Borreliose

Der Begriff Borreliose stellt einen Sammelbegriff für Krankheiten dar, die durch Borrelien (Borrelia burgdorferi) ausgelöst werden. Hierbei handelt es sich um eine bestimmte Art von spiralförmigen Bakterien. Die beiden bekanntesten Borreliose-Krankheiten sind die Lyme-Borreliose und das sogenannte Rückfallfieber. Das Rückfallfieber ist von wiederkehrenden Fieberschüben geprägt. In Deutschland kommt diese spezielle Art von Fieber nur sehr selten und wenn, als mitgebrachte Reiseerkrankung vor.

Die Lyme-Borreliose wird häufig als Synonym für den Begriff Borreliose verwendet. Sie kann den gesamten Organismus betreffen. Dabei können bleibende Schäden entstehen – vor allem wenn die Erkrankung zu spät erkannt bzw. nicht rechtzeitig behandelt wird. Die (Lyme-) Borreliose ist die am häufigsten durch Zecken übertragene Krankheit in Deutschland. Sie ist bereits seit mehr als 100 Jahren bekannt. Allerdings fand Willy Burgdorfer erst im Jahr 1982 heraus, dass die Krankheit durch Bakterien ausgelöst wird, welche im Darm der Zecke vorkommen. Es war diese Entdeckung bzw. der Bakteriologe und Parasitologe, der der Erkrankung ihren Namen gab. In Deutschland erkranken jedes Jahr mehrere zehntausend Menschen an der (Lyme-) Borreliose.

Die Borreliose überlebt den Winter problemlos

Die Borreliose (fortlaufend wird dieser Begriff als Synonym für die Lyme-Borreliose verwendet) kommt vor allem in den pflanzenbewachsenen und bewaldeten Gebieten Europas und Nordamerikas vor. Je älter eine Zecke ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie Borrelien trägt. Der Grund hierfür ist simpel: Auch eine Zecke muss sich zuerst mit der Borreliose infizieren, ehe sie die Erkrankung übertragen kann. Nun könnte man annehmen, dass die Borreliose mit dem Winter, in dem die Zecken zugrunde gehen, stirbt. Allerdings bilden Nagetiere und Mäuse die Gruppe, die im Wald am häufigsten von der Borreliose betroffen ist. Da diese Tiere den Winter überleben, überlebt auch die Krankheit diesen problemlos. In der Wissenschaft wird das als ein Borreliose-Reservoire bezeichnet.

Durch diese „Überwinterung“ leben die Bakterien jedes Jahr neu auf. Dabei stellt die Zecke den sogenannten Vektor, also das Verbindungsglied, zwischen den infizierten Tieren und den Menschen dar. Schon ein Zeckenstich kann genügen, um die Borreliose auszulösen. Zu einer Infektion kommt es aber lediglich in ungefähr 5 Prozent der Zeckenstiche. Außerdem haben Untersuchungen ergeben, dass etwa acht Prozent der Menschen in Europa bereits mit den Borreliose Bakterien in Kontakt gekommen sind und zwar ohne sich zu infizieren.

Die Symptome: Einteilung in drei Stadien

Die Symptome der Borreliose werden in verschiedene Stadien der Erkrankung unterteilt. Im ersten Stadium dringen die Bakterien durch den Zeckenbiss in die Haut ein. In ca. 80 Prozent der Fälle kommt es innerhalb von einigen Tagen bis Wochen zur sogenannten Borreliose-Wanderröte. Mit dieser geht eine zentrale Rötung der Haut an der Bissstelle einher. Der Saum wird langsam größer. Weitere Symptome sind Glieder- und Kopfschmerzen sowie Fieber.

Aus dem Grund, dass Zecken nahezu ausschließlich in den warmen Monaten des Jahres aktiv sind, treten diese Symptome nur im Sommer auf. Häufig denken die Betroffenen, sie würden an einer Sommergrippe leiden. Vor allem wenn sich kein Kreis um den Zeckenstich bildet, kann sich die Krankheit unbemerkt ausbreiten. Sie wird oft erst erkannt, wenn die Symptome bereits sehr stark sind.

Befall der Organe

Im zweiten Stadium der Borreliose gelangen die Erreger in das Blut, sodass sie die verschiedenen Organe des Körpers erreichen können. Die Symptome können je nach dem betroffenen Organ variieren. Bei Kindern betrifft die Infektion z.B. sehr häufig das Hirn. Es kann eine Neuroborreliose samt Hirnhautentzündung entstehen. Außerdem kann es zu Nervenlähmungen kommen und zwar vor allem im Hals- und im Gesichtsbereich. Ein weiteres Symptom ist der Gefühlsverlust in bestimmten Bereichen der Haut.

Ist das Herz von der Borreliose betroffen, können Entzündungen auftreten und es kann zu einer Leitungsstörung innerhalb der Herzaktivität kommen. Dieser sogenannte AV-Block kann lebensbedrohlich sein. Typische Orte für Lymphozytome, bei denen es sich um lilafarbene, hervorgehobene Hautverfärbungen handelt, sind die Brustwarze und die Ohrläppchen.

Die Spätfolgen

Die Symptome einer Borreliose können noch nach Monaten und sogar noch nach Jahren auftreten. In häufigen Fällen (etwa 60 Prozent) klagen die Betroffenen über eine Gelenkentzündung. Diese Lyme-Arthritis betrifft meistens das Knie. Aber auch andere Gelenke können besiedelt werden. Mit dieser Arthritis gehen Schmerzschübe einher. Diese verschlimmern sich bei Bewegung. Das betroffene Gelenk schwillt an, es rötet sich und es überwärmt. Da es sich um Schübe handelt, können die Symptome für mehrere Wochen verschwinden und plötzlich wieder auftreten. Im Rahmen dieser Schübe wird der Knorpel des betroffenen Gelenks immer ein wenig mehr zerstört, wodurch das Gelenk stets steifer wird.

Auch das Herz kann von der Borreliose betroffen sein. Vor allem nach einer Entzündung im zweiten Stadium können Langzeitfolgen bestehen bleiben. Diese können den Herzmuskel betreffen und sich auf den Schlagrhythmus und auf die Effizienz des Herzschlags auswirken.

Eine eher seltene Spätfolge ist die Acrodermatitis chronica atrophicans. Hierbei handelt es sich um eine Veränderung der Haut an Armen und Beinen. Die Haut schwillt an, sie entzündet sich und nimmt eine Farbe an, die bis in das dunkle Rot hineinreicht. Außerdem kann die Haut im Rahmen der Acrodermatitis chronica atrophicans äußerst dünn und somit auch sensibel werden, sodass bereits die kleinsten Berührungen an den betroffenen Stellen starke Schmerzen verursachen können.

Eher selten ist eine Schädigung des Gehirns. Mit dieser geht eine verminderte kognitive Leistungsfähigkeit einher. Es kann zu Koordinationsstörungen und zu Lähmungen kommen.

„Hauptursache“ gemeiner Holzbock

Der Hauptüberträger der Borreliose in Deutschland ist der gemeine Holzbock. Diese Zeckenart lebt im hohen Gras sowie in Wäldern, Büschen und Hecken. Aus diesem Grund infizieren sich vor allem Menschen, die sich in der Natur aufhalten. So z.B. beim Wandern, beim Gassi gehen oder beim Campen. Aber auch im heimischen Garten oder im Park kann man sich mit den Bakterien infizieren. Zudem können Katzen und Hunde die Zecken mit in die Wohnung bringen. Die einzigen Regionen, die als zeckenfrei gelten, sind diejenigen, die 1.500 Meter über dem Meeresspiegel liegen.

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen dem Stich und dem Auftreten der Symptome, beträgt zwischen fünf und 30 Tage. Aus diesem Grund können sich die Betroffenen häufig gar nicht an den Zeckenbiss erinnern oder sie haben den Biss erst gar nicht bemerkt. Je länger die Borreliose unbehandelt bleibt, desto geringer sind die Chancen auf eine Heilung.

Eine Borreliose kann auch noch nach Jahren auftreten

Der verlässlichste Hinweis auf eine Borreliose ist die kreisförmige, großflächige Rötung um den Biss herum, Erythema migrans genannt. Diese Rötung kann aber auch an anderen Stellen auftreten. Bis sich diese Wanderröte ausbildet, können 28 Tage vergehen. Aus diesem Grund sollte man die Einstichstelle nach einem Zeckenbiss stets gut beobachten.

Sofern eine Wanderröte besteht und sich der Betroffene an den Zeckenbiss erinnert, kann der Arzt die Borreliose durch die Verschreibung von Antibiotika behandeln. In solch einem Fall ist nicht einmal die Untersuchung des Blutes notwendig, da sich die Antikörper gegen Borrelien im frühen Stadium einer Infektion ohnehin noch nicht nachweisen lassen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Nachweis dieser Antikörper noch längst kein handfester Beweis für eine Borreliose ist: Auch gesunde Menschen verfügen über solche Antikörper.

Die Diagnose einer Borreliose in einem späteren Stadium ist hingegen schwieriger: Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, besteht keine Wanderröte mehr und die wenigsten Patienten erinnern sich an den Zeckenbiss – immerhin kann dieser schon Jahre zurückliegen. Aus diesem Grund muss der behandelnde Arzt die Symptome des Patienten genauestens untersuchen. Hierzu zählen Gelenkbeschwerden, Veränderungen der Haut und Gesichtslähmungen.

Aus dem Grund, dass ein positiver Laborbefund noch längst kein Beweis für eine Borreliose ist, besteht die Gefahr, dass die tatsächliche Ursache für die Symptome übersehen wird. Sollten bei der Untersuchung des Blutes hingegen keine Abwehrstoffe gegen diese Bakterienart gefunden werden, kann eine Borreliose im Spätstadium nahezu ausgeschlossen werden.

Behandlung mit Antibiotika

Die Therapie der Borreliose hängt von diversen Faktoren wie dem Krankheitsstadium, eventuellen Schäden an den Organen und dem Alter des Patienten ab. Wichtig zu wissen ist, dass das Bakterium Borrelia burgdorferi nicht eigenständig vom Immunsystem bekämpft werden kann. Hierzu ist eine Antibiotikatherapie notwendig.

Als wichtigster Faktor bei der Behandlung der Erkrankung gilt, wie bereits erwähnt, die Zeit: Je früher die Behandlung eingeleitet wird, desto höher sind die Chancen auf eine vollständige Heilung. Für die Behandlung wird i.d.R. das Antibiotikum Doxycyclin verwendet. Dieses wird in Tablettenform eingenommen und zwar täglich und über einen Zeitraum von zwei Wochen. Diese Behandlung reicht bei einer frühen Diagnose aus, um die Borreliose vollständig zu heilen.

Die Behandlung im Spätstadium

Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, muss die Therapie angepasst werden. So wird das Antibiotikum in solch einem Fall nicht nur zwei Wochen, sondern bis zu vier Wochen lang eingenommen. In den meisten Fällen wird das Antibiotikum per Infusion in die Blutbahn geleitet. So wird ein höherer Wirkspiegel im Blut erreicht. Bereits entstandene Organschäden sind nicht mehr rückgängig zu machen. Außerdem ist der Behandlungserfolg im späten Stadium weitaus geringer als im frühen Stadium.

Die Behandlung der Borreliose bei Kindern

Bei Kindern kommt ein anderes Antibiotikum zum Einsatz. Der Grund ist, dass das Doxycyclin das Wachstum der Zähne und der Knochen beeinflussen könnte. Zu den am häufigsten verwendeten Antibiotika bei Kindern unter neun Jahren gehören die Wirkstoffe Penicillin G, Amoxicillin und Ceftriaxon.

Die Behandlung bei Komplikationen

Im Falle von Komplikationen (z.B. bei schwerwiegenden Organeinschränkungen) muss die Behandlung der Erkrankung angepasst werden. Es besteht z.B. die Möglichkeit, das Antibiotikum per Infusion in die Blutbahn zu geben. Schmerzen und andere Symptome können zusätzlich behandelt werden.

Der beste Schutz gegen die Borreliose: lange, weiße Kleidung

Einer Borreliose kann man nicht direkt vorbeugen. Wer sich schützen möchte, sollte in Wäldern und in Wiesenregionen lange Kleidung tragen. Am besten eignet sich weiße Kleidung. Der Grund ist ganz einfach der, dass Zecken auf weißem Untergrund leichter zu erkennen sind. Außerdem gibt es diverse Substanzen (Repellents), mit denen man sich einsprühen kann, um die Zecken fernzuhalten. Diese Substanzen werden von den Tieren wahrgenommen und wirken abschreckend. Dabei ist jedoch fraglich, wie effektiv solche Mittel sind. Nach dem Aufenthalt in der Natur sollte man sich stets gründlich nach Zecken absuchen. Sofern man eines der Tiere in seiner Haut findet, sollte es schnellstmöglich und vor allem vollständig (!) entfernt werden. Auf Antibiotika sollte man erst zurückgreifen, wenn Beschwerden auftreten.

Aktualisiert am 14. Februar 2021