Genickschmerzen

Genickschmerzen können sich besonders stark auf das Wohlbefinden auswirken. Häufig strahlen sie in den Kopf, die Schulter oder den Rücken aus und gehen gleichzeitig mit einer erheblichen Einschränkung der Bewegungsfähigkeit einher. Kopfschmerzen und Schwindel sind typische Begleitsymptome bei Nackenschmerzen. Die meisten Menschen, die über Genickschmerzen klagen, neigen außerdem dazu, den Nacken steif zu halten, um ihn zu schonen und dem Schmerz entgegenzuwirken. Dies schränkt die Drehbewegung des Kopfes und damit auch das Sichtfeld erheblich ein und kann dazu führen, dass sich die Nackenmuskulatur zusätzlich verspannt, was die Kopfschmerzen und die Bewegungseinschränkung verstärken kann.

Anatomie des Genicks

Das Genick wird im medizinischen Bereich Nacken genannt und ist der auf der Rückseite des menschlichen Körpers liegende Teil des Halses. Das Genick wird von der Halswirbelsäule, dem oberen Teil der Wirbelsäule, und der Nackenmuskulatur gebildet. Das Genick stützt den Kopf, wobei der Nackenmuskulatur eine besonders wichtige Stützfunktion zukommt. Dies zeigt sich auch am komplexen Aufbau der Nackenmuskulatur. Sie lässt sich in eine oberflächliche und eine tiefe Schicht unterteilen. Das Genick wird über insgesamt vier Arterien mit Blut versorgt und ist über zahlreiche Nervenstränge sowohl mit dem Kopf als auch mit dem Rücken verbunden. Dadurch wird das Genick zu einem wesentlichen Bestandteil des menschlichen Bewegungsapparates.

Ursachen

Genickschmerzen sind ein Symptom, das von vielen verschiedenen Krankheitsbildern ausgelöst werden kann. Dazu zählen vor allem orthopädische Erkrankungen im Bereich der Halswirbelsäule, des Brustkorbes und der Schultern. Die Überlastung oder Fehlbelastung eines dieser Körperbereiche ist ein besonders häufiger Auslöser für Genickschmerzen. Fehlhaltungen, beispielsweise bei regelmäßiger und langanhaltender Arbeit am Schreibtisch oder am Bildschirm, führen oft zu einer ungesunden Haltung des Oberkörpers, die in einer Verspannung der Nackenmuskulatur resultiert. Da diese Fehlhaltung oft über Stunden hinweg nahezu statisch aufrechterhalten wird, kann sich die Muskulatur nicht wieder entspannen. Es kommt zu chronischen Muskelverspannungen, die starke Genickschmerzen und Spannungskopfschmerz sowie langfristige Haltungsschäden verursachen können.

Mit fortschreitendem Alter kann es auch nach und nach zu Verschleißerscheinungen an der Halswirbelsäule kommen. Typische Auswirkungen, die der Verschleiß mit sich bringen kann, sind Krankheitsbilder, die Bandscheiben und Wirbelgelenke betreffen und beispielsweise zu Blockaden in der Halswirbelsäule führen können. Auch in diesem Fall können Genickschmerzen oder ein steifes Genick begleitende Symptome sein.

Weitere Ursachen für Genickschmerzen können Entzündungen sein, die sich vor allem im Bereich der Wirbelgelenke gebildet haben. Auch hier können Fehlhaltungen und Verspannungen die Auslöser sein. Seltener werden auch die Wirbelgelenke der Halswirbelsäule von rheumatischen Beschwerden befallen, die sich in starken Schmerzen im Genick und einer Einschränkung der Bewegungsfähigkeit äußern können. Verletzungen im Nackenbereich, beispielsweise durch ein Schleudertrauma aufgrund eines Unfalles, können ebenfalls zu Genickschmerzen führen.

In jüngerer Zeit sind auch immer häufiger psychosomatische Ursachen der Auslöser von akuten oder latenten Genickschmerzen. Diese gehen dann sehr häufig mit Spannungskopfschmerzen, Konzentrationsstörungen oder Schlafmangel einher. Anhaltender Stress und starke seelische Überlastung können der Grund sein. In diesen Fällen liegt meist keine orthopädische Ursache vor. Trotzdem klagen Betroffene über anhaltende oder immer wiederkehrende Genickschmerzen, einen steifen Nacken und daraus resultierende Spannungskopfschmerzen.

Therapie

Genickschmerzen sollten möglichst frühzeitig medizinisch abgeklärt werden. Je nach Ursache können die Beschwerden chronisch werden oder auf umliegende Bereiche des Körpers übergreifen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Die Therapiemöglichkeiten hängen davon ab, wodurch die Genickschmerzen verursacht werden.

Liegen orthopädische Ursachen vor oder sorgt eine Verletzung für Schmerzen und Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule, ist eine langfristige physiotherapeutische Therapie meist die beste Behandlungsmöglichkeit. Sind Halswirbelsäule und die umgebende Muskulatur nur leicht in Mitleidenschaft gezogen, kann es in manchen Fällen auch ausreichen, die betroffenen Bereiche beispielsweise durch eine Halskrause oder Kinesio Tape vorübergehend zu entlasten. Mithilfe von Medikamenten können therapiebegleitend akute Schmerzen durchbrochen und so Verspannungen gelöst werden.

Ist ein entzündlicher Prozess im Bereich der Halswirbelsäule oder der umgebenden Muskulatur die Ursache für die Genickschmerzen, kann dieser häufig medikamentös behandelt werden. So kann der Entzündungsherd behandelt werden und im Idealfall nach und nach abklingen, was in den meisten Fällen auch eine Beseitigung der Schmerzen mit sich bringt. Auch die Beigabe von Wärme kann angespannte Muskulatur wirkungsvoll entspannen und akute Genickschmerzen sowie Spannungskopfschmerzen lindern. Länger anhaltende oder stärkere Schmerzen sollten allerdings niemals selbst therapiert werden, ohne die Ursache und die anzuratende Behandlung zuvor mit einem Facharzt besprochen zu haben.

Vorbeugung

Genickschmerzen können vor allem durch eine möglichst ergonomische Haltung im Alltag vermieden werden. Dies gilt insbesondere für sitzende Tätigkeiten, aber auch für körperlich stark belastende Berufsbilder. Ein ergonomischer Schreibtischstuhl und ein passender Schreibtisch, die sich in Höhe und Position der Körpergröße anpassen lassen und idealerweise eine zusätzliche Stützfunktion für die Lendenwirbelsäule aufweisen, sind eine Grundvoraussetzung für eine gesunde Haltung am Arbeitsplatz. Außerdem sollte die eigene Körperhaltung regelmäßig kontrolliert und korrigiert werden. Statische Fehlhaltungen sind einer der häufigsten Gründe für Genickschmerzen. Wer viel im Sitzen arbeitet, sollte in der Freizeit für ausreichende Bewegung sorgen. Besonders sanfte Sportarten wie Yoga und Pilates, die die Beweglichkeit fördern und eine Vielzahl an Muskelpartien ansprechen, sind gut geeignet.

Nehmen Stress und seelische Belastungen im Alltag Überhand, kann auch dies zu Genickschmerzen führen. Hier kann es helfen, bewusst Auszeiten zu schaffen, um neue Kraft zu tanken und Geist und Seele zu entspannen. In schwerwiegenden Fällen kann die Hilfe eines psychologischen Beraters oder einer Selbsthilfegruppe wertvolle Anregungen und Hilfestellungen bieten.

Unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache sollten Genickschmerzen niemals ignoriert werden. Werden sie nicht rechtzeitig behandelt, können die Schmerzen in schwerwiegenden Fällen zu chronischen Beschwerden führen, die nicht mehr oder nicht mehr besonders gut therapierbar sind.

Aktualisiert am 15. Februar 2021