Magenkrebs

Magenkrebs (auch: Magenkarzinom) entsteht im Rahmen der unkontrollierten Teilung von Magenzellen. Es werden, je nachdem von welchem Zelltyp der Tumor ausgeht, verschiedene Arten von Magenkrebs unterschieden: In den meisten Fällen entarten Drüsenzellen der Magenschleimhaut, welche für die Bildung des Magensaftes verantwortlich sind. In dem Fall, dass diese Zellen betroffen sind, wird in der Medizin von einem Adeno-Karzinom gesprochen. Geht der Tumor von Muskel- oder Bindegewebszellen aus, spricht man wiederum von einem Sarkom, bei einer Ausartung der lymphatischen Zellen von einem MALT-Lymphom.

Verschiedene Stadien von Magenkrebs

Magenkrebs wird nach der Ausbreitung und der Bösartigkeit der Krebszellen im Magen sowie in den Lymphknoten bzw. in anderen Körperregionen klassifiziert.

Um die Bösartigkeit bestimmen zu können, wird ein sogenanntes Grading durchgeführt (vier Stadien: G1 bis G4): Im G1-Stadium besteht noch eine recht große Ähnlichkeit zwischen gesunden und kranken Zellen. Im vierten Stadium unterscheiden sich die Magenkrebs-Zellen stark von den gesunden Zellen und sie sind sehr undifferenziert. Je weiter fortgeschritten der Tumor, umso höher also das Stadium.

Die Ausbreitung des Tumors beschreibt wiederum, wie weit sich dieser bereits auf umliegendes Gewebe ausgebreitet hat. Hierfür wird die TNM-Klassifikation, welche auch bei anderen Krebsarten zum Einsatz kommt, verwendet (T = Tumor, N = Lymphknoten und M = Metastasen).

Tumorgröße (T):

  • T1: Es besteht ein Frühtumor, welcher auf die innere Schleimhautschicht begrenzt ist
  • T2: Der Tumor befällt auch die glatte Muskelschicht des Magens
  • T3: Auch die äußere Bindegewebsschicht des Magens ist befallen
  • T4: Der Tumor befällt auch umliegende Organe

Lymphknoten (N):

  • N1: Einer, maximal zwei Lymphknoten der Region sind von den Krebszellen befallen
  • N2: Drei bis sechs der regionären Lymphknoten sind befallen
  • N3: Mehr als sieben Lymphknoten sind befallen

Metastasen (M):

  • M0: Es bestehen keine Fernmetastasen in einem anderen Organ als dem Magen
  • M1: Es bestehen Fernmetastasen in anderen Organen

Nach dieser Einteilung wäre ein T2N2Mo-Tumor beispielsweise ein Magentumor, welcher bereits die Muskelschicht betrifft (T2), der drei bis sechs Lymphknoten befallen hat (N2), der aber noch keine Metastasen gebildet hat (M0).

Weitere Möglichkeiten der Einteilung

Darüber hinaus bestehen weitere Möglichkeit der Einteilung eines Tumors. Eine Einteilung nach dem Wachstumstyp stellt beispielsweise die sogenannte Laurén-Klassifikation dar. Die beiden Haupttypen dieser Differenzierung sind das diffuse und das intestinale Magenkarzinom. Während das diffuse Karzinom in die Magenwand einwächst und oft nur schwer von der Umgebung abgegrenzt werden kann, wächst das intestinale Karzinom eher polypenartig und oberflächlich.

Männer erkranken häufiger an Magenkrebs als Frauen

Magenkrebs stellt eine häufige Krebserkrankung dar. Männer sind häufiger betroffen als das weibliche Geschlecht. Er tritt überwiegend im höheren Alter und besonders ab einem Alter von 50 Jahren auf. Hauptursache für ein Magenkarzinom sind bestimmte Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Hierin liegt der Grund, warum die sich Häufigkeit von Land zu Land bzw. von Kontinent zu Kontinent unterscheidet.

Zunächst treten unspezifische Symptome auf

Ist eine Person an Magenkrebs erkrankt, wird diese zunächst unspezifische Symptome wie eine plötzliche Gewichtsabnahme oder Schmerzen im Oberbauch beklagen. Außerdem kann es zu Schluckbeschwerden, zu Übelkeit und zu Erbrechen kommen. Ein Völlegefühl, eine Blutarmut und Appetitlosigkeit gehören ebenso zu den möglichen Beschwerden. Häufig entstehen ein Leistungsabfall, Blähungen, Sodbrennen und Betroffene müssen häufig aufstoßen. Mundgeruch kann ebenso mit dem Magenkrebs einhergehen. Patienten können eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln und eine Abneigung gegen Fleisch und andere Nahrungsmittel entwickeln. Zudem kann leichtes Fieber entstehen.

Neben diesen uncharakteristischen Symptomen können bei fortgeschrittenen Tumoren für den Magenkrebs spezifische Symptome auftreten. Zu diesen zählen Magenblutungen und das Erbrechen von Blut. Die Blutungen können eine Schwarz-Färbung des Stuhls (sogenannter Teerstuhl) bewirken und das Erbrochene wirkt kaffeesatzartig. Zu dieser Konsistenz und Farbe kommt es durch den Kontakt des Bluts im Magen mit der Magensäure. Zudem weist insbesondere die Abneigung gegen bzw. die Unverträglichkeit von Wein und Sekt auf Magenkrebs hin.

Wenn sich der Krebs im Körper ausgebreitet und Metastasen gebildet hat, können weitere Beschwerden auftreten. Haben sich die Tochtergeschwulste beispielsweise in den Lymphknoten gebildet, kann es sein, dass der Virchow-Lymphknoten im Bereich der linken Schlüsselbeingrube vergrößert und somit ertastbar ist. Sollte wiederum die Leber von den Metastasen befallen sein, kann sich diese vergrößern, wodurch ein Druckschmerz entsteht. Außerdem können sich große Flüssigkeitsmengen in der Bauchhöhle ansammeln.

Es sei darauf hingewiesen, dass ein Magenkarzinom auch lange Zeit symptomlos verlaufen kann. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass die Beschwerden gering sind, sodass die Betroffenen diese als harmlos einstufen.

Risikofaktoren, die die Entstehung von Magenkrebs begünstigen

Auch, wenn eine eindeutige Ursache für die Entstehung von Magenkrebs bis heute nicht bekannt ist, gibt es einige Risikofaktoren, von denen man sicher weiß, dass sie die Wahrscheinlichkeit eines Magenkarzinoms erhöhen.

Schlechte Ernährungsgewohnheiten

Ein geringer Verzehr von Ballaststoffen bei gleichzeitig hoher Salzzufuhr gilt als ein Haupt-Risikofaktor. Außerdem erhöhen gegrillte, geräucherte und gepökelte Speisen das Magenkrebs-Risiko. Der Grund für das erhöhte Risiko durch Grillen und Räuchern ist, dass bei diesen Zubereitungsverfahren krebserregende Stoffe, sogenannte Kanzerogene, freigesetzt werden. Verschimmelte Lebensmittel sollten gemieden werden, da auch Schimmelpilze krebserregende Gifte enthalten können.

Auch Alkohol und Nikotin sind Stoffe, die sowohl das Risiko eines Magenkarzinoms als auch das für andere Krebsarten erhöhen.

Erkrankungen, die das Risiko von Magenkrebs erhöhen

Es gibt Krankheiten, denen eine Krebs-Risiko erhöhende Eigenschaft zugeschrieben wird. Zu diesen Krankheiten zählen ein Magengeschwür, einige Arten von Magenschleimhautpolypen und die Krankheit Morbus Ménétrier, mit der eine wuchernde Magenschleimhaut einhergeht. Außerdem gelten eine Infektion mit Helicobacter pylori-Bakterien sowie eine chronische atrophische Gastritis, also eine chronische Magenschleimhautentzündung samt einhergehendem Gewebeschwund, als Risikofaktoren.

Neben diesen möglichen Ursachen tritt Magenkrebs in einigen Familien gehäuft auf, d.h. es besteht die Möglichkeit einer genetischen Veranlagung für ein Magenkarzinom.

Die Diagnose von Magenkrebs

Besteht der Verdacht auf Magenkrebs, wird der Arzt zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch mit dem Patienten führen. In diesem Gespräch werden u.a. die Ernährungsgewohnheiten sowie die auftretenden Symptome thematisiert.

Es folgt die körperliche Untersuchung: Der Arzt sucht den Patienten nach einem Geschwulst im Bauchbereich, nach geschwollenen Lymphknoten und nach anderen Merkmalen eines Magenkarzinoms ab.

Darüber hinaus wird eine Magenspiegelung durchgeführt, um einen Blick in das Organ zu erhalten. Hierzu schluckt der Patient einen Schlauch, welcher von der Speiseröhre bis in den Magen geschoben wird. Am vorderen Ende des Schlauchs ist eine Kamera samt Licht angerbracht. So lässt sich die Innenwand des Magens gut auf dem Monitor überprüfen. Zudem kann der Arzt mit einer kleinen Zange eine Gewebeprobe entnehmen. Diese wird mikroskopisch untersucht, sodass Magenkrebs ausgeschlossen oder im schlimmsten Fall diagnostiziert werden kann.

Wenn sich der Verdacht auf ein Magenkarzinom bestätigt hat, folgen weitere Untersuchungen, die der Bestimmung des Stadiums und der Ausbreitung des Tumors dienen. Diese Untersuchungen werden unter dem Begriff „Staging“ zusammengefasst: Im Rahmen der Endosonographie führt der Arzt einen Ultraschallkopf in den Magen ein. So lässt sich genauestens bestimmen, wie weit sich der Tumor bereits in der Magenwand ausgebreitet und diese durchdrungen hat. Außerdem kann mit dieser Methode festgestellt werden, ob benachbarte Lymphknoten befallen sind.

Röntgenaufnahmen, eine Computertomographie und Ultraschalluntersuchungen anderer Organe wie der Lunge geben Aufschluss darüber, ob auch diese vom Tumor bzw. von dessen Tochtergeschwülsten befallen sind. Die Metastasen können sich über die Lymphbahnen auf sämtliche benachbarte Organe wie die Eierstöcke ausbreiten.

Auch eine Bauchspiegelung kann durchgeführt werden, um auszuschließen, dass sich der Tumor auf das Bauchfell oder andere Organe des Magen-Darm-Trakts ausgeweitet hat. Eine Skelettszintigrafie dient wiederum der Überprüfung der Knochen auf Metastasen. Hierzu wird dem Patienten eine leicht radioaktive Substanz in die Vene gespritzt. Die Substanz lagert sich für einen gewissen Zeitraum an den Knochen an – da der Umbau von Knochen in der Region von Metastasen erhöht ist, reichert sich hier mehr von der radioaktiven Substanz an, was letztendlich auf dem Szintigramm erkannt werden kann.

Die operative Entfernung des Tumors und weitere Behandlungsmaßnahmen

Die wichtigste Methode im Rahmen der Therapie eines örtlich begrenzten Magenkarzinoms ist die vollständige Entfernung des Tumors via Operation. Je nachdem wie weit sich der Tumor bereits ausbreiten konnte, kann eine vollständige Entfernung des Magens sowie eines Teils des Zwölffingerdarms und von regionären Lymphknoten notwendig sein. Das trifft in den meisten Fällen zu – nur bei kleinen Tumoren im Bereich des unteren Magendrittels genügt eine Teilentfernung. Ist der Tumor nahe dem Mageneingang gelegen, müssen eventuell auch Teile der Speiseröhre entfernt werden. Auch kann es sinnvoll sei, die Milz zu entfernen.

Sollte sich der Tumor örtlich ausgebreitet haben, kann eine neoadjuvante, d.h. vorgeschaltete Chemotherapie die Operation erleichtern, indem der Tumor durch diese verkleinert wird.

Nach einer Operation können weitere Behandlungsmaßnahmen wie eine Chemo- oder eine Strahlentherapie heilungsfördernd sein.

Sollten schon bei der Diagnosestellung Metastasen in anderen Organen entdeckt werden, gilt die Erkrankung als nicht dauerhaft heilbar. Eine Operation kann sinnvoll sein, damit örtliche Komplikationen durch das Wachstum des Tumors vermieden und die Magen-Darm-Passage freigehalten werden. Ansonsten kommt auch hier eine Chemotherapie zum Einsatz. Durch diese werden gute palliative Effekte erreicht und mit gewissen Zytostatika-Kombinationen können Tumorrückbildungen von bis zu 60 Prozent erreicht werden. Im Falle von Knochenmetastasen kann auch eine Strahlentherapie durchgeführt werden.

Da Patienten, denen der Magen oder Teile des Magens entfernt wurden, häufig über Verdauungsprobleme klagen, wurden Techniken entwickelt, bei denen man aus dem Dünndarm eine Art Ersatzreservoir bildet.

Nebenwirkungen und Folgen der Therapie

Nach einer Operation stehen die Patienten zunächst vor erheblichen Problemen, welche sich vor allem auf die Ernährung beziehen: Durch das Fehlen bzw. die Verkürzung der Magenpassage wird die Nahrung zu schnell in den Dünndarm transportiert, sodass die Nährstoffe nicht vollständig verwertet werden können. Vor allem in Fällen, in denen der Magen komplett entfernt wurde, müssen deshalb essenzielle Spurenelemente und Vitamine supplementiert werden. Durchfälle, die durch eine gestörte Fettverdauung entstehen, können durch fettspaltende Enzyme verbessert werden. Da es im Rahmen der Erkrankung zu einem starken Gewichtsverlust gekommen ist, muss eine kohlenhydrat- und eiweißreiche Ernährung verfolgt werden. Auch sogenannte Astronauten-Nahrung kommt in Frage. Bei langanhaltenden Ernährungsproblemen kann die Ernährung auch über einer Sonde erfolgen. Viel Fett sollte aufgrund der gestörten Fettverdauung gemieden werden.

Durch den krankhaft schnellen Transport des Nahrungsbreis in den Dünndarm kann das sogenannte Dumping-Syndrom auftreten. Dieses führt innerhalb von kürzester Zeit zu Übelkeit, Kreislaufproblemen, Herzklopfen und Schweißausbrüchen. Außerdem können mit dem Syndrom Schwindelgefühle entstehen und der Blutdruck kann stark abfallen. Hierzu kommt es durch die darmbedingten Stoffwechselstörungen. Solchen Störungen beugt man am besten vor, indem man die tägliche Nahrungsaufnahme auf sechs bis zehn Mahlzeiten verteilt. Außerdem sollte man nicht unmittelbar zu den Mahlzeiten trinken.

Wurde lediglich ein Teil des Magens entfernt, kommt es in vielen Fällen zu einem Rückfluss des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre. Hier helfen säurehemmende Medikamente. Wird diesem Rückfluss nicht entgegengewirkt, droht die Gefahr, dass sich in der Speiseröhre ebenfalls ein Tumor bildet.

Nachuntersuchungen im Rahmen von Magenkrebs

Nach der Operation bzw. einer anderen Therapie ist die Behandlung der Patienten mit Magenkrebs längst nicht abgeschlossen: Kontrolluntersuchungen dienen dazu, die Wirkung der Chemotherapie zu überwachen bzw. unerwünschten Nebenwirkungen und Rückfällen entgegenzuwirken. Die Nachuntersuchungen werden im Anschluss an eine Operation alle drei Monate durchgeführt. Nach zwei Jahren genügt es, die Kontrolluntersuchungen halbjährlich durchzuführen. Die Untersuchungen umfassen überwiegend eine körperliche Untersuchung, Röntgenaufnahmen des Bauchraums sowie eine Magenspiegelung und Ultraschalluntersuchungen.

Die Heilungschancen hängen stark vom Zeitpunkt der Diagnose ab

Die Chance auf eine vollständige Heilung bei Magenkrebs besteht nur, wenn das Krebsgewebe komplett entfernt werden kann. Selbst in diesem Fall ist ein Rückfall jedoch nie zu 100 Prozent ausschließbar. Bei einem längeren Bestehen der typischen Symptome von Magenkrebs sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Nicht selten bewerten die Betroffenen die Symptome als harmlos, sodass die Erkrankung bei der Diagnose schon weit fortgeschritten und somit nicht mehr heilbar ist.

Vorbeugung durch einen gesunden Lebensstil

Da die genaue Ursache für Magenkrebs noch immer unbekannt ist, bestehen die Möglichkeiten der Vorbeugung in der Vermeidung von Risikofaktoren: Es sollte möglichst auf gegrillte, geräucherte und gepökelte Speisen verzichtet werden. Die Ernährung sollte ausgewogen und ballaststoffreich sein. Obst und Gemüse sollten in ausreichenden Menge zugeführt werden (Stichwort: „5 a day“). Darüber hinaus sollte der Alkoholkonsum in geringen Maßen gehalten und das Rauchen unterlassen werden. Bei zunächst harmlos wirkenden Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und einer plötzlichen Abneigung gegenüber bestimmten Lebensmitteln sollte ein Arzt aufgesucht werden! Auch, wenn Schmerzen im Oberbauch länger als vier Wochen bestehen, sollte man sich ärztlich untersuchen lassen!

Wer an einer Erkrankung leidet, die das Risiko für Magenkrebs erhöht (z.B. Magengeschwür), sollte sich regelmäßig einer Magenkrebs-Vorsorgeuntersuchung unterziehen.

Aktualisiert am 16. Februar 2021