Therapietiere: Wie können Tiere bei Schmerzen helfen?

Therapieverfahren, die auf der Zuhilfenahme von Tieren basieren, sind bereits seit längerem nicht nur in der Alternativmedizin anerkannte Methoden, um Auswirkungen und Symptome zu reduzieren sowie Heilungen zu beschleunigen. Vornehmlich kommen Tiere bei psychischen und neurotischen Erkrankungen zum Einsatz. Daneben liegt ihr Einsatzbereich aber auch bei seelischen und geistigen Behinderungen. Und auch nach Verletzungen können Hunde, Pferde und Co. durchaus große Wirkung haben: Dann etwa, wenn schon die Beschäftigung mit ihnen den Schmerz zeitweise vergessen macht oder auch die innere Ruhe und Kraft stärkt. Im Folgenden die wichtigsten Therapietiere und für was sie eingesetzt werden.

Therapietier Hund

Auch wenn sich die meisten Hunde zum Therapietier ausbilden lassen, eignen sich wenig bedrohlich wirkende Rassen wie Labradore am besten.
Auch wenn sich die meisten Hunde zum Therapietier ausbilden lassen, eignen sich wenig bedrohlich wirkende Rassen wie Labradore am besten.

Therapiehunde werden gezielt im Rahmen von Psycho- und Ergotherapie, sowie der Heilpädagogik und der Logopädie eingesetzt. Im Grunde genommen gibt es hier zwei Vorgehensweisen:

  • Aktive Therapiehunde verfügen über einen großen Spieltrieb und sollen die Patienten dazu ermuntern, sich mit ihnen zu befassen. Dies hilft vor allem, Beschwerden zu vergessen.
  • Reaktive Therapiehunde reagieren nur auf den Patienten und seine Ideen. Er kann nicht nur auf von diesem eingebrachte Spielvorschläge eingehen, sondern auch „einfach da sein“.
  • Kein echter Therapiehund ist der Besuchshund. Er wird in Krankenhäusern von Ehrenamtlern mit Patienten in Kontakt gebracht.

Als Therapiehund eignet sich quasi jede Hunderasse, die über ein freundliches Wesen und einen ausgeprägten Spieltrieb verfügen. Ideal sind solche Rassen und Mischlinge, die kein bedrohliches Äußeres haben, etwa Golden Retriever oder Labradore. Die Ausbildung dieser Tiere beinhaltet nach der Selektion charakterlich geeigneter Welpen unter anderem Konfrontation mit verschiedensten Menschen und Situationen. In allen Fällen müssen die Hunde souverän und keinesfalls angsteinflößend oder gar aggressiv reagieren.

Die wissenschaftliche Einordnung der Wirkungsweisen solcher Hunde fand aufgrund diverser Studien statt. So stellten die Psychologen Katcher und Beck bereits in den 1980ern einen Vergleich zur Blutdrucksenkung an: Probanden mussten Texte vorlesen, während ihr Blutdruck und Puls gemessen wurde. Dabei zeigte sich, dass die Gruppe, die während des Vorlesens einen Hund still neben sich liegen hatte, sowohl über einen geringeren Blutdruck, als auch eine reduzierte Herzfrequenz verfügte. Die Prinzipien liegen dabei in der inhärent beruhigenden Wirkung des Hundes, der seit vielen tausend Jahren vom Mensch domestiziert wird und der so neben der Vertrautheit auch seine Schutzwirkung zur Überwindung von Psychosen und Ängsten helfen kann.

Wie hilft der Hund bei Schmerzen?

Einerseits kann bereits die Beschäftigung mit dem Hund den Besitzer schon durch seine einfache Präsenz von seinen Schmerzen ablenken. Ähnlich funktioniert die Herangehensweise auch im Spiel und anderen Beschäftigungen mit dem Therapiehund. Andererseits kann die Reduzierung von Blutdruck und Herzfrequenz dafür sorgen, dass Schmerzen in den Hintergrund treten: Ein entspannter Mensch wird weniger von vorhandenen Schmerzen beeinflusst als jemand, der unter Druck steht. Dies funktioniert auch mit nicht als Therapietier ausgebildeten Haushunden: Wer unter Schmerzen leidet, kann auch einfach seinen Hund eine Weile lang streicheln. Die meisten Tiere spüren instinktiv, dass es ihrem Besitzer nicht gut geht und bieten sich daher auch bei Schmerzen oft regelrecht an: „Ich sehe, dass es dir schlecht geht, streichle mich“ ist dann die Aussage.

Therapiertier Delfin

Der für die meisten relativ unbekannte, gleichzeitig aber freundlich-neugierige Delfin ist als Therapietier sehr gut geeignet.
Der für die meisten relativ unbekannte, gleichzeitig aber freundlich-neugierige Delfin ist als Therapietier sehr gut geeignet.

Die Delfintherapie entstammt der Feder des Psychologen David Nathson und kommt vornehmlich bei Kindern mit Defiziten im mentalen und seelischen Bereich zum Einsatz aber auch bei Personen, die schwere Traumata erlitten haben. Grundlage der nicht gänzlich unumstrittenen Therapie ist das Belohnungsprinzip: Die Patienten müssen bestimmte Aufgaben der Therapeuten absolvieren, danach winkt als Belohnung das Spiel mit dem Delfin innerhalb oder außerhalb des Wassers.

Das Wirkungsprinzip beruht auf der Gutmütigkeit und hohen Intelligenz der Tiere: Das kann helfen, motorische oder sprachliche Defizite zu überwinden, und gegebenenfalls auch positive Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit haben. Daneben kann die Kombination von Wasser und den freundlichen Tieren auch dafür sorgen, dass Stress abgebaut wird. Gleichzeitig hilft auch hier die Beschäftigung mit dem für die meisten Menschen ungewohnten Tier Delfin, von Schmerzen und Symptomen abzulenken und reduziert zudem auch die Auswirkungen von Traumata.

Wie hilft der Delfin bei Schmerzen? In erster Linie durch seine ablenkende Wirkung in Verbindung mit dem Spieltrieb der Tiere. Jedoch ist eine solche Delfintherapie recht kostspielig und fast immer mit Reisen verbunden.

Daher können sich Schmerzpatienten vor allem die beruhigende und ablenkende Wirkung von Meerestieren auch ins eigene Heim holen: Von Aquarien ist ebenfalls bekannt, dass allein schon die Beobachtung dieser eine zutiefst beruhigende Wirkung haben kann. Für wen eine Delfintherapie nicht in Frage kommt, der kann also auch durchaus von der Anschaffung eines Süß- oder Salzwasseraquariums profitieren – wobei letzteres für Schmerzpatienten unter Umständen die bessere, weil etwas pflegeleichtere Anschaffung sein kann.

Therapietier Pferd

Bei der Hippotherapie hilft das Pferd vor allem Schmerzpatienten dadurch, dass auf dem Pferderücken eine erweitere Krankengymnastik möglich ist.
Bei der Hippotherapie hilft das Pferd vor allem Schmerzpatienten dadurch, dass auf dem Pferderücken eine erweitere Krankengymnastik möglich ist.

Bei der unter dem Fachbegriff Hippotherapie etablierten Praxis geht es um die Heranziehung von speziell ausgebildeten Pferden zur Erzielung von therapeutischen Ergebnissen vor allem im Bereich von Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Prinzipiell ist das Reiten eine erweiterte Form der Krankengymnastik. Dadurch, dass ein Patient auf dem Pferderücken in einer kontrollierten Umgebung und im geringen Tempo reiten muss, werden Skelett, Muskulatur und Motorik von außen dreidimensional angeregt. Das reduziert Haltungsschäden, stabilisiert die Muskulatur und kräftigt sie zugleich: Niemand kann mit erschlafften Muskeln auf einem Pferderücken sitzen, deshalb spannen sich die Muskeln automatisch an – was natürlich, wie bei jeder Physiotherapie zu Muskelkater führen kann. Gleichsam wird jedoch auch das Balancegefühl verbessert, was sich vor allem bei Patienten mit Koordinierungsstörungen und Gleichgewichtsproblemen bemerkbar macht.

Eine zweite Therapieform, bei der Pferde zum Einsatz kommen, ist das therapeutische Reiten: Diese Variante funktioniert ganz ähnlich wie der Umgang mit Delfinen, spricht aber gleichzeitig mehr menschliche Sinne an und lässt sich vielfältiger einsetzen: So können durch die Arbeit mit den Tieren Ängste und Traumata abgebaut, beziehungsweise in ihren Auswirkungen reduziert werden. Zugleich steigern sich die emotionalen und sozialen Fähigkeiten des Patienten. Das therapeutische Reiten kommt daher auch vornehmlich im Bereich der Heilpädagogik zum Einsatz, um bei beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen die Genesung zu fördern. Aber auch Erwachsene können profitieren.

Die Ausbildung eines Therapiepferdes ist vor allem im erstgenannten Fall langwierig: Das Tier muss äußerst wesensstark sein und darf auch in extremen Situationen keine Schreckreaktionen wie Aufbäumen zeigen. Für das therapeutische Reiten eignen sich hingegen auch die meisten „normalen“ Reitpferde, die über ein nicht zu heißblütiges Wesen verfügen.

Wie hilft das Pferd bei Schmerzen?

Vor allem die Hippotherapie kann Patienten mit Schmerzen im Bewegungsapparat große Linderung verschaffen: Dadurch, dass sehr viele Muskeln beansprucht werden, steigert sich das Körpergefühl, Muskeln werden gekräftigt und aus Bewegungsmangel und körperlichen Fehlhaltungen resultierende Gelenk- und Muskelschmerzen in ihrer Ursache gemildert. Zwar kann dies wie erwähnt nach den ersten Therapiesitzungen erst einmal für mehr Schmerzen sorgen, dafür wird das Problem aber auch an der Wurzel bekämpft und nicht nur die auftretenden Symptome.

Therapietier Lama

Lamas und Alpacas sind äußerst gutmütige Tiere und eignen sich dadurch zur Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder.
Lamas und Alpacas sind äußerst gutmütige Tiere und eignen sich dadurch zur Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder.

Eine relativ neue Tierart im Bereich der Therapie ist das Lama. Die Tiere kommen vor allem im Bereich von Aufmerksamkeitsstörungen, posttraumatischen Belastungssyndromen, sowie in Fällen kindlicher Entwicklungsstörungen zum Einsatz. Hier hilft vor allem das äußerst ruhige, gleichzeitig aber auch freundlich-neugierige Wesen von Lamas und den mit ihnen verwandten Alpakas.

Prinzipiell macht sich die Lamatherapie ähnliche Eigenschaften zunutze, wie die delfingestützte Variante: Die Tiere sind für westliche Menschen zunächst meist etwas Neues und weniger bekannt als etwa ein Pferd. Zudem gelten Lamas zwar als neugierig, halten aber dennoch immer einen gewissen Abstand, sodass es gerade bei Neubegegnungen nicht zu abschreckenden Reaktionen seitens des Patienten wegen eines zu aufdringlichen Tieres kommen kann.

Eine echte Ausbildung für Lamas selbst gibt es nicht, die meisten Tiere bringen „von Haus aus“ die benötigten Fähigkeiten mit. Allerdings müssen die Coaches speziell geschult werden, damit das „Therapiedreieck“ Tier, Patient und Coach perfekt harmoniert.

Wie hilft das Lama bei Schmerzen?

Lamas können unter anderem in der Sport- und Bewegungstherapie zum Einsatz kommen: Schmerzpatienten müssen mit ihnen bestimmte Parcours absolvieren. Für die Tiere ist dies ein Spiel, für die Patienten hingegen können dadurch muskuläre Schmerzen durch Unfälle und Fehlstellungen reduziert werden. Doch auch beim Lama bietet schon die generelle Beschäftigung mit dem Tier oft Linderung durch Ablenkung. Dazu kann es bereits ausreichen, das Tier zu streicheln, es zu striegeln etc.

Therapietier Katze

Die Frequenz des Kantzenschnurrens kann erwiesenermaßen Schmerzen auch beim Menschen reduzieren.
Die Frequenz des Kantzenschnurrens kann erwiesenermaßen Schmerzen auch beim Menschen reduzieren.

Zwar spielt die Katze in der medizinisch-wissenschaftlichen Welt nur eine untergeordnete Rolle – anerkannte Therapien existieren bislang nicht – jedoch ist bekannt, dass Katzen durch ihr Wesen auch bei Schmerzen eine große Rolle spielen können: Wie Hunde spüren auch Katzen inhärent, dass es ihrem Besitzer nicht gut geht und animieren ihn dann häufig, sie zu streicheln, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Wissenschaftler fanden schon vor längerer Zeit heraus, dass die Frequenz des Schnurrens der Katze dem Tier dabei hilft, seine Knochendichte zu erhöhen und die Heilung von Wunden zu beschleunigen.

Wie hilft die Katze bei Schmerzen?

In diesem Sinn kann eine schnurrende, weil gestreichelte Katze auf dem Schoß eines Patienten dafür sorgen, dass durch die Frequenz der Laute Schmerzen gelindert werden. Dazu ist noch nicht einmal ein speziell ausgebildetes Therapietier vonnöten. Schon eine normale Hauskatze kann dabei helfen – und wird sich durch die Vertrautheit mit ihrem Besitzer auch viel eher für einen längeren Zeitraum auf dessen Schoß halten lassen.

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