Facettensyndrom

Das Facettensyndrom ist auch unter den Namen „Facettengelenksyndrom“ und „Wirbelgelenkarthrose“ bekannt. Es stellt eine Erkrankung der Gelenke, welche zwischen den Wirbelkörpern gelegen sind, dar. Das Facettensyndrom wird neben diversen Bandscheibenschäden zu den häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen gezählt. In den meisten Fällen wir ein Facettengelenksyndrom durch einen verringerten Abstand zwischen den Wirbelkörpern bedingt. Dieser verringerte Abstand ist eine typische Abnutzungserscheinung und tritt vor allem in der Lendenwirbelsäule auf.

Die Rückenschmerzen treten überwiegend beim längeren Sitzen, Stehen oder Liegen auf. Des Weiteren klagen die Patienten häufig über Beschwerden beim Aufstehen. Die Schmerzen betreffen i.d.R. den Kreuzbereich und strahlen über das gesamte Gesäß aus. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich der Schmerz bis in den Oberschenkel oder in die Leistengegend ausweitet.

Je nachdem, welcher Bereich der Wirbelsäule betroffen ist, teilt man das Facettensyndrom medizinisch ein in

  • das lumbale Facettensyndrom (Lendenwirbelsäule)
  • das thorakale Facettensyndrom (Brustwirbelsäule)
  • das zervikale Facettensyndrom (Halswirbelsäule)

Die am weitesten unten gelegenen Facettengelenke werden am stärksten belastet. Aus diesem Grund tritt das lumbale Facettensyndrom deutlich häufiger auf als das thorakale und das zervikale.

Die typischen Symptome des Facettensyndroms

Die typischen Merkmale einer Wirbelgelenkarthrose sind dumpfe oder diffuse Schmerzen an den abgenutzten Wirbelgelenken. Diese Schmerzen können mehr oder weniger starke Ausmaße annehmen. Wie bereits erwähnt, sind die Beschwerden nicht immer lokal begrenzt – sie können sowohl in das Gesäß als auch in die Beine und sogar in die Arme ausstrahlen. Charakteristisch für die Schmerzen ist auch, dass sie bei einer Belastung wie etwa beim Tragen von schweren Gegenständen zunehmen. Und auch ein Anheben der Beine in Rückenlage sowie ein Zurückbeugen des Oberkörpers verschlimmern die Schmerzen. Die Einnahme einer Liegeposition kann die Beschwerden hingegen mindern. Mit der Wirbelgelenkarthrose können eine Morgensteifigkeit, Empfindungsstörungen in den Beinen sowie Verspannungen im Rücken- und im Nackenbereich einhergehen. Die typischen Beschwerden des Syndroms schränken die Betroffenen stark in ihrem Alltag ein.

Eine Wirbelgelenkarthrose kann verschiedene Ursachen haben

Als Hauptursache für das Facettengelenksyndrom gelten abnutzungsbedingte Schäden an den Wirbelgelenken. Da die Facettengelenke in einer engen Wechselbeziehung zu den Bandscheiben stehen, können auch bestimmte Schäden an den Bandscheiben zu einer Wirbelgelenkarthrose führen. Ebenso verhält es sich andersherum: Schäden an den Wirbelgelenken können die Strukturen der Bandscheiben beschädigen.

Des Weiteren sind Zysten in der Nähe des Facettengelenks eine häufige Ursache für die Entstehung eines Facettensyndroms. Auch ein Ganglion kann der Auslöser sein. Hierbei handelt es sich um eine Bindegewebswucherung, welche überwiegend im Lendenwirbelbereich entsteht.

Zu den weiteren möglichen Ursachen für eine Wirbelgelenkarthrose zählen eine Instabilität des Gelenks, Wirbelblockierungen und reflektorische Muskelverspannungen. Letztere sind von einer enormen Härte geprägt. Diese Art von Verspannungen gilt als sehr langanhaltend. Sie können durch eine Instabilität oder eine Überlastung der Wirbelsäule bedingt sein.

Die Diagnose

In Bezug auf die Diagnose eines Facettensyndroms ist es besonders wichtig, andere Ursachen für die Schmerzen auszuschließen. Nicht selten ist nämlich ein sogenannter übertragener Schmerz der schmerzauslösende Faktor. Bei einem „übertragenen Schmerz“ kommt es zu Schmerzen in einem Gebiet, welches nichts mit der Ursache, also mit dem tatsächlich geschädigten Gebiet zu tun hat. Hierzu kann es kommen, da bestimmte Nerven mehrere Gebiete versorgen. Somit besteht die Möglichkeit, dass über diese Nerven die Signale, d.h. der Schmerz eines anderen Ortes übertragen wird. Dieses Phänomen wird „scheinbares Facettensyndrom“ genannt. Mögliche Erkrankungen, die scheinbare Rückenschmerzen auslösen, sind u.a. Erkrankungen des Dickdarms oder der Bauchspeicheldrüse.

Der Arzt wird die Diagnose mit einem Anamnesegespräch beginnen. Hierbei werden die Schmerzen lokalisiert und typisiert. Es folgt eine Röntgenuntersuchung, welche Aufschluss über mögliche Veränderungen an den Wirbelgelenken gibt. Die Veränderungen können sich in Form von knöchernen Anbauten an den Wirbelkörpern oder in Form von Aufhellungen im Gelenkbereich andeuten.

Ein Röntgenbild reicht allerdings nicht für eine sichere Diagnose aus. Aus diesem Grund wird der Arzt eine Probeinjektion in die Wirbelgelenke durchführen. Hierbei wird das vermeintlich geschädigte Wirbelgelenk gezielt betäubt. Zur Kontrolle wird ein bildgebendes Verfahren wie die Computertomographie eingesetzt. Nachdem der Arzt eine geringe Menge an Kontrastmittel in das Gelenk gespritzt hat (dieses dient der Prüfung der Lage der Injektionsnadel), wird ein lokal wirksames Narkotikum gegeben. Für den Fall, dass die bei der Injektion verspürten Schmerzen den zuvor vom Patient empfundenen Schmerzen entsprechen bzw. diesen sehr ähnlich sind und es beim Wirkeintritt des Narkotikums zu einer Besserung kommt, bestätigt sich der Verdacht auf ein Facettensyndrom.

Die Behandlung besteht aus mehr als der Schonung des Rückens

Im Allgemeinen wird eine konservative Behandlung der Wirbelgelenkarthrose angestrebt. Entgegen der früher üblichen Maßnahmen ist die reine Schonung nicht sehr erfolgsversprechend. Vielmehr geht es darum, einen stetigen Wechsel zwischen Ruhephase und passiver Bewegung zu erzielen. Hier hilft die Physiotherapie. Auch Massagen und Krankengymnastik können die Heilungsprozess beschleunigen. Zudem wird Patienten mit Facettensyndrom die Rückenschule empfohlen. Hier trainieren sie ihren Rücken und erlenen rückenschonende Bewegungstechniken. Es gilt, die Rückenmuskeln zu stärken. Außerdem müssen diese gedehnt und in ihrer Koordination gefördert werden. Die Therapie ist darauf ausgelegt, dass die Patienten lernen, mit den Beschwerden umzugehen und sie selbstständig zu minimieren.

Zusätzlich zu diesen Methoden kann eine Behandlung mit Schmerzmedikamenten sinnvoll sein. Oftmals reicht schon die Einnahme von Paracetamol aus, um die Beschwerden zu lindern. Im Fall von extrem starken Schmerzen können Opioide zum Einsatz kommen.

Wichtig ist die Absprache mit dem behandelnden Mediziner und dem Physiotherapeuten. Gemeinsam wird die weitere auf den Patienten zugeschnittene Therapie besprochen. Mögliche Maßnahmen der weiteren Behandlung sind Infrarot-, Elektro- und Ultraschalltherapien. Zudem können alternative Verfahren wie die Akupunktur helfen.

Operative Verfahren

Reichen all diese Methoden nicht aus, um das Facettensyndrom erfolgreich zu behandeln, können minimal-invasive Verfahren hilfreich sein. Diese sind nicht darauf ausgerichtet, die Schäden an den Gelenken zu beheben. Vielmehr dienen sie der Schmerzlinderung. Hierzu werden schmerzlindernde Medikamente unmittelbar neben die Wirbel injiziert. Dadurch werden die schmerzleitenden Nervenfasern ausgeschaltet. Außerdem können die Schmerzfasern im Rahmen einer Thermo- bzw. einer Kryotherapie ausgeschaltet werden. Hierbei werden Hitze- bzw. Kältesonden eingesetzt.

Sollten auch diese minimal-invasiven Verfahren nicht ausreichen, muss eventuell eine größere Operation durchgeführt werden. Im Rahmen einer solchen Operation werden bestimmte Nerven entfernt. Zudem besteht die Möglichkeit, den Zwischenwirbelraum per Implantat zu stabilisieren. Auch eine chirurgische Entlastung der Facettengelenke kommt infrage. Sollten Ganglien oder Zysten der Auslöser für das Facettensyndrom sein, können diese operativ entfernt werden.

Bewegung als beste Präventionsmaßnahme

Als beste Präventionsmaßnahmen gegen eine Wirbelgelenkarthrose gelten Ausgleichssportarten wie Schwimmen und Laufen. Zudem dient ein zielgerichtetes Krafttraining der Stabilisierung der Wirbelsäule. Ebenso kann Gymnastik hilfreich sein.

Und auch bei einem bereits vorhandenen Facettensyndrom sollte man nicht auf Bewegung verzichten. Vielmehr muss auch in diesem Fall die Muskulatur im Bereich der Wirbelsäule gestärkt werden. So wird ein Fortschreiten des Facettengelenksyndroms verhindert.

Aktualisiert am 14. Februar 2021