Karpaltunnelsyndrom

Einseitige Belastung der Hände, aber auch erbliche Faktoren können zum unangenehmen und teils schmerzhaften Karpaltunnelsyndrom führen. Patienten wachen mitunter nachts aufgrund von Kribbeln in den Händen auf oder können gar nicht erst einschlafen. Hand und Arm schmerzen tagsüber oder schlafen ein. Neben dem Empfinden von Taubheit in den Händen, fällt es Patienten zunehmend schwer, Dinge zu ergreifen bzw. festzuhalten.

Beim Karpaltunnelsyndrom (KTS) bzw. Carpaltunnelsyndrom (CTS) handelt es sich um eine Druckschädigung des Mittelarmnervs, dem Nervus medianus. Der Karpaltunnel ist eine Engstelle, die U-förmig zwischen den Handwurzelknochen liegt. Durch diese Passage verlaufen die Beugesehnen der meisten Finger und des Daumens, sowie der Medianus-Nerv. Der Karpaltunnel wird von oben vom Karpalband (Ligamentum carpi transversum) begrenzt. Die Verengung des Karpaltunnels, zum Beispiel durch Schwellungen, zieht eine Druckerhöhung nach sich, die den Mittelarmnerv schädigt.

Karpaltunnelsyndrom

Ursachen und Symptome

Frauen erkranken dreimal häufiger an KTS als Männer. Ärzte gehen davon aus, dass bis zu zehn Prozent der Bevölkerung am Karpaltunnelsyndrom leiden. Dabei treten die Beschwerden meist im Zeitraum zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr auf. Im Kindesalter ist die Erkrankung äußerst selten.

Neben der erblichen Veranlagung zu einem verengten Karpaltunnel – ein Defekt, der dann von Geburt an auftritt, gibt es bestimmte Risikofaktoren, die zur Erkrankung beitragen können. Dazu zählen:

  • schwere körperliche Arbeit
  • anhaltend einseitige Belastung der Hände
  • chronische Entzündungen bzw. rheumatische Erkrankungen
  • Knochenbrüche am Handgelenk
  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus
  • hormonelle Störungen und Schwangerschaft
  • Dialyse
  • Schilddrüsenunterfunktion

Meist tritt das Karpaltunnelsyndrom beidseitg auf, in 40 bis 80 Prozent der Fälle. Alltägliche Arbeiten wie das Tippen am Computer, Schreiben oder Sport erhöhen das Risiko für das Karpaltunnelsyndrom nicht, anders sieht es jedoch bei schweren Tätigkeiten mit anhaltend wiederholtem Abwinkeln der Handgelenke aus, wie etwa bei Fließband- oder Montagearbeiten. Solche einseitigen Belastungen können das Auftreten von KTS fördern. Regelmäßige Pausen und Ruhephasen sind die beste Prävention.

Die typischen Symptome vom Karpaltunnelsyndrom äußern sich in den mittleren Fingern und im Daumen, in der Hand und im Arm. Kribbeln und Taubheitsgefühl sind häufig, vor allem nachts. Auch das Einschlafen der Gliedmaßen ist möglich. Mit Fortschreiten der Krankheit fällt das Greifen immer schwerer. Selbst einfache Tätigkeiten, wie das Halten eines Stifts oder einer Tasse können schließlich nicht mehr ausgeführt werden. Da viele Menschen im Schlaf die Handgelenke abwinkeln, treten die Symptome oft vor allem nachts auf. Aber auch alltägliche Tätigkeiten, die das Abwinkeln erfordern, können bei Betroffenen zu Schmerzen führen, die meist wie ein elektrischer Schlag durch Arm, Hand bzw. Finger gehen. Ähnliche Beschwerden können bei folgenden Krankheiten auftreten:

  • Sehnenscheidenentzündung
  • Polyneuropathien
  • Raynaud-Syndrom
  • Unterarm-Kompartmentsyndrom
  • Arthritis
  • Borreliose
  • Schädigung des Rückenmarks im Halsbereich
  • Nervenwurzelreizung bei Bandscheibenschäden der Halswirbelsäule

Diagnose

Der Arzt wird im Patientengespräch und durch verschiedene Tests abklären, ob ein Karapaltunnelsyndrom vorliegt. Dabei prüft er die Beweglichkeit von Fingern und Händen.

Beim Hoffmann-Tinel-Test wird auf die Hautpartie über dem Karpaltunnel geklopft. Betroffene von KTS verspüren dadurch ein starkes Elektrisieren, das bis in die Fingerspitzen reicht.

Beim Phalen-Test wird das Handgelenk abgewinkelt und der Patient verharrt in dieser Position. Innerhalb kurzer Zeit verspüren Betroffene des Karpaltunnelsyndroms deutliches Kribbeln in den mittleren Fingern und im Daumen.

Diese neurologischen Tests deuten auf das Karpaltunnelsyndrom hin. Die Diagnose kann jedoch erst bestätigt werden, wenn ein weiterer – elektrophysiologischer – Test positiv verläuft. Mithilfe eines Geräts prüft der Neurologe die Leitgeschwindigkeit des Mittelarmnervs. Beim Karpaltunnelsyndrom ist die Leitgeschwindigkeit verzögert, das heißt der Medianus-Nerv übermittelt den Reiz langsamer als normal. Durch die Elektroneurografie (ENG) wird das Ausmaß der Nervenschädigung festgestellt. Andere Untersuchungsmethoden wie Röntgen, Ultraschall oder Magnetresonanztomografie (MRT) sind eher selten.

Therapie

Sind die Beschwerden anhaltend oder treten häufig auf, ist eine Behandlung durch den Arzt nötig. In manchen Fällen genügt das Ruhigstellen von Arm und Handgelenk durch eine spezielle Schiene. Vor allem nachts lassen sich dadurch die Beschwerden mildern. Vorübergehend kann auch eine Kortisontherapie Erleichterung bringen, jedoch ist dies keine Lösung von Dauer. Tabletten oder Spritzen direkt in den Karpaltunnel können nur kurzzeitig angewendet werden und diese Therapieform ist meist von Nebenwirkungen begleitet. Die Behandlung mit Ultraschallwellen zeigt mitunter auch Erfolge.

In der alternativen Medizin sind darüber hinaus weitere Vorgehensweisen möglich. Oft geht das Karpaltunnelsyndrom mit einem Vitamin B6-Mangel einher. Entsprechende Nahrungsergänzungsmittel können daher helfen. Ist das Karpaltunnelsyndrom entzündungsbedingt, kann eine Ernährungsumstellung helfen. Eine fleischarme Ernährung mit viel frischen Zutaten und schonend zubereiteten Speisen, die reich an Antioxidantien sind, wirkt entzündungshemmend und kann Schwellungen verringern. Darüber hinaus wirkt die essentielle Omega-3-Fettsäure ebenfalls entzündungshemmend. Neben Fisch und Meerestieren enthält Leinöl höhere Mengen Alpha-Linolensäure.

Zeichnet sich durch die genannten Maßnahmen keine Besserung ab, kommt ein operativer Eingriff in Frage. Die Operation wird in der Regel ambulant, also ohne längeren Krankenhausaufenthalt, durchgeführt. Der Chirurg spaltet in einem offenen oder endoskopischen Eingriff das Karpalband, wodurch die durch den Karpaltunnel verlaufenen Sehnen und der Medianus-Nerv mehr Platz bekommen. In der Regel ist der Patient innerhalb von sechs Wochen nach der Operation wiederhergestellt. Eine physiotherapeutische Begleitung nach der Operation wird empfohlen, um den Muskelaufbau anzuregen und unter professioneller Anleitung die Beweglichkeit wiederherzustellen, um so den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Bildquelle © ellepigrafica – Fotolia.com

Aktualisiert am 16. Februar 2021