Juckreiz

In der Medizin bezeichnet man den Juckreiz als Pruritus. Er stellt eine Missempfindung der Haut dar. Diese Missempfindung kann sehr unangenehme Ausmaße annehmen, sodass Betroffene nicht mehr ruhig sitzen können. Ein Kratzen kann eine kurzzeitige Linderung bewirken. Doch schon bald lässt diese Wirkung nach und der Juckreiz tritt erneut auf. Ein Juckreiz kann beispielsweise durch Insektenstiche, Allergien oder Hautkrankheiten ausgelöst werden. Aber auch ernstere Krankheiten wie eine Leukämie können den Pruritus bedingen. Besteht ein chronischer Juckreiz, kann die Ursache häufig nicht oder nur schwer aufgedeckt werden.

Eine mögliche Einteilung von Pruritus

Das Jucken der Haut kann nach der Beschaffenheit dieser unterteilt werden:

Im Falle eines sogenannten Pruritus cum materia liegt dem Juckreiz eine deutlich sichtbare Hautkrankheit zugrunde. Demgegenüber erscheint die Haut bei einem Pruritus sine materia noch sichtlich gesund, d.h. es bestehen keine sichtbaren Veränderungen. Beim Pruritus mit chronischen Kratzspuren ist die Haut derart aufgekratzt, dass sich nicht mehr zwischen einer Hautkrankheit und den Kratzspuren differenzieren lässt.

So entsteht Juckreiz

Bis vor einer gewissen Zeit nahm die Medizin an, dass Juckreiz durch dieselben Nervenendigungen ausgelöst wird wie ein Schmerzreiz. Mittlerweile besteht die Annahme jedoch darin, dass eine spezielle Untergruppe der Nervenfasern für die Entstehung von Juckreiz verantwortlich ist. Diese Nervenfasern werden durch Botenstoffe wie das Serotonin und das Histamin erregt. Ein Juckreiz kann lokal begrenzt sein, er kann aber auch am gesamten Körper auftreten. Im letzten Fall spricht man von einem generalisierten Juckreiz.

Wie bereits erwähnt, kann der Juckreiz für eine kurze Zeit durch Kratzen gelindert werden. Doch schon bald bewirkt die mechanische Stimulation der Haut eine Freisetzung von Botenstoffen, die wiederum den Juckreiz fördern. Teilweise wird die juckende Haut auch als brennend oder sogar als leicht schmerzend empfunden.

Die Ursachen sind sehr vielfältig

Das Jucken der Haut gehört zu den häufigsten Hautsymptomen. Die Ursachen können sehr vielfältig sein, wobei eine trockene Haut als häufiger Auslöser gilt. Vor allem ältere Menschen sind von durch trockene Haut bedingtem Juckreiz betroffen. Deren Haut produziert hormonell bedingt weniger Talg. Das führt dazu, dass die Haut viel Flüssigkeit verliert. Als Folge beginnt die Haut zu jucken und sie wird spröde. Auch Personen mit Neurodermitis leiden unter diesen Merkmalen. Weitere Krankheiten, die einen starken Juckreiz auslösen können, sind:

  • Nesselsucht
  • Lichen sclerosus
  • Schuppenflechte
  • Röschenflechte
  • Knötchenflechte
  • Mastozytose
  • Prurigo simplex acuta und subacuta
  • Pruristische urtikarielle Plaques und Papeln (PUPP)

Darüber hinaus kann die Infektion der Haut mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten einen Juckreiz bedingen. Juckreiz kann außerdem infolge einer Kontaktallergie entstehen. In diesem Fall reagiert das Immunsystem überempfindlich auf einen bestimmten Stoff, sodass gewisse Mechanismen eingeleitet werden. Auch ein Insektenstich kann eine derartige allergische Reaktion hervorrufen.

Innere Erkrankungen als Ursache

Nicht immer sind äußerliche Schädigungen oder Erkrankungen der Auslöser für den Juckreiz. Es besteht z.B. auch die Möglichkeit, dass Personen mit einer Lebererkrankung, mit einem chronischen Nierenversagen oder mit einer Gallenerkrankung über Juckreiz klagen. Ebenso können eine Fehlfunktion der Schilddrüse, eine Krebserkrankung und Diabetes mellitus die Ursache sein. Sind derartige Erkrankungen der Auslöser des Juckreizes, sind oft keine anderen Veränderungen wie ein Ausschlag sichtbar (sog. Pruritus sine materia).

Bestimme Medikamente können Juckreiz begünstigen

Die Ursache für Juckreiz kann auch in der Einnahme von bestimmten Medikamenten liegen. Dann kommt es zeitgleich zu einem sogenannten Arzneimittelexanthem. Hierbei handelt es sich um einen medikamentös bedingten Ausschlag. Sowohl Antibiotika als auch Bluthochdruck-Medikamente und Antidepressiva können Juckreiz bewirken.

Ängste, Depressionen und andere psychische Probleme als Auslöser

In einigen Fällen kann ein chronischer Juckreiz auch auf psychische Probleme zurückzuführen sein. Mögliche Auslöser sind Ängste, Zwangserkrankungen und Depressionen. Laut Statistiken leiden psychisch kranke Menschen häufiger unter Pruritus als gesunde Menschen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass der Juckreiz die psychische Krankheit auslöst. So kann ständiger Juckreiz beispielsweise zu Schlaflosigkeit führen, sodass sich die Betroffenen ausgebrannt fühlen. Liegt die Ursache nicht in körperlichen Faktoren, sondern in Stress oder in einer Häufung von emotional aufgeladenen Situationen, ist die Rede von einem sogenannten psychogenen Pruritus.

Der Zusammenhang zwischen der Psyche und Juckreiz

Das Gehirn spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Juckreiz. Darüber ist sich die Medizin längst einig. Forscher haben herausgefunden, dass es im Gehirn nicht nur ein Schmerzgedächtnis, sondern auch ein Juckgedächtnis gibt. Das bedeutet, dass Menschen, die an chronischem Pruritus leiden, bestimmte Reize viel sensibler und intensiver wahrnehmen. Zudem weiß man heutzutage, dass Juckreiz „ansteckend“ ist: Die sogenannten Spiegelneurone (im Englischen: Mirror neurons) können bewirken, dass eine Person, die eine andere Person beim Kratzen beobachtet, ebenfalls ein Jucken empfindet.

Weitere mögliche Ursachen

Ein lokal begrenzter Juckreiz kann ganz eigene Ursachen haben. Es besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass ein Pruritus ani, also ein Juckreiz am After, durch eine Durchfallerkrankung oder durch Hämorrhoiden entsteht. Ein Juckreiz am Kopf kann wiederum auf Kopfleuse u.Ä. zurückgeführt werden. Pruritus im Genitalbereich hat seine Ursache häufig in einer Pilzinfektion oder in Genitalherpes.

So untersucht der Arzt den Pruritus

In einem ersten Schritt zur Diagnosestellung führt der Arzt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Er erkundigt sich danach, wann der Juckreiz das erste Mal aufgetreten ist und, ob er schubweise auftritt oder kontinuierlich vorhanden ist. Auch fragt der Mediziner, ob bestimmte Reize den Pruritus verstärken und, ob bestimmte Maßnahmen eine Linderung bewirken. Zudem stellen mögliche Vorerkrankungen und die regelmäßige Einnahme von Medikamenten wichtige Informationen für die Diagnose dar. Auch Belgleitbeschwerden wie Schmerzen oder Schlafstörungen werden thematisiert.

Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Hierbei kontrolliert der Arzt nicht nur den betroffenen Hautabschnitt, sondern die ganze Körperoberfläche samt Nägeln, Haaren und Schleimhäuten. Sollte der Arzt Hautveränderungen feststellen, erfasst er diese sehr genau, da diese Veränderungen entscheidende Hinweise auf die zugrundeliegende Ursache liefern können.

Ein Abstrich aus dem betroffenen Hautbereich kann Infektionen mit Bakterien, Parasiten etc. aufdecken. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Blutuntersuchung durchzuführen. Diese gibt Aufschluss über die Basiswerte und den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. So können mögliche Erkrankungen der inneren Organe erfasst werden. Werte, die im Rahmen der Blutuntersuchung Beachtung finden, sind die Leberwerte, Nierenwerte, der Hormonspiegel, Vitaminwerte und der Zuckerstoffwechsel. Des Weiteren können die Bauchorgane mittels Ultraschall kontrolliert werden. Sollte hier etwas Auffälliges bestehen, werden entsprechende weiterführende Untersuchungen eingeleitet.

Die Therapie von Juckreiz: Kreislauf durchbrechen und Ursache beheben

Die Therapie von Juckreiz folgt i.d.R. einem gewissen Schema: Durch allgemeine lindernde Maßnahmen soll der Kreislauf zwischen dem Jucken und dem Kratzen durchbrochen werden. Außerdem muss die zugrundliegende Ursache behandelt werden.

Ist eine Allergie für den Juckreiz verantwortlich, gilt es in erster Linie, die allergieauslösende Substanz zu meiden. Wer z.B. allergisch auf Silber reagiert, sollte keinen Silberschmuck tragen. Verträgt jemand ein gewisses Nahrungsmittel nicht, sollte man dieses vom Speiseplan streichen.

Ist der Pruritus auf eine Grunderkrankung zurückzuführen, müssen beispielsweise entsprechende Medikamente zum Einsatz kommen. Bei Hauterkrankungen wie der Neurodermitis sind das u.a. Kortisonpräparate.

Weitere Behandlungsmaßnahmen

Um den Juckreiz an sich zu lindern, können die betroffenen Stellen mit einem feuchten Tuch gekühlt werden. Außerdem eignen sich rückfettende Cremes, um der Trockenheit der Haut entgegenzuwirken. Auch gibt es bestimmte Cremes und Salben, die Juckreiz lindernd wirken (z.B. Salben auf Johanniskraut-Basis). Auf parfümhaltige Hautpflegeprodukte sollte verzichtet werden. Ebenso sollte man scharf gewürztes Essen meiden. Man sollte sich regelmäßig Ruhephasen gönnen, um Stress abzubauen und ggf. hilft die Vermeidung von Hautkontakt mit synthetischen Stoffen oder Wolle.

Aktualisiert am 15. Februar 2021