Aneurysma

Der Begriff Aneurysma stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Erweiterung“. Heutzutage versteht man unter einem Aneurysma eine krankhafte Aussackung eines Blutgefäßes. Besteht ein Aneurysma, ist der Querschnitt des Blutgefäßes an der jeweiligen Stelle verbreitert. Es besteht sowohl die Möglichkeit eines angeborenen Aneurysmas als auch die Möglichkeit, dass sich ein Aneurysma im Verlauf des Lebens bildet. Im letzten Fall spricht man von einem erworbenen Aneurysma.

Alle Blutgefäße können von einem Aneurysma betroffen sein. Überwiegend sind jedoch Schlagadern (Arterien) betroffen. Aus diesem Grund werden Aneurysmen auch als arterielle Aussackung bzw. als Arterienerweiterung bezeichnet. Im Vergleich zu den Arterien tritt ein Aneurysma an den Venen nur selten auf.

Die am häufigsten betroffene Arterie ist die Hauptschlagader (Aorta). Diese Form wird auch als Aortenaneurysma bezeichnet. Tritt das Aortenaneurysma an der Hauptschlagader im Bauchraum auf, ist zudem die Rede von einem Bauchaortenaneurysma. Hierbei handelt es sich um das am häufigsten auftretende Aneurysma: Der Anteil beträgt über 90 Prozent.

Die drei Formen von Aneurysmen

Generell wird zwischen drei Formen des Aneurysmas unterschieden:

  • Das Aneurysma dissecans: Hierbei handelt es sich um eine Gefäßerweiterung der Aorta. Hierzu kommt es aufgrund einer Aufsplitterung der Aorta-Wandschichten.
  • Das Aneurysma verum: Die Aussackung der Gefäßwand umfasst alle drei Schichten. Zu dieser Art von Aneurysmen gehört z.B. das Bauchaortenaneurysma.
  • Das Aneurysma spurium: Hierbei handelt es sich im Gegensatz zu den anderen beiden Formen um keine arterielle Gefäßaufweitung. Vielmehr stellt diese Form ein Hämatom dar, das mit Blut gefüllt ist und welches mit der Arterie in Verbindung steht.

Eine weitere Möglichkeit der Unterteilung: Nach der Lokalisation

Es besteht auch die Möglichkeit, die Aneurysmen nach dem Ort, an dem sie auftreten, zu unterteilen:

  • Zerebrales Aneurysma: an den Hirnarterien
  • Aortenaneurysma: an der Aorta
  • Herzwandaneurysma

Die Symptome eines Aneurysmas

Ein Aneurysma verursacht für eine lange Zeit keine Symptome. Die Symptome treten erst auf, wenn das Aneurysma einen bestimmten Durchmesser erreicht hat und Druck auf umliegende Organe und/ oder Strukturen ausübt. Welche Beschwerden dann auftauchen, hängt von der genauen Lage des Aneurysmas ab.

 

Bei einem Bauchaortenaneurysma treten z.B. Bauchschmerzen und Rückenschmerzen auf, die bis in die Beine hineinstrahlen können. Außerdem kann ein erhöhter Harndrang entstehen. Wenn ein Bauchaortenaneurysma reißt, kommt es zu inneren Blutungen, die akute starke, stechende Schmerzen verursachen. Diese Schmerzen sind anhaltend. Im schlimmsten Fall kann die Blutung zu einer lebensbedrohenden Angelegenheit werden.

Ein thorakales, sprich im Brustbereich gelegenes, Aortenaneurysma kann wiederum zu Schmerzen in der Brust, zu Schluckbeschwerden und zu Husten und Atemnot führen. In einigen Fällen treten krankhafte Atemgeräusche auf. Zudem kann es zu Durchblutungsstörungen der Arme oder im Gehirn kommen. Reißt diese Art von Aneurysma, verstärken sich die Brustschmerzen um ein Vielfaches, sodass die Symptome denen eines Herzinfarkts ähneln.

Bei einem zerebralen Aneurysma, auch intrakranielles Aneurysma genannt, treten starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Gesichtsschmerzen auf. Die Betroffenen werden in nicht seltenen Fällen bewusstlos.

Wiederum treten bei einem Herzwandaneurysma Herzrhythmusstörungen auf. Es kann zu Blutungen im Herzbeutel kommen. Das kann bis hin zu einer lebensbedrohlichen Herzschwäche führen.

Die Ursachen für die Entstehung eines Aneurysmas

Die meisten Aneurysmen entstehen an den Stellen, an denen die Gefäßwand stark geschwächt ist. Wie bereits erwähnt, können diese Schwächen angeboren oder „erworben“ sein. Ein erhöhtes Risiko für die Bildung eines Aneurysmas besteht z.B. bei dem Marfan-Syndrom, bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom oder wenn die Blutgefäße von angeborenen Fehlbildungen geprägt sind.

Zu erworbenen Schwächen der Gefäßwand kann es wiederum z.B. aufgrund von Gefäßverletzungen im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung kommen.

Weitere Risikofaktoren für ein Aneurysma sind Bluthochdruck, Arteriosklerose, ein erhöhter Cholesterinspiegel und die Koronare Herzkrankheit. Auch bakterielle Infektionen wie Tuberkulose können die Entstehung eines Aneurysmas begünstigen. Zudem wird das Risiko eines Aneurysmas durch das Rauchen verstärkt.

Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle bei der Bildung eines Aneurysmas. Es konnte belegt werden, dass Aneurysmen häufiger innerhalb einer Familie auftreten. So ist das Risiko bereits erhöht, wenn nur ein Verwandter ersten Grades über ein Aneurysma klagt. Darüber hinaus ist das Risiko bei älteren Menschen höher als bei jüngeren. So verhält es sich auch bei den Geschlechtern: Männer weisen ein höheres Risiko auf, ein Aneurysma zu bilden als Frauen.

Aneurysmen – die Diagnose

In den meisten Fällen wird ein Aneurysma zufällig, d.h. im Rahmen einer Routineuntersuchung, entdeckt. Der Grund hierfür ist, dass ein Aneurysma zunächst keine Beschwerden hervorruft. Typische Hinweise auf ein Aneurysma sind Strömungsgeräusche im Rhythmus des Pulses. Diese können beim Abhören der Arterien wahrgenommen werden. Ein Aneurysma an den Extremitäten-Gefäßen kann bereits durch das Abtasten und das Betrachten der Beine und Arme festgestellt werden. Bei schlanken Menschen ist es auch möglich, das Bauchaortenaneurysma zu ertasten.

Zur genauen Diagnose eines Aneurysmas an der Beckenarterie oder an der Bauchschlagader dient die Sonographie (Ultraschalluntersuchung). Die Größe und das Risiko, ob ein Aneurysma platzt, können anhand einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder anhand einer Computertomographie (CT) bestimmt werden. Zusätzlich kann eine Röntgenuntersuchung der Blutgefäße erfolgen, um das Ausmaß des Aneurysmas festzustellen. Auf diese Weise kann auch eine Verschlusskrankheit der Gefäße nachgewiesen werden.

Die Diagnose eines Aneurysma dissecans wird aufgrund von einem unterschiedlichen Blutdruck in den beiden Armen gestellt. Ebenso kann ein schnell wechselnder Puls ein Anzeichen für diese Form von Aneurysmen sein.

Schnell fortschreitende Ausfälle von Nervenfunktionen sind ein Hinweis auf ein sogenanntes gespaltenes Aneurysma. In solch einem Falle können die Ausfälle bis hin zu einer Querschnittslähmung führen. Diese Symptome werden selten rechtzeitig bemerkt.

Konservative Behandlung oder Operation?

Für die Behandlung eines Aneurysmas kommen mehrere Verfahren in Frage: Bei einem Aneurysma mit kleinem Durchmesser wird i.d.R. von einer Operation abgesehen, da das Operationsrisiko zu hoch ist. In solch einem Fall kann das Aneurysma mit einer konservativen Methode, d.h. ohne Operation, behandelt werden. Diese konservative Behandlung beinhaltet das Abwarten und die regelmäßige Ultraschallkontrolle.

Hat das Aneurysma einen bestimmten Durchmesser erlangt und besteht die Gefahr einer Vergrößerung bzw. eines Risses, dann heißt der letzte Ausweg Operation. Dabei wird der betroffene Gefäßabschnitt durch eine Prothese ersetzt. Bei dieser handelt es sich um ein künstliches Gefäß, welches die natürliche Funktion des biologischen Gefäßes übernimmt.

Wie kann man einem Aneurysma vorbeugen?

Man kann einem Aneurysma nur bedingt vorbeugen. Es empfiehlt sich, einen eventuellen Bluthochdruck rechtzeitig behandeln zu lassen. In Bezug hierauf lässt sich sagen, dass von Alkohol und Nikotin Abstand genommen werden sollte. Diese Substanzen erhöhen das Risiko einer Arteriosklerose und steigern den Blutdruck.

Aus dem Grund, dass erhöhte Blutfettwerte und Übergewicht ein Risiko bergen, ist zu einem gesunden Lebensstil zu raten: Eine ausgewogene und vernünftige Ernährung sowie ausreichend Bewegung senken das Risiko eines Aneurysmas und anderer Gefäßerkrankungen. Derjenige, der sich bewusst ernährt und Sport treibt, fühlt sich ohnehin vitaler und fitter.

Aktualisiert am 13. Februar 2021