Lungenentzündung

In der Medizin wird die Lungenentzündung mit dem Begriff Pneumonie beschrieben. Es handelt sich um eine Entzündung der Lungenbläschen oder des Lungengewebes, welche von Viren, Bakterien oder anderen Infektionserregern ausgelöst wird. Auch giftige Stoffe und eine Fehlregulation des Immunsystems können eine Lungenentzündung begünstigen. Die Hälfte aller Pneumonien bei jungen Menschen wird durch die Bakterienart Streptococcus pneumoniae ausgelöst.

Die auslösenden Bakterien kommen nicht selten auch bei gesunden Menschen und zwar im Mundraum vor. Gelangen die Bakterien jedoch in die Atemwege, kann eine Lungenentzündung entstehen. Somit ist auch eine Infektion durch Mitmenschen (Tröpfcheninfektion) möglich, die Pneumonie ist also ansteckend. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem (ältere Menschen, Chemotherapie-Patienten, …) sowie bei Kindern kann eine Pneumonie besonders gefährlich sein und sogar tödlich enden.

Verschiedene Formen der Lungenentzündung

Es gibt verschiedene Faktoren anhand derer eine Lungenentzündung bestimmt werden kann. Die richtige Einteilung der Erkrankung ist wichtig, um die effizienteste Therapiemaßnahme einzuleiten.

Die primäre und die sekundäre Pneumonie

Die Pneumonie wird in eine primäre und eine sekundäre Form unterteilt. Von einer primären Pneumonie ist die Rede, wenn ein Mensch keine gesundheitlichen Risikofaktoren aufweist und dennoch an einer Lungenentzündung erkrankt (z.B. durch das Einatmen von Giftstoffen). Demnach handelt es sich bei der sekundären Pneumonie um die Erkrankung aufgrund eines begünstigenden Faktors wie Asthma, eine Herzinsuffizienz etc.

Die ambulante und die nosokomiale Pneumonie

Eine weitere Unterscheidung besteht in Bezug auf die Ansteckung. Von einer ambulanten Pneumonie (CAP: community acquired pneumonia) ist die Rede, wenn die Erkrankung außerhalb des Krankenhauses erworben wurde. Breitet sich die Entzündung im Körper aus, wird von einer schweren Lungenentzündung (sCAP: severe community acquired pneumonia) gesprochen. Diese Art der Entzündung kann lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.

Der CAP steht die HAP (hospital acquired pneumonia), also die im Krankenhaus erlangte Lungenentzündung gegenüber. Die nosokomiale Lungenentzündung, wie die HAP auch genannt wird, entwickelt sich laut Definition frühestens zwei Tage nach der Einweisung und spätestens zwei Wochen nach der Entlassung. Das Tückische an dieser Art der Pneumonie ist, dass in Krankenhäusern zunehmend antibiotikaresistente Keime zu finden sind. Deren Behandlung gilt als schwierig.

Die typische und die atypische Lungenentzündung

Auch das Beschwerdebild kann der Differenzierung der Lungenentzündung dienen. Eine typische Pneumonie besteht, wenn die klassischen Symptome der Erkrankung (Fieber, Husten mit Auswurf, …) bestehen. Eine atypische Lungenentzündung (auch: interstitielle Pneumonie) ist wiederum dadurch geprägt, dass nicht die Alveolen, also die Lungenbläschen, sondern das Lungengewebe von der Entzündung betroffen ist. Eine atypische Lungenentzündung tritt eher schleichend auf und dauert lange an. Die Betroffenen leiden unter Gliederschmerzen und anderen Beschwerden. Außerdem kommt es bei der atypischen Pneumonie nicht zu einem Husten mit Auswurf, sondern zu einem Reizhusten, mit dem kein Auswurf einhergeht.

Verschiedene Ursachen – verschiedene Symptome

Welche Beschwerden im Rahmen einer Pneumonie auftreten ist abhängig vom Auslöser der Erkrankung.

Die Symptome bei einer bakteriellen Lungenentzündung

In den meisten Fällen wird eine Lungenentzündung durch Bakterien ausgelöst. In diesem Fall spricht man von einer bakteriellen bzw. von einer typischen oder auch von einer klassischen Pneumonie. Dese Art der Lungenentzündung tritt überwiegend im Winter auf. Es kommt zu Schüttelfrost, zu Fieber und zu Husten. Der Auswurf des Hustens ist zunächst rostbraun und verfärbt sich im Verlauf der Krankheit gelb-grünlich. Die Betroffenen fühlen sich sehr krank.

In dem Fall, dass die bakterielle Pneumonie von Pneumokokken ausgelöst wird, kann die Körpertemperatur des oder der Betroffenen schnell und stark ansteigen – oft sogar bis zu 40 Grad Celsius. Es können Schmerzen beim Einatmen entstehen, die Atmung wird flach und schnell. Die für die klassische Pneumonie typische Atemnot kann zu sogenannten atemsynchronen Nasenflügeln führen: Die Nasenflügel beben förmlich während der Atmung – ein deutliches Zeichen für eine Pneumonie. Darüber hinaus kann eine bakterielle Lungenentzündung bewirken, dass die Erythrozyten, also die roten Blutkörperchen weniger Sauerstoff transportieren als üblich. Die Folge sind blaue Lippen, eine blaue Zunge und bläuliche Verfärbungen der Gliedmaßen.

Die Symptome einer viralen Pneumonie

Seltener als Bakterien lösen Viren eine Pneumonie aus. Da diese Art der Lungenerkrankung oft ohne nennenswertes Fieber auftritt, nennt man sie nicht nur atypische Pneumonie, sondern auch kalte Lungenentzündung.

Bei dieser Form der Erkrankung setzen die Symptome schleichend ein: Eine virale Pneumonie zeigt sich mit sämtlichen Beschwerden i.d.R. erst nach einigen Tagen. Es kommt vor allem zu Glieder- und Kopfschmerzen, Schüttelfrost tritt nur selten auf. Der Husten ist langanhaltend und quält die Betroffenen. Es bildet sich kein Auswurf und wenn doch, ist dieser klar.

Darüber hinaus bestehen eine akute Atemnot und Schmerzen beim Einatmen bei der atypischen Lungenentzündung deutlich seltener. Die Körpertemperatur steigt i.d.R. nicht über 38,5 Grad Celsius. Im Vergleich zur bakteriellen Pneumonie fühlen sich die Betroffenen weniger krank.

Die Hauptursachen: Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze

Die möglichen Erreger einer Pneumonie sind:

  • Bakterien
  • Viren
  • Parasiten
  • Pilze

Eine Lungenentzündung durch Pilze betrifft i.d.R. Menschen mit einem schwachen Immunsystem. Ebenso verhält es sich mit der parasitären Pneumonie. Diese kommt vermehrt in tropischen Ländern vor. Generell sind diese beiden Formen eher selten.

Weitere Ursachen für eine Lungenentzündung können eingeatmete Gase und andere Giftstoffe sowie die Einatmung von Mageninhalt sein. Auch in dem Fall, dass die Erreger anderer Entzündungen im Körper in die Lunge gelangen, kann eine Pneumonie entstehen. Ebenso können Herzerkrankungen wie eine Herzinsuffizienz zu einer Lungenentzündung führen, indem sie zu Wassereinlagerungen in den Beinen führen. Diese Einlagerungen begünstigen eine Pneumonie. Wird die Entzündung durch diese Einlagerungen von Wasser verursacht, spricht man von einer sogenannten Stauungs-Pneumonie.

Die Ursachen für eine atypische Lungenentzündung

Eine atypische Pneumonie wird in den meisten Fällen durch Legionellen, Mykoplasmen, Chlamydien oder Rickettsien ausgelöst. Mykoplasmen-Pneumonien kommen vermehrt in gemeinschaftlichen Einrichtungen wie Schulen, Kasernen etc. vor. Die Pneumonie auslösenden Legionellen finden sich wiederum vor allem in warmen und stehenden Gewässern wie Seen, Heizungen usw. Im Rahmen der Legionellen-Pneumonie entstehen nicht nur die bereits erläuterten Symptome, sondern es kann auch zu Durchfall, einer Lethargie und zu einer geistigen Verwirrtheit kommen.

Wenn ein Erreger in die Lunge gelangt, heißt das aber längst nicht immer, dass sich eine Pneumonie ausbildet: Ob im Einzelfall tatsächlich eine Lungenentzündung entsteht, hängt von individuellen Faktoren wie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und der Aggressivität der Erreger ab.

Die Pneumocystis-carinii-Pneumonie als besondere Form

Die Pneumocystis-carinii-Pneumonie wird durch den Pilz namens Pneumocystis jirovecii ausgelöst. Dieser kann dem gesunden Menschen nicht schaden. Ist das Immunsystem einer Person jedoch geschwächt, befällt der Pilz die Atemwege und löst eine Pneumonie aus.

Risikogruppen für eine Pneumonie

Sowohl ältere Menschen als auch Personen mit einem geschwächten Immunsystem weisen ein erhöhtes Risiko für eine Lungenentzündung auf. Zu den Personengruppen, deren Abwehrsystem stark geschwächt ist, zählen u.a. chronisch Kranke, Menschen, die Immunsuppressiva einnehmen und Alkoholkranke. Auch Menschen, die sich einer Strahlentherapie unterziehen müssen, gehören zu den Risikogruppen.

Ansteckung per Tröpfcheninfektion

Wie bereits erwähnt, kann eine Lungenentzündung ansteckend sein: Im Falle einer bakteriellen oder viralen Pneumonie werden die Erreger durch Husten oder Niesen in der Luft verteilt. So können die Erreger auch andere Menschen infizieren (Tröpfcheninfektion). Die Art der Ansteckung bzw. der Infektion hat jedoch keinen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit. Dieser ist vielmehr von einem frühzeitigen Therapiebeginn sowie vom allgemeinen Zustand des Patienten abhängig.

Die Diagnose

Besteht der Verdacht auf eine Lungenentzündung, wird der Arzt den Patienten zunächst nach den bestehenden Symptomen fragen und eine körperliche Untersuchung durchführen. Hierbei hört er die Lunge ab – bestimmte Geräusche können auf eine Pneumonie hinweisen. Sollte sich der Verdacht erhärten, folgen weitere Untersuchungen: Mithilfe einer Röntgenuntersuchung lassen sich Entzündungen in Form von Weißfärbungen auf dem Röntgenbild erkennen. Diese Verfärbungen können sowohl Aufschluss über den Ort als auch über die Ursache der Entzündung geben. Bei den sogenannten Röntgen-Thorax-Untersuchungen handelt es sich um eine der effektivsten Methoden, um eine Lungenentzündung diagnostizieren zu können.

Auch eine Laboruntersuchung des Bluts kann hilfreich für die Diagnosestellung sein: Im Blut (sowie im Speichel) lassen sich Erreger wie Bakterien, Viren und Pilze nachweisen. Außerdem kann ein Blutbild Aufschluss über Entzündungsprozesse im Körper geben. Im Falle einer Lungenentzündung ist beispielsweise die Anzahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) stark erhöht. Im Rahmen einer viralen Pneumonie kann die Konzentration der Leukozyten auch abfallen.

Ein Punktesystem zur Abschätzung des Risikos

Sofern sich der Verdacht auf eine Lungenentzündung bestätigt hat, nutzt der Arzt den sogenannten CRB-65-Score. Dieser Score stellt eine Art Punktesystem dar, anhand dessen das Risiko der Erkrankung abgeschätzt werden kann. Ausschlaggebend für diesen Score sind vor allem die Verwirrtheit (Confusion), die Atemfrequenz (Respiratory Rate) und der Blutdruck (Blood Pressure) des Patienten. Außerdem spielt das Alter (65 Jahre oder älter) eine entscheidende Rolle.

Die Behandlungsmethode hängt von vielen Faktoren ab

Die Therapie im Rahmen einer Lungenentzündung richtet sich sowohl nach dem Alter des Patienten als auch nach der Ursache für die Entzündung sowie nach möglichen Vor- und Begleiterkrankungen. Die Therapie besteht i.d.R. aus allgemeinen Behandlungsmaßnahmen sowie aus der Gabe von bestimmten Medikamenten.

Die Therapie mit Antibiotika

Aus dem Grund, dass eine Pneumonie in den meisten Fällen durch Bakterien ausgelöst wird, kommen vor allem Antibiotika zum Einsatz. Diese werden auch vorsorglich im Rahmen einer viral bedingten Entzündung eingesetzt. Das jeweilige Antibiotikum bekämpft zwar nicht die Viren, dienen aber dazu, einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien (sog. Superinfektion) vorzubeugen. Diese Medikamente können, je nach dem Gesundheitszustand des Patienten, oral, also in Tablettenform, oder intravenös, also per Infusion verabreicht werden. Die Behandlungsdauer beträgt i.d.R. sieben Tage – je nach dem individuellen Zustand des Patienten kann sie aber auch verlängert oder sogar verkürzt werden.

Sollte der Krankheitserreger nicht bekannt sein bzw. vermutet der Arzt, dass die Infektion durch sogenannte Problemkeime ausgelöst wurde, können auch mehrere Wirkstoffe miteinander kombiniert werden. So wird das Wirkspektrum erweitert.

Wie bereits erwähnt, müssen neben der Gabe von Medikamenten auch allgemeine Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. Zu diesen Maßnahmen zählen die Bettruhe sowie die absolute körperliche Schonung. Die Patienten müssen viel trinken, da der Flüssigkeitsbedarf aufgrund des Fiebers erhöht ist.

Die Behandlung einer atypischen Pneumonie

Auch die atypische Pneumonie wird mit Antibiotika therapiert. Auch hier kann es sein, dass der Erreger zunächst nicht bekannt ist, sodass eine Wirkstoff-Kombination infrage kommt. Sobald der Erreger identifiziert wurde, kann das Medikament gewechselt bzw. an den Auslöser angepasst werden. Gegen den trockenen Husten helfen sogenannte Antitussiva. Diese unterdrücken den Hustenreiz, welcher quälende Ausmaße annehmen kann. Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass Antitussiva niemals gleichzeitig mit Mukolytika eingenommen werden dürfen! Die Kombination der beiden Mittel würde das Abhusten des Schleims verhindern, was die bestehende Atemnot verschlimmern würde. Es besteht aber durchaus die Möglichkeit, beide Wirkstoffe an einem Tag einzunehmen: Man kann die Mukolytika beispielsweise tagsüber und die Antitussiva dann abends vor dem Schlafengehen einnehmen. So wird gewährleistet, dass der Schleim abgehustet werden kann und dass die Nächte nicht von Reizhusten bestimmt sind.

Diese Fälle erfordern eine Behandlung im Krankenhaus

Eine Lungenentzündung, die ohne Komplikationen verläuft und keine allzu großen Beschwerden hervorruft, kann, vor allem, wenn ein junger Mensch an der Entzündung erkrankt ist, in den eigenen vier Wänden therapiert werden. Sollten jedoch große Teile der Lunge von der Entzündung erfasst sein oder schwere Symptome auftreten, kann auf eine Behandlung im Krankenhaus nicht verzichtet werden. Auch im hohen Alter sollten sich die Betroffenen vorsorglich im Krankenhaus behandeln lassen. Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist außerdem notwendig, wenn Komplikationen wie eine Lungenfellentzündung auftreten oder wenn das Immunsystem geschwächt ist.

So beugt man einer Lungenentzündung vor

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die sich eignen, um einer Lungenentzündung vorzubeugen. So sollte man z.B. den Kontakt zu Personen mit einer Pneumonie meiden. Außerdem kann man sich gegen Pneumokokken, den Haupterreger der Pneumonie, impfen lassen: Experten raten zu einer Grundimmunisierung im Kleinkindalter sowie zu einer weiteren einmaligen Impfung für Menschen in einem Alter über 65 Jahren. Zudem kann es sinnvoll sein, sich gegen bestimmte Grunderkrankungen wie eine Grippe impfen zu lassen – diese geht einer Lungenentzündung nicht selten voraus. Es sei allerdings erwähnt, dass man auch mit einer Impfung gegen Pneumokokken eine Pneumonie nie ganz ausschließen kann, denn Pneumokokken sind eben nicht die einzigen Auslöser für eine Lungenentzündung.

Wer das Rauchen und den starken Alkoholkonsum unterlässt, sänkt das Risiko für eine Lungenentzündung deutlich, denn Raucher zählen ebenso wie Personen mit bestimmten Vorerkrankungen zu den Risikogruppen für eine Lungenentzündung. In Bezug auf den Alkoholkonsum empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO für Männer täglich maximal einen halben Liter Bier respektive zwei kleine Gläser Wein. Für Frauen gilt die Hälfte dieser Angaben.

Aktualisiert am 16. Februar 2021