Lungenschmerzen

Die Lunge versorgt den Menschen mit lebenswichtigem Sauerstoff und befördert das Abfallprodukt Kohlendioxid nach draußen. Der Aufbau der Lunge erinnert an einen umgedrehten Baum. Die Luftröhre (Trachea) bildet dabei den Stamm. Die Baumkrone ist zweigeteilt, weit verzweigt und wird von den Bronchien gebildet, die jeweils in einen der beiden Lungenflügel münden. Die Bronchien verzweigen sich weiter in die Bronchiolen. Wie das Kapillarsystem beim Baum, funktioniert auch das verästelte Röhrensystem auf der Lunge als Leitsystem für die Luft. Ungefähr dreihundert Millionen Lungenbläschen (Alveolen) sind für die Sauerstoffzufuhr verantwortlich. Die Lungenbläschen sind nur durch eine hauchdünne Schicht vom Blut getrennt, so dass der Sauerstoff leicht ins Blut übergehen kann. Das Adernetz an den Lungenbläschen besteht tatsächlich aus den sogenannten Kapillaren: besonders feinen Blutgefäßen. Zusammen bilden die Lungenbläschen und Kapillaren eine Fläche, die beim Erwachsenen bis zu 140 Quadratmeter groß sein kann. Damit könnte man die respiratorische Oberfläche in etwa auf einem Tennisplatz ausbreiten.

„Verbrauchtes“, also kohlendioxidreiches und sauerstoffarmes Blut wird vom Herzen zur Lunge zurückgepumpt. An den Lungenbläschen angekommen, geht das Kohlendioxid in die Lunge über und kann ausgeatmet werden. Gleichzeitig wird das Blut wieder mit frischem Sauerstoff angereichert und zu den anderen Organen im Körper weitergeleitet. Die Lunge ist ein äußerst empfindliches Organ. Beim Atmungsprozess ist das Körperinnere immerhin direkt den Einflüssen der Außenwelt ausgesetzt. Verschiedene Umwelteinflüsse, sowie einige Krankheiten können der Lunge die Arbeit erschweren. In der Folge kommt es zu Atemwegsbeschwerden und oft auch zu Lungenschmerzen.

Anatomie der menschlichen Atemwege

Art der Lungenschmerzen

Atemwegsbeschwerden treten sowohl bei einer harmlosen Erkältung, als auch bei einigen ernsthaften Krankheiten auf, wie etwa bei einer Lungenentzündung oder bei Rippenbrüchen. Um die Ursache für die Lungenschmerzen zu erkennen, wird der Arzt eine ausführliche Anamnese und einige Tests durchführen. Nur so ist eine aussagekräftige Diagnose möglich.

Diagnose

Zunächst wird der Arzt bei der Anamnese die Krankheitsgeschichte erfragen. Der Arzt wird in Erfahrung bringen, seit wann die Lungenschmerzen auftreten und ob sie mit weiteren Beschwerden einhergehen, wie etwa Husten oder Auswurf. Außerdem wird sich der Arzt mit Ihren Lebensumständen beschäftigen, sofern ein Trauma ausgeschlossen werden kann. Besitzen Sie Haustiere? Sind Sie kürzlich in eine neue Wohnung gezogen? – sind mögliche Fragen, um eine allergische Komponente abzuklären.

Danach wird der Arzt Untersuchungen an der Lunge vornehmen:

  • Inspektion (Betrachten – Sind Irritationen oder Hämatome erkennbar?)
  • Perkussion (Abklopfen – Ein veränderter Klopfschall kann auf eine Flüssigkeitsansammlung hindeuten.)
  • Auskultation (Abhören – Atemgeräusche geben Aufschluss über den Gesundheitszustand der Lunge und zeigen Krankheiten wie Bronchitis und Asthma an.)

Nach diesen ersten Untersuchungen sind womöglich weitere Tests nötig. So gibt es mehrere Testverfahren zur Überprüfung der Lungenfunktion:

  • Spirometrie (Messung des Luftstroms beim Atmen)
  • Ganzkörperplethysmographie/Bodyplethysmographie (Messung des Atemwegswiderstands, Bestimmung des maximal möglichen Luftvolumens in der Lunge, nicht ausatembare Restvolumen der Lunge, Messung der Änderung des Luftdruckes im Brustkorb beim Atmen)
  • Impulsoszillometrie (Messung des Atemwegswiderstands mit Luftstößen in die Lunge)
  • Shuttermethode (Messung des Luftdrucks)
  • Bronchospasmolysetest (Messung des Atemwegswiderstands nach Anwendung von Atemsprays)
  • Blutgasanalyse (Bestimmung des Sauerstoff- und Kohlendioxidanteils)

Bei Atemwegsbeschwerden und Lungenschmerzen müssen außerdem Allergien ausgeschlossen werden, die genau wie kalte Luft oder Zigarettenrauch einen Asthmaanfall auslösen können. Allergien können mittels Hauttest (Pricktest) oder Bluttest bestimmt werden.

Außerdem kann bildgebende Diagnostik helfen, eine akkurate Diagnose zu stellen. Vor allem bei unklarem Husten oder bei Verdacht auf eine Lungenentzündung ist es wichtig, sich ein Bild vom Zustand der Lunge zu verschaffen. Röntgen und Ultraschall gehören zu den Standarduntersuchungen vor operativen Eingriffen. Genauere Bilder liefern die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT).

Bei Verdacht auf ein Bronchialkarzinom kann neben der bildgebenden Diagnostik das Bronchoskop eingesetzt werden, um in die Bronchien hineinzuschauen.

Ursachen

Verschiedene Krankheiten können zu Lungenschmerzen und Atemwegsbeschwerde führen. Schließlich ist die Lunge ein empfindliches Organ. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über mögliche Ursachen für Lungenschmerzen:

Allergie und Asthma

Die Bronchien als Sauerstoffleitsystem sind mit einer feinen Schleimhaut ausgestattet. Der Schleim dient dazu, Fremdkörper aus der Lunge hinauszubefördern. Fremdstoffe wie Pollen, Tierhaare, Nikotin oder Feinstaub können jedoch auch allergische Reaktionen auslösen. In der Folge wird Histamin freigesetzt. Es kommt zur Verengung der Bronchien, zu Schleimhautschwellungen, sowie Husten und Juckreiz. Ein unbehandelter Heuschnupfen kann sich zum chronischen Asthma entwickeln.

Weitere Krankheiten

Bakterien und Viren können einen grippalen Infekt hervorrufen, der gemeinhin als Erkältung bezeichnet wird. In der Regel bleibt eine Erkältung ohne weitere Folgen und klingt von alleine ab. Wird ein grippaler Infekt jedoch verschleppt, kann sich die Erkrankung zur Bronchitis oder sogar zur Lungenentzündung ausweiten. Weitere Krankheitserreger, die der Lunge gefährlich werden können sind:

  • Grippeviren
  • Pneumokokken
  • Auslöser der Legionärskrankheit
  • Pilze

Man unterscheidet die akute Bronchitis, die in Folge einer Erkältung auftreten kann, von der chronischen Form, die sich zur chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) auswachsen kann. Weitere Krankheiten, die für Lungenschmerzen verantwortlich sein können, sind:

  • Tuberkulose/Schwindsucht
  • Lungenembolie (Blutgerinnsel)
  • Lungenemphysem (Lungenüberblähung)
  • Atelektase (Kollaps kleinster Bronchien)
  • Lungenfibrose (Lungengewebserkrankung)
  • Pneumokoniosen (durch Inhalation von Staub)
  • Pseudokrupp (Entzündung im Bereich des Kehlkopfs)
  • Diphterie
  • Angioödem (Schwellungen der Schleimhäute)
  • Pleuraerguss (Rippenfellerguss)
  • Pneumothorax (Ansammlung von Luft im Pleuraspalt)
  • Lungenhochdruck
  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Lungenödem („Wasser in der Lunge“)
  • Lungenkrebs
  • Zwerchfell-Lähmung
  • SARS
  • Vogelgrippe
  • Mukoviszidose (erbliche Stoffwechselerkrankung)

Außerdem können Lungenschmerzen in Folge eines Unfalls bei Rippenbrüchen auftreten, welche womöglich die Lunge in Mitleidenschaft ziehen.

Risikofaktoren für Lungenschmerzen

Häufig treten Lungenschmerzen und Atemwegsbeschwerden als Begleiterscheinung einer Erkältung oder bei Heuschnupfen auf. Während der Körper bei einem grippalen Infekt in der Regel mit dem Erreger alleine fertig wird, sollten ernste Infektionskrankheiten, sowie Allergien behandelt werden. Allergene und Umweltgifte gehören wohl zur größten Herausforderung für die Lunge und sind oft für Lungenschmerzen verantwortlich. Pollen, Feinstaub und Rauch können die Lunge reizen. Daher gibt es folgende Risikogruppen, die zu Lungenschmerzen neigen:

  • Allergiker
  • Asthmatiker
  • Raucher und Passivraucher
  • Menschen, die am Arbeitsplatz Dämpfen, Dreck, Staub und ähnlichem ausgesetzt sind (Auf Mundschutz achten!)
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Babys/Kleinkinder und ältere Menschen

Therapie

Betroffene von Asthma, Allergien und Heuschnupfen sollten als erste Maßnahme versuchen, dem Allergen aus dem Weg zu gehen bzw. das Allergen aus der Wohnung zu verbannen. Im Alltag hat sich außerdem Duschen am Abend inklusive Haarwäsche bewährt, so dass Pollen, Tierhaare, etc. nicht mit ins Bett genommen werden. Spezielle Allergiker-Encasings für Bezüge und Matratze sind im Fachhandel erhältlich. Außerdem sind Atemsprays, sowie Antihistaminika zur Einnahme in Apotheken erhältlich. Bei einem akuten Asthmaschub wird oft Kortison verabreicht. Eine Hyposensibilisierung kann vor allem bei Heuschnupfen Abhilfe schaffen und die Symptome mildern. Aufenthalte während der Pollensaison am Meer oder im Hochgebirge haben sich ebenfalls für Allergiker bewährt.

Husten, Schnupfen und Heiserkeit sind die typischen Symptome eines grippalen Infekts. Milderung verschaffen Ihnen regelmäßige Inhalationen mit schleimlösenden, ätherischen Ölen oder einer Salzlösung. Außerdem gibt es Lutschpastillen und Hustenbonbons im Handel. Bei trockenem Reizhusten empfiehlt sich die Einnahme eines Hustenblockers, während Husten mit Auswurf mit Hustenlöser behandelt werden sollte. Achten Sie außerdem auf ausreichend Ruhe und genügend Flüssigkeitszufuhr, am besten durch warmen, ungesüßten Tee. Oft geht eine Erkältung mit erhöhter Temperatur einher. Diese natürliche Abwehrreaktion des Körpers hilft die Erreger unschädlich zu machen, sollte die Temperatur jedoch zu stark ansteigen, sind Gegenmaßnahmen beispielsweise durch kühle Wadenwickel oder fiebersenkende Medikamente zu ergreifen. Vor allem bei Kindern sollte bei Fieber unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Menschen, die zu Atemwegsbeschwerden und Lungenschmerzen neigen, sollten in jedem Fall das Rauchen einstellen. Der Verzicht lässt Sie nicht nur im Alltag durchatmen, sondern senkt zudem Ihr Lungenkrebsrisiko.

Die therapeutischen Maßnahmen für die anderen Krankheiten sind mit dem behandelnden Arzt individuell abzusprechen.

Vorbeugen

Bewusste Atmung hilft nicht nur Allergikern und Asthmatikern. Atemtechniken und Yoga-Übungen tragen allgemein zum Wohlbefinden bei und helfen das Risiko für Lungenschmerzen zu senken. Ebenso empfiehlt sich regelmäßige, sportliche Betätigung an der frischen Luft. Achten Sie auf adäquate Kleidung. Am besten tragen Sie mehrere Schichten, so dass Sie gegebenenfalls Kleidung ablegen können, damit Sie nicht ins Schwitzen geraten. Der Verzicht aufs Rauchen ist eine wichtige Maßnahme zur Lungengesundheit. Rauchstopp gilt vor allem in der Gesellschaft von Kindern und in der Schwangerschaft. Eine ausgewogene Ernährung ist insbesondere in der kalten Jahreszeit wichtig, um ausreichend mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt zu sein.

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Aktualisiert am 16. Februar 2021