Gasbrand

Mit dem Begriff Gasbrand (auch: Gasödem; malignes Ödem) wird eine schwerwiegende Wundinfektion, die durch bestimmte Bakterien ausgelöst wird, beschrieben. Diese Bakterien heißen Clostridien. Sie kommen in der gesamten Umwelt vor und gedeihen unter aeroben, d.h. sauerstofflosen Bedingungen.

Es wird zwischen einer exogenen und einer endogenen Form des Gasbrands unterschieden. Die exogene Form kommt deutlich häufiger vor. Bei dieser Art von Gasbrand wird die Wunde von außen mit Bakterien infiziert. Bei der endogenen Form gelangen sie über den Darm und die Blutbahn in das Weichteilgewebe sowie in die Muskulatur. Vom endogenen Gasbrand sind vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem (z.B. aufgrund einer Krankheit) betroffen.

Der Gasbrand entwickelt sich äußerst schnell – die ersten Symptome treten nach fünf bis 48 Stunden nach der Infektion ein. Zu den typischen Symptomen zählt die Blasenbildung in der Wunde. Diese Blasen verleihen dem Gasbrand seinen Namen. Durch die Produktion von Bakteriengiften können die Gasbrandbakterien im schlimmsten Fall einen septischen Schock verursachen. Wird dieser nicht rechtzeitig behandelt, kann er tödlich enden.

Bestimmte medizinische Standards haben zu einem Rückgang der Infektionsfälle geführt

In früheren Zeiten waren unsaubere Instrumente im Rahmen von Operationen nicht selten die Ursache für die Übertragung der Clostridien Bakterien. Somit kam der Gasbrand recht häufig vor. Aufgrund seines schwerwiegenden Verlaufs war er unter der Bevölkerung sehr gefürchtet.

Seitdem das Desinfizieren und das Sterilisieren zu den Standardverfahren in der Medizin gehören, ist die Häufigkeit von Gasbrandinfektionen deutlich zurückgegangen. Zu diesem Rückgang hat auch die Entdeckung der Antibiotika, welche der Bekämpfung von Bakterien dienen, beigetragen.

Wundschmerzen, eine Verfärbung des Wundbereichs und andere Symptome

Zu den typischen Merkmalen eines Gasödems zählen plötzlich auftretende Wundschmerzen, die ein sehr starkes Ausmaß annehmen können. Zu diesen Schmerzen kommt es aufgrund eines Sauerstoffmangels im infizierten Hautbereich. Des Weiteren kann es aufgrund der Gasbildung der Bakterien zu einem Anschwellen des Gewebes kommen, was zu einem Druckgefühl beim Patienten führt. Der Wundbereich nimmt eine braungräuliche Verfärbung an und kann eine schmutzig erscheinende, bläschenhaltige und übelriechende Flüssigkeit absondern. Beim Abtasten der Wunde hört der Arzt aufgrund des Gases im Gewebe ein knisterndes Geräusch. Dieses Phänomen wird als Krepitation bezeichnet. Wird Druck auf die Wunde ausgeübt, können gashaltige Bläschen entweichen. Wird das betroffene Gewebe nicht ausreichend behandelt, verflüssigt es sich immer mehr und es stirbt ab.

Wenn sich die Clostridien Bakterien vom infizierten Wundbereich in die Blutbahn ausweiten, kann es zu einem Befall des restlichen Körpers durch die Bakterien und Toxine (Giftstoffe) kommen. Diese Ausweitung kann in kürzester Zeit einen toxischen Schock verursachen. Dieser kann zum Tode führen.

Eine Infektion mit Bakterien der Art Clostridium perfringens als Hauptursache

Die Hauptursache für einen Gasbrand ist die Infektion mit Bakterien der Art Clostridium perfringens. Aber auch andere Clostridium-Arten können ein Gasödem verursachen. Diese Arten von stäbchenförmigen Bakterien sondern Giftstoffe sowie andere Stoffe ab. Sie zerstören das umgebende Gewebe, verflüssigen und bewirken eine Gasbildung. Hierdurch entstehen die typischen Krankheitssymptome des Gasbrands.

Aus dem Grund, dass die Bakterien sowohl im Boden als auch im Wasser, in Lebensmitteln und im Staub vorkommen können, ist das Infektionsrisiko hoch. Darüber hinaus können die Bakterien in der weiblichen Genitalflora und im Darm nachgewiesen werden. Zu einer Infektion mit den Gasbrand-Erregern kommt es vor allem aufgrund von verunreinigten Wunden (z.B. infolge eines Sportunfalls).

Als Voraussetzung für die Entstehung eines Gasödems gilt der Luftabschluss der verunreinigten Wunde – Clostridien können sich ausschließlich unter aeroben Bedingungen vermehren. Eine eingeschränkte oder unterbrochene Blutversorgung im Wundbereich begünstigt die Vermehrung. Der Grund ist, dass in solch einem Fall weniger Sauerstoff ins Gewebe gelangt. Hierzu kann es u.a. kommen, wenn ein Fremdkörper im Gewebe liegt, wenn die Wundfläche sehr groß ist, wenn die Wunde aufgrund einer Quetschung o.ä. schlecht durchblutet wird oder wenn die Wunde verschmutzt ist.

Des Weiteren können Begleiterkrankungen, welche durch eine verschlechterte Blutversorgung entstehen, die Bildung von Gasbrand begünstigen. Zu diesen Erkrankungen zählen z.B. Arteriosklerose und Diabetes mellitus. Eine unmittelbare Übertragung von Mensch zu Mensch sowie vom Tier auf den Menschen ist bis heute nicht bekannt.

Eine frühe Diagnose ist entscheidend für den Infektionsverlauf

Im Falle eines Gasödems ist die schnellstmögliche Diagnose entscheidend für den Verlauf der Infektion. Der Arzt fragt den Patienten nach bestehenden Beschwerden und unterzieht ihn einer körperlichen Untersuchung. Diese Untersuchung kann Aufschluss über ein Knistern der Wunde beim Abtasten geben und der Arzt sieht eine mögliche Verfärbung und Schwellung des Wundbereichs. Außerdem wird er Druck auf den Wundbereich ausüben und somit feststellen können, ob Gasbläschen entweichen.

Im weiteren Verlauf der Untersuchung wird eine sogenannte Gramfärbung durchgeführt. Hierbei lassen sich unter dem Mikroskop grampositive, stäbchenförmige Bakterien im Wundmaterial nachweisen. Sollte sich der Verdacht auf Gasbrand bestätigen, wird der Arzt umgehend mit der Therapie beginnen.

Die Therapie: Wundbehandlung und die Gabe von Antibiotika

Die Therapie des Gasödems besteht aus zwei grundlegenden Verfahren: Aus der Wundbehandlung und aus der Antibiotika-Therapie. Im Rahmen der Wundbehandlung wird die Wunde gereinigt und desinfiziert. Die abgestorbenen Gewebeteile werden entfernt. Das Ziel liegt darin, Sauerstoff an die Wunde zu lassen. Hierdurch wird eine Vermehrung der Erreger verhindert. Um die vorhandenen Bakterien abzutöten, werden verschiedene Antibiotika in Kombination miteinander eingesetzt. Zu diesen Antibiotika gehören u.a. Penicillin, Clindamycin und Metronidazol. In schwerwiegenden Fällen kann eine Amputation des vom Gasödem betroffenen Gliedmaßes notwendig sein.

In einigen Fällen kann auch eine sogenannte hyperbare Sauerstofftherapie hilfreich sein. Hierbei befindet sich der Patient in einem Raum, in welchem ein erhöhter Luftdruck besteht (Druckkammer). Durch das Einatmen von Sauerstoff in diesem Raum soll der Sauerstoffgehalt im Gewebe sowie in der die Wunde umgebenden Luft gesteigert werden.

Im Falle eines Schocks muss eine intensivmedizinische Betreuung erfolgen. Im Rahmen dieser werden Infusionen und Medikamente gegeben, welche stabilisierend auf den Kreislauf wirken. Versagt ein Organ, muss dessen Funktion soweit wie möglich künstlich ersetzt werden. So z.B. beim Versagen der Niere durch eine Dialyse (Blutwäsche).

Die beste Präventionsmaßnahme ist eine gründliche Reinigung von Wunden

Wer einer Wundinfektion wie dem Gasödem vorbeugen möchte, sollte Wunden stets reinigen und desinfizieren. Anschließend ist es wichtig, den involvierten Wundbereich steril zu verbinden. Bei größeren und tieferen Wunden gilt es, einen Arzt aufzusuchen. Verschmutzte Wunden (z.B. Bisswunden) werden mit Antibiotika behandelt. Im Falle von Gasbrand sollte die Wundheilung stets kontrolliert werden. Da Erkrankungen wie Diabetes mellitus häufig mit einer verminderten Gewebedurchblutung einhergehen, sollten Diabetiker Wunden tendenziell immer von einem Arzt untersuchen lassen.

Aktualisiert am 15. Februar 2021