgneis kein erhöhtes Risiko für allergische Erkrankungen (z.B. Neurodermitis) im späteren Leben einher.

Die genaue Ursache ist bis heute unbekannt

Die genauen Ursachen für Milchschorf sind bis heute ungeklärt. Man geht aber davon aus, dass eine genetische Veranlagung für die Erkrankung verantwortlich ist. Außerdem wird im Zusammenhang mit Milchschorf von einer multifaktoriellen Genese gesprochen, d.h. es bestehen weitere Faktoren, die die Entwicklung von Milchschorf begünstigen.

Der typische Ausschlag, die Krusten und der Juckreiz im Rahmen von Milchschorf entstehen durch diverse Vorgänge in der Haut. In den meisten Fällen liegt eine Kombination von drei Faktoren vor:

  • Barrierestörungen: Babys mit Milchschorf sind zu trockener Haut veranlagt, wodurch die obere Schicht, die Epidermis, mehr Feuchtigkeit abgibt als das bei gesunden Säuglingen der Fall ist. Die Haut ist durchlässiger und sie kann weniger Wasser speichern als die von gesunden Babys. Die trockene Haut führt zu einem Juckreiz und sie ist anfälliger für schädliche Einflüsse wie Allergene.
  • Immunologische Ursachen: Babys mit Milchschorf weisen einen erhöhten Spiegel an Immunglobuli auf. Hierbei handelt es sich um bestimmte Antikörper, welche eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Allergien spielen. Deshalb sind Babys mit Milchschorf häufig gegen Kuhmilch und Hühnereier allergisch. Die Abwehrreaktionen des Immunsystems finden auf der Haut statt. Sie bewirken entzündliche Prozesse.
  • Neurovegetative Ursachen: Das Nervensystem der Säuglinge reagiert empfindlicher auf kaltes oder trockenes Klima sowie auf andere äußere Reize. Außerdem sind die Babys empfindlicher gegenüber Angst und anderen psychischen Faktoren. Im späteren Leben können diese Faktoren die Neurodermitis verstärken.

Das Hautbild als wichtigster Hinweis auf Milchschorf

Das Hautbild des Babys gilt als wichtigster Hinweis auf Milchschorf. Typische Merkmale, die im Rahmen der körperlichen Untersuchung auf Milchschorf hinweisen, sind:

  • Blasen und rote Knötchen
  • Eine feine Schuppung
  • Gelbliche Milchschorf-Krusten
  • Typische Stellen, an denen das Ekzem entsteht (Gesicht, Kopfhaut, Beine und Arme)

Zu den weiteren Merkmalen, die die Diagnose von Milchschorf erleichtern, gehören eingerissene Ohrläppchen, eine doppelte Unterlidfalte sowie eine stärkere Linienbildung an den Handflächen und an den Fußsohlen.

Um die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem Ekzem tatsächlich um Milchschorf handelt, einschätzen zu können, wird der Arzt außerdem eine Familien-Anamnese durchführen, d.h. er wird sich ausführlich danach erkundigen, ob in der Familie Fälle von Neurodermitis bestehen.

Anhand dieser Untersuchungen kann Milchschorf i.d.R. sicher diagnostiziert werden, sodass keine weiteren Untersuchungen notwendig sind. Sollte ein Fall unklar sein, kann eine Untersuchung des Bluts sowie eine histologische Untersuchung der Haut vorgenommen werden. Im Blut besteht bei Milchschorf beispielsweise oft ein hoher IgE-Spiegel.

Auf eine medikamentöse Behandlung kann verzichtet werden

Eine medikamentöse Therapie ist bei Milchschorf nicht notwendig. Stattdessen sollten nässende Entzündungen mit wirkstofffreien Cremes behandelt werden. Die verkrusteten Schuppen dürfen keineswegs abgekratzt werden! Stattdessen sollte Babyöl in die Kopfhaut des Babys einmassiert werden. Am nächsten Tag muss das Babyöl mit schonendem Babyshampoo ausgewaschen werden. Um die Haut nicht zusätzlich zu reizen, sollten alle verwendeten Mittel frei von Parfum sein!

Es besteht auch die Möglichkeit, den Milchschorf mit einer bestimmten Paste zu behandeln. Diese wird aus einem Teelöffel Wasser und drei Teelöffeln Natron hergestellt. Die Paste wird etwa eine Stunde vor Schlafenszeit auf die Kopfhaut aufgetragen. Am nächsten Morgen wird sie mit warmem, klaren Wasser ausgespült. Der Juckreiz kann gelindert werden, indem feuchte, kühle Umschläge auf die betroffenen Stellen gelegt werden. Diese Umschläge sollten alle zwei bis drei Stunden erneut mit kühlem Wasser befeuchtet werden. Wichtig ist auch, dass man die Fingernägel des Babys schneidet! So wird verhindert, dass Wunden entstehen, die Entzündungen verursachen können. Des Weiteren sollte das Baby vor einer Überwärmung geschützt werden – Schwitzen verstärkt den Juckreiz zusätzlich. Die Kleidung des Säuglings sollte aus atmungsaktiver, weicher Baumwolle bestehen, denn alle anderen Arten von Fasern fördern ebenfalls den Juckreiz.

Verschiedene Maßnahmen, um Milchschorf vorzubeugen

Regelmäßiges Haarewaschen und sanftes Bürsten der Haare wirken vorbeugend gegen Milchschorf. Hierdurch wird die Durchblutung gefördert. Darüber hinaus sollten neue Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen gewaschen werden. Das gilt besonders für Babyhäubchen. Beim Waschen sollte möglichst wenig Waschmittel verwendet werden. Sobald das Kind alt genug ist, ist das Duschen dem Baden vorzuziehen. So trocknet die Haut nicht so schnell aus.

Aktualisiert am 16. Februar 2021