Heuschnupfen

Millionen Deutsche leiden unter einem Heuschnupfen, auch Pollenallergie oder Pollinosis genannt. Der Heuschnupfen stellt die häufigste Allergie in den westlichen Industrieländern dar. Der Name lässt zwar vermuten, dass Menschen mit Heuschnupfen gegen Heu allergisch und permanent erkältet sind, doch es sind diverse Pflanzenpollen, Gräser, Kräuter und Blütenstaubteilchen von Bäumen in der Luft, die den Betroffenen zu schaffen machen.

Die Pollinosis ist typischerweise saisonal, d.h. sie tritt in bestimmten Jahreszeiten, zu den sogenannten Pollenflugzeiten, auf. Vor allem an windigen, trockenen Tagen kann der Pollenflug sehr stark sein. Deshalb tritt Heuschnupfen vor allem im Frühjahr und im Sommer auf. Nach einer längeren Regenperiode lassen der Pollenflug und somit auch die Beschwerden der Pollenallergie oft nach. Da viele Menschen gegen mehrere Pollenarten allergisch sind, kann ein Heuschnupfen auch ganzjährig bzw. mehrfach im Jahr auftreten.

Eine Pollenallergie entwickelt sich oft bereits in der frühen Kindheit. Sie bleibt ein Leben lang bestehen. Generell kann sich ein Heuschnupfen jedoch in allen Lebensphasen entwickeln. Die Betroffenen sind durch die Beschwerden zum Teil stark eingeschränkt – die Pollinosis wirkt sich nicht etwa nur auf die schulischen oder beruflichen Leistungen, sondern auch auf das soziale Leben der Menschen aus. Zudem entwickeln nicht wenige Menschen mit Heuschnupfen auch eine Allergie gegen vereinzelte Nahrungsmittel. In diesem Zusammenhang wird von einer Kreuzallergie gesprochen.

Niesanfälle, Augentränen und weitere typische Symptome

Eine Pollenallergie verursacht Symptome, die denen einer Hausstaubmilbenallergie ähneln. Sobald die allergieauslösenden Pollen in Kontakt mit den Nasenschleimhäuten gelangen, entsteht ein allergischer Schnupfen, der in der Medizin mit dem Begriff Rhinitis allergica bezeichnet wird. Zu den typischen Merkmalen eines solchen allergischen Schnupfens zählen ein stetiger Niesreiz und Niesanfälle. Außerdem kann sich die Nase verstopfen, sie kann jucken und kribbeln. Die Nasenschleimhäute trocknen aus und es kann zum Fließschnupfen kommen.

Aber nicht nur die Nase ist von den Merkmalen der Pollenallergie betroffen: Die Pollen können ebenfalls in die Augen gelangen, sodass diese beginnen zu tränen, zu brennen oder zu jucken. Außerdem können sich die Augen röten und in manchen Fällen entsteht eine Bindehautentzündung.

Entsteht eine Bindehautentzündung, Konjunktivitis genannt, und tritt diese in Kombination mit einem allergischen Schnupfen auf, wird das in der Medizin allergische Rhinokonjunktivits genannt. Sofern diese nicht behandelt wird, weitet sich die Allergie von der Nase und den Augen auf die tieferen Atemwege aus, was zu einem allergischen Asthma bronchiale führen kann. In diesem Zusammenhang wird von einem „Etagenwechsel“ gesprochen. Nicht nur mit dem allergischen Asthma bronchiale können im Rahmen eines Heuschnupfens weitere Symptome wie die folgenden entstehen:

  • Halsschmerzen und ein Kratzen im Hals
  • Husten
  • Rötungen, Schwellungen und andere allergische Reaktionen der Haut
  • Ein Juckreiz im Hals, im Ohr und auf der Mundschleimhaut
  • Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme
  • Ein allgemeines Gefühl von Schwäche und Müdigkeit
  • Beeinträchtigungen des Geschmacks-, des Geruchs- und des Gehörsinns

Auch andere Stoffe können die Symptome auslösen

Pollenallergiker weisen ein deutlich höheres Risiko für die Entstehung von Asthma auf als Nicht-Allergiker: In 80 Prozent der bekannten Asthma-Fälle ging der Erkrankung eine Pollinosis voraus. Darüber hinaus reagieren Menschen mit Heuschnupfen teilweise sehr empfindlich auf Tabakrauch, Geruchsstoffe, Staub und andere unspezifische Reize, sodass es auch hier zu einem Tränen der Augen und zu einem starken Niesreiz kommen kann.

Ursachen für eine Pollinosis

Eine Fehlregulation des Immunsystems

Eine Pollenallergie entsteht, so wie alle Allergien, durch eine Überreaktion des Immunsystems. Die Aufgabe des Abwehrsystems besteht darin, Krankheitserreger, die in den Körper eingedrungen sind, zu bekämpfen. Im Falle des Heuschnupfens werden die Pollen bzw. die mit ihnen verbundenen Eiweiße als gefährlich eingestuft und das obwohl sie harmlos sind. Demnach versucht das Immunsystem die Pollen wie Krankheitserreger zu bekämpfen. Es kommt zu einer Entzündungsreaktion. Da die Polleneiweiße überwiegend über die Schleimhäute der Nase, der Augen sowie des Rachens in den Organismus gelangen, kommt es hier zur lokalen Abwehrreaktion – die typischen Symptome des Heuschnupfens treten auf.

Risikofaktoren für eine Fehlregulation des körperlichen Abwehrsystems

Auch, wenn die genaue Entstehung von Heuschnupfen noch nicht geklärt ist, sind einige Risikofaktoren bekannt, die zu einer Pollinosis beitragen können. Einige Menschen neigen bereits ab ihrer Geburt zur Entwicklung einer Allergie, d.h. genetische Faktoren spielen eine Rolle. Diese Menschen weisen häufig nicht nur eine Pollinosis, sondern gleichzeitig auch andere allergische Reaktionen wie Asthma oder eine Insektenstichallergie auf. Die allergische Reaktionsbereitschaft ist also vererbbar. Das heißt aber noch lange nicht, dass jedes Kind von Allergiker-Eltern auch selbst zum Allergiker wird!

Die Hygienehypothese besagt, dass die Forderung des Immunsystems in der Kindheit eine tragende Rolle für die Entwicklung einer Allergie wie dem Heuschnupfen spielt. Es wird davon ausgegangen, dass eine übermäßige Hygiene in der Kindheit das Immunsystem unterfordert, sodass dieses selbst die harmlosesten Substanzen angeht. Es gilt als bewiesen, dass Kinder, die viel mit anderen Kindern spielen und mit Geschwistern aufwachsen, später seltener von Allergien betroffen sind. Zudem konnten diverse Studien zeigen, dass Kinder, die auf dem Bauernhof aufwachsen, ein geringeres Risiko für eine Allergie zeigen. Somit gilt der Kontakt mit vielen Menschen und mit „Dreck“ als eine Art Training für das Immunsystem. Deswegen sollten Eltern dem Nachwuchs auch nicht alles gleich aus der Hand reißen, sobald es einen Gegenstand wie einen Schlüssel in seinen Mund schiebt.

Heuschnupfen und andere Allergien können auch durch die Atemwege reizende Stoffe in der Umgebungsluft begünstigt werden. Beispielsweise weisen Kinder, deren Eltern Raucher sind, ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Allergien auf.

Unsere Umwelt hat maßgeblichen Einfluss

Etwa 20 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter Heuschnupfen. Experten befürchten, dass diese Zahl bis zum Jahr 2050 deutlich ansteigen wird: Zu diesem Zeitpunkt könnte die Hälfte aller Deutschen von einer Pollenallergie betroffen sein. Forscher sehen eine wichtige Ursache für diese Entwicklung in den weltweit steigenden Temperaturen, die mit dem Klimawandel einhergehen. Durch die steigenden Temperaturen wird die Pollensaison der Pflanzen deutlich verlängert. Außerdem können sich durch die höheren Temperaturen „fremde“ Pflanzenarten in einzelnen Ländern ausbreiten. In Deutschland könnte sich beispielsweise das Traubenkraut aus den USA vermehren. Dieses gilt in den USA als einer der Hauptauslöser von Allergien. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass der höhere CO2-Gehalt, der u.a. durch technische Entwicklungen bedingt wird, die Pflanzen dazu anregt, mehr Pollen freizusetzen.

Die allgemeine Luftverschmutzung durch Feinstaub und die Ozonbelastung tragen dazu bei, dass die Pollen bei Allergikern immer heftigere Reaktionen auslösen. Forscher nehmen beispielsweise an, dass eine chemische Reaktion zwischen der Birkenpolle und dem Ozon die Reaktion des Immunsystems auf die Birkenpollen um bis das Dreifache verstärkt.

Verschiedenen Jahreszeiten – verschiedene Auslöser von Heuschnupfen

Je nach Jahreszeit sind es bestimmte Pollen, die als Hauptauslöser für Heuschnupfen gelten. Im März bis Mai ist beispielsweise die Birke stark vertreten und im April bis Juni löst Roggen häufig allergische Reaktionen aus, während der Beifuß den Juli bis September dominiert.

Die Pollenallergie muss von anderen Erkrankungen abgegrenzt werden

Eine sehr wichtige Rolle bei der Diagnose einer Pollenallergie nimmt die Anamnese ein: Der Arzt fragt den Patienten nach den auftretenden Beschwerden, nach den Umständen des Auftretens der Symptome sowie nach der anhaltenden Dauer. Außerdem erkundigt sich der Arzt nach allergischen Erkrankungen innerhalb der Familie. Weist der Patient bestimmte Symptome auf und sind in der Familie Allergien bekannt, ist die Diagnose nach dem Anamnesegespräch bereits so gut wie sicher.

Um zu klären, welche Allergene den Heuschnupfen auslösen, wird der Arzt einen sogenannten Pricktest durchführen. Hierbei werden kleine Mengen von allergenhaltigen Lösungen auf die Haut des Unterarms des Patienten geträufelt und die Haut wird leicht angeritzt. Sollte der Patient auf einen bestimmten Stoff allergisch reagieren, bilden sich innerhalb von zwanzig Minuten Quaddeln und eine Rötung an der entsprechenden Stelle. Der Pricktest gibt Aufschluss darüber, ob bestimmte Pollen für den allergischen Schnupfen verantwortlich sind oder, ob andere Allergene wie Hausstaubmilden die Ursache sind.

In Bezug auf die Diagnose ist die Abgrenzung des Heuschnupfens zu anderen Erkrankungen wichtig. Zu diesen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zählen u.a. eine akute Erkältung und eine bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung. Diese Erkrankungen verlangen eine völlig andere Behandlung als der Heuschnupfen bzw. als Allergien im Allgemeinen.

Drei Möglichkeiten der Behandlung

Es bestehen drei Möglichkeiten, einen Heuschnupfen und andere Allergien zu therapieren. Diese drei Herangehensweisen können ebenfalls miteinander kombiniert werden. Die einfachste Möglichkeit ist die Karenz, also die Meidung des Allergens. Das ist in der Praxis und vor allem beim Heuschnupfen jedoch kaum möglich, weil sich die allergieauslösenden Stoffe in der Luft befinden und durch Wind in der gesamten Atemluft verteilt werden. Außerdem sind die Pollen nicht mit dem bloßen Auge erkennbar.

Eine zweite Möglichkeit zur Behandlung besteht im Einsatz von Medikamenten. Mit diesen können zumindest die akuten Symptome gelindert werden. Augentropfen, Nasentropfen und –Sprays mit entsprechenden Wirkstoffen wie Antihistaminika sind nur einige der zur Verfügung stehenden Substanzen. Durch den Einsatz dieser Mittel wird die Lebensqualität der Betroffenen in einer akuten Phase stark verbessert.

Die dritte Behandlungsmöglichkeit besteht in der sogenannten Hyposensibilisierung. Hierbei handelt es sich um eine Allergie-Impfung, die darauf abzielt, die Überempfindlichkeit des Immunsystems gegen das Allergen zu reduzieren und zwar langfristig. Diese Therapiemöglichkeit kommt derzeit noch selten zum Einsatz. Allerdings verspricht dieser Ansatz gute Erfolge – die allergische Reaktion kann ausgeschaltet und der Entstehung von Asthma sowie einer Neusensibilisierung kann vorgebeugt werden.

So wirkt man den Beschwerden des Heuschnupfens entgegen

Apropos vorbeugen: Einer Pollinosis kann man nur bedingt vorbeugen. Man kann sich vor einer Allergie nicht schützen, als Allergiker kann man den Beschwerden jedoch auf vielen Arten entgegenwirken. So lohnt es sich z.B., sich per Pollenflugkalender oder durch Pollenflugwarndienste über die aktuelle Pollenbelastung zu informieren. Außerdem sollte man in der Pollensaison ein Schutzvlies an den Fenstern anbringen. Während der Nachtruhe sollte man das Schlafzimmerfenster geschlossen halten. Außerdem kann es sinnvoll sein, sich vor dem Schlafengehen die Haare zu waschen – hier setzen sich die Pollen besonders gerne fest. Ebenso können sich Pollen auf der Kleidung und auf der Bettwäsche niederlassen – die über den Tag getragene Kleidung lässt man am besten außerhalb des Schlafzimmers und die Bettwäsche sollte regelmäßig gewechselt werden. Zudem sollte die (Bett-) Wäsche in der Pollensaison nicht im Freien getrocknet werden.

Weitere Möglichkeiten der Vorbeugung bestehen im Unterlassen des Rauchens und in der Vermeidung von gechlortem Wasser: Tabakrauch und Chlor können zu allergischen Beschwerden führen, da sie die Atemwege zusätzlich reizen. Beim Autofahren sollte man die Fenster geschlossen halten und die Klimaanlage kann mit speziellen Pollenfiltern ausgestattet werden. Diese Filter müssen regelmäßig gewechselt werden. Des Weiteren sollten Menschen mit Heuschnupfen ihren Urlaub gut timen: In der Pollensaison ist die Luft am Meer und im Hochgebirge meist pollenarm, sodass sich diese Regionen für einen erholsamen Urlaub eignen.

Aktualisiert am 15. Februar 2021