Blinddarmschmerzen

Blinddarmschmerzen, also Schmerzen insbesondere im rechten Unterbauch, gelten als eines der typischen Symptome für die sogenannte „Blinddarmentzündung“ (Appendizitis). Tatsächlich ist jedoch in der Regel nur ein Teil des Blinddarmabschnitts des Dickdarms von der schmerzhaften Entzündung betroffen: der Wurmfortsatz (Appendix). Vor allem Kinder und Jugendliche erleiden häufig eine Entzündung des Wurmfortsatzes. Doch auch Erwachsene können betroffen sein. Frühzeitiges Erkennen und richtiges Deuten der Blinddarmschmerzen bieten die besten Chancen auf Behandlungserfolg.

Ursachen für eine Blinddarmentzündung

Das etwa zehn Zentimeter lange Anhängsel, der Wurmfortsatz, hat nur eine Öffnung und geht an dieser Stelle in den Blinddarmabschnitt des Dickdarms über. Kommt es zur Verstopfung dieser Verbindung, setzen sich Sekrete im Wurmfortsatz ab, die einen hervorragenden Nährboden für aus dem Dickdarm stammende Bakterien bilden und dadurch zu einer schmerzhaften Entzündung führen können.

Meist sind es Kotsteine, verhärtete Stuhlbrocken, welche die Verbindung von Appendix und Blinddarmabschnitt des Dickdarms blockieren. Doch auch die Anatomie des Wurmfortsatzes selbst kann eine Blinddarmentzündung begünstigen. Durch eine ungewöhnliche Lage oder abgeknickte Form kann es ebenfalls zum Anstau von Sekreten im Appendix kommen. Auch Fremdkörper wie Obstkerne oder Würmer können zum Verschluss führen. Darüber hinaus kommen bestehende Darminfektionen als Ursache für die Blinddarmentzündung infrage. Krankheitserreger aus dem Dickdarm können dabei in den Wurmfortsatz wandern und auch hier zur Entzündung des Gewebes führen.

Diagnose

Um eine Blinddarmentzündung effektiv behandeln zu können, ist eine frühzeitige Diagnose essentiell. Typischerweise treten bei einer Blinddarmentzündung Schmerzen um den Bauchnabel oder in der Magengegend auf. Doch vor allem bei Kleinkindern können die Beschwerden auch unspezifisch ausfallen. Zu bedenken ist hierbei zudem, dass kleine Kinder ihr Leiden meist noch nicht genau beschreiben können. Bei starken Bauchschmerzen, vor allem in Begleitung der folgenden Symptome sollte daher ein Arzt aufgesucht werden:

  • Fieber
  • Erbrechen und Übelkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Verstopfung

Ältere Patienten verspüren mitunter kaum oder keine anhaltenden Schmerzen. Meist fällt auch Fieber als Begleiterscheinung weg. Typisch sind hingegen auch hier die Druckschmerzen beim Abtasten der betroffenen Region im rechten Unterbauch. Lediglich bei Schwangeren lässt sich dieser Schmerz oft nicht beobachten, da sich der Wurmfortsatz nach oben verlagert hat.

Differentialdiagnose

Nicht immer sind Beschwerden, die gemeinhin für Blinddarmschmerzen gehalten werden, auch tatsächlich Anzeichen einer Appendizitis. Der behandelnde Arzt muss im Einzelfall stets auch andere mögliche Ursachen für die Beschwerden in Betracht ziehen. Ähnlich starke Bauchschmerzen können bei Mädchen und Frauen beispielsweise durch Regelschmerzen oder eine Entzündung der Eierstöcke verursacht werden. Gleiches gilt für eine Eileiterschwangerschaft. Darüber hinaus können Nierensteine, eine Blasenentzündung sowie verschiedene Magen-Darm-Erkrankungen ähnliche Beschwerden wie eine Blinddarmentzündung verursachen.

Untersuchung beim Arzt

Besteht der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung, zum Beispiel aufgrund starker Bauchschmerzen, sollte dies durch einen Arzt abgeklärt werden. Nach einem Patientengespräch, in dem die Beschwerden möglichst genau und vollständig beschrieben werden sollten, tastet der Arzt zunächst den Bauch nach Druckschmerzen ab. Insbesondere im Bereich des rechten Unterbauchs, am sogenannten Lanz-Punkt, wird der Arzt beim Abtasten die Reaktion des Patienten aufmerksam beobachten. Schließlich sind hier in der Regel die typischen Blinddarmschmerzen zu verorten.

Folgende Untersuchungsmethoden werden zumeist ebenfalls herangezogen, um eine Blinddarmentzündung sicher zu diagnostizieren:

  • Fiebermessen im After
  • Blutuntersuchung auf Entzündungsmarker
  • Ultraschalluntersuchung

Kann danach dennoch keine eindeutige Diagnose gestellt werden, können weitere Diagnosewerkzeuge zum Einsatz kommen. Das bildgebende Verfahren der Computertomografie (CT) bietet sich etwa an, wenn der Wurmfortsatz an einer ungewöhnlichen Stellen sitzt. Außerdem lassen sich hierdurch andere Ursachen für die Schmerzen ausschließen. Eine Eileiterentzündung oder -schwangerschaft ließe sich anhand der Computertomografie erkennen.

Therapie

Nicht immer muss bei Blinddarmschmerzen operiert werden. Manchmal klingt die Entzündung von allein ab. Dennoch sollte bei den genannten Beschwerden ein Arzt aufgesucht werden. Sollte der Arzt den Entschluss fassen, dass operiert werden muss, geschieht dies meist innerhalb der nächsten ein bis zwei Tage.

Bei akuten Fällen, etwa wenn der Verdacht auf einen Blinddarmdurchbruch besteht, muss sofort interveniert werden. Der verletzte Wurmfortsatz hat dann nämlich eine Öffnung in den Bauchraum, wodurch Bakterien und Eiter aus dem Appendix auf andere Organe übergreifen können. Dieser Zustand ist gefährlich und kann für ältere oder immunschwache Patienten schlimmstenfalls tödlich enden.

Um bei einem stark entzündeten Wurmfortsatz einen Durchbruch zu vermeiden (entzündetes Gewebe ist besonders verletztlich), wird vor der Operation in diesem Fall zunächst mit Antibiotika und Flüssigkeitsinfusionen eingeschritten. Dadurch lässt sich in der Regel auch der Allgemeinzustand des geschwächten Patienten verbessern, wodurch er den bevorstehenden operativen Eingriff besser übersteht.

Die eigentliche Operation dauert nur etwa zwanzig bis dreißig Minuten. Komplikationen sind beim Entfernen des Wurmfortsatzes, der Appendektomie, selten. Grundsätzlich bieten sich zwei Arten der Operation für den Chirurgen an:

  1. Laparoskopische Appendektomie: Bei dieser minimal-invasiven Methode werden nur drei kleine Schnitte gesetzt. Über eine Führungshülse wird eine Spiegelkamera (Endoskop) in die Bauchhöhle eingeführt. Um den Darm von der Bauchwand zu lösen, wird über die Führungshülse Kohlendioxid in den Bauchraum geblasen. Durch die Kamera kann sich der Chirurg ein genaues Bild vom entzündeten Wurmfortsatz machen. Über die zwei weiteren Einschnitte werden ebenfalls Führungshülsen eingeführt, durch die das nötige Operationswerkzeug eingebracht und der abgetrennte Wurmfortsatz schließlich aus dem Körper entfernt wird.
  2. Offene (konventionelle) Appendektomie: Nachdem ein ca. drei bis acht Zentimeter langer Bauchschnitt gesetzt wurde, kann der Appendix abgetrennt und entfernt werden. Diese Methode bietet sich vor allem nach einem Blinddarmdurchbruch an. Dabei muss der Bauchraum nämlich ausgespült werden, um die ins Körperinnere ausgetretenen Sekrete zu entfernen, um Infektionen vorzubeugen.

Nach der Operation sollte sich der Patient schonen. Meist kann bereits noch am selben Tag wieder getrunken und am nächsten Tag feste Nahrung aufgenommen werden. Die Diät sollte jedoch individuell nach der Funktion der Darmtätigkeit abgewogen werden. Im Normalfall kann das Krankenhaus nach etwa vier bis fünf Tagen wieder verlassen werden. Für etwa zwei weitere Wochen ist der Patient jedoch von der Arbeit befreit, um vollständig zu genesen.

Nachwort: Chronische oder akute Schmerzen?

Blinddarmschmerzen treten meist akut auf. Das typische Beschwerdebild ist von starken Bauchschmerzen sowie Fieber, allgemeinem Unwohlsein bis hin zur Übelkeit geprägt. Darüber hinaus können Blinddarmschmerzen auch chronisch auftreten. Die Diagnosestellung ist dann häufig schwierig, denn nach kurzem Aufflammen der Blinddarmschmerzen klingen diese in der Folge von alleine wieder ab. Chronische Blinddarmschmerzen sind insofern tückisch, da sie plötzlich in akute Beschwerden umschlagen können und das zuweilen auch ohne Fieber oder andere typische Begleitsymptome. Anhaltende oder wiederkehrende Bauchschmerzen sollten daher stets ernst genommen und durch einen Arzt abgeklärt werden.

Aktualisiert am 14. Februar 2021