Herzrasen

Herzrasen wird auch mit den Begriffen Tachykardie und Herzklopfen beschrieben. Es kommt zu einem anhaltend beschleunigten Puls von über 90 Schlägen in der Minute. Ab einem Puls von minütlich 150 Schlägen ist die Rede von einer ausgeprägten Tachykardie. Das hauptsächliche Merkmal der Tachykardie ist ein regelmäßiges oder unregelmäßiges Pochen oder Klopfen, welches bis an die Halsschlagader bzw. bis in den Hals empfunden werden kann. Dem Herzrasen können sowohl natürliche als auch krankhafte Ursachen zugrunde liegen.

Zwei Formen von Herzrasen

Je nach dem Ort der Entstehung, wird das Herzrasen in zwei Formen unterteilt: die supraventrikuläre und die ventrikuläre Tachykardie. Im ersten Fall liegt der Ursprungsort des Herzrasens außerhalb der Herzkammern. Bei der ventrikulären Tachykardie findet sich der Auslöser hingegen in der Herzkammer. Aus dieser Form der Tachykardie kann ein Kammerflimmern entstehen. Somit gilt die ventrikuläre Tachykardie als eine gefährliche Form des Herzrasens.

Außerdem kann das Herzklopfen nach seinem zeitlichen Verlauf unterteilt werden: Herzrasen kann sowohl akut als auch chronisch auftreten.

Das Herzjagen als gutartige Form des Herzrasens

Viele Menschen klagen über ein plötzlich auftretendes Herzrasen, welches immer wiederkehrt und von alleine verschwindet. In diesem Fall spricht man von einem gutartigen Herzrasen. Dieses wird auch als Herzjagen bezeichnet. Typische Anzeichen hierfür sind ein unerwarteter Beginn und ein ebenso plötzliches Ende der Anfälle. Außerdem tritt das Herzjagen völlig unabhängig von bestimmten Situationen oder Faktoren auf. Charakteristisch ist auch, dass die Symptome in Ruhe oder eine gewisse Zeit nach einer körperlichen Anstrengung auftreten. Das Herzjagen wird häufig von Schwindelgefühlen, Übelkeit und Druck auf der Brust begleitet.

Auch das gutartige Herzjagen muss ärztlich abgeklärt werden, um eine ernste Ursache ausschließen zu können.

Mögliche Ursachen für eine Tachykardie

Ein erhöhter Puls im Rahmen einer körperlichen Betätigung, bei Stress oder bei Gefühlen wie Angst oder Freude ist völlig normal. Zudem weisen junge Menschen einen höheren Puls auf als Erwachsene – eine Herzfrequenz von 100 Schlägen in der Minute gilt bei Kindern nicht gleich als besorgniserregend. Bei Erwachsenen sieht das etwas anders aus. Hier liegt der Normalwert bei etwa 70 Schlägen in der Minute. Steigt der Puls auf 100 an und zwar ohne eine erkennbare Ursache, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann den Patienten auf eine Tachykardie untersuchen. Mögliche Ursachen für Herzrasen liegen im Herz selbst als auch in hormonellen Schwankungen und in weiteren Faktoren:

Ursachen im Herz selbst

Als hauptverantwortlich für die Entstehung von Tachykardien gilt das Herz selbst. Der Herzschlag entsteht durch spezialisierte Herzmuskelzellen, die elektrische Impulse erzeugen. Diese werden über das Herz weitergeleitet und führen zu einer Muskelkontraktion – das Herz schlägt. Als der treibende „Schrittmacher“ gilt der Sinusknoten im rechten Vorhof.

Wird das spezielle Erregungsleitungssystem durch eine Störung des Sinusknotens, durch zusätzliche Leitungsbahnen oder durch eine verminderte Blutung beeinträchtigt, kann es zum Herzrasen kommen. Die Tachykardie kann angeboren sein. Sie kann ihren Ursprung aber auch in diversen Krankheiten haben:

Kammerflimmern

Bei einem Kammerflimmern besteht Lebensgefahr! Die schnelle Kontraktion der Herzkammern (über 200 und bis zu 800 Schläge in der Minute!) bewirkt, dass das Blut nicht mehr in den Kreislauf gepumpt wird. Die Folgen können eine Bewusstlosigkeit, ein Atemstillstand und ein vollständiger Kreislaufstillstand sein.

Vorhofflattern

Das Vorhofflattern entsteht durch ungeordnete elektrische Reizungen. Diese lassen die Vorhof-Muskulatur flimmern. Der Zustand ist nicht lebensgefährlich – häufig wird er von den Betroffenen gar nicht wahrgenommen. Allerdings geht mit einem unregelmäßigen Puls von über 100 Schlägen in der Minute eine erhöhte Thrombosegefahr einher.

Die Sinustachykardie

Bei einer sogenannten Sinustachykardie arbeitet der Sinusknoten beschleunigt und zwar mit über 100 Erregungen in der Minute. Zu einer Sinustachykardie kommt es z.B. bei Panikattacken.

AV-Knoten-Reentry-Tachykardie

Beim sogenannten Reentry (englisch: Wiedereintritt) wird der Herzschlag durch die Ausbreitung von kreisförmigen Erregungen zwischen den Vorhöfen und den Kammern beschleunigt. Es kann zum plötzlich auftretenden Herzrasen kommen. Dieses verschwindet i.d.R. von alleine wieder.

Rhythmusstörungen als Ursache

Auch diverse Rhythmusstörungen können zu Herzrasen führen. Dieses vergeht meist von alleine wieder, sollte jedoch unbedingt ärztlich untersucht werden.

Eine zusätzliche Reizleitung beim Wolff-Parkinson-White-Syndrom

Bei diesem Syndrom weisen die Betroffenen von Geburt an eine zusätzliche Reizleitung auf. Diese ist zwischen der Kammer und dem Vorhof gelegen. Die Folge kann starkes Herzklopfen sein, welches plötzlich auftritt und bis zur Bewusstlosigkeit führen kann.

Arterielle Hypertonie

Ein hoher Blutdruck kann sich ebenso wie ein schneller Puls in Form von verstärktem Herzklopfen äußern.

Die koronare Herzkrankheit

Bei der koronaren Herzkrankheit handelt es sich um Durchblutungsstörungen des Herzens. Diese können durch einen Herzinfarkt verursacht werden und das Erregungsleitungssystem beeinträchtigen.

Andere Auslöser für das Herzrasen

Auch eine Überfunktion der Schilddrüse und hormonelle Schwankungen während der Wechseljahre können zu Herzrasen führen. In den Wechseljahren kommt es außerdem zu Hitzewallungen und zu Schweißausbrüchen. Darüber hinaus können Verletzungen, mit denen ein großer Blutverlust einhergegangen ist, zu Herzrasen führen. Dabei ist der Blutdruck sehr niedrig. Weitere mögliche Ursachen sind eine Blutarmut und eine Lungenembolie. Bei der Anämie versucht der Körper, den Sauerstoffmangel durch einen verstärkten Blutauswurf in den Körper auszugleichen. Bei der Lungenembolie verstopft ein Blutgerinnsel (Thrombus) eine Arterie der Lunge, sodass der Körper mit einem stark beschleunigten Herzschlag reagiert.

Und auch Vergiftungen, Drogen und bestimmte Medikamente steigern den Puls, sodass sich Betroffene beeinträchtigt fühlen können.

Die Diagnose bei Herzrasen

Personen, die häufig oder andauernd über Herzrasen klagen, sollten einen Arzt aufsuchen, um die Ursache überprüfen zu lassen.

Der Arzt führt zunächst ein Anamnesegespräch mit dem Patienten. Auf diese Weise lassen sich bereits einige Ursachen ausschließen bzw. einige Auslöser in die „engere Wahl“ aufnehmen. Es folgt eine körperliche Untersuchung.

Das Anamnesegespräch

Im Gespräch mit dem Patienten erkundigt sich der Mediziner zunächst nach dem Beginn, der Häufigkeit und dem Verlauf der Symptome. Besonders wichtig ist die Information, ob das Herzrasen plötzlich angefangen und wieder aufgehört hat oder, ob die Beschwerden schleichend entstanden sind. Außerdem fragt der Arzt nach der Lebenssituation des Patienten: Es werden Einflüsse wie Stress, körperliche Anstrengung, eine Medikamenteneinnahme und der Konsum von Tabak, Alkohol und anderen Drogen thematisiert. Zudem erkundigt sich der Arzt nach möglichen Vorerkrankungen und nach der Krankengeschichte der Familie. Auch Begleitsymptome wie Kurzatmigkeit und Schwindelgefühle sind bedeutend für die Diagnosestellung.

EKG, Blutuntersuchung und andere körperliche Untersuchungen

Die anschließende körperliche Untersuchung umfasst die Messung des Blutdrucks und Pulses. Außerdem hört der Mediziner das Herz mithilfe eines Stethoskops ab. So lassen sich Unregelmäßigkeiten im Herzschlag und eine erhöhte Herzfrequenz feststellen.

Des Weiteren untersucht der Arzt den Patienten auf andere Erkrankungen, die das Herzrasen bedingen können. Er tastet die Schilddrüse ab, entnimmt Blut, um die Schilddrüsen- und die Elektrolytwerte zu überprüfen und führt ein Belastung-EKG durch. Auch ein Langzeit-EKG und ein Elektrokardiogramm, bei dem die Herzströme abgeleitet werden, können notwendig sein. Weitere mögliche diagnostische Verfahren sind eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und eine Verlegung eines Herzkatheters mit anschließender Röntgenuntersuchung der Herzkranzgefäße.

Die Therapie besteht in der Behandlung der Ursache

Hat der Arzt die Ursache für das Herzrasen diagnostiziert, wird diese behandelt. Bei psychischen Auslösern können Entspannungsverfahren und allgemeine Methoden zur Stressbewältigung hilfreich sein. Außerdem können natürliche Beruhigungsmittel wie Baldrian eingesetzt werden. Ist Stress der Auslöser der Tachykardie, muss auf Tabak und Kaffee verzichtet werden.

Liegt die Ursache für das Herzrasen hingegen in einer Herzrhythmusstörung oder in einem Vorhofflimmern, werden diese medikamentös behandelt. Auch das Einsetzen eines Herzschrittmachers kann notwendig sein. Ist eine Überfunktion der Schilddrüse oder eine andere Erkrankung die Ursache für die Tachykardie, wird die Therapie entsprechend angepasst.

Eine gesunde Lebensweise als allgemeine Prophylaxe

Da es sich bei der Tachykardie um eine Begleiterscheinung von organischen Erkrankungen handelt, kann man ihr nicht unmittelbar vorbeugen. Als hilfreich wird jedoch eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung erachtet. So wird der Herzmuskel gestärkt, der Kreislauf wird in Schwung gehalten und die Atemsysteme werden in einem gesunden Maß beansprucht.

Aktualisiert am 15. Februar 2021